Für unseren Test sind wir zwei Wochen mit dem BMW i5 eDrive40 über die Straßen gekreuzt. Ja, kreuzen ist an dieser Stelle die richtige Wortwahl. Denn neben dem 7er von BMW ist auch der i5 mit einer Länge von etwas mehr als fünf Metern alles andere als ein kleiner Pkw. Eine Limousine eben, deren Länge man beim Fahren insbesondere im Stadtverkehr wegen der sehr langen Motorhaube immer wieder spürt. Mit 250 kW (340 PS) bietet das aktuelle Basismodell des Stromers bei einem regulären Drehmoment von 400 Nm bereits Leistung satt.
BMW i5 eDrive40: Das steckt drin
Auf bis zu 193 km/h lässt sich der BMW i5 eDrive 40 auf der Autobahn über den Hinterradantrieb komfortabel beschleunigen und meistert den Sprint von 0 auf 100 km/h nach Herstellerangaben in sechs Sekunden. Das ginge in der Klasse schneller, sind aber trotzdem beachtliche Werte, wenn man bedenkt, dass das Auto rund 2,1 Tonnen auf die Waage bringt. Das recht hohe Gewicht liegt in erster Linie an der großen Batterie mit einer Nettokapazität von 81,2 kWh, die im Unterboden verbaut ist.
Im Innenraum wird sofort deutlich, dass man in einer Premium-Limousine Platz nimmt. Eine hochwertige Verarbeitung ist überall sofort sichtbar. Leicht gestört hat uns bei Nachtfahrten aber, dass sich die Ambientebeleuchtung je nach ausgewählter Leuchtstärke mal mehr, mal weniger in den Fenstern spiegelt. Das kann den freien Blick in die Seitenspiegel beeinträchtigen.
Auch das Infotainment-System versprüht Oberklasse-Charme. Nur bietet es so viele Auswahlmöglichkeiten, dass man während der Fahrt für unseren Geschmack teilweise zu lange scrollen muss, ehe das gesuchte Wunschmenü über den 14,9 Zoll großen Bildschirm gefunden ist. Ablenkung vom Straßenverkehr ist die Folge. Das Navigationssystem ist rundum gut und berücksichtigt auch Ladestopps.
Drei Fahrmodi stehen zur Wahl
Der Fahrer kann vor und während der Fahrt aus mehreren Fahrmodi auswählen: „Max Range“ für maximale Reichweite, aber beschränkter Leistung, „Sport“ für eine optimale Traktion bei einer dynamischen Fahrweise und „Personal“ für eine ausgeglichene Abstimmung. Jeder dieser Modi lässt sich als Startmodus festlegen, der dann vor jeder Fahrt vorausgewählt ist. Während der Fahrt sind alle wichtigen Fahrdaten über ein 12,3 Zoll großes Info-Display hinter dem Lenkrad gut ablesbar.
Fahren kannst du in einem D-Modus mit Segelphasen nahezu ohne Rekuperation. Alternativ aber auch in einem B-Modus, bei dem das Fahrzeug spürbar stärker verzögert, wenn du den Fuß vom Gaspedal nimmst. Dann ist mit etwas Übung auch komfortables 1-Pedal-Fahren möglich. Die Gänge werden über einen Wippschalter an der Mittelkonsole eingelegt. Dort ist auch der Start-Stopp-Schalter zu finden.
Boost, Boost, Baby!
Insbesondere für Überholvorgänge interessant: Über eine Boost-Funktion, die du über eine Schaltwippe hinter dem Lenkrad aktivieren kannst, steht vorübergehend mehr Leistung bereit. Dann kannst du für mehrere Sekunden bis zu 430 Nm Drehmoment abrufen. Gut gelöst: Die akustische Warnung, die bei Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit ertönt, kann der Fahrer über eine Taste an der Mittelkonsole und einer anschließenden Bestätigung über das Infotainment-Display ausschalten. Dass das nach jedem Motorstart erneut geschehen muss, ist von der EU so gewollt.
Das Platzangebot im BMW i5 ist auf den vorderen beiden Plätzen so, wie man es von einer Limousine erwarten würde: mehr als ausreichend. Selbst ein lang gewachsener Fahrer muss sich auf keine Einschränkungen gefasst machen. Hinten bietet sich hingegen ein grundsolides Raumgefühl für die mitfahrenden Passagiere. Es hätte gemessen an der Fahrzeuglänge gerne noch etwas großzügiger ausfallen dürfen. Viel größer als 1,93 Meter sollte man auch nicht sein, wenn man hinten Platz nimmt. Ansonsten wird mit dem Kopf Kontakt zum Dachhimmel aufgenommen.
Sehr tiefer Kofferraum
Das Kofferraumvolumen gibt BMW mit stattlichen 490 Litern an. Das reicht umgerechnet, um fünf Getränkekisten zu verstauen. Allerdings ist der Kofferraum sehr tief und es ist entsprechend schwierig, Dinge zu greifen, die weit in Richtung der Rücksitze gerutscht sind. Praktisch: Unter dem Ladeboden ist zusätzlicher Stauraum zu finden; zum Beispiel für Ladekabel. Noch mehr Platz als die Limousine bietet der Kombi BMW i5 Touring.
Ausführlich getestet haben wir übrigens auch den mit einem Aufpreis verbundenen Autobahnassistenten des BMW i5. Er lässt den Stromer bis zu einer Geschwindigkeit von 130 km/h teilautonom über die Autobahn gleiten, ohne dass dabei die Hände am Lenkrad verbleiben müssen. Und das klappt erstaunlich gut. Nicht nur tagsüber, sondern auch nachts.
Verbrauch des BMW i5 eDrive40 unter der Lupe
Weil der BMW i5 eDrive40 rund 2,1 Tonnen Leergewicht bewegen muss, liegt der Verbrauch auf eher durchschnittlichem Niveau. Innerstädtisch und auf Landstraßen haben wir einen Strombedarf von durchschnittlich rund 18 kWh auf 100 Kilometer gemessen. Noch deutlich mehr ist es auf der Autobahn. Hier lag der Stromverbrauch im Schnitt bei 23,4 kWh pro 100 Kilometer.
Stellt sich natürlich die Frage: Wie weit kommt man im BMW i5 mit einer Akkuladung? Die Antwort: Weniger weit als erwartet. BMW stellt eine kombinierte WLTP-Reichweite von 498 bis 582 Kilometer in Aussicht. Auf der Langstrecke ist man davon aber weit entfernt. Wir haben bei gemäßigter Fahrweise unter weitgehender Einhaltung der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h nur 340 Kilometer geschafft. Da wünscht man sich von einer Limousine in der oberen Mittelklasse mehr.
Zu berücksichtigen ist dabei: Während unserer Testfahrten im Fahrmodus Personal war die Klimatisierung in dem Viertürer durchgehend eingeschaltet und wir haben die Fahrten grundsätzlich im B-Modus protokolliert. Auch wichtig: Die Temperaturen im April waren eher frisch, was die Reichweite negativ beeinflusste. Bei rund 20 Grad Celsius, der Wohlfühltemperatur eines Lithium-Ionen-Akkus, dürfte eine realistische Langstrecken-Reichweite des BMW i5 eDrive 40 zwischen 350 und 400 Kilometern liegen.
Die Ladeleistung: Gut!
Und wie sieht es mit der Ladeleistung aus? Wer an einer heimischen Wallbox Strom zapfen möchte oder mit dem BMW i5 eDrive40 eine öffentliche Normalladesäule ansteuert, kann neue Energie auf Basis eines 400-Volt-Systems mit bis zu 11 kW nachladen. Nur gegen Aufpreis (+1.200 Euro) ist das sogenannte AC-Laden Professional mit bis zu 22 kW möglich.
Deutlich flotter geht’s an Schnellladesäulen zur Sache, wenn Gleichstrom statt Wechselstrom fließt. Dann stellt BMW nämlich bis zu 205 kW Ladeleistung in Aussicht. Und die konnten wir im Test auch tatsächlich erreichen. Zwar wird die rasche Performance nur für eine kurze Zeit vom Lademanagement des Autos zugelassen, dennoch war es uns im Test zweimal möglich, eine Aufladung von 15 auf 80 Prozent in etwa 30 Minuten zu erreichen. Gut! Dabei standen auch bei 80 Prozent Batterieladestand noch 60 kW Ladeleistung zur Verfügung.
Wie viel kostet die BMW-i5-eDrive40-Limousine?
All die hochwertige Ausstattung hat ihren Preis. Der BMW i5 eDrive40 kostet in der Grundausstattung bereits stattliche 70.200 Euro. Zahlreiche Extras wie das M Sportpaket mit Sportfahrwerk und Lederlenkrad (+3.100 Euro), die aufgezogenen 21-Zoll-Aerodynamikräder (+2.590 Euro) oder das Panorama-Glasdach (+1.630 Euro) treiben den Preis aber deutlich nach oben: 99.035 Euro stehen im Fahrzeugstammblatt unseres Testwagens.
Auch die Tansanitblau-Metallic-Lackierung kostet 2.140 Euro extra. Wer sich ein praktisches Head-up-Display wünscht, muss bereit sein, 2.100 Euro zusätzlich auszugeben. Es ist nämlich nur im Innovationspaket inklusive, das unter anderem auch den Parking Assistant Plus mit einer Kamera-Rundumsicht beinhaltet. Eine Wärmepumpe ist immer Teil der Serienausstattung.
Wer sich mehr als 250 kW (340 PS) Leistung wünscht, kann sich übrigens auch für den BMW i5 M60 xDrive mit 442 kW (601 PS) entscheiden. Man muss dann aber bereit sein, einen satten Aufpreis von fast 30.000 Euro zu bezahlen. Ohne Extras werden für das besonders sportliche E-Auto mit Allradantrieb dann mindestens 99.500 Euro fällig.
Fazit zum BMW i5 eDrive40: Rundum gut
Über Jahre verwendete BMW den Slogan „Freude am Fahren“, um die Dynamik der eigenen Fahrzeuge zu unterstreichen. Aber gilt das auch noch, wenn man mit einem Elektroauto von BMW unterwegs ist? Ist die Fahrfreude dann immer noch groß? Wir möchten das ausdrücklich unterstreichen. Denn der BMW i5 eDrive40 lässt insbesondere auf der Landstraße oder auf der Autobahn kaum Zweifel daran aufkommen, dass der Komfort beim Fahren im Mittelpunkt der Entwicklung gestanden haben muss.
Nur zu schnell sollte man nicht unterwegs sein. Denn das treibt den Stromverbrauch ordentlich in die Höhe. Dass man sich in einer Limousine der oberen Mittelklasse zügeln muss, um den Ladekosten nicht ausufern zu lassen, ist bedauerlich und passt nicht so recht ins Bild. Wer allerdings mindestens 70.000 Euro für ein E-Auto ausgeben kann, wird sich vermutlich über ein paar Euro mehr oder weniger bei den Stromkosten keine großen Gedanken machen. Trotzdem ist es bedauerlich, dass nicht einmal gegen Aufpreis ein größerer Akku für eine höhere Langstreckenreichweite verfügbar ist.
Und so bleibt primär eine Erkenntnis: Im BMW i5 werden erstklassige Fahrleistungen mit einem hohen Komfort kombiniert. Das hat seinen Preis, aber es macht – unterstützt durch zahlreiche fehlerfrei nutzbare Assistenzsysteme – einfach unfassbar viel Spaß. BMW-Feeling im Zeitalter von Elektroautos? Ja, das ist möglich. Und zwar eindrucksvoll.
Vorteile des BMW i5 eDrive40
- hervorragende Fahreigenschaften
- hochwertige Verarbeitung
- Komfort pur mit Autobahnassistent (kostet aber extra)
Nachteile des BMW i5 eDrive40
- ziemlich teuer
- Langstrecken-Reichweite eher mau
- Platzangebot in der zweiten Sitzreihe könnte größer sein
Hinweis: Der BMW i5 eDrive40 wurde unserer Redaktion für den Zeitraum vom zwei Wochen kostenlos von BMW Deutschland zur Verfügung gestellt. Sämtliche Ladekosten wurden von unserer Redaktion getragen.