Wer sich ein Handy zulegt, vergleicht es im Vorfeld mit anderen Modellen, liest Tests zu verschiedenen Geräten und schaut sich womöglich ellenlange Videos von begeisterten Botschaftern bei YouTube an. Das gilt freilich nicht für Smartphones, die man für 100 Euro bei Aldi oder Lidl kaufen kann. Wohl aber für Geräte, die auf dem Preisetikett eine 0 mehr am Ende stehen haben. Als Handytester komme ich immer wieder mit den neuesten und besten Smartphones in Kontakt. Manche überzeugen mich in Tests derart, dass ich sie einem Langzeittest unterziehe. In diesem möchte ich herausfinden, ob sie im täglichen Gebrauch über einen langen Zeitraum wirklich so gut sind, wie sie es im Testlabor vorgeben. So auch mit dem OnePlus 9 Pro.
Schweres Erbe: Kann das OnePlus 9 Pro überzeugen?
Im Test schnitt das OnePlus 9 Pro überragend ab. Wir fragten deshalb: Ist es das beste Android-Smartphone des Jahres 2021? Vieles deutete darauf hin. Deshalb sollte mich das Handy fortan begleiten. Ich fotografiere viel und drehe Videos, ich streame täglich Musik und höre Radio, nutze Sprachenlern-Apps über längere Zeitspannen am Tag, lese Nachrichten und schaue Videos. Nun könnte man meinen, dass all das auch problemlos mit einem eingangs erwähnten Aldi-Handy geht. Mit Sicherheit geht das. Aber eben nicht so schnell und flüssig, hochauflösend, mit gutem Ton und in hoher Qualität.
Die Kamera ist für mich als Fotograf aber das wichtigste Bauteil an einem Handy. Denn nicht immer habe ich meinen Koloss mit Spiegelkasten dabei. Vor allem nicht im Alltag und dann, wenn es besonders schnell gehen muss. Auch deshalb war es für mich unheimlich schwer, einen würdigen Nachfolger für das Huawei P30 Pro mit Leica-Kamera zu finden. Im und nach dem Langzeittest, der über ein ganzes Jahr ging, stand für mich fest: Das Huawei P30 Pro ist das beste Smartphone aller Zeiten. Hinzu kommt: Huawei hat seit Jahren die Smartphones mit den besten Kameras.
Doch inzwischen kam das Gerät in die Jahre. Keine Frage, ich kann es auch heute noch empfehlen und hätte es auch behalten, wenn nicht immerzu neue Modelle reingeflattert kämen. So wurde es Zeit für etwas Neues. Aufgrund fehlender Google-Dienste kam kein neueres Huawei-Modell infrage. Das OnePlus 9 Pro mit Hasselblad-Kamera aber war dafür prädestiniert, nachdem das Sony Xperia 1 II nach vier Monaten im Test mich hinsichtlich der Kamera nicht überzeugen konnte.
Die Kamera in der Praxis
Ob Nahaufnahme oder Fotos mit Zoom, ob bei Nacht oder mit Gegenlicht: Die Kamera-Ausstattung des OnePlus 9 Pro lässt ziemlich viel zu. Die Ergebnisse hängen zwar auch vom Fotografen selbst ab. Doch auch der schnelle Schnappschuss weist eine hervorragende Qualität auf. Das bedeutet: Fotos sind fast ausnahmslos scharf und überzeugen mit realitätsgetreuen Farben. Letzteres verwundert kaum, hat bei den Farbprofilen, also dem, was bei der Umwandlung von Rohdaten zum fertigen JPG-Bild passiert, Hasselblad mitgewirkt.
Und ein traditionsreicher Kamera-Hersteller, der zu den besten der Welt gehört, kann sich nicht irren, oder? Keine Frage, die Farben sind echt. Also so, wie man sie auch mit dem Auge sieht. Während andere Hersteller auf ein sattes Grün bei Naturlandschaften setzen oder den blauen Himmel in einem kräftigeren Ton darstellen, ist das beim OnePlus 9 Pro nicht der Fall. Hier scheint alles im Gleichgewicht zu stehen, wie das folgende Bild zeigt:
Doch nicht nur aus der Ferne lassen sich mit der Kamera des OnePlus 9 Pro hervorragende Ergebnisse erzielen. Auch wenn man ganz nah herangeht, bekommt man Fotos, die eine enorme Schärfe aufweisen und ein tolles Bokeh liefern. Selbst feinste Aschepartikel, wie auf der Blüte der Frangipani, sind beim digitalen Hineinzoomen deutlich zu erkennen.
Scharf, mit einer Ausnahme
Der Porträt-Modus ist grandios. Vorausgesetzt, man hat ausreichend Licht. Dann lassen sich sogar Bewerbungsfotos mit hervorragender Qualität erstellen, wie unser Ratgeber zu dem Thema zeigt. Bei zu wenig Licht hingegen weiß die Kamera nicht so recht, was sie tun soll. Es entstehen teils unscharfe Bilder mit einer unsauberen Trennung zwischen Fokusbereich und Hintergrund. Das ist wohl der größte Nachteil einer von der Software erzeugten Unschärfe. Das folgende Beispiel zeigt, vor welche Probleme ein Sonnenuntergangslicht die Kamera des OnePlus 9 Pro mit ihrem Porträt-Modus stellt.
Der Fokus liegt auf dem Schuh statt auf dem Gesicht, das dadurch unscharf wird. Zudem hat das OnePlus 9 Pro Schwierigkeiten zu erkennen, wo die Brille aufhört und macht sie teils künstlich unscharf – ebenso wie die Haare. In dieser Situation entstanden etwa zehn Bilder. Das Ergebnis war nie besser.
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Was die Schärfentiefe angeht, lassen sich im Umkehrfall aber auch durchgehen scharfe Ergebnisse erzielen. Dabei sind sowohl das Objekt im Vordergrund, im folgenden Beispiel das Auto, als auch Dinge weit dahinter, wie etwa der Strommast, scharf abgebildet. Selbst die einzelnen Bäume auf dem Bergkamm lassen sich beim Hineinzoomen gut identifizieren.
Die Akkulaufzeit des OnePlus 9 Pro im Alltag
Als ich das Huawei P30 Pro genutzt habe, konnte ich täglich kaum glauben, wie lang der Akku durchhält. Das Handy ließ mich nie im Stich. Je nach Nutzung blieben am Ende meines Tages immer noch zwischen 30 und 60 Prozent auf der Akkuskala. Das Xperia 1 II konnte da nicht mithalten. Das Gerät zeigte mir schon kurz vor dem Tagesende an, dass es gerne in Not-Modus schalten würde. Schaltete ich diesen nicht ein, der sich bei 15 Prozent Restladung meldet, kam ich keine weitere Stunde aus. Und das OnePlus 9 Pro? Nun, es liegt irgendwo dazwischen. In den ersten Wochen habe ich das P30 Pro und seine lange Akkulaufzeit vermisst. Anschließend gab ich mich aber mit der des OnePlus 9 Pro zufrieden. Einen Tag ohne Steckdose in der Nähe übersteht man locker. Eng wird es, wenn man zwei SIM-Karten parallel nutzt.
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Doch das Handy der Chinesen hat ein Ass im Ärmel: Es lässt sich pfeilschnell aufladen. Mit 30 Minuten für eine volle Akkuladung lässt das OnePlus 9 Pro auch locker das P30 Pro hinter sich. Mal eben 10 Minuten ans Ladegerät und der Akku ist halb voll. In Zukunft soll da noch mehr drin sein und das OnePlus 10 Pro soll mit einer noch kürzeren Ladezeit punkten. Das ist zwar keine Lösung für den schnellen Schwund hinsichtlich der Akkulaufzeit, aber eine Hilfe ist es allemal. Und noch ein Punkt für OnePlus und das 9 Pro: Im Vergleich zu den Spitzenmodellen von Samsung, Xiaomi oder Apple, die teils komplett ohne Ladegerät ausgeliefert werden, befindet sich das Turboladegerät hier im Lieferumfang.
Minuspunkt Speicher?
Im Test des OnePlus 9 Pro sahen wir den maximal 256 GB großen respektive kleinen Speicher, als Manko. Vor allem auch deshalb, weil er nicht per MicroSD-Karte erweiterbar ist. Doch in der Praxis zeigt sich: Mit 256 GB kann man gut leben. Wie bereits erwähnt, mache ich viele Fotos und Videos. Diese allein belegen gut 90 GB des Speichers. Hinzu kommen 10 GB heruntergeladene Musik fürs offline hören bei Spotify. Mit Apps, Dokumenten und insgesamt 0 Spielen bleiben mir knapp 95 GB übrig.
Fazit zum OnePlus 9 Pro nach 8-monatigem Test
Eigentlich hatte ich vor, vor dem Fazit noch einen Absatz zu weiteren Verhaltensweisen des OnePlus 9 Pro zu schreiben. Doch es gibt nichts Nennenswertes. Und das meine ich positiv. Das Handy funktioniert nahezu perfekt und ließ mich nie im Stich. Wenn man etwas kritisieren will, ist es der Überhitzungsprozess. So kann es vorkommen, dass das Gerät in Betrieb ziemlich heiß wird und sich automatisch in eine Art Katastrophenalarmmodus begibt. Das heißt dann auch, dass der Bildschirm sich komplett verdunkelt. Das passiert etwa im Sommer, in einem Auto, in dem die Sonne längere Zeit durch die Windschutzscheibe auf das Handy scheint und das OnePlus 9 Pro gerade damit beschäftigt ist, Musik zu streamen und die Route bei Google Maps anzuzeigen. Doch dieses Beispiel zeigt, dass schon ziemlich viel zusammenkommen muss, um den Super-GAU einzuleiten.
Von diesem Problem abgesehen, kann ich das OnePlus 9 Pro uneingeschränkt empfehlen. Es liefert tolle Bilder, weist eine gute Akkulaufzeit auf und lässt sich blitzschnell wieder aufladen. Das Handy ist schnell, die Software durchdacht, der Ton, den die Lautsprecher von sich geben ist gut. Mir gefällt zudem der Schieberegler an der rechten Seite, mit dem man das Handy im Handumdrehen in den Stumm-Modus schalten kann. Warum aber der Ein- und Ausschalter genau gegenüber der Lautstärkewippe platziert ist, ist fraglich. Dadurch, dass man die Tastenkombination (Power-Button und Lautstärke absenken) versehentlich auslöst, wenn man das Handy ins Standby schickt, entstehen immer wieder ungewollt Bildschirmfotos.
Tipp: Das OnePlus 9 Pro ist derzeit im Black-Friday-Angebot beim Hersteller um 200 Euro reduziert. So bekommst du das Handy bereits für 699 Euro. Dazu ist es auch bei Amazon zu diesem Preis erhältlich. Die Angebote laufen am 29. November 2021 aus.
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schreibe normal nie etwas, der kommentat bzw. die analyse ist genau das wonach ich gesucht habe.
huawei p 30 pro user und werd mir das oneplus 9 pro ebenfalls kaufen – black friday 256 gb um eur 800 ist gutes preis-/leistungsverhältnis
DANKE für den tollen kommentar und deine analyse
Vor ein paar Tagen aus den genannten Gründen zum Black Preis gekauft.
Eine Woche hatte ich jetzt die Freude, dieses fabelhafte Smartphone auszuprobieren. In weiten Teilen kann ich den Erfahrungsbericht bestätigen, allerdings habe ich zwei sehr wesentliche Kritikpunkte. Die Akkulaufzeit empfinde ich für 2021 als beschämend. Bei der Nutzung des Oneplus kann ich sehen, wie die Akku-Anzeige immer weiter runter geht, in einem Tempo, das mich an eine Art Superzeitlupen-Countdown denken ließ. Abends auf 90% aufgeladen, am nächsten Morgen nocht 78%, hallo, wie geht das denn? Mal kräftig ins Netz geschaut, von etwa 65% auf 30% runter, scheint mir etwas heftig zu sein. Mein altes Huawei Mate 20 Pro, HighEnd von gestern, ist da deutlich sparsamer. Und ein iPhone 13 Pro aus gleichem Haushalt sogar noch wesentlich mehr.
Punkt zwei ist der Snapdragon 888: Seit etwa fünf Jahren beschäftige ich mich sehr intensiv mit Smartphones und habe schon diverse Modelle, von guter Mittelklasse bis zum obersten Regal, ausgiebig ausprobieren dürfen. Aber niemals hatte ich so eine Hitzemaschine in der Hand. Wenn der Prozessor belastet wird, wird er ziemlich schnell sehr warm, man könnte es auch schon beinah heiss nennen. Das ist nicht gut, nicht für die Bauteile und auch nicht für die Energiebilanz, denn derart viel Abwärme (-hitze?) bedeutet, daß hier Strom im rauen Mengen verbraten wird. Und da sind wir wieder bei der Akkulaufzeit.
Ansonsten: Super-Display, (noch) tolles Oxygen, gute Kamera (Weitwinkel!) und sehr gute und schnelle Bedienung etc. Dennoch: Hätte ich es gekauft, würde ich es zurückgeben und warten, bis man diese Probleme im Griff hat. Was nützt es mir, wenn das Smartphone schnell wie die Sau lädt, ich aber irgendwo outdoor mit einem leeren Akku dastehe….
Kein Stück, da ist das Pixel 6 Pro dagegen besser, alleine die Kamera & Akkulaufzeiten und hat nicht den SD888 ( zum Glück ) für mich ist das, das Smartphone des Jahres 2021.