SUV-Coupés kommen immer mehr in Mode. Zwar vermitteln sie insbesondere am Heck ein recht stämmiges Erscheinungsbild, überzeugen aber auch mit viel Fahrkomfort. Das ist beim BMW iX2 nicht anders, den wir in der Version xDrive30 im Test auf die Probe stellen konnten. Das E-Auto bringt es bei einem Radstand von 2,69 Metern auf rund 4,55 Meter Länge. Besonders in der Seitenansicht fällt das flach nach hinten abfallende Dach auf. Am Heck ist am unteren Ende der Glasscheibe ein kurzer Spoiler zu finden.
BMW iX2 im Test: Segeln oder rekuperieren?
Für den Vortrieb besteht die Wahl zwischen einem D- und einem B-Modus. Während im D-Modus quasi verzögerungsfreies Segeln möglich ist, sobald der Fuß vom Strompedal genommen wird, greift im B-Modus eine deutlich spürbare Rekuperation. Mit dieser Energierückgewinnung lässt sich der Stromverbrauch speziell in der Stadt reduzieren. Auch ohne viel Übung ist im B-Modus zudem entspanntes 1-Pedal-Fahren möglich. Die Gänge lassen sich im BMW iX2 über einen Wipp-Schalter an der Mittelkonsole einlegen.
Hinter dem Multifunktionslenkrad ist auf der linken Seine ein weiterer Wippschalter mit der Aufschrift "Boost" zu finden. Der Name ist hierbei Programm. Wer den Schalter nach vorn zieht, kann für zehn Sekunden die Spitzenleistung von 230 kW (313 PS) abrufen. Die eigentliche Nennleistung liegt bei nur 200 kW (272 PS). Das vorübergehende Plus an Leistung abzurufen, macht insbesondere bei Überholvorgängen auf der Landstraße Sinn. Wer mag, kann zudem in einen Sportmodus für eine dynamischere Abstimmung wechseln. Oder auch einen Eco-Modus auswählen, um effizientes Fahren in den Mittelpunkt zu stellen. Dann leider aber der Fahrspaß.
Besonders auf der Autobahn überzeugt der BMW iX2 durch sein gleichermaßen agiles wie komfortables Fahrverhalten. In der Stadt ist die gebotene Leistung hingegen fast schon zu viel des Guten. Gewöhnen muss man sich zudem an die eingeschränkte Sicht nach hinten. Denn das Heckfenster fällt recht schmal aus. Auch der Blick nach hinten bei Abbiegevorgängen ist durch die recht breite C-Säule nicht die beste.
Tempo-Überschreitungen schnell deaktivierbar
Dass ein Auto akustisch vor Überschreitungen der geltenden Höchstgeschwindigkeit warnt, ist von der EU so gewollt und auch im BMW iX2 nicht anders. Über einen Knopf an der flachen und nicht durchgehenden Mittelkonsole lässt sich das ohnehin eher dezente Gebimmel aber schnell deaktivieren. Nach jedem Motorstart muss diese Anpassung der Einstellungen aufs Neue vorgenommen werden. Auch das ist gesetzlich so vorgeschrieben. Die Geschwindigkeitsregelanlage (Tempomat) ist in 1- und 10-km/h-Schritten über das Lenkrad steuerbar.
Ebenso lässt sich die Lautstärke über das Lenkrad steuern. Ergänzend dazu steht an der Mittelkonsole eine Lautstärke-Walze zur Nutzung bereit. Sowohl in der ersten als auch in der zweiten Sitzreihe haben Passagiere die Möglichkeit auf zwei USB-C-Anschlüsse zuzugreifen, um etwa Smartphones mit Energie versorgen zu können. Eine Smartphone-Integration ist über Apple CarPlay und Android Auto natürlich auch im BMW iX2 möglich.
Das sogenannte Curved-Display im Cockpit des Stromers teilt sich in zwei Abschnitte auf. Einerseits ist ein Bildschirm hinter dem Lenkrad nutzbar, der dem Fahrer alle wichtigen Informationen wie Geschwindigkeit, restliche Reichweite und Uhrzeit anzeigt. Der rechte Teil wiederum dient als Multimediadisplay. Hier sind per Touchscreen die Fahrzeug-Einstellungen anpassbar. Und natürlich steht auch ein Navigationssystem zur Verfügung, das bei aktivierter Routenführung auf Wunsch auch Ladestopps berücksichtigt.
Auch ein praktisches Head-up-Display ist verfügbar. Aber nur in Verbindung mit dem aufpreispflichtigen Innovationspaket. Für 4.050 Euro bekommst du dann unter anderem auch eine stilvolle, beleuchtete BMW-Niere an der Front, eine Akustikverglasung und adaptive LED-Scheinwerfer.
Platz in der zweiten Sitzreihe ist überschaubar
Erfreulich ist das gute Platzangebot für Fahrer und Beifahrer. Nicht nur der Kopf, sondern auch die Knie haben viel Raum. Anders sieht es in der zweiten Sitzreihe aus. Durch das flach nach hinten abfallende Dach müssen lang gewachsene Menschen ab 1,90 Metern mit deutlichen Einschränkungen bei der Kopffreiheit rechnen. Hinzu kommt, dass ein Einsteigen praktisch unmöglich ist, wenn der Fahrer oder Beifahrer mit ihrem Sitz weit nach hinten gerückt sind. Fahren Erwachsene im Fond mit, dürften Diskussionen mit dem Fahrer, ob ein Vorrücken des Sitzes möglich ist, die Regel sein.
Dafür ist das Ladevolumen im Kofferraum, zu öffnen und zu schließen über eine serienmäßig elektrische Heckklappe, überzeugend. Hier finden hinter einer nur dezenten Laderampe problemlos fünf Getränkekisten Platz. BMW gibt 525 Liter als Ladevolumen an. Mit umgeklappten Rücksitzen erhöht es sich auf 1.400 Liter. Ein guter Wert, aber der Skoda Enyaq Coupe RS iV (Test) kommt sogar auf 1.600 Liter. Ein zusätzlicher Stauraum unter der Motorhaube, ein sogenannter Frunk, fehlt dem BMW iX2. Dafür ist ein Unterboden im Kofferraum zu finden, der Platz zum Beispiel für AC-Ladekabel bietet.
Die Reichweite ist eher enttäuschend
Ausgestattet ist der BMW iX2 xDrive30 mit einer 64,8 kWh großen Batterie, die sich an Normalladesäulen und an der heimischen Wallbox mit bis zu 11 kW wiederaufladen lässt. Gegen Aufpreis sind auch 22 kW AC-Ladeleistung drin. An Schnellladesäulen stellt BMW eine Ladeleistung von bis zu 130 kW per Gleichstrom in Aussicht. Ein Wert, den wir im Test während zwei HPC-Aufladungen bei Temperaturen um 20 Grad ebenfalls abrufen konnten. Eine Aufladung von 11 auf 80 Prozent State of Charge (SoC) dauerte 29 Minuten.
Wir hätten uns aber, um ehrlich zu sein, noch etwas mehr Ladepower gewünscht. Denn insbesondere auf der Autobahn erweist sich die Reichweite leider als recht überschaubar. Wer sich weitgehend an die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h hält, sollte nicht mit viel mehr als 300 Kilometern Autobahn-Reichweite rechnen. Im Winter dürfte sogar noch weniger möglich sein. Wir haben es auf den recht flach verlaufenden Autobahnen zwischen Münster und Groningen in den Niederlanden auf knapp 325 Kilometer gebracht. Das ist in Ordnung, aber alles andere als ein großer Wurf.
In der Stadt und auf der Landstraße lag der Durchschnittsverbrauch während unseres Tests im Schnitt bei 17 bis 18 kWh pro 100 Kilometern. Unter optimalen Bedingungen und mit sehr defensiver Fahrweise lässt sich der Verbrauch innerstädtisch sogar auf knapp 13 kWh drücken. Auf der Autobahn haben wir einen durchschnittlichen Verbrauch von knapp 21 kWh / 100 km ermittelt. Damit ist der BMW iX2 eDrive30 sparsamer unterwegs als der BMW i5 eDrive40 (Test).
Was kostet der BMW iX2 xDrive30?
Erhältlich ist der BMW iX2 eDrive30 aktuell ab 57.000 Euro. Allerdings lässt sich der Preis über Sonderausstattungen und optional erhältliche Ausstattungspakete problemlos steigern. So ist beispielsweise nur die Uni-Lackierung Schwarz ohne Aufpreis zu haben. Zehn weitere Farben kosten bis zu 2.670 Euro extra. In der Basisversion ist das E-Auto zudem nur mit 17-Zoll-Bereifung ausgestattet. Es stehen gegen Aufpreis aber auch 18, 19 oder sogar 20 Zoll große Felgen zur Wahl. Ein kleiner Geheimtipp ist das HiFi-Lautsprechersystem von Harman Kardon, das zwar 650 Euro extra kostet, aber eine echte Ohrenweide ist.
Aufpreispflichtig sind unter anderem auch elektrisch verstellbare Sitze mit Memory-Funktion (+850 Euro), 22 kW Ladeleistung an Normalladesäulen und entsprechend ausgestatteten Wallboxen (+720 Euro) oder ein Panorama-Glasdach (+1.330 Euro). Auch das in unserem Testwagen verbaute M Sportpaket kostet einen stattlichen Aufpreis (+3.950 Euro) und lässt sich sogar unter anderem noch um M Sportbremsen (+650 Euro) erweitern. Unter dem Strich ist der BMW iX2 in der von uns getesteten Ausstattung mit 20-Zoll-Felgen für knapp 75.000 Euro zu haben.
Übrigens: Mit etwas weniger Leistung und dafür leicht erhöhter Reichweite ist der BMW iX2 auch als Modell mit der Bezeichnung xDrive20 zu haben. Dann stehen mindestens 49.900 Euro auf dem Preisschild.
Fazit zum BMW iX2: Viel Komfort, maue Reichweite
Rein optisch ist der BMW iX2 klar in der SUV-Klasse einzuordnen. Konkret in jener der SUV-Coupés. Und insbesondere das recht zukunftsgerichtete, markant-kantige Design am Heck muss man natürlich mögen. Das Platzangebot speziell in der zweiten Sitzreihe lässt aber keinen Zweifel daran aufkommen, dass der Wagen fast schon eher im Kompaktwagensegment einzusortieren ist. Hinten geht es wahrlich beengt zu, was aber eigentlich nur dann eine Einschränkung ist, wenn der iX2 als Familienauto dienen soll.
Seine Stärken spielt das E-Auto ganz klar auf der Langstrecke aus. Hier dürfen sich Käufer auf enorm viel Fahrkomfort freuen. Speziell mit dem optional erhältlichen Driving Assistant Professional, der unter anderem automatisch die Fahrgeschwindigkeit an bevorstehende Tempolimits anpassen kann und einen Lenk- und Spurführungsassistenten bietet, vergeht die Zeit auf der Langstrecke fast wie im Fluge. Man könnte sich an stundenlanges Fahren gewöhnen, würde der BMW iX2 nicht nach rund 300 Autobahnkilometern bereits den Stopp an einer Ladesäule verlangen.
Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis, dass der BMW iX2 mit seinem Allradantrieb hinsichtlich Agilität und Fahrkomfort ordentlich punkten kann. Seine bis zu 230 kW (313 PS) Leistung sind, kombiniert mit 494 Nm maximalem Drehmoment, in vielen Phasen des Fahrens deutlich zu spüren. Da ist es fast schon schade, dass die Höchstgeschwindigkeit auf 180 km/h limitiert ist. Mehr Speed würde die Reichweite aber wohl noch mehr dahinschmelzen lassen.
Vorteile BMW iX2
- hoher Fahrkomfort
- reichlich Platz auf den vorderen Plätzen
- viel Ladevolumen im Kofferraum
- innerstädtisch im B-Modus niedriger Stromverbrauch
Nachteile BMW iX2
- hochpreisig
- geringe Reichweite auf der Langstrecke
- Schnellladeleistung für den aufgerufenen Preis recht gering
- beengte Platzverhältnisse hinten
Hinweis: Der BMW iX2 xDrive30 wurde unserer Redaktion für die Testdauer von zwei Wochen kostenlos von BMW Deutschland zur Verfügung gestellt. Sämtliche Ladekosten wurden von der Redaktion getragen.