Neben der HTC Vive Cosmos Elite von HTC gibt es noch zwei weitere große Hersteller von VR-Brillen: Oculus und Valve. Neben eigenen Software-Lösungen können alle VR-Brillen dieser Hersteller auf SteamVR zugreifen. Hierbei handelt es sich um ein VR-Dashboard zum Starten von Spielen und Treffen mit anderen Personen in der virtuellen Realität.
Hersteller im Überblick
Die VR-Brille von Valve ist die teuerste der Drei und kostet aktuell rund 1080 Euro. Die HTC-Brille ist rund 100 Euro günstiger. Neben der Brille befinden sich immer zwei Controller und zwei Raumsensoren im Lieferumfang. Letztere sind bei Oculus optionales Zubehör und müssen separat gekauft werden, wenn man sich beim Spielen im Raum bewegen will. Dafür ist die Oculus Rift S mit Abstand das günstigste Modell und kostet rund 350 Euro. Oculus gehört jedoch zu Facebook und erfordert ein Facebook-Konto zur Nutzung. Aus diesem Grund verbietet das Bundeskartellamt auch aktuell den Verkauf der Brille in Deutschland.
Technischen Daten im Überblick:
HTC Vive Cosmos Elite | Oculus Rift S | Valve Index | |
---|---|---|---|
Displaytyp | LCD | LCD | LCD |
Bildwiederholrate | 90 Hertz | 80 Hertz | 80-144 Hertz |
Auflösung | 1280x1440 Pixel | 1440x1700 Pixel | 1440x1600 Pixel |
Sichtfeld | 110 | 110 | 130 |
Die Hardware-Anforderungen
Um eine VR-Brille an deinem PC verwenden zu können, muss dein Computer gewisse Hardware-Voraussetzungen erfüllen. Brauchte man noch vor wenigen Jahren einen High End Gaming-PC, fallen die Anforderungen heutzutage deutlich gemäßigter aus.
So benötigst du mindestens einen Intel Core i5 der 4. Generation (von 2017) oder neuer, 4 Gigabyte Arbeitsspeicher und eine GTX 970 oder vergleichbare AMD-Grafikkarte mit 4 Gigabyte Grafikspeicher. Diese technischen Daten sollte jeder halbwegs aktuelle Gaming-PC erfüllen.
Auf unserem PC mit einem Ryzen 7 3700X, 32 Gigabyte RAM und einer RTX 2070 lief alles ohne Ruckler in den höchsten Einstellungen. Doch auch auf einem deutlich schlechter ausgestatteten PC mit einem Ryzen 3 3200G, 16 Gigabyte RAM und einer AMD Radeon RX 570 funktionierten alle getesteten Spiele problemlos.
Gaming-Notebooks sind nur in den seltensten Fällen geeignet, da die VR-Brille einen Displayport-Anschluss benötigt. Wenn dein Notebook über Intel Gig+ Wi-Fi 6 verfügt, kannst du die Brille mit dem Kabellos-Adapter jedoch kabellos betreiben.
Einrichten und die ersten Schritte in VR
Im Karton der HTC Vive Cosmos Elite finden sich so einiges an Zubehör, das aufgebaut werden möchte. Zuerst müssen die zwei Raumsensoren mit Strom versorgt und an gegenüberliegenden Ecken des Raumes aufgebaut werden. So kann man sich später frei im Raum bewegen. Die beiden VR-Controller laden (auch im Jahr 2021!) noch per Micro-USB Port und werden ebenfalls kabellos mit dem Headset verbunden.
Das VR-Headset selbst besteht aus einem gepolsterten Ring, der ähnlich wie ein Helm auf dem Kopf aufliegt. Das Gewicht von 765 Gramm macht sich dabei erst bei längerer Benutzung bemerkbar. An den Seiten befinden sich Stereo-Ohrhörer, die über die Ohren geklappt werden können. Die Brille mit den Displays kann wie ein Visier heruntergeklappt werden. So ist man mit nur einem Handgriff wieder zurück in der echten Welt, ohne das Headset absetzen zu müssen.
Software auf dem PC führt einen nun durch die Einrichtung. Hierbei müssen zuerst beide Controller in der Mitte des Raumes auf den Boden gelegt werden, um diesen zu erkennen. Anschließend fordert einen die Software auf, mit einem Controller den freien Bereich im Raum abzulaufen. Kommt man dem Rand später zu Nahe, taucht ein Gitter in der VR-Welt auf. So wird zuverlässig verhindert, dass man gegen Hindernisse stößt.
SteamVR auf der HTC Vive Cosmos Elite
Setzt man das VR-Headset auf, findet man sich in SteamVR wieder. Das ist ein VR-Dashboard, über welches Spiele gekauft und gestartet werden können. Das sind aber bei Weitem noch nicht alle Funktionen der Software.
Statt einer einfachen Liste aller Spiele, befindet man sich bei SteamVR in einem modern eingerichteten, virtuellen Haus. Neben einem Sofa und einem Regal hängen zwei große Bildschirme an den Wänden. Über diese kannst du Spiele starten, Einstellungen verändern und deine Steam-Freundesliste sehen.
Das Haus und die dazugehörige Terrasse kannst du nach deinem Belieben einrichten und gestalten. Denn das virtuelle Haus ist mehr als nur ein schicker Ort um andere VR-Anwendungen zu starten. So kannst du Freunde, die ebenfalls ein VR-Headset besitzen zu dir einladen und gemeinsam zahllose Minigames spielen.
VR mit der HTC Vive Cosmos Elite: Lohnt sich das?
Direkt nach dem Aufsetzen machte sich zuerst ein etwas ungewohntes Gefühl breit. Es ist seltsam nichts von seiner direkten Umgebung sehen zu können und man hat Angst gegen ein Möbelstück oder eine Wand zu laufen. Nach ein paar Schritten durch das virtuelle Haus von SteamVR lässt dieses Gefühl nach. Man bekommt ein Gefühl für die Grenzen des Raumes und lernt mit den intuitiven Controllern umzugehen und sich durch den Raum zu teleportieren.
Die Auflösung von 1440×1700 Pixeln auf jedem Auge klingt nach viel, ist aber so dicht vor dem Auge relativ wenig. Einzelne Pixel lassen sich ohne Mühe erkennen und zum Rand hin verliert das Bild an Schärfe. Das ist jedoch aktuell bei allen VR-Brillen der Fall und weniger ein Problem, als man zuerst denken würde. Die meisten Menüs sind ausreichen groß, um gut ablesbar zu sein. Sobald man sich auf ein Spiel oder eine andere Anwendung konzentriert, fällt die auf den ersten Blick zu niedrige Auflösung überhaupt nicht mehr auf.
Ein Kumpel von mir, der privat ein VR-Headset besitzt, lädt mich in sein virtuelles Haus ein. Andere Menschen in VR sieht man mangels Kameras nicht wie in Echt. Stattdessen werden sie von einem Avatar dargestellt, der nur aus Kopf und Händen besteht. Beides bewegt sich synchron zu den Bewegungen der jeweiligen Controller und der Brille. Je nach Position des Gesprächspartners im Raum kommt die Stimme aus einer anderen Richtung und wird mit zunehmender Entfernung leiser. Was auf den ersten Blick nach einer Kleinigkeit klingt, sorgt für ein realistischeres Erlebnis. Mit der Trigger-Taste der VR-Controller kann man seine Hand ballen und durch einfaches Bewegen der Hände gestikulieren.
Witzig sind die zahllosen Minigames und Orte, die man alleine oder zusammen spielen oder besuchen kann. Zusammen mit meinem Kumpel habe ich nach einem virtuellen Geocach gesucht, den Curiosity-Rover auf dem Mars angeschaut, einen Schießstand besucht und vieles mehr. Wenn man ein neues Spiel oder Reiseziel besuchen möchte, kann dies mit einem Klick heruntergeladen werden und ist wenige Sekunden später startklar. Viele der Spiele und Orte sind sehr kurzweilig, aber machen umso mehr Spaß.
VR-Spiele ausprobiert: Das ist bereits jetzt möglich
Grundsätzlich unterscheidet man bei VR-Anwendungen in drei verschiedenen Arten der Anwendung: Im Sitzen, stehend oder frei bewegen im gesamten Raum. Für letzteres benötigt man Raum-Sensoren. Die meisten Anwendungen und Spiele funktionieren jedoch in mehreren Modi.
Microsoft Flight Simulator
Als großer Fan der PC-Variante war der Flugsimulator von Microsoft das erste Spiel, welches ich gestartet habe. Die VR-Version befindet sich jedoch noch in der Beta-Phase, was man dem Spiel an allen Ecken und Enden ansieht. Trotz einem sehr leistungsstarken PC musste ich im Test große Einbußen bei der Grafik eingehen. Auch funktioniert das Spiel nicht mit den mitgelieferten VR-Controllern, sondern benötigt einen traditionellen Xbox-Controller. Trotzdem war das Gefühl beeindruckend. Das Cockpit in 360 Grad zu sehen und in jeder Richtung aus den Fenstern schauen zu können, sorgt bereits jetzt für ein immersives Spielerlebnis.
Half Life Alyx
Der dystopische Shooter Half Live Alyx ist das erste Triple-A-Videospiel, welches exklusiv für VR entworfen wurde. Statt mit einem traditionellen Controller herumzulaufen, bewegt man sich in diesem Spiel genau wie im virtuellen Haus von SteamVR. Man kann selbst herumlaufen oder sich teleportieren und mit allen Gegenständen interagieren.
Die VR-Controller können dabei als Hände, Waffe oder Multitool verwendet werden. Die Steuerung ist sehr intuitiv und schnell erlernt. Mini-Tutorials bringen einem im Laufe des Spiels neue Fähigkeiten bei. Half Live Alyx ist ein echtes Vorzeige-Projekt, was mit VR möglich ist. Das Spiel fesselt einen komplett in der virtuellen Welt. Die Grafik ist beeindruckend, man kann mit fast jedem Gegenstand interagieren und kleine Details wie das Nachladen der Waffe mit beiden Händen sorgen für ein realistisches Erlebnis.
Beat Saber
Ein komplett anders Spiel ist Beat Saber. Es handelt sich dabei um ein Arcade-Game, das man am ehestens als Mischung aus Lets Dance, Guitar-Hero und Fruit Ninja beschreiben könnte. Man steht im Raum und nutzt die beiden VR-Controller als Lichtschwerter um passend zur Musik Blöcke zu zerschneiden. Dabei muss man zusätzlich diversen Hindernissen ausweichen. Das ganze Spiel ist in einer simplen Neon-Grafik gestaltet, super leicht zu erlernen und macht unglaublich Spaß.
Unendlich viel zu entdecken
Mein Test der HTC Vive Cosmos Elite hat mir erst gezeigt, wie viele gute VR-Spiele es bereits auf dem Markt gibt. Die drei Aufgezählten sind nur ein kleiner Teil der Spiele, die ich ausprobieren durfte. So gibt es auch einen VR-Mod von Minecraft, der wirklich gelungen ist. Hierbei wird jedoch nur die alte Java-Edition unterstützt, wodurch ich nicht auf meine bestehenden Welten zugreifen konnte. Auch von dem Bau- und Rennspiel Trackmania gibt es einen VR-Ableger und sogar Google Earth lässt sich in VR aufrufen.
Wenn du dies auch einmal ausprobieren möchtest, kann sich eine VR-Brille durchaus lohnen. Dabei ist eine VR-Brille zum aktuellen Zeitpunkt eher etwas für Gelegenheitsspieler und Gadget-Fans, die gerne mal etwas Neues ausprobieren und bei einer neuen Technologie von Anfang an dabei sein möchten. Hardcore-Gamer sind mit einem normalen Setup besser aufgehoben.