Amazfit Active im Test: Preis-Leistungs-Wunder

8 Minuten
Smartwatches können sündhaft teuer sein. Es geht aber auch erschwinglich. Das stellt Zepp Health mit der Amazfit Active unter Beweis. Dieses Wearable kostet je nach Modell zwischen 130 und 150 Euro und soll primär eine weibliche Zielgruppe ansprechen. Wir haben die Uhr im Test näher untersucht.
Amazfit Active im Test am Handgelenk von Hayo Lücke.
Amazfit Active im Test - Smartwatch zum (sehr) fairen Preis.Bildquelle: Hayo Lücke / inside digital

Im Test unserer Redaktion kam die pinkfarbene Variante der Amazfit Active zum Einsatz. Sie bietet ein 1,75 Zoll großes AMOLED-Display mit einer Auflösung von 390 x 450 Pixeln, das in gewissen Situationen dazu zeigt, etwas zu spiegeln. Die Helligkeit lässt sich stufenlos manuell einstellen, einen Helligkeitssensor zur automatischen Anpassung der Leuchtstärke abhängig vom Umgebungslicht gibt es bei dieser Uhr nicht. Zu beachten ist auch, dass der Bildschirm optisch etwas größer ausfällt, als es tatsächlich ist. Das liegt an recht großen Displayrändern unter dem Displayschutzglas, die im Test aber nie als störend empfunden wurden. Eine Lünette gibt es bei dieser Smartwatch nicht, auch eine Krone fehlt.

Amazfit Active im Test: Ein Leichtgewicht

Angenehm: Dank ihres zweigeteilten Gehäuses aus Aluminium (obere Hälfte) und Kunststoff (untere Hälfte) bringt es die Uhr mit Armband auf ein Gewicht von nur 36 Gramm. Das ist insbesondere beim Sport von Vorteil. Kehrseite der Medaille ist eine zwar gute Verarbeitung, die aber nur auf mäßigem Niveau Punkte hinsichtlich der Werthaltigkeit sammeln kann.

Kompatibel ist die Smartwatch nicht nur mit Android-Smartphones, sondern auch mit iPhones von Apple. Die Bedienung erfolgt in weiten Teilen über den rechteckigen Touchscreen. Störende Ruckler konnten wir bei der Bedienung im Alltag nicht ausmachen. Flüssig lässt sich durch die Menüs von Zepp OS 2.0 scrollen. Ergänzend ist die Amazfit Active an der rechten Seite mit einer einzelnen Menütaste ausgestattet. Einfaches Drücken lässt den Nutzer in das Widget-Hauptmenü wechseln, wo alle Funktionen der Uhr abrufbar sind.

Amazfit Active in der Seitenansicht.
An der rechten Seite der Amazfit Active ist eine Menütaste zu finden.

Langes Drücken aktiviert in den Werkeinstellungen einen Überblick auf die gesammelten PAI-Punkte der vergangenen sieben Tage. Der dargestellte Wert sollte nach Möglichkeit bei 100 oder mehr liegen. Dann lässt du ausreichend Bewegung in deinen Alltag einfließen, um dich vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu schützen. Einfache Spaziergänge reichen in der Regel aber nicht aus, um viele PAI zu sammeln. Schnelles Walken und Joggen lässt das Punktekonto aber schnell wachsen. In den Einstellungen der Uhr kannst du die Hotkey-Funktion der Seitentaste übrigens auch anpassen, um deine persönliche Lieblingsfunktion besonders schnell starten zu können.

Smartwatch ermittelt das Level der persönlichen Bereitschaft

Ein aufschlussreiches Extra, das auch die Amazfit Balance (Test) bietet: der neue Bereitschafts-Score. Anhand verschiedener Parameter wird dieser Wert einmal am Tag jeweils morgens ermittelt und liegt in der Regel zwischen 70 und 80 Punkten. Dann bist du fit genug, um erfolgreich in den Tag zu starten. Und zwar nicht nur körperlich, sondern auch mit Blick auf deine mentale Erholung. Denn auch einen solchen Wert ermittelt die Uhr.

Bereitschafts-Soce auf der Amazfit Active
Hilfreicher Bereitschafts-Soce auf der Amazfit Active.
Hauptmenü Amazfit Active
Das Hauptmenü der Amazfit Active ist vertikal aufgebaut.

Unfreiwillig hatten wir auch die Möglichkeit, die Amazfit Active während einer Corona-Infektion zu testen. In diesem Zusammenhang schlug nicht nur der integrierte Temperatursensor Alarm, weil er eine Abweichung zur sonst üblichen Hauttemperatur erkannte. Auch der Bereitschafts-Score sackte zu Beginn der Erkrankung aufgrund der von der Uhr gemessenen körperlichen Einschränkungen massiv in den Keller: auf gerade einmal 44 Punkte und verbunden mit dem Hinweis, man möge es doch besser ruhiger angehen lassen. Sehr hilfreich!

Der rückseitige Sensor lässt nicht nur das Tracking der Herzfrequenz zu, sondern misst bei Bedarf auch die Sauerstoffsättigung im Blut und den Stresslevel des Uhrenträgers. Eine sogenannte One-Tap-Messung ermittelt bei Bedarf in nur 60 Sekunden alle drei Werte auf einen Schlag. Für Frauen steht zudem die Möglichkeit offen, ein Zyklus-Tracking zu nutzen und über die Zepp Health App auf dem Smartphone genauer zu untersuchen.

Schade ist allerdings, dass einzelne Funktionen und Analysedaten in der App nur gegen Bezahlung einer monatlichen Grundgebühr nutzbar sind. Etwa spezielle KI-Schlafservices (Zepp Aura) und die Messung der Herzfrequenzvariabilität während des Schlafens oder KI-unterstützte Trainings-Extras (Zepp Fitness). Auch ein KI-Chatbot, der zusätzliche Trainingstipps und eine Ernährungsberatung bereithält, ist nur gegen Aufpreis nutzbar.

Digitaler Trainingspartner im Alltag

Auch als Trainingspartner möchte die Amazfit Active überzeugen. Dafür ist die Smartwatch mit 127 Trainingsprofilen ausgestattet. Neben verschiedenen Freizeit- und Kraftsportarten sind auch Wassersportarten mit dabei. Denn die Uhr ist wasserdicht (5 ATM). Dank eines integrierten GPS-Empfängers ist es auch losgelöst von einem Smartphone möglich, die zurückgelegten Kilometer deiner Laufrunden oder Fahrradausflüge zu tracken. Sieben Sportarten erkennt die Uhr automatisch, nach einem Workout gibt es unter anderem Informationen zum aeroben und anaeroben Trainingseffekt, zur Trainingsbelastung und zur empfohlenen Erholungszeit.

Trainingsmodus auf der Amazfit Active.
Im Trainingsmodus zeigt die Amazfit Active auch die Pulszonen an – farblich hervorgehoven.

Das GPS-Pairing, also die Verbindung zu den fünf unterstützten satellitenbasierten Positionierungssystemen, gelingt in der Regel binnen 10 bis 20 Sekunden. Ordentlich, aber nicht pfeilschnell. Die GPS-Genauigkeit könnte für unseren Geschmack in manchen Situationen präziser ausfallen. Die integrierte Funktion des Zepp Trainers erlaubt es dir, KI-unterstützte, kostenlose Trainingspläne erstellen zu lassen. Auch ist die Uhr in der Lage, Laufzeitprognosen auf Basis vorheriger Trainingsergebnisse zu erstellen.

Gut: Dank integriertem Lautsprecher und Mikrofon kannst du die Smartwatch auch zum Telefonieren am Handgelenk nutzen. Das solltest du aber nach Möglichkeit eher in geschlossenen Räumen tun und keinesfalls unterwegs bei zu viel Wind. Sonst neigt dein Gesprächspartner dazu, das Gespräch vorzeitig zu beenden, weil er dich nur mäßig bis schlecht versteht.

Auch die Synchronisation von auf dem Smartphone eingehenden Push-Nachrichten ist mit der Uhr jederzeit möglich. Allerdings nur in eine Richtung. Inhalte, die auf der Uhr als gelesen markiert werden, verschwinden leider nicht automatisch auch aus der Nachrichtenzentrale des Handys. Das lösen andere Hersteller wie Garmin, Fitbit oder Google besser.

Akkulaufzeit ist abhängig von der gewählten Display-Helligkeit

Eines der wichtigsten Entscheidungsmerkmale beim Smartwatch-Kauf ist die Akkulaufzeit. Und in dieser Disziplin kann die Amazfit Active auf beeindruckende Art punkten. Ohne aktiviertes Always-on-Display (AOD) haben wir die Uhr elfeinhalb Tage lang nutzen können. Mit AOD waren es nur sechs Tage. Dabei haben wir nicht nur drei bis vier wöchentliche, etwa halbstündige Workouts mit GPS-Unterstützung in den Alltag einfließen lassen, sondern unter anderem auch nächtliches Schlaftracking aktiviert.

Rückseite der Amazfit Active
Auf der Rückseite sind neben der Sensorik die Kontakte zur Wiederaufladung zu finden.

Teil der Wahrheit ist aber auch, dass wir das Display im Test mit einer vergleichsweise niedrigen Display-Helligkeit haben leuchten lassen. Lässt man den Touchscreen heller erstrahlen, wirkt sich das entsprechend negativ auf die Laufzeit der Uhr aus. Für eine Wiederaufladung des 300 mAh großen Akkus liegt ein magnetisches Ladekabel mit USB-A-Anschluss bei, das vergleichsweise kurz ausfällt. Eine Wiederaufladung von 0 auf 100 Prozent dauerte im Test rund 100 Minuten.

Was kostet die Amazfit Active?

Zu haben ist die Amazfit Active in drei Varianten. Mit schwarzem Gehäuse und schwarzem Silikonarmband kostet die Smartwatch ebenso 129,90 Euro wie in der von uns getesteten Variante in Rosa. Du kannst die Smartwatch aber auch in einer etwas schwereren, violettfarbenen Ausführung kaufen. Dann sind ein Lederarmband und ein Edelstahlgehäuse Teil der Ausstattung, was aber mit einem Aufpreis in Höhe von 20 Euro verbunden ist. Der nachfolgende Preisvergleich zeigt dir, wo du die Amazfit Active gegebenenfalls bereits mit einem Rabatt kaufen kannst.

Empfohlener redaktioneller Inhalt
Dieser externe Inhalt von Heise ergänzt den Artikel. Du hast die Wahl, ob du diesen Inhalt laden möchtest.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass externer Inhalt geladen wird. Personenbezogene Daten werden womöglich an Drittplattformen übermittelt. Nähere Informationen enthält die Datenschutzerklärung.

Fazit zur Amazfit Active: Vielfach beeindruckend

Smartwatches mit einem rechteckigen Display muss man mögen. Wer Gefallen an dieser Bauform findet, erhält mit der Amazfit Active eine besonders mit Blick auf den Preis attraktive Smartwatch-Alternative. Denn die Uhr bietet ab 130 Euro eine solide Ausstattung und kann zudem mit einer langen Akkulaufzeit punkten. Das Armband der Uhr fällt aber sehr kurz aus. An dieser Stelle wird deutlich, dass Amazfit mit der Uhr primär eine weibliche Zielgruppe mit schmaleren Handgelenken ansprechen möchte. Dass Zepp Health für einzelne Funktionen und Analysen in seiner zugehörigen Smartphone-App Geld verlangt, ist zwar schade, in der Branche aber auch bei anderen Herstellern eine inzwischen gängige Praxis.

Das gebotene Gesamtpaket ist für den erhobenen Preis erstaunlich gut. Zwar muss man an mancher Stelle damit leben, dass Einschränkungen gegeben sind (fehlender Display-Helligkeitssensor, kein Höhenmesser, Gehäuse aus Kunststoff), trotzdem ist es Zepp Health gelungen, insbesondere für Einsteiger und Menschen mit einem schmaleren Geldbeutel eine sehr attraktive Smartwatch zu entwerfen. Auch, weil die rückseitige Sensorik auf Oberklasse-Niveau arbeitet und das Display erfreulich groß ausfällt. Das erleichtert das Ablesen von Inhalten.

Amazfit Active liegend auf einem Tisch.
Für die Amazfit Active stehen übrigens viele verschiedene Ziffernblätter zur Verfügung.

Die GPS-Genauigkeit offenbarte im Test phasenweise leider Schwächen. Bei Kurvenläufen nimmt die Uhr gerne eine Abkürzung und trackt dann eine kürzere Strecke als eigentlich absolviert. Geschieht nicht immer, mussten wir in unseren gespeicherten Laufprotokollen aber immer wieder feststellen. Gegebenenfalls kann der Hersteller hier mit einem späteren Software-Update noch für Verbesserungen sorgen. Unter dem Strich sicherst du dir mit der Amazfit Active aber viel Smartwatch für vergleichsweise wenig Geld. Auch wenn es an Premium-Features wie einer EKG-Funktion fehlt. Zusätzliche Apps lassen sich über einen App-Store downloaden, wirklich brauchbar sind davon aber nur wenige.

Vorteile Amazfit Active

  • großes, scharfes Display
  • starke Akkulaufzeit
  • guter Bio-Sensor
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Nachteile Amazfit Active

  • gute, aber wenig werthaltige Verarbeitung
  • kein Helligkeitssensor
  • GPS-Genauigkeit mit Schwächen
  • kurzes Armband

Hinweis: Für diesen Testbericht wurde die Amazfit Active mit einem iPhone 15 Pro von Apple gekoppelt. Auf der Uhr kam dabei Firmware-Version 3.17.0.1 zum Einsatz.

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein