Garmin Instict 2 Solar im Test: Läuft und läuft und läuft

9 Minuten
Robust und für jedes Abenteuer bereit. So präsentiert Garmin sein Outdoor-Flaggschiff des Jahres 2022, die Instinct 2 Solar. Wir haben uns die GPS-Multisportuhr drei Wochen aus nächster Nähe angesehen und stellen fest: kein Meisterstück, aber rundum gut.
Garmin Instinct 2 Solar Display-Ansischt
Die Garmin Instinct 2 Solar ist mit einem Solar-Panel für eine längere Akkulaufzeit ausgestattet - ein Test.Bildquelle: Hayo Lücke / inside digital

Angeboten wird die Instinct 2 Solar in zwei Varianten. Ein Modell mit 45 mm großem Gehäuse soll eine primär männliche Zielgruppe ansprechen, eine kleinere Variante (40 mm) dagegen eher eine weibliche. Für diesen Test haben wir uns die Garmin Instinct 2 Solar in der größeren Variante näher angesehen. Und zwar in der grauen Ausführung mit angenehm weichem Silikon-Wechselarmband.

Garmin Instinct 2 Solar: Einfache Einrichtung, intuitive Bedienung

Die Einrichtung der Outdoor-Smartwatch beginnt auf der Uhr selbst, wird aber in mehreren anschaulichen Schritten in der Garmin Connect App auf dem zu koppelnden Smartphone abgeschlossen. Die Bedienung findet anders als bei anderen Smartwatches nie über den Bildschirm der Uhr statt. Es handelt sich nämlich nicht um einen Touchscreen, sondern um ein schwarz-weißes Memory-in-Pixel-Display (MIP). Es ist trotz einer vergleichsweise geringen Auflösung auch bei direkter Sonneneinstrahlung gut ablesbar; von uns in der tief stehenden Frühlingssonne von Barcelona rund um den Mobile World Congress mehrfach getestet. Verschiedene Watchfaces lassen sich in den Einstellungen der Uhr auswählen. Sie sind teilweise nach dem persönlichen Geschmack individuell anpassbar. Auf Knopfdruck steht bei Bedarf eine Hintergrundbeleuchtung bereit.

Für die Menünavigation stehen gleich fünf geriffelte Tasten zur Verfügung. Drei an der linken, zwei an der rechten Seite. Eine Krone oder eine drehbare Lünette gibt es bei der Garmin Instinct 2 Solar nicht. Und es bedarf einige Tage, ehe sich die Finger an die Navigation gewöhnt haben. Denn die fünf Tasten starten, abhängig davon, ob man sie nur kurz oder länger drückt, unterschiedliche Funktionen. Kurzes Drücken der „GPS„-Taste rechts oben startet etwa den Trainingsmodus, während langes Drücken eine GPS-Synchronisierung anstößt. Eine kurze Betätigung der Menü-Taste links lässt eine Navigation in der Widget-Übersicht zu, während langes Drücken auf direktem Wege in die Smartwatch-Einstellungen führt. Die Tasten sind frei nach den eigenen Wünschen belegbar. So lassen sich Schnellstart-Szenarien für die persönlichen Lieblingsfunktionen einrichten.

Die Verarbeitung der Uhr ist – so wie es sich für ein Premiumprodukt gehört – einwandfrei. Sowohl das Gehäuse als auch die Lünette bestehen aus faserverstärktem Polymer, also aus Kunststoff. Das sorgt dafür, dass die Uhr samt Armband auf ein Gewicht von nur 53 Gramm kommt und am Handgelenk sehr angenehm zu tragen ist. Nach Lust und Laune kannst du die Uhr auch während deines Schwimmtrainings nutzen. Sie ist nämlich wasserdicht (10 ATM).

Garin Instinct 2 Solar Rückseite
Garmin Instinct 2 Solar: Geriffelte Tasten an den Seiten, Ladeanschluss auf der Rückseite.

Garmin Instinct 2 Solar im Trainingsbetrieb

Wer sich für die Garmin Instinct 2 Solar entscheidet, wird das in aller Regel nur dann tun, wenn ein allgemein aktiver Lebensstil im Mittelpunkt steht. Denn die Outdoor-Smartwatch richtet sich primär an Menschen, die regelmäßig joggen gehen, Radfahren oder sich für andere Sportarten begeistern können. Sei es ein Triathlon, ein Trail Run, Bergsteigen oder auch Mountainbiken. In Summe stehen 45 Sportprofile zur Verfügung – Gewichtheben, Golf und Skifahren inklusive.

Rückseitig ist ein gegenüber der Garmin Instinct der ersten Generation verbesserter optischer Herzfrequenzsensor (Elevate 4) verbaut, der – für Garmin typisch – sehr exakt arbeitet. Gleiches gilt für die GPS-Genauigkeit, die während des Sport-Trackings auf Top-Niveau agiert. Das GPS-Pairing geht etwas gemächlich über die Bühne. Was die Huawei Watch GT Runner (Test) binnen weniger Augenblicke erledigt, dauert bei der Garmin Instinct 2 Solar etwa zehn Sekunden. Zu der umfangreichen Ausstattung an Extras gehört unter anderem die Ermittlung der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max) und neu auch die Anzeige von empfohlenen Regenerationsphasen. Die sogenannte „Body Battery“ ermittelt die Energiereserven für den Tag, der Kalorienrechner zeigt nicht nur den Kalorienverbrauch aus Aktivminuten an, sondern auch jenen aus Ruhephasen.

Weniger gut hat uns allerdings die etwas unübersichtliche Standard-Darstellung im Trainingsmodus während des Laufens gefallen. Viele interessante Zahlenwerte sieht man nicht auf den ersten Blick, sondern erst, wenn man die „Up-“ und „Down“-Tasten an der linken Seite betätigt.

Garmin Instinct 2 Solar Test - Trainingsmodus
Die Darstellung im Trainingsmodus könnte schöner und übersichtlicher ausfallen.

Wiederum ein wahrer Augenschmaus ist und bleibt die Garmin Connect App. Sie gehört zu den schönsten Smartwatch-Apps, die am Markt erhältlich sind. Nicht nur optisch weiß sie zu gefallen, sondern auch mit einer Fülle an Statistiken und Analysen, die das persönliche Sportprogramm noch sehr viel interessanter macht; wenn man sich denn für mehr als die abgespulten Kilometer interessiert. Allerdings braucht es auch einige Zeit, ehe man all die Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten der App entdeckt und ausprobiert hat. Viel Freude hat uns auch bereitet, in der App sehen zu können, welche Trainings befreundete Träger eines Garmin-Wearables so absolvieren; sofern sie ihre Ergebnisse für Freunde zur Einsicht freigeben. Sogar gegenseitige Herausforderungen sind in der App möglich.

Garmin Connect App
Garmin Connect App

Top-Synchronisation von Smartphone-Benachrichtigungen, eingeschränkte Telefon-Funktion

Ein echter Genuss ist das Synchronisieren von Smartphone-Benachrichtigungen. Das klappt nämlich sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung hervorragend. Löschst du eine Benachrichtigung auf dem Smartphone, verschwindet sie auch in der Übersicht auf der Garmin Instinct 2 Solar. Und wird die Benachrichtigung auf der Uhr als gelesen markiert, ist sie auch in der Mitteilungszentrale auf dem Smartphone nicht mehr sichtbar. Top!

Weniger erfreulich: Ist die Sportuhr mit einem Android-Smartphone oder einem iPhone von Apple verbunden, kannst du zwar am Handgelenk eingehende Anrufe annehmen, aber nicht über die Uhr selbst telefonieren. Es fehlt nämlich an einem Mikrofon. Das ist vorrangig hinsichtlich des recht hohen Preises, der für die Uhr fällig wird, ein echter Nachteil. Wenngleich man aber auch sagen muss, dass es eher ein „Nice-to-have“-Feature ist, über seine Armbanduhr auch telefonieren zu können. Wirklich notwendig ist es wohl nicht. Eine LTE- oder 5G-Unterstützung bietet die Uhr grundsätzlich nicht.

Exklusives Feature der Solar-Modelle der Instinct-2-Reihe von Garmin: NFC-Unterstützung. Das bringt allerdings nur dann etwas, wenn die von dir genutzte Bank mit Garmin Pay kooperiert. In Deutschland trifft das nur auf ein Dutzend Banken zu. Uns war es im Test beispielsweise weder möglich, eine Visa-Karte der DKB mit Garmin Pay zu verknüpfen, noch die Visa-Karte von Amazon (Landesbank Berlin). Kreditkarten von American Express (z.B. Payback) lassen sich grundsätzlich nicht bei Garmin Pay hinterlegen. Hier lässt Garmin noch extrem viel Luft nach oben.

Garmin Instinct 2 Solar Widgets
Über die ABC-Taste gelangst du in eine Widget-Übersicht, um zahlreiche aktuelle Infos abzurufen.

Die Akkulaufzeit: Ein wahrer Dauerläufer

Und dann ist noch ein prüfender Blick auf die Akkulaufzeit notwendig. Denn mit dem in das Display integrierte Solar-Panel verspricht Garmin schließlich unter gewissen Umständen eine nicht enden wollende Laufzeit. Aber ist das wirklich so? Die Antwort: Es kommt am Ende darauf an, wie du die Multisport-Digitaluhr verwendest. Schaltest du etwa den Pulsmesser ein und lässt auch deine Blutsauerstoffsättigung (SpO2) kontinuierlich aufzeichnen, ist schon nach vier Tagen eine Wiederaufladung notwendig. Schaltest du das SpO2-Tracking ab, erhöht sich die Akkulaufzeit auf 14 Tage. Und verzichtest du auch auf die 24/7-Pulsüberwachung ist eine Laufzeit von einem Monat realistisch.

Auf die Probe haben wir auch gestellt, wie sich die Garmin Instinct 2 Solar im Alltag hinsichtlich des verbauten Solarpanels verhält. Und hier lautet die Botschaft: Tatsächlich konnten wir im Smartwatch-Modus die Laufzeit etwas verlängern, wenn wir die Uhr über einen längeren Zeitraum direkter Sonneneinstrahlung aussetzten. Bei bewölktem Himmel reicht die Lichtstärke hingegen nicht aus, um die Akkulaufzeit zu verlängern. Auch ein Aufladen unter einer LED-Schreibtischlampe funktioniert nicht.

Insofern ist das Solarmodul primär dann interessant für dich, wenn du dich regelmäßig länger unter freiem Himmel aufhältst. Und selbst dort bedarf es eines wolkenlosen Himmels, um tatsächlich einen Solar-Ladeffekt zu bemerken. Garmin selbst spricht davon, dass für eine unbegrenzte Nutzung ein Aufenthalt von mindestens drei Stunden im Freien bei 50.000 Lux notwendig ist. An wolkenfreien Sommertagen erreicht natürliches Tageslicht bis zu 100.000 Lux. Ein bewölkter Himmel kommt im Sommer hingegen nur auf 20.000 Lux, im Winter sind es sogar nur rund 3.500 Lux.

Eine Wiederaufladung des Akkus von circa 10 auf 100 Prozent dauert etwa 90 Minuten. Das passende USB-Kabel ist im Lieferumfang inklusive, ein Netzstecker nicht.

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Fazit zur Garmin Instinct 2 Solar: Einfach gut

Garmin Instinct 2 Solar Testsiegel

Die Garmin Instinct 2 Solar präsentiert sich in eigentlich allen Bereichen als rundum gute GPS-Sportuhr. Das MIP-Display gehört zwar sicher nicht zu den schönsten der Branche, ist aber stromsparend und auch in hellen Umgebungen gut ablesbar. An der Darstellung im Trainingsbetrieb könnte man sicherlich noch feilen, ein wenig scheitert die Uhr aber auch an ihrem vergleichsweise kleinen Bildschirm. Ein echter Mehrwert ist die sehr lange und überaus erfreuliche Akkulaufzeit. Das sehr robuste Design, das entfernt an G-Shock-Modelle von Casio erinnert, muss natürlich den Geschmack des potenziellen Käufers treffen. Schade: Der interne Speicher ist so klein (32 MB), dass das Abspeichern von Musik nicht möglich ist. Auf dem Smartphone gespeicherte Musikdatein können aber per Bluetooth gestartet werden und auch die Lautstärke lässt sich am Handgelenk einstellen.

Vorteile

  • lange Akkulaufzeit
  • hohe GPS-Genauigkeit
  • exakter Pulsmesser
  • einwandfreie Synchronisation von Smartphone-Benachrichtigungen
  • Solar-Panel für (noch) längere Akkulaufzeit (bei viel Tageslicht)
  • zählt auch gelaufene Stockwerke
  • warnt vor Unwettern (bei gemessenem Veränderungen des Luftdrucks)
  • NFC für mobiles Bezahlen

Nachteile

  • kein Mikrofon (keine Telefonie-Funktion)
  • nur ein Monochrom-Display (ohne Touch-Funktionalität)
  • unübersichtliche Anzeige im Trainingsmodus
  • NFC (Garmin Pay) nur mit wenigen Banken in Deutschland kompatibel
  • kein Speicherplatz für Musikdateien
  • nicht gerade preiswert

Was kostet die Garmin Instinct 2 Solar?

Der Preis für die Garmin Instict 2 Solar liegt laut Hersteller bei 449,99 Euro. Verzichtest du auf das Solar-Panel werden für die Instinct 2 nur 349,99 Euro fällig. Die gleichen Konditionen gelten für die etwas kleinere Garmin Instinct 2s (Solar). Dann kommt statt eines 45 mm großen Gehäuses ein nur 40 mm großes Gehäuse zum Einsatz. Dadurch reduziert sich auch die Displaygröße von 0,9 (176 x 176 Pixel) auf 0,7 Zoll (156 x 156 Pixel). Einen Preisvergleich zu den aktuellen Modellen der Garmin Instinct 2 Solar und Instinct 2s Solar findest du nachfolgend.

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Hinweis: Dieser Testbericht basiert auf Firmware-Version 6.16 (122c2c9). Auf einem mit der Garmin Instinct 2 verbundenen iPhone 13 Pro kam die Garmin Connect App in Version 4.52.0.21 zur Anwendung.

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Bildquellen

  • Garin Instinct 2 Solar Rückseite: Hayo Lücke / inside digital
  • Garmin Instinct 2 Solar Test – Trainingsmodus: Hayo Lücke / inside digital
  • Garmin Connect App: Hayo Lücke / inside digital
  • Garmin Instinct 2 Solar Widgets: Hayo Lücke / inside digital
  • Garmin Instinct 2 Solar Testsiegel: Stefan Winopal / inside digital
  • Garmin Instict 2 Solar im Test: Läuft und läuft und läuft: Hayo Lücke / inside digital

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