Vello Bike+ im Test: Das perfekte Pendel-E-Bike?

6 Minuten
Robust, stylisch, vielseitig und auf ganz besondere Weise elektrisch angetrieben: Das Vello Bike+ will alles auf einmal anders und besser machen als die Konkurrenz. Doch kann das Klapprad auch alles bieten?
Vello Bike+
Vello Bike+Bildquelle:

E-Bikes sehen oft aus wie SUVs auf zwei Räder: Fette Rahmen, dicke Akkus und breite Reifen. Doch das muss nicht sein. Die österreichische Fahrradschmiede hat mit dem Vello Bike+ das Gegenteil entworfen und macht damit nicht nur einem Urgestein der Faltrad-Szene Feuer unter dem Hintern. Auch vielen auf Styling ausgerichtete Urban-E-Bikes stiehlt das Vello Bike+ die Show. 

Die grundlegenden Daten

Vello stellt Klappräder her und zieht ein markantes Doppelrohrdesign durch seine gesamte Produktpalette. Ob das solide Rocky, das etwas ausgeflippte Vello Gravel oder ultraleichte Titan-Varianten, die Designsprache bleibt gleich. Sie lässt auch den außergewöhnlichen Faltmechanismus zu, der zum Start etwas Übung braucht, dann aber in Sekunden aus den Vello-Bikes winzige Metallklumpen macht, die schnell in der Bahn zwischen den Beinen verschwunden sind. 

Und hier ist auch das Jagdrevier des Vello Bike+. Es ist ein Faltrad für den täglichen Weg durch den urbanen Dschungel zur Arbeit, zum Einkaufen und in den Park. Die folgenden Eigenschaften sollen dabei helfen:

  • Rahmen: Multisize & Unisex, Chrom-Molybdän Stahlrahmen
  • Stoßdämpfer in Elastomer-Magnet-Faltung
  • Farbe: Anthrazit
  • Lenker: Faltbarer Lenker von Vello
  • Sattel: Selle Royal
  • Sattelstütze: Satori Aluminium 30,9 mm x 500 mm
  • Vorbau: Vello Bike
  • volljustierbar Schaltwerk (optional):  Schlumpf speed drive (Übersetzung 1:1,65) oder Schlumpf mountain drive (Untersetzung 2,5:1)
  • Antrieb: Riemen, Gates Carbon Drive
  • Bremssystem: hydraulische Scheibenbremsen
  • Reifen: 20’’ Schwalbe Marathon Original 40-406
  • Pedale: Voll-Aluminium Faltpedale
  • Gewicht: knapp 14 kg 
  • Faltmaß: 57 x 79 x 29 cm
  • Maximal zulässiges Gesamtgewicht: 125 kg
  • Motor: 250 W/ max. 40 Nm
  • Ladezeit: Selbstladend oder mit Ladekabel (voll in circa 3 Stunden)
  • Reichweite: ca. 30-50 km im Turbo-Modus

Konstruktion, Montage und erster Eindruck

Das Vello Bike+ in der Zweigang-Testversion kommt wie auch die herkömmlichen Ausbaustufen in einem soliden Karton und gut verpackt zu dir. Die Montage ist narrensicher zu erledigen. Anbauteile und Sattelstütze sind flott installiert und dann kann das Vello Bike+ schon auf die Straße. Doch vor der ersten Ausfahrt kommt die Übung. Denn auch wenn wohl fast jeder Fahrrad fahren kann, das Vello Bike+ sollte vorher zumindest ein paar mal geklappt werden, bevor du zum ersten Mal pendelst.

Vello Bike+ im Test
Vello Bike+ im Test

Denn so einfach die Klappmechanik nach einiger Zeit abläuft, zum Start musst du die asymmetrische Bewegung erst mal verstehen. Und nichts ist peinlicher, als vor dem einfahrenden Zug einen Zirkus aufzuführen, weil das Pedal im Weg des Klappweges ist oder man den passenden Haken zum Befestigen nicht trifft.

Bei der Konstruktion ist aber nicht nur der Klappmechanismus besonders. Die Lenkerenden lassen sich ebenfalls abklappen und die Anschraubpunkte für Zubehör sind optisch relativ grob. Der „Form follows Function“-Anspruch fließt aber ansprechend ins Gesamt-Design ein. Klar ist aber, dass das Vello Bike+ ein Hingucker ist, ohne die Eleganz eines modernen Rennrads mit komplett verstecktem Kabelbaums zu bieten. Das schadet nicht und hat seinen eigenen Charme.

Zweigangschaltung und Verarbeitung

Die nächste Besonderheit: Die Zweigangschaltung wird über die Kurbel geregelt. Du schaltest also mit einem kräftigen Tritt der Hacke gegen die Pedalachse. Das ist wie das Klappen gewöhnungsbedürftig. Speziell beim schnellen Schalten während der Fahrt musst du wissen, wann dein Fuß auf dem Pedal in Fahrtrichtung vorne steht, damit du mit der Hacke den Tritt auch ausführen kannst. Das Vello Bike+ braucht aber in der Regel gar keine Schaltung. Geht es bei dir in der Stadt eher flach und in deinem Fahrradleben nicht zu schnell (über 25 Km/h) zu, ist die Schaltung beim Vello Bike+ nicht nötig.

Vello Bike+ im Test
Vello Bike+ im Test

Bei der Verarbeitung sind uns keine Schwächen aufgefallen. Lediglich die herausziehbaren Lenkerstummel hätten etwas mehr Feinschliff an den Steckrohren verdient. Sonst fühlt sich das Vello Bike+ hochwertig und sehr robust an. Das führt auch dazu, dass sich das Klapprad unter dem 90-Kilo-Testfahrer nie überfordert anfühlt. 

Das Vello Bike+ in Fahrt und im Alltag

Bei der ersten Ausfahrt wird dir zuerst die angenehm dosierte Trittunterstützung auffallen. Sie lässt dich zügig auch größere Anstiege meistern. Klar ist das Vello Bike+ keine Bergziege und auch kein High-Speed-Bike für die Überlandfahrt, in der Stadt sind die Reserven des Antriebs aber völlig ausreichen, um dich unverschwitzt zur Arbeit oder an die Eisdiele zu bringen. 

Rollst du das erste Mal auf eine Kreuzung oder einer roten Ampel zu, kommt die echte Superkraft des Vello Bike+ zum Zuge. Denn pedalierst du in der Situation rückwärts, lädt sich nicht nur der in der Hinterradnabe versteckte Akku auf, sondern du bremst erstaunlich stark ab. So kannst du theoretisch für immer ohne aktives Laden E-Bike fahren. Das klappte bei unserem Testmodell fast. Eine Ladung musste es dann doch vor dem Ende der zweiwöchigen Testzeit sein. Was in dem Zuge vermisst wird, ist ein Abschalten des E-Antriebs zur Unterstützung, aber eine weiter aktive Rekuperation. So wäre es möglich, den Akku bei der sportlichen Heimfahrt nur zu laden und sich bei der schweißfreien Hinfahrt zur Arbeit unterstützen zu lassen. Aber selbst wenn du es laden musst, ist das weit einfacher als bei herkömmlichen E-Bikes. Zusammengeklappt passt es auch unter den Schreibtisch und kann in drei Stunden in der Arbeit geladen werden. 

Vello Bike+ im Test
Vello Bike+ im Test

Wichtig beim Fahren und auch bei der Vorbereitung des Kaufs eines Vello Bike+: Mehr als bei so manchen anderen Rads wird der Fahr-Charakter über den Vorbau und die Sattelstütze geregelt. Der One-Size-Rahmen fordert hier seinen Tribut. Überlege dir also genau, ob es ein längerer oder ein kürzerer Vorbau sein soll. Lass dich im Zweifel bei Vello selbst beraten. 

Preis, Leistung und Vergleich zum Vello Bike+

In der Regel genügt die mit 3.290 Euro schon empfindlich teure Version des Vello Bike+. Der Berg- oder der Geschwindigkeits-Gang extra kosten 300 Euro Aufpreis. Mit ein bisschen Anbauteilen bist du dann schnell bei 4.000 Euro. Bei der Titan-Version startest du bei 4.490 Euro. Das Ganze relativiert sich mit Blick auf die Konkurrenz. Denn ein vergleichbares Brompton E-Klapprad kostet in der Grundausstattung schon 3.495 Euro. Und dabei ist es noch mehr als 1 Kilo schwerer und du bekommst es nur in Schwaz oder Grün. Willst du das klassische Brompton-Rot bist du 3.735 Euro los. 

Das Problem bei den Preisen: Die Qualität der beiden Klapprad-Hersteller ist am Markt sonst kaum zu finden. Man kann sich also preislich aneinander anpassen. Und im Direktvergleich gewinnt hier Vello. Im Vergleich mit herkömmlichen E-Bikes sind beide Hersteller preislich jedoch selbstbewusst aufgestellt. 

Riemen des Vello Bike+
Riemen des Vello Bike+

Fazit zum Vello Bike+ 

Du willst ein innovatives, stylisches und solides Klapprad mit E-Antrieb, Alltagstauglichkeit und einem tollen Kompromiss zwischen Gewicht und Leistung? Das Vello Bike+ ist genau das. Beim Preis-Leistungs-Vergleich gegenüber der Konkurrenz hat es die Nase vorne. Klar ist aber, dass das Vello Bike+ kein günstiger Spaß ist. Das relativiert sich jedoch, wenn du täglich zur Arbeit pendelst und damit auf ein Auto, Parkplatzsuche und Spritpreisangst verzichten kannst.

Pros des Vello Bike+

  • Innovativer Antrieb
  • leichter und preiswerter als die Konkurrenz
  • cooles Design
  • robust und praktisch

Contras des Vello Bike+

  • gewöhnungsbedürftiger Klappmechanismus
  • gewöhnungsbedürftige Schaltung
  • recht breit beim geklappten Tragen

Mitreden

3 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Chris

    Fährt sich echt gut aber zum falten ist ein Brompton um Welten besser und viel besser zum pendeln ( zumindest für mich )

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  2. Nutzerbild Andi

    Und für die o. g. Preise erhält man dann ein nicht für den Straßenverkehr zugelassenes Bike. Wenn man das möchte, muss man für die SON LICHTANLAGE (NABENDYNAMO, SCHEINWERFER, RÜCKLICHT) noch einmal 599 Euro auf den Tisch des Hauses legen. Warum wird das im Beitrag nicht erwähnt?

    Antwort
  3. Nutzerbild OD

    Die StVO fordert keine fest verbaute Lichtanlage mehr. Ein Satz zugel. Akkulichter ab ca. 20€ reicht.

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