Das Steam Deck von Valve war der Überraschungshit des Jahres und die Nachfrage riesig. Auf kein anderes Technik-Gadget habe ich länger gewartet – jemals. Dementsprechend groß war auch meine Freude, als ich die Handheld-Konsole das erste Mal in den Händen halten konnte. Mittlerweile sind rund drei Monate vergangen und ich habe das ein oder andere Spiel damit zocken können. Hält die Begeisterung an? Zeit für ein Fazit.
Steam Deck – Ein Überblick
Hinter dem Steam Deck steht die amerikanische Firma Valve. Diese ist insbesondere für ihre Spieleplattform Stream bekannt. Mit der „Index“ und der „Vive“ hat man jedoch auch VR-Brillen im Angebot. Das Steam Deck ist die erste Handheld-Konsole des Herstellers.
Das Steam Deck kann man sich wie eine größere Nintendo Switch vorstellen. Es ist 669 Gramm schwer und bietet einen 7 Zoll großen Touchscreen. Um mit möglichst vielen Spielen kompatibel zu sein, verbaut man neben den üblichen Controller-Tasten, Analogsticks und Triggern auch zwei Trackpads für die Steuerung mit einem Mauszeiger und ein Gyroskop zur Bewegungssteuerung.
Für die Performance der Handheld-Konsole setzt man auf einen in Partnerschaft mit AMD entwickelten Quad-Core-Prozessor. Dieser ist mit 16 Gigabyte RAM ausgestattet und setzt wie die aktuelle Xbox Series S/X auf eine RDNA2-Architektur.
Als Software kommt das selbst entwickelte SteamOS auf Linux-Basis zum Einsatz. Valve stellt jedoch auch Treiber für Windows bereit, sodass ein Umstieg möglich ist. Ich hatte jedoch nie das Bedürfnis Windows zu installieren, da dank vorinstalliertem Windows-Emulator all meine Spiele problemlos auch unter SteamOS laufen.
Steam Deck im Langzeit-Test
Hardware
Das Kunststoff-Gehäuse des Steam Deck ist einwandfrei verarbeitet und macht einen robusten Eindruck. Mit einem Gewicht von 669 Gramm ist der Handheld zwar in etwa doppelt so schwer ist wie eine Switch, beim längeren Zocken macht das jedoch keinen Unterschied. Beide Geräte sind „zu schwer“, um sie über längere Zeit nur in der Hand zu halten, sodass man sie auf dem Schoß oder einem Tisch abstützt. Der einzige Nachteil macht sich beim Transport bemerkbar. So ist das Case mindestens doppelt so dick und benötigt relativ viel Platz im Rucksack.
Die Anordnung der Tasten finde ich sehr gelungen. Steuerkreuz, Buttons und die Analogsticks lassen sich auch bei längeren Spielessessions ergonomisch bedienen. Und auch an das Trackpad und die Schultertasten kommt man hervorragend heran. Auch Haptik und Präzision sind bei dem Steam Deck auf einem sehr hohen Niveau. Die Eingaben sind präzise und das haptische Feedback der Controller und Trackpads fühlen sich hochwertig und direkt an.
Display
Der 7 Zoll große Bildschirm des Steam Deck löst mit 1.280 x 800 Pixeln, also 720p, auf. Vielfach hat man die Rufe nach einer höheren Full-HD-Auflösung gehört. Jedoch habe ich die Auflösung bisher nie als ein Problem empfunden. Auch die Switch kommt mit einem 720p Display daher, was bei dieser Große und Abstand von den Augen vollkommen ausreichend ist.
Da würde ich mir bei einem potenziellen Nachfolger eher eine höhere Aktualisierungsrate als 60 Hertz oder dünnere Displayränder wünschen. Zudem haben viele Spiele durch das ungewöhnliche 16:10 Format dünne, schwarze Balken oben und unten im Bild und nutzen nicht den kompletten Bildschirm aus.
Das IPS-Panel kann mit einer realistischen Farbdarstellung und guten Blickwinkeln überzeugen. Die Helligkeit von 400 Nits ist für das Zocken auf dem Sofa, im Bett oder unterwegs in Zug und Flugzeug vollkommen ausreichend. Nur auf der sonnigen Terrasse oder am Strand würde man eine höhere Helligkeit benötigen. Ein Umgebungslichtsensor steuert die Helligkeit dabei zuverlässig automatisch, sodass ich im Steam Deck Test nie manuell nachjustieren musste.
Leistung
Für eine Handheld-Konsole ist das Steam Deck extrem leistungsstark. So bietet es eine Grafik-Leistung von 1,6 Terraflops. Zur Einordnung: Die Xbox Series S (120 Hz; 1440p) bietet 4 Tflops und die neueste Switch (60 Hz; 720p) kommt auf 0,4 Tflops.
Zusammen mit einem starken AMD-Prozessor mit 4 Kernen und 16 Gigabyte RAM hat das Steam Deck also genügend Performance, um auch aktuelle Tripple-A-Titel in 720p und hohen Grafikeinstellungen flüssig darzustellen. Besonders viel Zeit habe ich in Forza Horizon 4 und 5 verbraucht, welche beide in den höchsten Einstellungen flüssig laufen, auch wenn sie offiziell vom Steam Deck nicht unterstützt, aber als spielbar markiert sind.
Spiele und Kompatibilität
Auch wenn es sicher das langfristige Ziel von Valve ist, funktioniert aktuell noch nicht jedes Spiel aus dem Steam-Store auf dem Steam Deck. Um für alle Nutzer und Interessenten Klarheit zu schaffen, hat Valve vier Kategorien der Kompatibilität eingeführt, in der alle Spiele einsortiert werden:
- verified: Diese Spiele laufen vollumfänglich auf dem Steam Deck
- playable: grundsätzlich funktionieren die Spiele, benötigen aber ggf. ein paar Anpassungen in den Einstellungen oder beim Controller-Layout
- unsupported: diese Spiele funktionieren aktuell nicht
- unknown: diese Spiele wurden noch nicht überprüft
Wie viele deiner Spiele unterstützt werden, kannst du schon vor dem Kauf in der Steam-Anwendung herausfinden. Spiele, die auch am Computer oder der Konsole mit Controller gezockt werden können, laufen in den meisten Fällen einwandfrei. Bei Forza Horizon 4 ist beispielsweise nur der Text im Spiel an manchen Stellen zu klein, da das Spiel für größere Bildschirme optimiert wurde.
Spiele, die nicht unterstützt werden, benötigen häufig Maus und Tastatur und lassen sich auch auf dem Computer nicht mit einem Controller bedienen. Grundsätzlich sind sie in vielen Fällen jedoch trotzdem spielbar. So etwa Age of Empires 2 DE: Das Spiel ist als „unsupportet“ markiert, startet jedoch problemlos auf dem Steam Deck, mit den beiden Trackpads ist eine Steuerung jedoch kniffelig und Online-Tourniere nicht machbar. Verbindet man das Steam Deck hingegen mit einem Dock, läuft das Spiel problemlos.
Steam Deck Dock
Denn mit einem Dock lassen sich Monitor, Tastatur und Maus oder Controller mit dem Handheld verbinden und am Schreibtisch oder auf dem Fernseher zocken. Neben dem offiziellen Dock des Steam Deck funktionieren auch andere USB-C Docks ohne Probleme. So habe ich das Steam Deck mit meinem Anker-Thunderbolt-Dock verbunden, an dem sonst mein MacBook zum Arbeiten hängt. Sofort stellte das Steam Deck eine Verbindung zum Monitor her.
Auf diese Weise kann man mit dem Steam Deck auch am großen Bildschirm zocken. Je nach Auflösung kommt es jedoch bei aktuellen Tripple-A-Titeln zu Performance-Einschränkungen.
Speicher
Je nach gewählter Variante ist das Steam Deck mit 64, 256 oder 512 Gigabyte Speicherplatz erhältlich. Wir haben die mittlere Variante getestet. Je nachdem, welche Spiele man zocken möchte, ist der interne Speicher schnell aufgebraucht. So reichen unsere 256 GB gerade so, um zwei Tripple-A-Titel wie Forza Horizon 4 und 5 zu installieren.
Zum Glück sind alle Varianten mit einem microSD-Slot ausgestattet. So lassen sich Spiele auf eine beliebig große Speicherkarte auslagern. Geschwindigkeits-Unterschiede beim Spielen haben wir nicht feststellen können.
Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit ist stark davon abhängig, welche Spiele man spielt. Bei leistungshungrigen Spielen wie Forza Horizon 5 ist der Akku nach rund 120 Minuten leer. Bei kleinen Indie-Games hält das Steam Deck jedoch locker sechs Stunden oder mehr durch. Aufgeladen wird via USB-C mit 45 Watt. Ein entsprechendes Netzteil wird mitgeliefert. Valve setzt jedoch auf den offenen PD-Standard, wodurch man jedes handelsübliche Netzteil oder Powerbank zum Laden nutzen kann. Der USB-C-Port am Steam Deck ist oben angebracht, sodass es auch nicht stört, den Handheld beim Zocken zu laden.
Fazit
Die vergangenen drei Monate mit dem Steam Deck haben extrem viel Spaß gemacht. Die Hardware überzeugt im Langzeit-Test und die Spiele-Auswahl ist großartig. Als PC und Xbox-Gamer habe ich mir immer eine portable Konsole wie die PS Vita oder Switch gewünscht, um meine Spiele unterwegs zu zocken – mit dem Steam Deck wurde das nun Realität. Klar kann man auch ein Gaming-Notebook mit auf Reisen nehmen, doch ein Handheld ist doch nochmals viel kompakter und besser für das Zocken im Bett, auf dem Sofa und auf Reisen geeignet. Durch die direkte Anbindung an Steam und das Zertifizierungssystem ist das Herunterladen von neuen Spielen sehr einfach. Solange man sich in dem Konsolen-Modus bewegt, ist das Steam Deck eine tolle, und vielseitigere Alternative zur Switch. Im Desktop-Modus merkt man hingegen die noch nicht zu 100 Prozent ausgereifte Software. Jedoch bekommt das Steam Deck regelmäßig Updates und wird stetig verbessert.
Gar nicht positiv genug hervorheben, kann man dabei jedoch Valve’s offenen Ansatz beim Steam Deck. So ist es überhaupt kein Problem, Spiele von anderen Plattformen und Webseiten herunterzuladen – man ist also keineswegs an die Steam Plattform gebunden. Auch gibt es unzählige Emulatoren, um Spiele von anderen Plattformen auf dem Steam Deck zu zocken.
Auch bei der Reparatur zeigt sich das Steam Deck vorbildlich: So sind nur Standard-Kreuzschlitz-Schrauben verbaut und nichts geklebt. So lassen sich Verschleißteile wie die Analogsticks mit wenig Aufwand tauschen. Preiswerte Ersatzteile und bebilderte Reparaturanleitungen stellt Valve auf iFixit zur Verfügung.
Mit einem Preis von 419 Euro für die kleinste Speichervariante ist das Steam Deck vergleichsweise günstig. 256 Gigabyte kosten 549 Euro, 512 Gigabyte kosten 679 Euro. Bei letzterem ist das Display zudem entspiegelt.
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Es ist ein 800p und kein 720p Display. Ansonsten aber ein schöner Artikel. Vielen Dank 😀
Zu sagen dass aktuelle Triple A Titel in den höchsten Einstellungen flüssig laufen ist etwas zu weit her geholt, da jeder „flüssig“ anders empfindet.
In Realität sollte man seine Erwartungen etwas runterschrauben und keine „Gaming Rechner“ Leistungsklasse erwarten.
Ja viele Triple A Spiele „erreichen“ auf höheren Einstellungen und 800p ihre 30fps, der Stromverbrauch ist aber dann so enorm dass der Akku nach ca 1 Stunde schlapp macht.
In den meisten aktuellen Triple A Spielen muss um mindestens 2 Stunden Spielzeit zu erreichen die Grafik auf komplett Niedrig bis maximal Mittel gestellt werden und die Auflösung auf 1024×640 mit aktiviertem FSR während man die framerate auf 30 bzs 40fps limitiert.
Die meisten Spiele sehen für Handheld Verhältnisse so aber immer noch sehr gut aus.