Der Mobile World Congress (MWC) 2017 hat neben dem LG G6 und dem Sony Xperia XZ Premium auch die beiden neuen Flaggschiffe der Nummer drei am Markt in die Öffentlichkeit geschoben: das Huawei P10 und das Huawei P10 Plus. Damit ist die erste Ladung der Spitzenmodelle für die Saison 2017 auf dem Laufsteg angekommen und präsentiert neue Technologien und die Weiterentwicklungen im High-End-Markt. Beim Huawei P10 sind das der neue Prozessor Kirin 960, die weiterentwickelte "Leica"-Doppelkamera und das neue EMUI 5.1. Das alles verbaut Huawei in ein schmuckes Gehäuse, das weit weniger kantig und viel runder erscheint als beim Vorgänger Huawei P9.
Design und Verarbeitung
Beim Huawei P10 wurde die Designsprache des Vorgängers Huawei P9 in vielen Teilen übernommen, jedoch wurden auch viele neue Akzente gesetzt. Dadurch ergibt sich ein völlig anderes Bild beim Betrachter. Viel runder, und viel weniger technoid kommt es daher und wirkt dadurch und mit den organischeren Kurven am Rahmen und an den Ecken femininer als der doch sehr technoide Vorgänger.
Die Farben spielten bei der Präsentation des Huawei P10 eine zentrale Rolle und wurden recht ausführlich präsentiert. Das Testgerät kommt jedoch nicht in den neuen Farben Blau oder Grün daher, sondern in klassischem mattem Silber. Die Front und die Kameramoduleinfassung kommen in unschuldigem Weiß daher. Dazu sind die unauffällig an den Rand gelegten Antennenlinien ebenfalls in Weiß gehalten. Der einzige farbliche Aufreger versteckt sich im Power-Button: Der kleine Taster an der rechten Flanke wird mit einem roten Rand ausgestattet und fällt so zumindest auf den zweiten Blick ins Auge.
Die Verarbeitung des Huawei P10 ist tadellos. Die wenigen Kanten sind ohne Grat ausgestattet und die Bohrungen und Fräsungen alle ordentlich ausgeführt. Hier stören keine variierenden Spaltmaße oder wackelnde Tasten. So kann hier wenig gemeckert werden, weil Huawei seine Hausaufgaben einfach gemacht hat.
Unboxing des Hauwei P10 – Was ist im Karton?
Die nach zwei Seiten aufklappende Box wird von den Chinesen mit dem P10 selbst, dem Standardzubehör und einem Clear-Cover bestückt. Das Cover ist jedoch nicht ganz so clear: Es unterstreicht die leicht raue und matte Oberfläche der Rückseite des Huawei P10 mit einer milchigen Fläche, die für ein Extra an Struktur sorgt. Wie zu erwarten war sitzt das Cover bombenfest und bietet Display-Schutz durch überstehende Ränder auf der Front. Nur am oberen Rand hat es wegen der großen Aussparung auf der Rückseite nahe dem Rahmen ein bisschen mehr Spiel und kann etwas vom Gehäuse abgehoben werden.
Der Rest des Standard-Zubehörs befindet sich auf mittlerem Standard-Niveau. Einem Spitzenmodell darf man jedoch auch gerne ein paar Extras gönnen und Kabel mit einer Dicke oberhalb der Millimeter-Grenze beilegen. Hier wirkt der Auftritt Huaweis recht herzlos und blutleer.
Material und Haptik
Nimmt man das Huawei P10 mit seinem Aluminium-Gehäuse und den kompakten Maßen in die Hand, schießen einem die aktuellen iPhone-Modelle von Apple durch den Kopf. Das Huawei P10 erinnert mit seinen großen Radien am Rahmen und der Oberflächenstruktur sehr deutlich an das Smartphone aus den USA. Das Gewicht und das schlanke Design zwingen den Nutzer zu genau den gleichen Erinnerungen. Dabei ist das nicht unbedingt als Kritik zu verstehen: Das Design des iPhone 6 bis 7 ist - objektiv und für ein hervorragendes Handling - zu loben. Ob einem jedoch die Anbiederung Huaweis an das in diesem Falle "Original aus Cupertino" gefällt muss jeder mit sich selbst ausmachen. Der femininen Optik kann man Charakterlosigkeit vorwerfen, jedoch wird sie den Massengeschmack treffen. Das können technoider gestaltete Smartphones mit Ecken und Kanten nur selten von sich behaupten.
Die Haptik ist klar: Das P10 liegt hervorragend in der Hand und wirkt sehr hochwertig. Dabei fällt die Qualität der Haptik zur Front hin etwas ab. Der Homebutton ist in eine Glasvertiefung eingelassen, die eine kunststoffartige Optik besitzt. Auch die Haptik erinnert etwas mehr an das Produkt aus Öl anstatt aus Sand. Trotzdem ist die Qualität insgesamt sehr gut und kann überzeugen.
Die Qualität des Hauwei P10 in Sachen Design und Verarbeitung ist durchweg positiv und es gibt kaum Raum zur Kritik. Ob der Designweg weg vom kantigen Aussehen und hin zum runderen "iPhone-Design" ankommt wird jedoch der Markt entscheiden.
Zwischenwertung: 4,5 von 5 Sterne
Display
Huawei baut beim Display des P10 auf ein Panel mit Full-HD-Auflösung bei einer Diagonalen von 5,1 Zoll. Damit ergibt sich eine Pixeldichte von gut 430 ppi, einem Wert, der im Alltag dick ausreicht um auch anspruchsvolle Nutzer zu befriedigen. Fans von VR-Anwendungen werden jedoch dagegen halten, dass eine solche Auflösung 10 Zentimetern vor den Augen dann doch verpixelt aussehen könnte. Wenn diese Art von Anwendung gewünscht wird, sollten also QHD-Smartphones bevorzugt werden. Für alle anderen gilt: Das Display ist scharf genug und zeigt sich so von seiner guten Seite. Die Farbdarstellung liegt ebenfalls auf einem guten Niveau. Dabei können auch die Schwarz- und Weißwerte sowie die Kontraste überzeugen.
Die Sekundärleistungen des Displays des Huawei P10 lassen wenig Raum für Kritik. Sowohl die Blickwinkelstabilität, wie auch die automatische Helligkeitsregelung sind überdurchschnittlich potent. So dunkelt das Display beim Kippen vor dem Auge kaum nach und die Farben bleiben erhalten. Die Helligkeit regelt bei Umgebungslicht-Wechsel von dunkel zu hell schnell und flüssig auch in sehr hohe Bereiche. Anders herum wartet das Huawei P10 erst kurz ab, bevor es abdunkelt. Dabei wird die Intensität ebenfalls sehr flüssig und schnell angepasst.
Das Display des Huawei P10 zeigt sich von seiner alltagstauglichen Seite, kann aber auch Display-Gourmets zufrieden stellen. Auflösungs-Fetischisten sollten sich jedoch woanders umsehen und die Pixel auf einem QHD- oder 4K-Display suchen.
Zwischenwertung: 4,5 von 5 Sterne
Ausstattung und Leistung
Huawei verbaut in sein neues Flaggschiff konsequenterweise auch seinen aktuellen Spitzenprozessor: Der Kirin 960 besteht aus vier Cortex-A73- und vier Cortex-A53-Kernen. Die leistungsfähigeren A73-Chips takten dabei auf 2,4 Ghz und die sparsameren A53-Kerne auf 1,8 Ghz. Unterstützt wird die Recheneinheit von einem Arbeitsspeicher mit 4 GB Kapazität, der zur Zeit zwar nicht state of the Art ist, jedoch eine ausreichende Größe besitzt. Die Grafikleistung zieht der Chipsatz aus einer 900-MHz-schnellen ARM Mali G71 MP8.
Huawei P10 im Benchmark-Test
In dem Grafiktest des Anbieters AnTuTu in der Version 6.27 erreichte das neue Huawei P10 in verschiedenen Testläufen Werte zwischen 120.000 und 130.000. Damit liegt der Prozessor, im P10 kommt der hauseigene Kirin 960 zum Einsatz, auf einem Level mit den Konkurrenz-Prozessoren des Vorjahres: So erreichten sowohl der Qualcomm Snapdragon 820 als auch Samsungs Exynos-Pendant 8890 ähnliche Werte. Huawei lag vor Jahresfrist entsprechend unterhalb der Konkurrenz.
Das subjektive Leistungsempfinden beim Huawei P10 bewegt sich auf einem sehr hohem Niveau. Man vermisst nichts und Spiele sowie aufwendige Anwendungen laufen flüssig und ohne Ruckler. Dazu kommt eine schnelle Grundgeschwindigkeit bei Konnektionen zu WLAN- oder Bluetooth-Netzen sowie bei der Bedienung mittels Touchscreen oder auch dem Fingerabdrucksensor. Die Erwärmung des Gehäuses ist bei vielen Anwendungen deutlich spürbar, heiß wurde es während der Testphase nicht.
Ausstattung und Konnektivität
Bei der Konnektivität und der Ausstattung macht Huawei beim P10 den Haken bei den meisten Kästchen. Trotzdem sind einige Standard-Anbauteile nicht Serie. Dual-SIM wird in Spitzenmodellen in Deutschland kaum verwandt, so auch beim P10 und ein Smartphone als Infrarot-Fernbedienungs-Ersatz nutzt sowieso fast niemand mehr. Deshalb sind beide Einschränkungen verschmerzbar. Zwei weitere Details, deren Fehlen einem Spitzenmodell nicht gut zu Gesicht stehen, sind Bluetooth 4.2 und USB 3.0. Gerade die ältere USB-Version bringt Geschwindigkeitseinbußen sowohl beim Laden als auch bei der Datenübertragung. Für Weltenbummler gibt es dagegen gute Nachrichten: Die Auswahl an Navigationsnetzen ist sehr groß: Mit GPS, dem russischen Glonass, dem europäischen Galileo und dem chinesischen Baido sind die großen vier Ortungssysteme an Bord.
Verbindungsmöglichkeiten des Huawei P10
Feature | Vorhanden | Funktion |
HSPA |
▲ | Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s |
HSPA+ | ▲ | Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s |
LTE | ▲ | Mobilfunkstandard, Down-max 600 Mbit/s |
USB-OTG | ▲ | Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen |
DLNA | ▲ | Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher |
NFC | ▲ | Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren |
Kabellose Display-Übertragung | ▲ | Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast) |
MHL | ▼ | Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port |
Infrarot-Fernbedienung | ▼ | Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung |
Bluetooth-Version | ▲ | 4.2 |
WLAN-Standards | ▲ | 802.11 a/b/g/n/ac 2,4 + 5GHz |
Qi | ▼ | Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones |
Zur Ausstattung eines aktuellen Spitzenmodells gehört ein Fingerabdrucksensor dazu, wie Fisch in die Bouillabaisse. Huawei legt aber noch einen drauf und nutzt die Sensorfläche, die sich komplett hinter dem Frontschutzglas versteckt, auch als Navigationsfläche für die Software. Damit können die Navigationstasten deaktiviert werden und man steuert durch kurzes Tasten, langes Tasten oder einem Slide über den Fingerabdrucksensor Android und EMUI 5.1. Das Ganze funktioniert nach einer kurzen Eingewöhnungszeit erstaunlich gut und flüssig. Traditionalisten werden sich jedoch die Navigationstasten im Display einblenden lassen.
Huawei P10 - Navigations-Fingerabdrucksensor
Das Huawei P10 bietet nette Ausstattungsdetails und genug Power für alle Lebenslagen. Dazu kann es mit vielen Konnektionsmöglichkeiten und einem tollen Bedienkonzept über den Fingerabdrucksensor punkten.
Zwischenwertung: 4,5 von 5 Sterne
Kamera
Bei der Kameraausstattung hat sich Huawei am Phablet-Flaggschiff Mate 9 orientiert und spendiert dem P10 eine Kombination aus einer mit 20 Megapixeln auflösenden Schwarz-Weiß-Kamera und einer solchen, die mit zwölf Megapixel im RGB-Farbraum aufnimmt. Mit der Kombination wurden während des Tests einige Fotos mit und ohne Farbe geschossen. Dabei wird für die Beurteilung der Bildqualität aufgrund der besseren Vergleichbarkeit die Automatik zu Rate gezogen. Die Bildqualität lässt sich als anspruchsvoll bezeichnen. Sie kann in vielen Situationen voll überzeugen, manchmal könnte die Qualität aber noch einen Hauch besser sein. Gerade die Objektive mit der Blende von 1:2,2 stünden für ein Upgrade auf eine höhere Lichtstärke bereit. Im P10 Plus wurde sie verbessert, beim kleineren Modell P10 wurde darauf verzichtet.
Die Bildqualität im Detail:
- Einen herrlicher Tag kann das P10 Plus wunderbar einfangen. Die Farben sind natürlich, die Farben satt.
- Egal, wie weit weg die Objekte sind, ist das Foto rundherum scharf.
- Auch im Innenbereich kann die Kamera des P10 Plus keine Kritik einholen.
- Hier der Monochromsensor der Dual-Kamera: Der Schwarz-Weiß-Kontrast wird gut heraus gearbeitet
- Der Monochromsensor arbeitet mit 20 Megapixeln.
- Samtpfoten können bei Nahaufnahmen im haargenau abgelichtet werden, ohne dabei zu verwackeln.
- Die Tiefenschärfe bei Makroaufnahmen wird ebenfalls ermöglicht. Während die Blüte im Vordergrund relativ scharf ist, verschwimmen die hinten liegenden Pflanzen zu einem Blumenmeer.
- Ist das Lichtverhältnis, wie bei einem grellen Himmel, nicht besonders, werden Aufnahmen überlichtet und überzeichnet.
- Gut zu erkennen ist diese Überzeichnung an den Blüten dieses Baumes.
- Ist die Umgebung nicht gut genug ausgeleuchtet, werden helle Punkte im Bildausschnitt vom P10 Plus grün eingefärbt.
- Alles richtig gemacht: Bei Dunkelheit und ausreichend Beleuchtung.
- ...hier das gleiche Spiel.
Die Kamera-App des Huawei P10
Mit der App, die Huawei vorinstalliert hat, kann auf die Sensoren einzeln zugegriffen werden, oder die Sensoren arbeiten gemeinsam an einem Bild. Doch das ist nicht das Einzige, was die Software drauf hat. So sind auch die schon fast obligatorischen Modi Zeitraffer und Zeitlupe an Bord. Dazu kommen drei Modi für "normale" Fotos: "Foto", "Monochrom" und HDR stehen hier zur Verfügung.
Bedienung
Die App kann fast komplett mit Wischgesten bedient werden. Ein Wisch in von links nach rechte öffnet die Modi-Übersicht, andersherum werden die Optionen und Einstellungen sichtbar. Dazu kann eine Steuerungsleiste eingewischt werden, die manuelle Einstellungen zulässt. Damit können Weißabgleich, Belichtungszeit und ISO-Wert getrennt voneinander eingestellt werden.
Huawei P10 - Kamera-App
Geschwindigkeit
Schnellzugriff auf Smartphone-Kameras gibt es schon seit Jahren, jedoch zeigt Huawei in seinem P10, wie flink eine solche Funktion sein kann. Der Druck auf den Lautstärketaster während man das Smartphone noch aus der Hosentasche kramt kann schon zu früh sein und das Foto zeigt nur einen Schlüssel und ein Feuerzeug statt eines vorbeifahrenden Radfahrers oder eines Vogels, der gen Himmel aufstrebt. Das Tolle an der Schnellauslösefunktion zeigt sich jedoch auf den Fotos selbst. Das P10 bekommt die meisten der aus der Hüfte geschossenen Street-Fotos scharf und korrekt belichtet auf die Speicherkarte. Mit etwas Übung ergebene sich so tolle Möglichkeiten für Street-Fotografen und Nutzer, die jeden Moment festhalten wollen.
Frontkamera
Bei der Frontkamera verbaut Huawei einen Sensor mit 8 Megapixel Auflösung und setzt davor ein Objektiv mit einer höheren Lichtstärke als bei der Heckkamera. Sie beträgt 1:1,9 und liegt damit auf dem Niveau, was andere Hersteller bei ihren Spitzenmodell-Hauptkameras einsetzen. Löblich bei der Frontkamera sind vor allem die manuellen Beeinflussungsmöglichkeiten zu nennen. So lässt es Huawei zu, dass der Nutzer den Weißabgleich, den ISO-Wert und eine grobe Anpassung der Farben im Bild selbst bestimmen kann.
Die Kamera des Huawei P10 macht Spaß und bietet ein bisschen mehr Freistellpotential als noch der Vorgänger P9. Trotz der hervorragenden Qualität will die Begeisterung jedoch nur bedingt überspringen – vielleicht ist die Schwarz-Weiß-Option schon jetzt ausgereizt. Trotzdem ist mit der Kamera des Huawei P10 sehr viel möglich und bietet dem Schnappschusskönig wie auch dem ambitionierten Fotografen alles, was das Herz begehrt.
Zwischenwertung: 4,5 von 5 Sterne
Software und Multimedia
Huawei installiert neben Android 7.0 Nougat seine brandneue Benutzeroberfläche EMUI 5.1 auf dem P10. Die neue Software-Oberfläche wurde schon im Test des Mate 9 lobend erwähnt und zeigt sich auch im P10 von seiner variablen und übersichtlichen Seite. Mit ihr wird dem Nutzer die Möglichkeit an die Hand gegeben, nur Homescreens oder einen App-Drawer zu nutzen. Dazu kommen eine recht übersichtliche Einstellungsübersicht und ein frisches und modernes Design.
Die vorinstallierten Drittanbieter-Apps könnte sich Huawei getrost sparen, auch wenn die Deinstallation der betreffenden Anwendungen nur einen Fingertipp entfernt liegt. Trotzdem sind Apps, die nicht gebraucht werden, nervend und stören beim Einrichten und individualisieren. Ein Positivbeispiel, wie man sinnvolle Software integriert, zeigt sich beim Öffnen des Ordners "Werkzeuge": In ihm schlummern Funktionen wie ein Sprachrecorder, ein Taschenrechner oder auch eine Taschenlampen-App. Wer allerdings diese Apps durch Alternativen ersetzen will, holt sich wieder doppelte Software auf das Smartphone. Die Apps und Funktionen können nämlich nicht gelöscht werden.
Musik mit Höhen und Tiefen
Musikalisch zeigt sich das Huawei P10 bei der Hardware von seiner qualitativ hochwertigen Seite. Bei der Software jedoch wird an Einstellungen und Individualisierbarkeit gespart. So findet sich weder im Huawei-, noch im Google-Musikplayer ein Equalizer oder andere Musikanpassungen. Einzig ein DTS-Button beim Hören über Kopfhörer zeigt Ansätze von Musikbeeinflussung durch den Nutzer. Die Musik kommt trotzdem glasklar aus dem Lautsprecher des P10. Sie kann durch Lautstärke und ganz viel Kontrolle überzeugen. Die Kopfhörer stehen dem soundtechnisch nicht nach. Sie spielen ebenfalls ordentlich und auf gutem Niveau. Die Hartplastik-Gehäuse passen sich jedoch nicht so individuell an das Ohr des Nutzers an wie beispielsweise In-Ear-Kopfhörer es zu leisten vermögen.
Mit EMUI 5.1 wurde der Nutzeroberfläche noch ein wenig Feinschliff verpasst, die Schwächen im Multimedia-Bereich, die ausschließlich in der Software zu suchen sind, wurden jedoch nicht ausgemerzt. Damit kann sich das Huawei P10 hier gerade noch auf eine 4,5-Sterne-Wertung retten.
Zwischenwertung: 4,5 von 5 Sterne
Akku
Der Akkutest beinhaltet in den ersten acht Stunden eine aktive Nutzung des Smartphones mit jeweils 30 Minuten spielen, Video Streamen, Radio hören und telefonieren. Dazu werden in dieser Zeit Screenshots und Testbilder erstellt, Uploads und Downloads getätigt und im Internet gesurft. Nach der ersten Phase schließt sich eine zweite an, in der die Standby-Zeit von 16 Stunden durchlaufen wird in der nichts mit dem Smartphone getan wird.
Die Testphase, in der das Huawei P10 intensiver Nutzung ausgesetzt war, vertrug der Akku nur durchschnittlich gut: Mit einem Minus von satten 46 Prozent und damit einer Restakkuladung von 54 Prozent beendet er die ersten acht Stunden. Nach den 16 Stunden im Standby lagen noch 38 Prozent Energie in petto. Damit liegt man auf einem etwas höherem Niveau als das iPhone 7 von Apple, kann jedoch nicht mit den Spitzenmodell-Androiden aktueller Flaggschiffreihen mithalten. Trotzdem kommt man mit dem Huawei P10 locker durch den Tag und darüber hinaus.
Huawei P10 - Akkutest
Eine weitere Einschränkung gegenüber vielen Konkurrenten: Die verbaute USB-Version USB 2.0 lädt langsamer als USB 3 und kann somit beim Ladetest, trotz USB Typ-C, nicht mit aktuellen Modellen mithalten, die komplett auf den neuen Standard setzen. Sie schaffen die Kapazitätserhöhung von 30 auf 80 Prozent in gut 30 Minuten, während das Huawei P10 dazu satte 44 Minuten braucht. Relativiert wird dieser Wert jedoch durch die große Kapazität des Akkus des chinesischen Spitzenmodells. Er ist mit 3.200 mAh für die Flaggschiffklasse überdurchschnittlich groß.
Man kommt mir dem Akku des Huawei P10 durch den Tag. Das war es allerdings auch mit der Herrlichkeit des chinesischen Spitzenmodells. Der Akku sollte schneller zu laden sein und könnte ein bisschen mehr Durchhaltevermögen vorweisen.
Zwischenwertung: 3,5 von 5 Sterne
Fazit
Es ist knapp, sehr knapp: Das Huawei P10 erarbeitet sich eine Gesamtwertung von 4,5 von 5 Sternen. Es schrammt dabei aber haarscharf an einer schlechteren Wertung vorbei. Die Multimedia-Software und der nur durchschnittliche Akku verhageln das Ergebnis aber nur fast und so bleibt eine gute Wertung für ein gutes Smartphone.
Referenzleistungen sucht man beim Huawei P10 vergebens, jedoch befinden sich alle Leistungen auf sehr gutem oder sogar Top-Niveau. Das Display zeigt, dass es keine QHD-Auflösung braucht um glücklich zu sein, der Prozessor beweist, dass Huawei bei seiner eigenen Chip-Entwicklung aufgeschlossen hat und die Kamera wurde an manchen Punkten verbessert, was sich positiv auf das Gesamtergebnis auswirkt. Trotzdem fehlen an einigen Punkten die letzten Zentimeter. Spitzenmodelle sollten noch schneller laden und einen insgesamt stabileren Akku vorweisen können. Dazu wäre eine kleinere Blende bei der Kamera wünschenswert. Gimmicks wie Wasserdichtigkeit, gekrümmte Displays oder kabelloses Laden würden dem Huawei P10 ebenfalls gut zu Gesicht stehen. Trotzdem legt Huawei in dieser Smartphone-Saison stark vor und andere Spitzenmodelle wie das Galaxy S8, LGs G6 und Sonys XZ Premium müssen die Leistung erst einmal toppen.
Pros des Huawei P10
- tolles Gehäuse mit guter Verarbeitung
- top Display
- Doppelkamera mit guter Leistung
Contras des Huawei P10
- schwacher Akku
- wenig High-End-Extras
- schwache Multimedia-Sektion
Preis-Leistung
Das Huawei P10 kostet knapp 600 Euro und liegt damit auf dem Niveau des Vorgängers P9 und immer noch unterhalb der Konkurrenz von Samsung, LG, Sony und Apple. Diese bieten jedoch auch etwas mehr High-End als Huawei. Ob man sich den Aufpreis gönnt muss jeder selbst wissen, das Preisniveau des Huawei, isoliert von der Konkurrenz angesehen, liegt etwas zu hoch. Hier kosten die kleinen Leistungssteigerungen gegenüber der Mittelklasse viel Geld.
Sparfüchse dürfen sich jedoch freuen: Der Preisverfall schlägt bei Huaweis Spitzenmodellen in der Regel schnell und gnadenlos zu: Das P9, beim Marktstart noch 570 Euro teuer, stabilisierte sich schon im Mai 2016, also nicht einmal zwei Monate nach dem Marktstart bei rund 450 Euro. Wird der Preis des Huawei P10 ebenso in den Keller schießen, ist es spätestens ab dann auch eine Preis-Leistungs-Empfehlung wert.
Alternativen
Die Alternativen des Huawei P10 sind zum Teil schon auf dem Markt, jedoch kommen im Frühjahr noch weitere dazu. Zu den aktuellen Konkurrenten im Spitzenmodellbereich zählen die Flaggschiffe aus dem Jahr 2016, die allerdings allesamt günstiger zu haben sind als das P10:
- LG G5 (Daten, Test und aktuelle Preise)
- Samsung Galaxy S7 (Daten, Test und aktuelle Preise)
- Huawei P9 (Daten, Test und aktuelle Preise)
- Sony Xperia XZ (Daten, Test und aktuelle Preise)
- Honor 8 (Daten, Test und aktuelle Preise)
- Apple iPhone 7 (Daten, Test und aktuelle Preise)
- OnePlus 3T (Daten, Test und aktuelle Preise)
Die kommende Spitzenmodell-Generation wurde auf dem Mobile World Congress (WMC) zusammen mit dem P10 vorgestellt oder ist in den kommenden Wochen noch zu erwarten. Darunter befinden sich unter anderem: