Schon auf den ersten Blick ist beim Volkswagen ID.3 Pro (2023) primär eines auffällig: die kurze Motorhaube. Sie sorgt dafür, dass der elektrifizierte Kompaktwagen auf eine Länge von rund 4,26 Metern kommt – zwei Zentimeter weniger als der fünftürige Verbrenner Golf 8. Auch beim Kofferraum, der sich hinter einer nicht elektrischen Heckklappe verbirgt, macht der Stromer seiner Klasse alle Ehre. Das Datenblatt spuckt hier ein Volumen von 385 Litern aus. Mehr als vier Getränkekisten finden aber keinen Platz. Legt man die Rücksitze um, erhöht sich das Ladevolumen auf bis zu 1.267 Liter. Zum Vergleich: Der Renault Megane E-Tech (Test) schafft 65 Liter mehr, beim Kia Niro EV (Test) sind sogar 145 Liter mehr drin.
Volkswagen ID.3 Pro im Test: Viel Platz für Fahrer und Beifahrer
Großartig ist das Platzgefühl in der vorderen Reihe des Fünfsitzers. Aufgrund einer sehr tiefen Mittelkonsole, die komplett auf Bedienknöpfe verzichtet, haben auch lang gewachsene Menschen eine formidable Bein- und Kniefreiheit. Auch nach oben haben die VW-Designer viel Platz gelassen. Anders sieht es in der zweiten Sitzreihe aus. Wenn Fahrer und Beifahrer mit ihren Sitzen weit nach hinten rücken, kann dort kein erwachsener Mensch noch Platz nehmen. Ein Einstieg ist dann aufgrund des stark eingeschränkten Platzangebots unmöglich. Ab einer Größe von 1,90 Metern wird hinten zudem die Luft zum Dachhimmel dünn.
Unterwegs ist man mit dem Volkswagen ID.3 per Heckantrieb in einem von drei Fahrmodi: Eco, Comfort oder Sport. Zusätzlich steht ein Modus namens Individual zur Verfügung, bei dem man die Fahreigenschaften an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Flotte Beschleunigungen sind schon im Comfort-Modus möglich. Noch etwas zügiger geht es im Sport-Modus zur Sache. Mit einer Leistung von 150 kW (204 PS) geht es dann laut Hersteller in sieben Sekunden von 0 auf 100 km/h. In der Spitze ist bei 160 km/h Schluss. Im wahrsten Sinne des Wortes spürbar gemächlicher geht es im Eco-Modus zur Sache, der sich primär für den Stadtverkehr eignet und auf Effizienz getrimmt ist.
Die Gänge legst du im VW ID.3 über einen Drehschalter hinter dem Lenkrad ein. Dort kannst du für den Vortrieb zwischen einem D- und einem B-Modus wählen. Während es im D-Modus beim Rollenlassen zu praktisch keiner Verzögerung kommt und das Auto fast wie im Leerlauf über die Straße gleitet, ist im B-Modus eine Rekuperation deutlich zu spüren. Ein-Pedal-Fahren erlaubt der ID.3 aber nicht. Das Fahrwerk schluckt Unebenheiten auf der Fahrbahn auf beeindruckende Art und Weise, gerade auf der Autobahn ist der ID.3 mit seinen verbauten Assistenzsystemen an Fahrkomfort kaum zu toppen.
Schwächen bei der Bedienung
Serienmäßig an Bord sind übrigens unter anderem ein Notbremsassistent mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, ein Spurhalteassistent und eine Abbiegebremsfunktion und Ausweichunterstützung. Auch eine Geschwindigkeitsregelanlage (Tempomat) ist Serie. Eine automatische Distanzregelung (ACC), die den Wagen an einer Ampel sogar selbstständig anfahren lässt, wenn der Vordermann sein Fahrzeug wieder in Bewegung setzt, gibt es bedauerlicherweise aber ebenso wie einige andere Dienste nur als kostenpflichtiges Abo-Upgrade oder für einmalig 320 Euro.
Nicht anfreunden konnten wir uns auch nach zwei Wochen im Test mit den Sensortasten, die im Cockpit des Volkswagen ID.3 verbaut sind. Mag man sich an die Slider-Tasten zur Steuerung von Temperatur und Lautstärke unterhalb des Multimedia-Touchscreens mit der Zeit trotz fehlender Beleuchtung gewöhnen, sind die Sensortasten am Lenkrad leider stetig ein Ärgernis. Das haptische Feedback wirkt eher störend und die Bedienung der Geschwindigkeitsregelanlage erzielt immer wieder das gerade nicht gewünschte Ergebnis. Statt in erhofften 1-km/h-Schritten erhöht oder verringert sich die Geschwindigkeit gleich um 10 km/h und umgekehrt. In diesem Punkt bekleckert sich Volkswagen nicht mit Ruhm. Mechanische Tasten bleiben hier das Maß aller Dinge; und sollen im ID.3 der Zukunft dem Vernehmen nach auch wieder Einzug erhalten.
Das Multimediasystem ist für unseren Geschmack einfach und übersichtlich strukturiert; auch wenn sich die Hauptmenüpunkte über mehrere Ebenen erstrecken. Betrüblich ist aber, dass das System nach dem Start des Autos viel Zeit benötigt, ehe es vollständig betriebsbereit ist. Das kann stören, wenn man zum Beispiel im Navigationssystem schnell ein Ziel eingeben möchte. Das Navi selbst zeigt übrigens bei aktiver Zielführung neben etwaigen Verzögerungen durch Staus und Baustellen auch Points of Interest (PoI) auf dem Streckenverlauf an. Etwa Tankstellen, Restaurants, Bäckereien oder für den schnellen Snack zwischendurch auch Filialen von McDonalds. Nachteil: Die Navi-Funktionen sind nicht Teil der Serienausstattung. Vielmehr kostet die Freischaltung einmalig 899 Euro.
Welchen Verbrauch hat der Volkswagen ID.3 Pro (2023)?
Angesehen haben wir uns für diesen Test auch den Verbrauch des Volkswagen ID.3 Pro (2023). Und der lag bei eher frischen äußeren Bedingungen, im Stadt- und Landstraßenverkehr im Durchschnitt bei rund 17 kWh pro 100 Kilometern. Auffällig dabei: Bei frühlingshaften Temperaturen um die 16 Grad Celsius haben wir es innerstädtisch geschafft, einen Verbrauch von unter 14 kWh/100 km zu erreichen. An kühlen Morgen, wenn Verbraucher mit einem hohen Strombedarf zum Einsatz kommen (Lüftung, Heckscheibenheizung etc.), sind bei Stadtfahrten aber auch Verbrauchswerte von rund 25 kWh/100 km möglich.
Effizienz stellt der Volkswagen ID.3 auf der Autobahn unter Beweis. Zwar haben wir beim Verbrauch auf der Langstrecke nicht ganz die erzielten Top-Werte des Schwestermodells Cupra Born (Test) messen können, mit durchschnittlich 21,9 kWh pro 100 Kilometer erweist sich aber auch der VW ID.3 als stromsparendes E-Auto. Hier wirkt sich auch das vergleichsweise geringe Gewicht von rund 1,8 Tonnen positiv aus. Der größere Volkswagen ID.4 Pro erreichte in unserem Test übrigens fast identische Verbrauchswerte. Die Top-Werte des Citroën e-C4 Electric (Test) werden aber nicht erreicht.
Weil beim Volkswagen ID.3 Pro (2023) nur eine 58 kWh große Batterie verbaut ist, überrascht es wenig, dass wir auf der Langstrecke lediglich rund 255 Kilometer weit fahren konnten, ehe eine Ladepause einzulegen war. Das ist weit entfernt von der vom Hersteller in Aussicht gestellten WLTP-Reichweite von 435 Kilometern. Bei wärmeren äußeren Bedingungen sollten aber rund 300 Kilometer im Bereich des Möglichen liegen.
Hinweis: All unsere für den Verbrauch protokollierten Fahrten fanden im Komfort-Modus und mit eingeschalteter Klimatisierung statt.
Kein Lademeister und mit kleiner Batterie
Etwas Enttäuschung kommt auf, wenn man sich mit der Ladeleistung des Volkswagen ID.3 Pro (2023) auseinandersetzt. Hinten rechts ist der CCS-Ladeanschluss hinter einer manuell zu öffnenden Ladeklappe versteckt. Über ihn lädt der Akku an der Wallbox oder an einer öffentlichen Normalladesäule mit maximal 11 kW auf. Flotter zapft der Kompaktwagen neue Energie per Autostrom an einer Schnellladesäule. Den Turbo zündet der ID.3 Pro hier aber nicht. Denn in der Spitze ist schon bei 120 kW Schluss. Wer schneller laden möchte, muss sich für den teureren ID.3 Pro S entscheiden. Dann sind unter optimalen Bedingungen bis zu 170 kW Ladeleistung möglich.
Wiederum erfreulich: Weil die im ID.3 Pro verbaute Batterie vergleichsweise klein ist, musst du beim Schnellladen mit keinen quälend langen Ladezeiten rechnen. Von 17 auf 80 Prozent haben wir den Kompakt-Stromer bei 9 Grad Celsius Außentemperatur in 40 Minuten laden können – ohne vorherige Autobahnfahrt mit maximal 63 kW Ladeleistung. Nach einer längeren Fahrt auf der Autobahn konnten wir in der Spitze (kurzzeitig) 103 kW Ladeleistung erzielen und standen von 15 auf 80 Prozent etwas mehr als 30 Minuten am Stromspender.
Ladesäulen in der Umgebung kannst du über das im VW ID.3 Pro verbaute Navigationssystem suchen. Praktisch: Auf dem Touchscreen wird nicht nur die Verfügbarkeit angezeigt, sondern auch die vor Ort maximal abrufbare Ladegeschwindigkeit. Programmierst du eine Routenführung zu einem Zielort, berücksichtigt das Navigationssystem auch die im Streckenverlauf notwendigen Ladestopps; bei Bedarf auch mehrere. Eine Filterung nach Ladestrom-Anbietern ist möglich. Allerdings gestattet Volkswagen nur das Filtern nach Ladesäulen von VW We Charge und IONITY.
Was kostet der Volkswagen ID.3 Pro (2023)?
Der Basispreis für den von uns getesteten Volkswagen ID.3 Pro (2023) mit 58 kWh großer Batterie liegt derzeit bei 39.995 Euro. Abzüglich Volkswagen Umweltprämie geht es momentan bei 32.975 Euro los. Allerdings kosten viele Komponenten bei VW extra, sodass für unseren Testwagen mehr als 55.000 Euro auf dem Preisschild stehen. Die Kosten für Extras gehen beim herausnehmbaren Gepäckraumboden (+80 Euro) los und setzen sich bei einer besonders im Winter wichtigen Wärmepumpe fort (+990 Euro). Das Interieurpaket „Plus“ Dunkel, das unter anderem eine 30-farbige Ambientebeleuchtung, das praktische Augmented-Reality-Head-up-Display und hochwertigere Vordersitze beinhaltet, kostet 4.180 Euro extra.
Ein Exterieurpaket „Plus“ ist für 3.315 Euro extra zu haben. Hier sind unter anderem ein Panoramadach und LED-Matrix-Scheinwerfer mit Schlechtwetterlicht inklusive. Hinsichtlich der Lackierungen ist nur das grau-schwarze Modell ohne Aufpreis zu haben. Sechs weitere Lackierungen sind mit einem Aufpreis in Höhe von bis zu 860 Euro erhältlich. Bei den verbauten Felgen – 18 Zoll sind Serie – kannst du den Preis um bis zu 1.900 Euro erhöhen; um dann wahlweise auch mit 19 oder 20 Zoll großen Rädern dem Ziel entgegenrollen zu können. Bei unserem Testwagen kamen die 20-Zoll-„Puschen“ zum Einsatz.
Optional kannst du auch den mit nur vier Sitzen ausgestatteten Volkswagen ID.3 Pro S (2023) kaufen. Der ist dann mit einem 77 kWh großen Akku für eine höhere Reichweite und einer umfangreicheren Serienausstattung versehen. Dieses E-Auto kostet momentan mindestens 47.595 Euro respektive mindestens 42.240 Euro abzüglich Volkswagen Umweltprämie. Bald wird auch der besonders sportliche VW ID.3 GTX folgen, der sich preislich, ausgestattet mit einem leistungsstärkeren Antrieb, bei mindestens rund 50.000 Euro einpendeln sollte.
Fazit zum Volkswagen ID.3 Pro (2023): Vielfach verbessert
Eigentlich führt für jeden Interessenten, der sich für ein neues E-Auto in der Klasse der Kompaktwagen interessiert, am Volkswagen ID.3 Pro oder auch am besser ausgestatteten VW ID.3 Pro S kein Weg vorbei. Gerade wenn das Elektroauto mit Rabatten deutlich weniger kostet als der Listenpreis, sollte man dem Auto allen Unkenrufen zum Trotz eine faire Chance geben. Denn der Fahrkomfort ist schlicht großartig und die Verarbeitung im Vergleich zur ersten Modellgeneration deutlich verbessert worden. Auch der niedrige Verbrauch auf der Langstrecke ist überzeugend.
Weniger Spaß macht das zuweilen behäbige Infotainmentsystem und Abzüge muss man auch für die Sensortasten am Lenkrad verteilen. Und dass bei Volkswagen nicht nur Hardware inzwischen in vielen Fällen extra kostet, sondern auch Software-Funktionen immer häufiger zusätzlich ins Geld gehen, ist von dem einstigen Ansatz, einen Wagen für das Volk zu bauen, weit entfernt. Und dennoch: In Summe ist der Volkswagen ID.3 ein gutes E-Auto, das im Alltag viel Fahrspaß vermitteln kann.
Vorteile Volkswagen ID.3 Pro (2023)
- komfortable Abstimmung
- gutes Fahrverhalten
- geringer Verbrauch auf der Langstrecke
- stimmige Verarbeitung im Innenraum
Nachteile Volkswagen ID.3 Pro (2023)
- Sensortasten am Lenkrad haben mit Komfort wenig zu tun
- Betriebssystem könnte einen Geschwindigkeits-Boost gut vertragen
- eingeschränktes Platzangebot im Fond (abhängig von der Größe von Fahrer und Beifahrer)
- Hochglanzflächen im Interieur sind anfällig für Staub und Fingerabdrücke