Wenn es um GPS-Uhren geht, stehen verschiedene Smartwatch-Marken häufig im Fokus. Einerseits natürlich Branchen-Schwergewichte wie Apple und Samsung, aber auch bei Sportlern beliebte Marken wie Garmin, Suunto oder Polar. Weniger bekannt ist der chinesische Hersteller Huami mit seiner Wearables-Marke Amazfit. Doch der Vertrieb in Deutschland hat in den vergangenen Monaten enorm Fahrt aufgenommen. Unter anderem mit attraktiven Angeboten bei Aldi. Grund genug, sich das aktuelle Top-Modell von Huami, die im Oktober vorgestellte Amazfit GTR 3 Pro, genauer anzusehen. Und die wichtigste Botschaft vorab lautet: Amazfit ist endlich konkurrenzfähig!
Einfache und schnelle Einrichtung
Die Einrichtung der Amazfit GTR 3 Pro geht leicht von der Hand. Los geht es auf der Uhr selbst, abgeschlossen wird die Einrichtung samt Kopplung mit einem Smartphone über die Zepp-App. Im Rahmen der Erstinstallation wird auch ein verfügbares Firmware-Update installiert. Und erfreulicherweise geht der Download und die Installation dieser neuen Firmware schnell über die Bühne. Nur 15 bis 20 Minuten musst du einplanen, ehe die schlichte Armbanduhr in den Regelbetrieb übergehen kann.
Ausgestattet ist die GTR 3 Pro mit einem 1,45 Zoll großen AMOLED-Display in runder Ausführung, das eine Auflösung von 480 x 480 Pixeln bietet. Während der seitliche Teil des Gehäuses aus Aluminium gefertigt ist, besteht der untere Teil, dort, wo die Sensorik für die Messung von Vitalwerten verbaut ist, aus Kunststoff. Die Bedienung erfolgt in weiten Teilen über den Touchscreen. Ergänzend sind aber auch zwei Druckknöpfe an der rechten Seite zu finden. Der obere im Design einer (auch drehbaren) Krone.
Über diese Krone ist es möglich, durch das vertikal angeordnete Hauptmenü das Amazfit GTR 3 Pro zu scrollen. Langes Drücken offenbart eine kleine Besonderheit. Dann startet nämlich Alexa, der digitale Sprachassistent von Amazon. Die untere Taste ist standardmäßig so programmiert, dass der Trainingsmodus aktiviert wird. Im Handumdrehen kannst du die Uhr also bereit machen, damit sie dich bei deinem nächsten Workout begleitet.
Perfekt wäre gewesen, wenn an dieser Stelle das GPS-Pairing schnell und reibungslos über die Bühne geht. Teilweise mussten wir im Rahmen unseres Tests aber unter freiem Himmel bis zu 40 Sekunden warten, ehe eine Verbindung zu den Satelliten hergestellt war. Das bekommen andere GPS-Sportuhren oft schneller hin.
Sport mit der Amazfit GTR 3 Pro – Ein Genuss fast ohne Einschränkungen
Und damit sind wir auch schon bei den Alltagserfahrungen mit der GTR 3 Pro von Amazfit angekommen. Und die sind – man muss es so deutlich hervorheben – eine enorme Verbesserung gegenüber vorherigen Huami-Smartwatches. Sowohl bei der Zepp Z (Test) als auch bei den Modellen GTS 2 (Test) und GTR 2 (Test) mussten wir noch kritisieren, dass der Pulsmesser und die GPS-Genauigkeit nicht überzeugend funktionieren. Bei der Amazfit GTR 3 Pro ist das ganz anders.
Zunächst hatten wir die Befürchtung, dass auch der neu verbaute BioTracker 3.0 unsere hohen Ansprüche nicht erfüllen kann. Denn zu Beginn eines ersten Workouts wurden Pulswerte angezeigt, die von den tatsächlichen Werten sehr weit entfernt waren. Nach fünf Minuten jedoch der urplötzliche Wandel. Vom einen auf den anderen Moment lagen die gemessenen Vitalwerte auf Top-Niveau.
Und das hat sich in vier weiteren jeweils halbstündigen Trainingseinheiten auch nicht geändert. Die Amazfit GTR 3 Pro liefert erfreulich exakte Pulswerte, und kann in diesem Zusammenhang mit Top-Modellen von Garmin und Polar überraschend gut mithalten. Die GPS-Genauigkeit fällt nicht ganz so exakt aus, liegt aber ebenfalls auf einem für unseren Geschmack guten Niveau. Zugunsten einer längeren Akkulaufzeit lässt sich die GPS-Genauigkeit übrigens in drei Stufen anpassen.
Nebenbei sei an dieser Stelle erwähnt: Ab Werk sind 18 Sportprofile als Favoriten auf der Uhr hinterlegt. In Summe kannst du aber aus mehr als 150 (!) Workout-Modi auswählen. Mit dabei sind dann auch etwas skurril anmutende Profile für Schach, E-Sport oder Drachen steigen lassen.
Eine Enttäuschung gibt es hinsichtlich der rückseitigen Sensorik aber auch zu vermelden: den Schrittzähler. Wir haben keine Messungen vorgenommen, wie exakt er nun im Detail seinen Dienst verrichtet. Was wir aber sagen können: Vor allem nach längeren Ruhepausen arbeitet er nicht zuverlässig. Nächtliche Wege zur Toilette nimmt der Schrittzähler oft gar nicht wahr und auch kurze Strecken vom Schreibtisch zum Kühlschrank finden öfter keine Berücksichtigung. Hier sollte Huami dringend per Software-Update nachbessern.
Zepp App – Statistik-Zentrale auf dem Smartphone
Übersichtlich und modern präsentiert sich auch die Zepp App. Sie ist sozusagen die Zentrale für alle Vitalwerte, die die Amazfit GTR 3 Pro protokolliert. Du siehst auf einen Blick nicht nur den Pulsverlauf des laufenden Tages, sondern auch Details zum Schlaf der vorherigen Nacht – sofern du die Uhr nachts getragen hast. Außerdem kannst du noch eine Menge andere Statistiken wie Stresslevel, SpO2-Gehalt und eine Übersicht zu den vergangenen Aktivitäten einsehen.
Außerdem greift Amazfit auf die Funktion des sogenannten PAI-Scores zu, der auch auf Wearables von Xiaomi zum Einsatz kommt. Dieser PAI-Wert zeigt die persönliche physiologische Aktivität basierend auf aktuellen Herzfrequenzdaten an. Dabei gilt: je aktiver der Lebensstil, desto höher der PAI-Wert. Ziel sollte es sein, den PAI-Score von mehr als 100 zu erreichen. Das reduziert, so heißt es von Xiaomi, das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben. Auch auf der Amazfit GTR 3 Pro selbst kannst du deinen aktuellen PAI-Wert einsehen.
Ebenfalls interessant: Über die Zepp App ist es in der Verwaltung der Uhr-Einstellungen auch möglich, auf einen App Store zuzugreifen. Allerdings ist die Auswahl an zusätzlichen Apps für die Smartwatch noch ziemlich überschaubar. Gerade einmal elf Applikationen stehen Stand jetzt zum Download zur Verfügung. Etwa ein SOS-Blinklicht, ein Taschenrechner oder eine Anleitung für richtiges Zähneputzen. Hier ist noch viel Ausbaupotenzial vorhanden.
Akkulaufzeit ist gut
Wiederum erfreulich ist die ordentliche Akkulaufzeit der Amazfit GTR 3 Pro. Wir haben unser Testgerät so eingestellt, dass minütlich der Puls gemessen wird und eine kontinuierliche Messung von Stresslevel und Blutsauerstoffsättigung erfolgt. Ohne eingeschaltetes Always-on-Display konnten wir so inklusive zwei bis drei wöchentlichen Trainingseinheiten (jeweils ca. 30 Minuten) eine Laufzeit von rund sieben Tagen erreichen.
Deutlich kürzer halten die Energiereserven der Uhr durch, wenn man das Always-On-Display einschaltet. Dann muss die Uhr schon nach etwa vier Tagen an das mitgelieferte USB-Ladekabel mit magnetischem Ladeadapter angeschlossen werden. Das Aufladen von circa 10 auf 100 Prozent Akkukapazität dauerte über einen USB-Anschluss am Notebook übrigens rund eine Stunde.
Fazit zur Amazfit GTR 3 Pro im Test: Rund, schlicht, gut
In Summe ist die Amazfit GTR 3 Pro eine gute Smartwatch. Denn sie bietet viele Extras – unter anderem auch eine praktische „One-Tap-Messung“, die diverse Gesundheitsindikatoren auf einen Schlag misst -, eine rundum gute Sensorik auf der Rückseite und passt zudem mit ihrem insgesamt schlichten Auftreten einwandfrei in den Alltag. Aufgrund ihrer Größe ist sie aber eher an Handgelenken von Männern ein Hingucker als bei Frauen.
An der rechten Seite sind zudem Mikrofon und Lautsprecher zu finden. Du kannst mit der GTR 3 Pro also auch telefonieren, ohne das Smartphone aus der Tasche ziehen zu müssen. Das klappt nach einer weiteren Kopplung in den Einstellungen der Zepp App erstaunlich gut, ist aber mehr in geschlossenen Räumlichkeiten zu gebrauchen als unter freiem Himmel, wo Windgeräusche das Gespräch recht stark stören können.
Zudem informiert dich die Uhr über auf deinem Smartphone eingehende Benachrichtigungen. Allerdings werden nicht alle Emojis angezeigt und die Synchronisation von Benachrichtigungen könnte besser funktionieren. Nur mit starker Verzögerung werden auf dem Handy gelöschte Benachrichtigungen auch auf der Uhr gelöscht – teilweise auch gar nicht.
Nicht verschweigen möchten wir an dieser Stelle aber auch noch eine Beobachtung, die uns so bei noch keiner Smartwatch aufgefallen ist. In unserem knapp dreiwöchigen Test-Zeitraum stellte die Amazfit GTR 3 Pro gleich dreimal ihren Dienst komplett ein. Ein Absturz des installierten Betriebssystems Zepp OS sorgte dafür, dass der Bildschirm einfror und nichts mehr nutzbar war. Nach etwa einer halben Minute startete die Uhr dann jeweils automatisch neu. Kein größeres Problem, aber mitunter doch störend.
Vorteile
- schlichtes, rundes Uhrendesign
- wasserdicht (5 ATM)
- kontraststarkes Display mit Helligkeitssensor
- präziser Pulsmesser
- ordentliche Akkulaufzeit
- kontinuierliche Messung des Blutsauerstoffgehalts (SpO2) möglich
- mit Mikrofon und Lautsprecher für Telefonie ausgestattet
- frei mit Funktionen belegbare Menütasten
- Luftdruckmesser mit (optionaler) Sturmwarnung
Nachteile
- ungenauer Schrittzähler
- überraschend viele Abstürze des Betriebssystems Zepp OS
- Höhenmesser oft unpräzise
- GPS-Pairing dauert teilweise recht lange
- nicht alle Emojis können in Benachrichtigungen angezeigt werden
- App Store in Zepp App noch sehr überschaubar (11 Apps)
- Uhr vibriert wegen Sturmwarnungen auch nachts im Nicht-stören-Modus
- keine EKG-Funktion
- kein NFC für mobiles Bezahlen
Was kosten die Amazfit GTR 3 Pro?
Abschließend muss noch ein Blick auf den Preis der Amazfit GTR 3 Pro folgen. Über den Onlineshop des Herstellers kannst du die Uhr mit braunem Lederarmband zu einem Preis von 199,90 Euro kaufen. Der gleiche Preis wird fällig, wenn du dich für die Variante mit schwarzem Kautschukarmband entscheidest. Weil die Uhr noch recht neu ist, gilt der Preis von knapp 200 Euro derzeit auch in anderen Onlineshops.
Hinweis: Dieser Testbericht basiert auf Firmware-Version 8.21.5.1 der Amazfit GTR 3 Pro. Gekoppelt wurde die Smartwatch mit einem iPhone 13 Pro und der passenden Zepp App in Version 6.4.0.
Was für eine Wohltat. Die Amazfit GTR 3 Pro ist die erste Smartwatch des Herstellers Huami, die im Test von inside digital nicht nur hinsichtlich der Verarbeitung, sondern auch im Zusammenspiel von Hard- und Software überzeugen kann. Es gibt zwar noch immer einige kleinere Dinge zu optimieren, doch insbesondere der stark verbesserte Pulsmesser macht diese Smartwatch zu einer auch preislich attraktiven Alternative zu anderen namhaften Herstellern.
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