Xpeng gilt als einer der ehrgeizigsten E-Auto-Hersteller aus China. Bereits im Jahr 2023 konnten wir uns im Rahmen der IAA davon, wie gut sich das Premium-SUV Xpeng G9 fahren lässt. Jetzt hatten wir auch die Möglichkeit, das SUV-Coupé Xpeng G6 näher unter die Lupe zu nehmen. Der schnittige Stromer ist nicht nur flott auf der Straße unterwegs, sondern lädt dank 800-Volt-Technik auch besonders schnell. Und dazu gibt es modellabhängig bis zu 570 Kilometer Reichweite nach WLTP-Norm. Aber wie sieht die Nutzung im Alltag aus? Dafür sind wir vor die Tore von München gereist, um mit dem Xpeng G6 auf eine Testrunde zu gehen.
Xpeng G6 im Test: Flott unterwegs, flott aufgeladen
Ehe wir uns den eigentlichen Fahreigenschaften zuwenden, ein Blick auf die allgemeinen Fakten zu dem E-Auto. Erhältlich ist der Xpeng G6 in drei Varianten: Neben einer Standard-Range-Ausführung mit 66-kWh-LFP-Akku, Heckantrieb und 190 kW (258 PS) Leistung steht auch eine entsprechende Long-Range-Variante mit größerem Akku (NCM / 87,5 kWh) und 210 kW (286 PS) zur Wahl. Als Top-Modell ist der Xpeng G6 AWD Performance zu haben, der über seinen Allradantrieb eine Systemleistung von 350 kW (476 PS) abrufen kann. In der Spitze ist eine Geschwindigkeit von bis zu 200 km/h möglich, die Beschleunigung von 0 auf 100 gelingt nach Herstellerangaben je nach gewähltem Modell zwischen 6,7 und 4,1 Sekunden.
Alle Modelle machen dank der serienmäßigen 800-Volt-Technik schnelles Aufladen an einer Schnellladesäule möglich. Das Basismodell schafft in der Spitze eine Ladeleistung von 210 kW, die beiden teureren Modelle sogar bis zu 280 kW. Der Hersteller verspricht: von 10 auf 80 Prozent sind alle Varianten in rund 20 Minuten geladen – wenn die Bedingungen optimal sind. Wer eine Wallbox oder eine Normalladesäule zum Aufladen nutzt, kann bis zu 11 kW Ladeleistung abrufen. Ein optionales Upgrade auf 22 kW gibt es nicht. Wie gut die Lade-Performance im Alltag tatsächlich ausfällt, konnten wir im Rahmen unseres Kurztests leider nicht ermitteln.
→ Jetzt Leasing-Deals zum Xpeng G6 entdecken

Unterwegs im Xpeng G6 - Ausprobieren lohnt sich
Sehr wohl war es uns aber möglich, die Fahreigenschaften unter die Lupe zu nehmen. Dafür sind wir für rund zwei Stunden im Norden von München mit der Performance-Variante des Xpeng G6 unterwegs gewesen. Und zwar sowohl auf der Autobahn als auch auf Landstraßen und natürlich auch in innerstädtischen Bereichen. Dabei haben wir mit dem E-Auto einen durchschnittlichen Verbrauch von knapp 18 kWh pro 100 Kilometer erreicht. Bei rund 2.100 Kilogramm Leergewicht ein solider Wert und übrigens nach dran an 17,5 kWh / 100 km, die der Hersteller selbst in Aussicht stellt.
Obwohl die Performance-Variante 476 PS Systemleistung abrufen kann, geht eine Beschleunigung aus dem Stand und auch von 50 auf 120 km/h nur moderat sportlich und nicht übermäßig durchgreifend über die Bühne. Passagiere werden bei einem Tritt auf das Strompedal zwar in die Sitze gedrückt, ein für so manches E-Auto typischer "Punch" wie in einer Katapult-Achterbahn bleibt aber aus. Erfreulicherweise! Denn es ist nicht jedermanns Sache, eine wilde Beschleunigung zu erleben. Keine Frage: In diesem Punkt scheinen die Entwickler den Fokus klar auf Komfort gelegt zu haben. Die Gänge werden im Xpeng G6 übrigens über einen Gangwahlhebel hinter dem Lenkrad eingelegt.
Hoher Fahrkomfort garantiert
In Summe stehen für den Vortrieb gleich sechs Fahrmodi zur Wahl. Neben vier Standard-Modi gibt es auch zwei Sonder-Modi, zum Beispiel für das Fahren im Matsch und Schlamm. Die Lenkung lässt sich in drei Stufen einstellen, die Rekuperation sogar in vier Stufen. Sie bleibt aber, egal in welcher Stufe, für unser Empfinden vergleichsweise schwach. Auch ein sogenannter x-Pedal-Modus ist verfügbar. Er verzögert das Fahrzeug stärker, sobald der Fuß vom Strompedal geht. Bequemes 1-Pedal-Fahren ist im Xpeng G6 aber nicht möglich.

Jahr | 2024 |
Verfügbarkeit | ja |
UVP | 51.600,00 € |
Systemleistung in kW | 350 kW |
Systemleistung in PS | 476 PS |
Reichweite nach WLTP | 550 km |
Ladeleistung (DC/HPC) | 280 kW |
Ladeleistung (AC) | 11 |
Zu gefallen weiß auch das sehr angenehm abgestimmte Fahrwerk mit seinen adaptiven Dämpfern. Im Zusammenspiel mit der leichtgängigen Lenkung entwickelt sich während der Fahrt ein hoher Fahrkomfort. Und dank eines serienmäßig verbauten Panoramaglasdachs strömt zudem viel Tageslicht in den geräumigen Innenraum. Dass Xpeng darauf verzichtet, zusätzliche physische Knöpfe an der Mittelkonsole zu verbauen, werden viele Fahrer zu schätzen wissen. Andere hätten sich vielleicht die eine oder andere Taste mehr zur Schnellbedienung einzelner Funktionen gewünscht. Etwa zum Einstellen der Fahrmodi oder der Stärke der Rekuperation.
Hochwertig anmutendes Interieur
Dass man in einem hochwertigen SUV-Coupé sitzen darf, wird im Xpeng G6 an vielen Stellen sofort sichtbar. Gar nicht mal zwingend wegen der Verarbeitung, die könnte gerne etwas hochwertiger ausfallen. Rahmenlose Türen, die sich auf Knopfdruck öffnen lassen, vermitteln aber eine ordentliche Portion Sportlichkeit. Allerdings haben die Türen den Nachteil, dass bei höheren Geschwindigkeiten Windgeräusche zumindest dann zu vernehmen sind, wenn im Hintergrund keine Musik über das Digitalradio abgespielt wird.

Das integrierte Multifunktionslenkrad ist zwar etwas dicker, aber intuitiv zu bedienen. Der Multifunktions-Touchscreen ist gut ablesbar, obwohl es nicht zum Fahrer geneigt ist. Er bietet viele Einstellungsmöglichkeiten, die über Shortcuts, ähnlich wie bei einem Smartphone, sogar individualisierbar sind. Gewünscht hätten wir uns, die Lüftungsdüsen per Hand einstellen zu können. Aber auch das ist – wie fast alles – nur über das 15 Zoll große Center-Display möglich. Hat was von Premium-Feature, ob es immer zweckmäßig ist, stellen wir aber infrage. Alle für den Fahrer wichtigen Informationen werden in einem zweiten Display hinter dem Lenkrad angezeigt. Schade: Ein Head-up-Display gibt es nicht.
Viel Platz – auch in der zweiten Sitzreihe
Keinen Zweifel gibt es hingegen am Platzangebot im Xpeng G6. Und das nicht nur auf den vorderen beiden Plätzen, sondern auch im Fond. Auch dank 2,89 Metern Radstand bietet das E-Auto auch auf den hinteren Plätzen erfreulich viel Platz für Kopf und Beine. Längere Strecken als Mitfahrer zu überbrücken, sollte auch Sitzriesen vor keine größeren Herausforderungen stellen.

Und doch gibt es eine Einschränkung: den Blick von vorn nach hinten. Der fällt nämlich wegen der kleinen Heckscheibe und der breiten C-Säule spärlich aus. Aber auch hier schafft Xpeng dankenswerterweise Abhilfe. Mit Parksensoren und Kameras, die zum Beispiel beim Rückwärtsfahren mit hochauflösenden Bildern den Blick einfach auf das Center-Display lenken.
Der Platz im Kofferraum? Standardmäßig stehen in allen drei Varianten 571 Liter Stauvolumen zur Verfügung. Hier schwimmt der Xpeng G6 in einer Klasse mit dem Skoda Enyaq Coupé RS (Test). Legt man die Rücksitze um, erweitert sich das Stauvolumen auf 1.374 Liter. Ein Frunk unter der Motorhaube steht nicht zur Verfügung, dafür aber ein Unterboden im Kofferraum. Und wer mag, kann auch einen Anhänger ziehen. Die Anhängelast liegt bei allen verfügbaren Modellen bei 1.500 Kilogramm.


Was kostet der Xpeng G6?
Wie eingangs erwähnt: Drei Varianten des 4,75 Meter langen, 1,92 Meter breiten und 1,65 Meter hohen Xpeng G6 stehen gegenwärtig zur Verfügung. Wer sich für die Basisversion mit kleinerem Akku entscheidet, muss 43.600 Euro auf den Tisch legen. Mit größerem Akku werden 47.600 Euro fällig. Und wer sich für das Allrad-Modell entscheidet, ist mit 51.600 Euro dabei. Überraschend wenig, wenn man bedenkt, wie umfangreich die Serienausstattung des Autos ist.
Eine elektrisch ein- und ausklappbare Anhängerkupplung ab Werk kostet 1.160 Euro Aufpreis. Fünf Farben stehen zur Wahl. Nur Weiß ist mit keinen Extrakosten verbunden. Immer an Bord: 20-Zoll-Felgen im 10-Speichen-Design. Lieber leasen? Über unseren Partner LeasingMarkt.de ist der Xpeng G6 in der Standard-Range-Variante aktuell ab knapp 404 Euro zu haben. Das AWD-Modell gibt es momentan ab knapp 485 Euro. Beides im Privatkunden-Leasing.
Fazit zum Xpeng G6: Viel Auto mit guter Ausstattung
Klar, man würde sich wünschen, dass ein neues E-Auto aus China hierzulande zum absoluten Sparpreis erhältlich ist. Das ist aber nur noch selten der Fall. Unter anderem machen auch hohe Zölle diesen Wunsch zunichte. Im Fall des Xpeng G6 lockt aber eine umfangreiche Serienausstattung um die Gunst interessierter Kunden. Auch das sollte man immer im Hinterkopf behalten.
Wer sich für den Wagen entscheidet, darf sich auf ein E-Auto freuen, das nicht nur viel Leistung unter der Haube zu bieten hat, sondern auch ein modernes Interieur und eine umfangreiche Serienausstattung. Exemplarisch seien die vorn und hinten (!) beheizten Sitze genannt, die vorn auch belüftet sind. Bei der Sprachsteuerung muss Xpeng stellenweise noch nachjustieren, das sollte mit kommenden Software-Updates aber kein Problem sein.

Vereinzelt gibt es zwar Abzüge in der B-Note, unter dem Strich bereitet das SUV-Coupé aber viel Freude beim Fahren. Und dank 800-Volt-Technik ist zudem schnelles Aufladen an HPC-Ladepunkten garantiert. Und Platz satt gibt es auch. Wer auf Crossover-SUVs im Coupé-Look steht, dem sei eine Probefahrt wärmstens empfohlen. Für uns ist dieses E-Auto unter anderem eine stilvolle(re) Alternative zum Tesla Model Y. Und auch vor vergleichbaren Modellen aus dem Volkswagen-Konzern muss es sich nicht verstecken.
Vorteile des Xpeng G6
- komfortabel abgestimmtes Fahrwerk
- hohe Ladeleistung dank 800-Volt-Technik
- viel Platz im Innenraum
- umfangreiche Serienausstattung
Nachteile des Xpeng G6
- Sprachsteuerung nicht immer auf der Höhe der Zeit
- kein Funk und auch kein Handschuhfach
- Bedienung fast ausschließlich über das Center-Display
Xpeng hat in Deutschland viel vor
Übrigens ist Xpeng nicht nur selbst vom eigenen Erfolg überzeugt – Ziel ist es, die Nummer 1 chinesischer Marken in Übersee zu werden – sondern auch Volkswagen. Der Wolfsburger Automobilkonzern ist schon vor zwei Jahren mit knapp 5 Prozent bei den Chinesen eingestiegen, um Autos für den chinesischen Markt entwickeln zu können, die auf der CEA-Plattform basieren und mit viel weniger Steuergeräten auskommen. Davon verspricht sich VW deutliche Einsparungen.
Weltweit hat Xpeng bis Ende vergangenen Jahres 590.000 Fahrzeuge ausgeliefert, allein 2024 waren es 190.000 Autos; davon 50.000 in Europa. Die Zahl der Händler-Standorte in Deutschland soll von 24 zum Ende des vergangenen Jahres auf rund 60 Standorte Ende dieses Jahres wachsen. Bis Ende 2026 sollen in Deutschland bereits an rund 120 Standorten die Modelle von Xpeng besichtigt, Probe gefahren und gekauft werden können. Dabei setzen die Chinesen nicht auf exklusive Partnerschaften, sondern auf Mehrmarkenhändler.

Über unsere Links
Mit diesen Symbolen kennzeichnen wir Partner-Links. Wenn du so einen Link oder Button anklickst oder darüber einkaufst, erhalten wir eine kleine Vergütung vom jeweiligen Website-Betreiber. Auf den Preis eines Kaufs hat das keine Auswirkung. Du hilfst uns aber, inside digital weiterhin kostenlos anbieten zu können. Vielen Dank!