Vor ziemlich genau einem Jahr stellte Opel mit dem Mokka-e die neueste Generation seines elektrifizierten City-SUV vor. Zwischenzeitlich war das E-Auto so beliebt, dass das Angebot an verfügbaren Fahrzeugen mit der hohen Nachfrage nicht mehr Schritt halten konnte. Inzwischen ist der Opel Mokka-e aber wieder uneingeschränkt verfügbar. Und wir haben mit ihm mehr als nur ein paar Runden gedreht. Rund 700 Kilometer konnten wir in zwei Wochen mit dem vor allem für den Stadtverkehr praktischen Gefährt abspulen. Getestet haben wir den Opel Mokka-e in der am umfangreichsten ausgestatteten Version „Ultimate“.
Opel Mokka-e: Kürzer als gedacht
Platz nehmen und wohlfühlen. So lässt sich in wenigen Minuten das beschreiben, was den Opel Mokka-e ausmacht. Denn auch für große Menschen bietet der Wagen in der vorderen Sitzreihe viel Platz und ein angenehm voluminöses Raumgefühl. Dazu trägt unter anderem auch die helle Dachverkleidung bei. Sie ist für eine behagliche Atmosphäre im Innenraum auch notwendig. Denn ein optionales Panorama-Schiebedach gibt es beim Mokka anders als beim von uns ebenfalls getesteten Schwestermodell Peugeot e-2008 nicht.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Wenn vorne große Menschen Platz nehmen und mit den Sitzen ganz nach hinten rutschen, bleibt in der zweiten Reihe kaum noch Platz. Um nicht zu sagen gar kein Platz mehr. Hier macht sich deutlich bemerkbar, dass der Opel Mokka-e auf der CMP-Plattform der Opel-Mutter Stellantis basiert. Sie kommt zum Beispiel auch beim Opel Corsa zum Einsatz. In Zahlen ausgedrückt: Der Opel Mokka-e bringt es in der Länge nur auf 4,15 Meter und ist damit sogar kürzer als der Opel Astra (4,37 Meter). Familien oder Menschen, die häufiger mehr als eine Person transportieren, raten wir vor dem Kauf in jedem Fall zu einer Probefahrt, um nach einem Kauf hinsichtlich des Platzangebots nicht überrascht zu werden.
So macht Autofahren Spaß
Das Fahren an sich macht nicht nur aufgrund der leicht erhöhten Sitzposition ziemlich Laune. Auch die Möglichkeit der agilen Fortbewegung weiß im Zusammenspiel mit dem verbauten 1-Gang-Getriebe und einer komfortabel abgestimmten Federung zu überzeugen. Sie schluckt auch Bodenschwellen und das Fahren über Bahngleise zuverlässig. Die Gänge für das Vorwärts- und Rückwärtsfahren werden über einen kleinen Wipp-Schalter an der Mittelkonsole eingelegt. Per Tastendruck lässt sich auf Wunsch eine stärkere Rekuperation aktivieren, die nicht nur sonst verpuffende Energie zurückgewinnt, sondern auch die Bremsen schont. Entspanntes Cruisen durch den Stadtverkehr ist in drei Fahr-Modi möglich.
Standardmäßig startet der Wagen stets in jenem Modus, in dem er abgestellt wurde. Im Normal-Modus ist so ein ausgeglichenes Fahren möglich. Auf Wunsch lässt sich die Leistung für etwas mehr Reichweite beschränken (Eco-Modus mit maximal 82 PS) oder aber im Sport-Modus das maximal mögliche Drehmoment von 260 Nm abrufen. An der Ampel lässt man dann den einen oder anderen verdutzen Fahrer im Nachbarauto spielend hinter sich. Doch Vorsicht: Die Gefahr in die nächste Radarfalle zu rauschen steigt aufgrund der flotten Beschleunigung sehr stark an. Ziemlich flott erscheinen auf der digitalen Geschwindigkeitsanzeige Werte von 60 km/h und mehr.
Für reichlich Komfort beim Fahren sorgen auch das in der Ultimate-Version serienmäßig verbaute LED Matrix Licht mit Fernlichtassistent, die 180 Grad Rückfahrkamera und die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage. Sie hält nicht nur die Reisegeschwindigkeit, sondern bei Bedarf auch den notwendigen Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Teilweise greift sie aber vor allem im Stadtverkehr zu ruppig in das Verkehrsgeschehen ein.
Der Innenraum: Aufgeräumt und übersichtlich
Auch wenn ein Head-up-Display selbst in der teuersten Ausstattungsvariante des Opel Mokka-e nicht an Bord ist: Übersichtlichkeit ist im Interieur das Maß aller Dinge. Das von uns getestete Ultimate-Modell weiß vor allem mit seinen verbauten Bildschirmen zu überzeugen. Hinter dem Lenkrad ist ein gut einsehbares und 12 Zoll großes Fahrerinfodisplay zu finden, dazu gesellt sich ein 10 Zoll großes Multimediadisplay, das leicht zum Fahrer geneigt ist und auch das Navigationssystem von TomTom mit Echtzeit-Verkehrsinfos beinhaltet. Und natürlich ist auch eine Kompatibilität mit Android Auto bzw. Apple CarPlay gewährleistet – allerdings erst ab der Ausstattungsvariante Elegance.
Das Einstellen vieler Funktionen ist über den Touchscreen möglich und wird ergänzt durch eine Sprachsteuerung. Zu gefallen weiß aber auch, dass für die Temperaturregulierung einfache Drehknöpfe nutzbar sind und für den Wechsel zwischen Audio-, Navigations- und Telefon-Funktionen physische Drucktasten zur Verfügung stehen. Denn nicht überall, wo Touch-Sensorik theoretisch möglich wäre, ist sie in der Praxis auch wirklich komfortabel und sinnvoll.
Der Fahrer darf sich zudem über verschiedene Funktionstasten am Lenkrad freuen. Hier lässt sich unter anderem die Geschwindigkeitsregelanlage (Tempomat) steuern, aber auch die Lenkradheizung einschalten und die Lautstärke und der favorisierte Sender des DAB+ Radios einstellen.
Geschmacksache ist sicherlich die auf Hochglanz polierte Mittelkonsole. Nicht nur die Tatsache, dass sie anfällig für Kratzer ist trübt das an sich hochwertige Gesamterscheinungsbild. Wenn die Sonne im falschen Winkel von vorne durch die Windschutzscheibe strahlt, ergeben sich zuweilen auch weniger angenehme Spiegelungseffekte, die vom Fahren ablenken können.
Nicht viel Platz im Kofferraum
Und was auch nicht verschwiegen werden soll: Der Kofferraum bietet allenfalls ausreichend Platz für den Wochen-Einkauf. Viel mehr als zwei Getränkekisten und ein Einkaufskorb lässt sich nicht verstauen. Selbst das Unterbringen von zwei kleineren Reise-Trolleys für die Fahrt zum Flughafen oder Bahnhof bereitet schon Schwierigkeiten.
In Zahlen ausgedrückt: Mit mageren 350 Litern Kofferraumvolumen muss man sich zufriedengeben. Da darf keine längere Reise mit vielen Taschen auf dem Programm stehen. Immerhin findet sich unter der Bodenplatte etwas zusätzlicher Stauraum, in dem sich reichlich Kleinmaterial wie Verbandskasten, Warnwesten oder auch ein Ladekabel ablegen lassen.
Opel Mokka-e: Und was ist mit der Reichweite?
Eine der wohl entscheidendsten Fragen: Wie weit kann man mit dem Opel Mokka-e überhaupt fahren? Die Antwort: Vor allem im Stadtverkehr sind rund 300 Kilometer bei gemäßigter Fahrweise, hoher Rekuperationsstufe und etwa 20 Grad Außentemperatur kein Problem. Die 50 kWh große Batterie reicht auch für die täglichen Pendelstrecken zur Arbeit vollkommen aus.
Weniger überzeugend: die Langstrecke. Hier muss der Fahrer oft schon nach rund 200 Kilometern den nächsten Lade-Stopp einlegen. Denn je schneller man mit dem Opel Mokka-e unterwegs ist, desto höher der Verbrauch. Vor allem jenseits der 100 km/h-Schwelle zieht der 100 kW (136 PS) starke Elektromotor ordentlich Energie. Zwar ist es uns im Schnitt trotz wiederkehrender Überlandfahrten gelungen, den Verbrauch bei rund 17 kWh pro 100 Kilometer einzupendeln, wer aber viel und flott auf der Autobahn unterwegs ist, wird recht schnell die 20-kWh-Marke reißen – und muss sich bei einer Fahrt mit einer Richtgeschwindigkeit von 130 km/h und mehr sogar eher in Richtung der 25-kWh-Schwelle orientieren. In der Spitze sind übrigens bis zu 150 km/h möglich, doch wirklich zu empfehlen ist eine solche Reisegeschwindigkeit hinsichtlich des Verbrauchs nicht.
Immerhin: Neue Energie ist schnell nachgeladen. Denn der 1,6 Tonnen schwere Opel Mokka-e lässt sich nicht nur an „normalen“ AC-Ladesäulen mit bis zu 11 kW aufladen (Achtung: nur maximal 7,4 kW im Basismodell), sondern auch an DC-Schnellladesäulen. Und das mit bis zu 100 kW Ladeleistung. Wie schnell der Ladevorgang am Ende tatsächlich abgeschlossen werden kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Auch an theoretisch leistungsstarken Ladestationen kann es mit dem Aufladen auf die empfohlenen 80 Prozent der maximal möglichen Akkukapazität schon mal länger dauern. Um den Energiespeicher von 20 auf 80 Prozent zu laden, vergingen im Rahmen unseres Tests in der Regel 35 bis 45 Minuten.
Fazit: Für den City-Verkehr top, aber kein Reisemobil
Wer auf der Suche nach einem Mini-SUV für den Stadtverkehr ist, wird schnell Gefallen am Opel Mokka-e finden. Es macht einfach Spaß den Wagen mit seinem 1-Gang-Getriebe zu fahren und die gute Übersicht im Straßenverkehr lässt alle Altersgruppen gleichermaßen entspannt von A nach B cruisen. Auch, weil das Fahren so angenehm ruhig möglich ist. Deutlich unter Beweis stellt der Opel Mokka-e aber auch, dass er zwar in der ersten Sitzreihe „luftig“ erscheinen mag, im Fond und im Kofferraum aber deutlich unter seiner recht kurzen Abmessung leidet. Reisen mit mehr als drei Passagieren und vor allem mit viel Gepäck gestalten sich ziemlich herausfordernd. Man darf dabei aber nie vergessen: Der Opel Mokka-e ist nicht als Reisemobil gedacht, sondern als City-SUV.
Vorteile
- betont markantes Design
- viel Fahrspaß mit 1-Gang-Getriebe und 3 Fahrmodi
- hohes Raumgefühl in der vorderen Sitzreihe
- alltagstaugliche Reichweite im Stadtverkehr
- aufgeräumter, übersichtlicher Innenraum
- auch bei hohen Geschwindigkeiten kaum störende Windgeräusche
- Berganfahr-Assistent ist Teil der Serienausstattung
- fairer Preis
Nachteile
- wenig Platz in der 2. Sitzreihe
- nur 350 Liter Kofferraumvolumen
- auf der Langstrecke zu geringe Reichweite
- Sitze könnten mehr Seitenhalt bieten
Was kostet der Opel Mokka-e?
Angeboten wird der Opel Mokka-e in vier Versionen. Das Basismodell Mokka-e Edition kannst du zu Preisen ab 34.110 Euro bestellen, den Mokka-e Elegance – unter anderem zusätzlich ausgestattet mit Klimatronic und Multimedia-Radio mit 7 Zoll Touchscreen-Farbdisplay und 7 Zoll Fahrerinfodisplay – gibt es zu einem Preis ab 37.300 Euro zu kaufen. Noch eine Schippe drauf packt der ab 38.980 Euro erhältliche Opel Mokka-e GS Line, der unter anderem an Extras eine Wärmeschutzverglasung und eine in Schwarz gefärbte Dach- und A-Säule bietet. Das von uns getestete Top-Modell, der Opel Mokka-e Ultimate, steht zu Preisen ab 41.220 Euro bei den Händlern.
Unter dem Strich fällt der zu zahlende Endpreis aber geringer aus. Denn: Du kannst noch 9.000 Euro Umweltbonus plus Mehrwertsteuer von den oben genannten Preisen abziehen. Und das hat zur Folge, dass du schon ab knapp 25.000 Euro mit dem Opel Mokka-e losflitzen kannst. Das von uns getestete Ultimate-Modell ist abzüglich Umweltbonus zu Preisen ab 31.650 Euro erhältlich.
Guten Tag
Danke für den fairen sehr stimmigen Bericht. Nur der Kofferrauminhalt beträgt beim Mokka-e sogar nur 310 Liter, 350 Liter sind es beim Verbrenner. Ich habe den Mokka-e als Elegance Anfang April bestellt und nun heißt es warten……
Viele Grüße aus Ulm.
Freut mich, dass dir der Fahrbericht gefallen hat.
Aber bist du dir mit dem Volumen sicher? Bei Opel selbst ist von 350 – 1.060 Litern die Rede?!
350 Liter stimmt wohl, steht tatsächlich bei Opel. Aber die meisten Tester (z.B. die „Gelben…) kommunizieren für den Mokka-e die 310 Liter. Diese Zahl stammt möglicherweise von der ersten Präsentation 2020 und wurde von Opel inzwischen geändert.
Vielleicht mal erwähnen dass die Motorhaube einen hydraulischen Haubenlift hat den viele Mitbewerber wie Audi Q 4 und VW ID 3 und 4 nicht besitzen ,genausowenig wie eine Haubendämmung .Zum Thema Reichweite .250 km gehen immer und 450 km nach Österreich mit zweimal laden kein Problem da 100 kw Schnellademöglichkeit .Von daher langsteckentauglich für mich .
Sind Haubenlift und Haubendämmung so wichtig? Wie oft öffnet man die Motorhaube als normaler Nutzer? Es fehlen dafür z. B. die Haltegriffe im Innenraum, die mir wichtiger wären, auf die ich aber auch verzichten kann.
seit 4 Wochen fahre ich den E-Mokka und muss jedes mal beim Gurt anlegen rumfummeln, weil die Verbindung mit Schloss sehr kurz ist und man zwischen Sitz und Tunnel die Einführung zum Schloss suchen muss, besonders bei höher gestellten Fahrersitz!