Mit der Kamera eines iPhones ist unheimlich viel möglich. Ob Panorama-Aufnahmen, die selbst ausgedruckt im Großformat an der Wand Eindruck machen oder Porträt-Fotos, die dank variabler, wenn auch durch Software verursachter Blende professionell aussehen. Die Kamera-App auf dem iPhone gehört damit zu den Besten – über alle Handy-Hersteller hinweg. Warum sollte man sie also durch eine andere Kamera-App ersetzen? Das habe ich mich auch schon immer gefragt und es auch deshalb nie gemacht. Doch jetzt kommt Leica. Eine deutsche Kultmarke, mit einer über 100-jährigen Geschichte. Leica steht wie kein anderer Name in der Kamera-Welt für Qualität höchster Güte. Dementsprechend teuer – 5.000 Euro und mehr sind völlig normal – sind auch heute noch Kameras des Herstellers. Doch die Leica-App ist kostenlos für das iPhone erhältlich. Ich wollte wissen, ob sie die Apple-Kamera-App auf meinem iPhone ersetzen kann.
Wird aus dem iPhone eine Leica-Kamera?
Wer die Kamera-App seines iPhones nutzt, kennt vermutlich die Filter-Funktion. Einmal auf dem Display hochgewischt lassen sich Farbfilter über das Bild legen. Von „Original“ über „Strahlend Kalt“ bis hin zu „Schwarz-Weiß“ – vieles ist hier möglich. Das Tolle dabei: Hat man ein Foto geschossen, dass mit einem Farbfilter überlagert ist, kann man das im Nachhinein bei der Bearbeitung des Bildes wieder rückgängig machen, wenns einem nicht mehr gefällt. Oder man legt den Filter erst bei der Bearbeitung über die Bilder.
Nun aber hat Leica eine eigene Kamera-App mit dem Namen „Leica LU2“ vorgestellt, die es kostenlos im Appstore gibt. Sie ist „eine professionelle Kamera-App, die den ikonischen Leica Look auf das iPhone bringt“, verspricht der Hersteller vollmundig. Mehr noch. „Leica LUX ermöglicht es, in die Welt der Leica Fotografie und Objektive einzutauchen und die Leica Looks mit ihrer unverwechselbaren Bildästhetik erstmals auch mit einem iPhone zu erzeugen.“ Wenn das nicht fantastisch klingt, was dann? Ich will auch Bilder mit dem iPhone aufnehmen, die so aussehen, als seien sie mit einer Leica M gemacht worden.
Kamera-App im Test
Also: heruntergeladen, installiert und geöffnet. Der erste Eindruck: Aufgeräumt, nicht überladen wie so manch andere Pro-Kamera-App und die wichtigsten Einstellungen scheinen enthalten zu sein. Ein Gitter lässt sich ebenso schnell ein- und ausschalten wie die digitale Wasserwaage, die mir anzeigt – und per Vibration bestätigt – wann sich das Handy beim Fotografieren in der Waage befindet.
Schön ist, dass man auf dem Display das zu fotografierende Motiv antippen kann und die Leica-App fokussiert auf den Punkt. Währenddessen lässt sich unterhalb des Bildausschnitts die Belichtung verändern. Doch das funktioniert auch in der iPhone-Kamera-App, wenn man von unten nach oben wischt und auf das +- Icon tippt. Und dann kann man noch vom P- in den A-Modus wechseln – vom normalen Photo- in den Aperture-Modus. Im zweitgenannten kann man mit der digitalen Blende spielen.
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Zum Schluss gibt es noch die drei Leica-Farbfilter, die sich über die Fotos legen. „Leica Look Standard“, Leica Look Vivid“ und „Leica Look Natural“ verändern die Farben nur marginal und erzeugen eine etwas andere Bildstimmung. So weit, so gut. Ein Wow-Gefühl entsteht hier aber nicht gerade. Zumal man die Farbfilter im Nachhinein nicht entfernen kann, wie der Original-Kamera-App auf dem iPhone.
Fazit: Bei der iPhone-App bleiben oder zu Leica wechseln?
Möchte man mehr als nur die drei Filter nutzen, bittet Leica einen zur Kasse. Rund 8 Euro im Monat soll man dann für die Kamera-App bezahlen. Man bekommt dann nicht nur ein paar Filter mehr, sondern kann auch manuell fokussieren, Fotos im RAW-Format aufnehmen und bekommt Funktionen wie „Focus Peaking“ oder ein Histogramm. Alles ganz nett und etwas, was auch andere „Pro Kamera“ Apps aus dem App Store anbieten. Doch diese kosten einmalig 8 Euro und nicht Monat für Monat. Übrigens: Videoaufnahmen sind in der Leica-App nicht möglich. Ebenso wenig wie Langzeitbelichtungen, Slow-Mo- und Zeitraffer-Aufnahmen oder Panorama-Bilder. Auch das unterscheidet sie von der Apple-eigenen Kamera-App fürs iPhone, mit der all das möglich ist.
Würde ich von der iPhone-Kamera-App auf die Anwendung von Leica umsteigen? Nein. Dafür ist mir der Funktionsumfang in der kostenlosen Variante zu spärlich. Die Standard-Kamera-App auf dem iPhone bietet mir weitaus mehr als nur drei Filter. Und sie ist kostenlos. Fast 8 Euro monatlich zahlen, um eine Leica-App auf dem Handy nutzen zu können? Das machen vielleicht ein paar Leica-Fans, die auch die brutal teuren Kameras des Herstellers kaufen. Alle anderen werden weiterhin die wirklich gute iPhone-Kamera-App nutzen.
Wunderbar
Sehr geehrter Herr K.
Ich glaube Sie haben den Sinn dieser App nicht verstanden. Hier geht es nicht darum im Funktionsumfang oder der Menge an Filtern die originale Kamera App zu toppen, sondern ganz sicherlich nur um den einzigartigen Leica Look mit den verschiedenen Objektiven. Wenn man also nicht unbedingt 6000-8000 € für eine Leica & Objektiven ausgeben möchte, hat man mit der App doch eine gute Alternative.
Ich finde die Idee klasse und hätte mir dies auch gerne für Android gewünscht. Ob’s einem dann auch die 8 € wert sind, kann ja jeder selber entscheiden.