Gerade wenn man nicht zu den Hardcore-Kaffeetrinkern gehört, sind Vollautomaten oft nicht das Gelbe vom Ei, wenn es an die Kaffeebereitung geht. Dem gelegentlichen Genuss stehen hier regelmäßige Routinen in Wartung und Reinigung entgegen. Andere Kaffeebereiter – etwa die French Press, die Bialetti oder auch die gute alte Filterkaffeemaschine – liefern oft entweder nicht das gewünschte Produkt oder beschweren den Brühvorgang mit manuellem Mehraufwand.
Auftritt der Kapsel-Kaffeemaschine: Kapsel rein, fixieren, einschalten – mmh! In der Umverpackung aus Kunststoff oder Aluminium hält sich der gemahlene Kaffee lange frisch, sodass hier meist ein gleichbleibend gutes Ergebnis erzielt wird. Die Einfachheit und Schnelligkeit der Zubereitung, sowie der geringe Wartungs- und Reinigungsaufwand machen Kapselmaschinen zur beliebten Wahl überall dort, wo Gelegenheits-Kaffeetrinker sind: in Single-Haushalten, Ferienwohnungen und Hotel-Zimmern. Und nicht nur dort: Nach Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe verbrauchten die Deutschen im Jahr 2019 insgesamt 3,4 Milliarden Kaffeekapseln. Die Umwelt-Organisation schätzt den daraus resultierenden Müllberg auf 13.500 Tonnen ein, bestehend aus Aluminium-, Plastik- und Papierabfällen. Pro Jahr – der Kapselkater lässt grüßen. Und auch das Recycling gestaltet sich schwierig.
Wohin mit Aluminium und Plastik?
Um diese Frage gleich zu beantworten: In die Wertstofftonne – je nach Region auch „Gelber Sack“ genannt. Dort landen die Kapseln aber leider nur sporadisch. Und selbst wenn, entsteht kein geschlossener Wertstoffkreislauf. Denn für neue Kapseln ist das zurückgewonnene Aluminium zu minderwertig, Plastikkapseln bestehen in der Regel aus mehr als einer Kunststoffart und fallen somit für die Wiederverwertung auch aus. Die allermeisten Kaffeekapseln erwartet ihre Endstation aber ohnehin ganz woanders: in der Müllverbrennungsanlage.
Während als Alternative oft wiederverwendbare Kapseln genannt werden – diese müssen vor dem Brühvorgang manuell befüllt und danach gereinigt werden – scheint CoffeeB wie ein Silberstreif am Horizont. Genauso einfach wie Kapseln aus Kunststoff oder Alu in der Handhabung, aber viel weniger schädlicher Müll. Denn die Coffee Balls genannten Kaffeekugeln bestehen hauptsächlich aus – Kaffee. Umhüllt nur von einem dünnen, biologisch abbaubaren Zellstoff, der das gepresste Kaffeepulver in Form hält.
Nach dem Brühen können die dann nicht mehr ganz runden Bällchen entnommen und in der Biotonne entsorgt werden, dem heimischen Kompost zugeführt oder als Pflanzendünger upgecyclet werden. Auch eine Entsorgung über den Restmüll ist natürlich möglich. Im Vergleich zu Plastikkapseln entstehen hier beim Verbrennen weit weniger schädliche Abgase.
Wer hat’s erfunden?
Spätestens bei dieser Frage dürfte den meisten klar sein: Die Schweizer waren’s! Hinter der Marke Café Royal, die das CoffeeB-System erfunden hat, steckt der eidgenössische Einzelhandels-Multi Migros. Und der sparte bei der Premiere der Maschine „Globe“ vor gut einem Jahr nicht mit Superlativen: Die „größte Produktinnovation“ in der Unternehmensgeschichte sei CoffeeB. Auch in den sozialen Medien konnte Migros seiner Innovation Beachtung verschaffen. Und dies den Unkenrufen der Kritiker zum Trotz: zu laut, zu schlecht verarbeitet, schmeckt nicht. Das hat uns neugierig gemacht und, na klar, #insidedigitaltestet.
„Globe“ – die ganze Welt des Kaffees?
Die erste Kaffeemaschine von CoffeeB ist ein absolutes Einsteigermodell. Hier gibt es keinen unnötigen Firlefanz, an der Maschine sind auch nur drei Köpfe. Dementsprechend einfach ist die Bedienung. Die einzige Entscheidung, die Kaffeetrinkenden hier abgenötigt wird, ist die für eine Brühart.
Davon gibt es genau zwei, nämlich eine, bei der wenig Flüssigkeit bei kurzer Kontaktzeit mit dem Coffee Ball unter großem Druck in die Tasse gepumpt wird – nennen wir sie „Espresso“. Die Alternative, „Lungo“, gewährt dem Wasser eine längere Kontaktzeit mit dem Kaffeepulver und veranlasst die Maschine zudem, eine größere Menge der brauen Flüssigkeit zuzubereiten. Die Werkseinstellungen sehen hier 40 ml für den Espresso und 110 ml für den Lungo vor, können aber zwischen 25 und 250 ml frei programmiert werden. Wer also gern eine Tasse voll des schwarzen Glücks am Morgen trinkt, wird hier mit der einmaligen Anpassung glücklich. Wer gern viel Milch in einer großen Tasse hat, kann auch dafür Platz schaffen.
Die Gefäßgröße wird seitens der „Globe“ dadurch eingeschränkt, dass die Abtropfschale nur zwei Steckpositionen kennt, nämlich eine für Espressotässchen und eine für Standardtassen, die etwa 250 ml fassen. Wer also größere Milchkaffee-Eskapaden plant – beispielsweise einen Tumbler befüllen möchte – muss sich zunächst der Abtropfschale entledigen.
Über einen integrierten Wasserfilter verfügt die CoffeeB-Maschine nicht. Wer also in einem Gebiet mit einem hohen Wasserhärtegrad lebt (die inside digital Redaktion im rheinischen Brühl liegt in solch einem Gebiet) und exzessives Entkalken vermeiden möchte, tut gut daran, vorwiegend bereits gefiltertes Wasser in den Tank der Maschine einzuschenken. Nach 40 Litern Kaffee wird die Maschine nach einer Entkalkung verlangen. Hier kommt Taste Nummer 3 ins Spiel, mit der sich diverse Reinigungsfunktionen abrufen lassen.
Die Maschine an sich wirkt in Design und Verarbeitung sehr zweckmäßig, eher Swatch als Rolex. Neben einer Kitchen Aid und anderen Design-Küchengeräten von Marken wie Smeg mag das billig wirken. Doch man bekommt ein solides Küchengerät, das sich neben anderen handelsüblichen Geräten nicht verstecken muss.
In der Bedienung wirkt das Konzept durchdacht: Die Coffee Balls lagern in einem transparenten Rondell auf der Oberseite der Maschine. Durch Drehen des Rondells wird eine Kugel freigesetzt. Diese rollt dann in das dafür vorgesehene Loch, das sich mit einem Drehregler hygienisch verschließen lässt. Anschließend wird wie bei einer Slotmaschine der Arm der „Globe“ nach unten gedrückt und die Kugel so fixiert.
Kugeln statt Kapseln – die runde Vielfalt
Ebenso wichtig, wie die Maschine selbst, sind natürlich die Kugeln mit dem Kaffee. Hier steckt schließlich der Geschmack drin. Aktuell gibt es die Kugeln nur vom Maschinen-Hersteller Café Royal. Dieser hat neun Sorten im Angebot. Davon vier Espresso-Variationen inklusive einer Bio-Variante, dreimal Lungo und auch hier ist wieder eine Bio-Sorte verfügbar. Entkoffeinierte Coffee Balls und solche speziell für Ristretto runden das Angebot ab.
In unserem Test schmeckten die Kaffees alle recht ausgewogen und gefällig, keine waren zu bitter. Vielen im Büro hat der Kaffee auch besser geschmeckt als der aus unserer Büro-Kaffeemaschine. Dieser Vergleich ist natürlich nicht aussagekräftig, denn keine Bohne ist mit der anderen Vergleichbar und über Geschmack lässt sich ohnehin (nicht) streiten. Andererseits scheint die Aromen-Tiefe, wie man sie mit einem Vollautomaten oder einem Siebträger und frisch gemahlenen Bohnen herstellen kann, unerreichbar für die umweltfreundlichen Kugeln. Kaffee-Gourmets dürften aber auch nicht die primäre Zielgruppe sein, die Café Royal bei der Entwicklung von CoffeeB im Sinn hatte.
Preis und Verfügbarkeit
Die ursprüngliche Preisempfehlung war mit 149,– Euro recht hoch angesetzt, mittlerweile gibt es die „Globe“ aber auch stark reduziert. So hat Saturn die Maschine aktuell für 66,– Euro im Angebot, zwischenzeitlich gab es die Maschinen auch noch ein wenig günstiger zu kaufen. Damit kann CoffeeB dann auch mit anderen Kapselsystemen mithalten, die sich preislich in ähnlichen Gefilden bewegen.
Etwas luxuriöser als bei anderen Kapselsystemen sind die Coffee Balls, die es bislang nur vom Maschinen-Macher Café Royal gibt. Diese sind neben SATURN auch in EDEKA- und Netto-Märkten (ohne Hund) erhältlich. 3,69 Euro kostet eine Schachtel mit neun Coffee Balls aktuell, was den Preis einer einzelnen Tasse auf stolze 41 Cent treibt. Klar, es gibt viele Start-Angebote, bei denen beim Kauf direkt einige „Balls“ direkt dabei sind oder ein Gutschein hierfür. Aber diese Starter-Pakete sind irgendwann aufgebraucht.
Kauft man die Kaffeekugeln auf Vorrat, kann man auch bei rund 33 Cent landen (bei 90 Kugeln zu 29,99 Euro). Zum Vergleich: 20 Nespresso-kompatible Kapseln von Jacobs kosten im REWE Onlineshop 4,99 Euro (rund 25 Cent pro Tasse), bei Tchibo kosten 30 Cafissimo-Kapseln 8,99 (rund 30 Cent/Tasse). Ob der Umwelt-Benefit dir den Aufpreis wert ist, entscheidet letztlich dein Kapselkater und damit dein Gewissen.
Mich hat die CoffeeB „Globe“ als Maschine für Gelegenheitstrinker überzeugt. Da ich Kaffee meistens bei inside digital oder unterwegs trinke, mache ich mir nur gelegentlich am Wochenende mal eine Tasse zu Hause. Hierfür werde ich mir eine CoffeeB-Maschine anschaffen, denn das ist leicht zu vermeidender Plastik-Müll. Der Kaffee hat mir hervorragend geschmeckt und der Kaffeebereiter hat mich vor allem durch sein kompaktes Design und die elegante Aufbewahrung der Coffee Balls abgeholt.
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