Audi Q4 e-tron (2024) im Test: Premium-SUV mit Extrawünschen

11 Minuten
Mit fast 11.500 Neuzulassungen im bisherigen Jahresverlauf (Stand: Oktober 2024) ist der Audi Q4 e-tron eines der beliebtesten E-Autos in Deutschland. Auch 2023 gehörte das Elektro-SUV zu den hierzulande am häufigsten zugelassenen Stromern. Unser Test zeigt, warum das so ist.
Audi Q4 e-tron steht vor einem Sonnenblumenfeld.
Der Audi Q4 e-tron mischt in der Liga der Premium-SUV mit. Viele Dinge kosten aber einen (hohen) Aufpreis.Bildquelle: Hayo Lücke / inside digital

Gemeinsam mit dem VW ID.4 (Test) und dem Skoda Enyaq (Test) steht der Audi Q4 e-tron auf der MEB-Plattform von Volkswagen. Angeboten wird er als SUV-Coupé (Sportback) und als konventionelles SUV, das auch wir für unseren Test fahren durften. Dabei kam der Audi Q4 45 e-tron des Modelljahres 2024 mit 82 kWh großer Batterie – davon sind 77 kWh nutzbar – zum Einsatz. Und so viel sei vorab verraten: Von einigen Kleinigkeiten abgesehen liefert dieses E-Auto ordentlich ab. Richtig Spaß macht es aber nur, wenn man von der eher drögen Basisausstattung abweicht und deutlich mehr Geld für das Auto ausgibt, als die Serienausstattung liefert.

Audi Q4 45 e-tron im Test: Ein SUV zum Wohlfühlen

Schon nach wenigen Kilometern ist im knapp 4,60 Meter langen und rund 1,60 Meter hohen Audi Q4 e-tron eines auffällig: die enorme Laufruhe. Selbst bei regennasser Fahrbahn dringen kaum störende Außengeräusche ins Wageninnere. Auch Windgeräusche schluckt das Elektroauto bei hohen Geschwindigkeiten auf beeindruckende Art und Weise. Der "Vorsprung durch Technik", den Audi für sich selbst gerne reklamiert, wird an dieser Stelle gerade im Vergleich zu mancher asiatischen Konkurrenz deutlich.

Die Gänge werden in dem Elektroauto über einen Schalter an der Mittelkonsole eingelegt. Für den Vortrieb lässt sich zwischen einem D- und einem B-Modus wählen. Wer sich für den B-Modus entscheidet, aktiviert eine stärkere Verzögerung des Fahrzeugs. Wer den Fuß vom Strompedal nimmt, kann den Wagen aber trotzdem nicht bis zum kompletten Stillstand ausrollen lassen. Am Ende rollt der Wagen mit Schrittgeschwindigkeit weiter, statt per 1-Pedal-Drive komplett zum Stillstand zu kommen.

Mittelkonsole im Audi Q4 e-tron.
Kurze Mittelkonsole im Audi Q4 e-tron.

Hinter dem Lenkrad sind gegen Aufpreis Schaltwippen zu finden, über die sich in drei Stufen die Stärke der Rekuperation nach den persönlichen Wünschen einstellen lässt. Praktisch ist, dass sich die Energierückgewinnung im elektrischen Q4 an das aktuelle Verkehrsgeschehen und die Geschwindigkeit anpasst. So rekuperiert der Wagen auf der Autobahn deutlich weniger als in der Stadt.

Im Vortrieb hat der Fahrer ebenfalls gegen Aufpreis die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Fahrmodi zu wählen. Die entsprechende Taste für das Extra "Audi drive select" ist Teil des Dynamikpakets und beinhaltet unter anderem einen Effizienz- und einen sportlichen Dynamic-Modus. Außerdem ist ein Individual-Modus verfügbar, bei dem sich die Abstimmung von Antrieb, Fahrwerk und Lenkung in drei Stufen individuell einstellen lässt. Zudem steht ein Range-Modus zur Verfügung, der die Reichweite maximiert, indem einige Funktionen wie die Klimatisierung ausgeschaltet werden. Auch eine Begrenzung der Geschwindigkeit wird dann aktiviert. Sonst sind bis zu 180 km/h (160 km/h beim leistungsschwächeren Q4 35 e-tron) möglich.

Viele Komfort-Funktionen kosten extra

Das aufgeräumte und ordentlich verarbeitete Interieur des Audi Q4 e-tron wird von einem 11,6 Zoll großen Touchscreen in horizontaler Ausrichtung dominiert, der auch stark in Richtung Fahrer gedreht und als Navigationssystem mit adretter 3D-Anzeige nutzbar ist. Routenhinweise des Navis werden je nach gewählter Einstellung aber auch im Audi virtual Cockpit hinter dem Lenkrad (10,25 Zoll) angezeigt. Ergänzend dazu lässt sich auch ein Head-up-Display nutzen. Mit nützlichen AR-Anzeigen kostet es aber 1.285 Euro zusätzlich. Etwas störend: Fahrzeugeinstellungen sind partiell in sehr vielschichtigen Untermenüs versteckt.

Blick in das Cockpit des Audi Q4 e-tron.
Modern und aufgeräumt: Das Cockpit des Audi Q4 e-tron.

Besonders gut gefallen hat uns im Test des Audi Q4 e-tron die präzise und zuverlässig arbeitende Geschwindigkeitsregelanlage mit Geschwindigkeitsbegrenzer. Einmal aktiviert, bremst das Auto sanft und selbstständig vor einer nahenden Geschwindigkeitsbegrenzung und fährt mit der passenden Geschwindigkeit etwa auf einer Autobahn in eine 100-km/h-Zone. Leider kostet auch das aber mindestens 300 Euro extra.

Dass Audi auf einen drehbaren Knopf zur Regulierung der Lautstärke verzichtet, ist zu verschmerzen. Denn der Tonpegel lässt sich nicht nur über das Multifunktionslenkrad, sondern auch über eine berührungsempfindliche Medientaste an der Mittelkonsole einstellen. Die Bedienung ist zwar nicht von Beginn an intuitiv, mit ein bisschen Übung aber trotzdem einfach. Praktisch ist eine Favoritentaste am Lenkrad. Über sie lassen sich fünf Funktionen mit nur einem Tastendruck nutzen.

Funktionen der Favoritentaste im Audi Q4 e-tron (2024)
Funktionen der Favoritentaste im Audi Q4 e-tron (2024).

Teil der Serienausstattung sind zwei USB-C-Anschlüsse für Fahrer und Beifahrer. Auch für Passagiere der zweiten Sitzreihe sind zwei USB-C-Ports nutzbar. Eine Verbindung des Smartphones über Android Auto oder Apple Carplay mit dem Multimediasystem des Autos ist nur über das aufpreispflichtige Smartphone-Interface möglich. Dann aber nicht nur kabelgebunden, sondern auch kabellos.

Das Platzangebot: Mehr als ordentlich

SUV-typisch üppig ist das Platzangebot auf den vorderen beiden Plätzen. Weil die Mittelkonsole recht tief angeordnet und nicht durchgehend ist, kommt es für die Knie zu keinen Engpässen. Auch rund um den Kopf geht es selbst für lang gewachsene Menschen luftig zu.

Blick nach hinten im Audi Q4 e-tron.
Eingeschränkte Sicht nach hinten im Audi Q4 e-tron.

Im Fond ist das Platzangebot bis zu einer Größe von 1,90 Metern gut. Selbst wenn Fahrer oder Beifahrer mit ihren Sitzen weit nach hinten rücken, bleibt ausreichend Platz für die Beine der Mitreisenden. Auch genügend Kopffreiheit ist hinten bis zu einer Körperlänge von 1,95 Metern vorhanden. Der Audi Q4 e-tron erfüllt also (nicht nur) für Familien die Ansprüche eines gelungenen E-Autos; einem Radstand von 2,77 Metern sei Dank.

Viel Platz bietet auch der Kofferraum. Bis zu 520 Liter Ladevolumen sind ein stattlicher Wert. Volkswagen ID.4 und Skoda Enyaq bieten zwar etwas mehr, doch auch im Audi Q4 e-tron lassen sich problemlos mehr als fünf Getränkekisten verstauen. Die Gepäckraumklappe ist serienmäßig elektrisch zu öffnen und zu schließen. Eine große Rampe musst du beim Be- und Entladen des Kofferraums nicht befürchten.

Audi Q4 e-tron (2024) mit beladenem Kofferraum.
Reichlich Platz im Kofferraum des Audi Q4 e-tron – auch ohne umgeklappte Rücksitze.

Eine klappbare Bodenplatte macht das Verstauen eines Ladekabels im Unterboden möglich. Zugang zum Kabel gibt es entsprechend nur, wenn der Kofferraum nicht beladen ist. Einen Frunk unter der Motorhaube, der für das Verstauen eines Ladekabels praktischer ist, gibt es hingegen nicht.

Unterboden im Kofferraum des Audi Q4 e-tron (2024).
Unterboden im Kofferraum des Audi Q4 e-tron (2024).

Der Verbrauch des Audi Q4 e-tron im Check

Bei einem Leergewicht von knapp 2.100 Kilogramm stellt sich natürlich auch die Frage, wie es um den Verbrauch des Audi Q4 e-tron bestellt ist. Hierzu haben wir das SUV nicht nur im Stadtverkehr von Münster auf die Probe gestellt, sondern auch auf weitgehend flachen Landstraßen und Autobahnen im Münster- und Emsland.

Und dabei hat sich herausgestellt, dass das Audi-SUV zwar kein Stromsparwunder ist, beim Strombedarf aber auch nicht über das Ziel hinausschießt. In der Stadt und auf der Landstraße lag der Verbrauch im Test bei herbstlichen Temperaturen mit grundsätzlich eingeschalteter Klimatisierung bei rund 19 Kilowattstunden (kWh) pro 100 Kilometer. Auf der Autobahn erhöhte sich der Verbrauch unter weitgehender Einhaltung der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h auf rund 23 kWh. VW ID.4 und Skoda Enyaq kamen in unseren Tests auf fast identische Verbrauchswerte.

Blick in den Motorraum beim Audi Q4 e-tron (2024).
Blick in den Motorraum des Audi Q4 e-tron (2024).

Und die Reichweite? Die gibt Audi für den von uns getesteten Q4 45 e-tron auf WLTP-Basis kombiniert 498 bis 563 Kilometern an. Auf der Autobahn fällt die Reichweite aber viel geringer aus. Hier sind wir im Test auf nur rund 325 Kilometer gekommen, ehe die nächste Ladesäule angesteuert werden musste. Im Sommer, wenn der Verbrauch etwas niedriger ausfällt, sollten zwischen 350 und 375 Kilometer Autobahnreichweite realistisch sein.

Die Ladeleistung: In der Spitze mäßig, in Summe aber gut

Keine Bäume reißt der Audi Q4 e-tron hinsichtlich der Ladeleistung aus. An der Wallbox oder an einer Normalladesäule zapft das E-Auto über das hinten rechts verbaute On-Board-Ladegerät mit bis zu 11 kW neuen Strom. Eine optionale Erhöhung auf 22 kW ist gegenwärtig nicht möglich. Für einen Premium-SUV enttäuschend.

Audi Q4 e-tron parkt an einer Ladesäule - Frontansicht.
Sportlich und dynamisch designt: der Audi Q4 e-tron (2024).

An einer Schnellladesäule sind an unserem Testwagen unter optimalen Bedingungen per Gleichstrom bis zu 135 kW Ladeleistung abrufbar. Wir haben in der Spitze bei 11 Grad Außentemperatur und im Anschluss an eine Autobahnfahrt aber maximal 109 kW vom Display hinter dem Lenkrad ablesen können. Bei einer zweiten Schnellladung waren es ohne vorher aufgewärmten Akku sogar nur bis zu 99 kW.

Viel entscheidender ist aber, wie lange man an der Ladesäule stehen muss, um den Wagen auf 80 Prozent der maximal möglichen Batteriekapazität aufzuladen. Nach der Autobahnfahrt vergingen von 24 auf 80 Prozent 28 Minuten. Spontanes Laden von 18 auf 80 Prozent dauerte 35 Minuten und weiter auf 90 Prozent 48 Minuten. Bis etwa 75 Prozent hält der Audi eine Ladeleistung von rund 85 kW. Erst danach fällt sie langsam ab: auf rund 65 kW bei 80 Prozent, rund 40 kW bei 85 Prozent und rund 30 kW bei 90 Prozent.

Audi Q4 e-tron steht im Test an einer Ladesäule.
Das SUV-Design wird beim Audi Q4 e-tron besonders in der Seitenansicht sichtbar.

Wichtig: Inzwischen hat Audi die Ladeleistung weiter gesteigert: Neu ausgelieferte Modelle des Q4 35 e-tron laden laut aktueller Preisliste mit bis zu 145 kW, alle anderen Modelle schaffen sogar bis zu 175 kW. Selbst im Winter sollten dann zwischen 130 und 150 kW am Schnelllader abrufbar sein.

Was kostet der Audi Q4 e-tron?

Das Basismodell des Audi Q4 e-tron (35 e-tron) wird derzeit zu einem Preis ab 45.600 Euro angeboten. Es bietet aber nur eine Leistung von 125 kW (170 PS). Der von uns getestete Q4 45 e-tron mit 210 kW (286 PS) steht ab 52.950 Euro zur Verfügung. Mit Allradantrieb geht es in Form des Q4 45 e-tron quattro bei 54.950 Euro los. Entscheidest du dich wiederum für den noch etwas leistungsstärkeren Audi Q4 55 e-tron quattro (250 kW / 340 PS), musst du mindestens 59.000 Euro auf den Tisch legen.

Unser Testwagen kostet inklusive Sonderausstattung rund 70.000 Euro. Einen Aufpreis muss man leider nicht nur für die Wärmepumpe (+900 Euro) einkalkulieren, sondern unter anderem auch für die Metallic-Lackierung (+850 Euro). Ebenfalls sind die Matrix LED-Scheinwerfer mit einem Aufpreis in Höhe von 1.130 Euro verbunden. Ferner lässt sich Audi verschiedene Assistenzsysteme, die das Fahren besonders komfortabel machen, gut bezahlen. So kostet etwa das Assistenzpaket Fahren und Parken plus, das neben einer Rückfahrkamera auch den adaptiven Geschwindigkeitsassistenten mit Geschwindigkeitsbegrenzer umfasst, 1.290 Euro zusätzlich.

Audi Virtual Cockpit im Audi Q4 e-tron
Das Audi virtual cockpit lässt zahlreiche Darstellungen zu, die nach persönlichem Geschmack des Fahrers einstellbar sind.

Weniger zugesagt hat uns das Extra "Charakter-Sound". Es kostet 630 Euro Aufpreis und erzeugt ein "synthetisch futuristisches Fahrgeräusch", wie es Audi selbst nennt. Der künstliche Motorensound wird zusätzlich zum gesetzlich vorgeschriebenen Fahrzeug-Warnsystem (AVAS) über zwei weitere Außenlautsprecher und zwei zusätzliche Innenlautsprecher erzeugt. Was für andere Verkehrsteilnehmer freilich mehr Sicherheit durch eine bessere Wahrnehmung des Autos bedeutet, ist im Innenraum für unser Empfinden eher störend. Aber das ist freilich Geschmacksache. Wer röhrenden Motorsound bei seinem E-Auto nicht vermissen möchte, sollte sich bei einer Probefahrt selbst überzeugen, ob der Charakter-Sound von Audi den persönlichen Geschmack trifft.

Fazit zum Audi Q4 e-tron: E-Auto fast in Perfektion

Sehr bequeme Sitze, eine tolle Verarbeitung und viel Komfort über die verfügbaren Assistenzsysteme. Keine Frage, der Audi Q4 e-tron hat das Zeug dazu, die Träume von einem nahezu perfekten E-Auto wahr werden zu lassen. Leider lässt sich Audi sehr viele praktische Funktionen zusätzlich bezahlen. Sie sind nicht Teil der Serienausstattung und nur gegen Aufpreis nutzbar. Vor einem Kauf sollte man die Preisliste des Q4 e-tron deswegen sehr genau studieren.

Audi Q4 e-tron im Test - Nahaufnahme der Front.
An der Front des Audi Q4 e-tron wird ein Kühlergrill angedeutet.

Nicht so gut haben uns die Sensortasten am Lenkrad gefallen. Sie sorgen teilweise dafür, dass ungewollt Änderungen bei der Ansicht der Anzeigen im Audi virtual cockpit vorgenommen werden. Uns ist es im Test immer wieder passiert, dass wir die Tasten betätigt haben, obwohl dies gar nicht beabsichtigt war. Umso besser gelöst ist die unter dem Center-Display integrierte Knopfleiste, die über physische Tasten die Bedienung und einfache Einstellung der Klimatisierung ermöglicht.

Einen Anhänger kannst du mit dem Audi Q4 e-tron übrigens auch ziehen. Eine Vorbereitung für eine Anhängervorrichtung kostet 170 Euro Aufpreis, eine ab Werk vormontierte Anhängervorrichtung 950 Euro. Bei einem ungebremsten Anhänger sind 750 Kilogramm Zuglast möglich. Gebremst bis zu 1.200 Kilogramm. Mit Allradantrieb steigt das zulässige zu ziehende Gewicht abhängig von der Steigung auf bis zu 1.400 Kilogramm.

Seitliche Heckansicht des Audi Q4 e-tron (2024).
Ein dezenter Dachspoiler kennzeichnet das breite Heck des Audi Q4 e-tron.

Vorteile des Audi Q4 e-tron

  • gute Verarbeitung
  • gutes Platzangebot im Innenraum
  • sehr hoher Fahrkomfort
  • ordentliches Ladevolumen im Kofferraum

Nachteile des Audi Q4 e-tron

  • viele praktische Extras kosten extra
  • Langstrecken-Reichweite eher mäßig
  • kein 22-kW-On-Board-Charger verfügbar
  • "Charakter-Sound" im Innenraum eher störend

Kommentar

Von Hayo Lücke

Zweifelsohne macht der Audi Q4 e-tron im Alltag richtig viel Spaß. Denn insbesondere auf der Langstrecke ist komfortables Reisen angesagt. Man sollte sich aber nicht vom Basispreis blenden lassen. Denn viele Dinge, die das E-Auto erst so richtig interessant machen, kosten bei Audi extra.

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