Mit der Headliner haben Ray-Ban und Meta eine Brille entwickelt, die zwar ein paar Eigenschaften mitbringt, die sie „smart“ erscheinen lassen. Tatsächlich kann die Sonnenbrille aber weder Erweiterte oder Virtuelle Realität, sondern sie ist vielmehr eine funktionale Erweiterung des Smartphones.
Ray-Ban Meta Headliner: Weder AR noch VR
In der Front der Brille, auf der Höhe der Brillenbügel befindet sich eine Kamera, die eine Auslösung von zwölf Megapixeln bewerkstelligt, über den Ohren sitzt jeweils ein kompakter Lautsprecher. Diese können für die Medienwiedergabe als Ersatz für einen klassischen Kopfhörer genutzt werden. Zur Steuerung verfügt die smarte Ray Ban auf dem rechten Bügel über einen Knopf, der für die Aufnahme von Fotos und Videos zuständig ist. Zum anderen steckt in dem Bügel eine berührungsempfindliche Fläche, die etwa zur Einstellung der Lautstärke dient.
Um anderen zu zeigen, dass die Kamera aktiv ist, blinkt eine weiße LED an der Front auf. Die meisten dürften das aber erst mit dem zweiten Blick bemerken. Ein respektvoller Umgang mit den Rechten der Mitmenschen sollte bei der Nutzung also gewahrt bleiben – nicht zuletzt, um Ärger zu vermeiden.
Begrenzte Anpassbarkeit
Auf den ersten Blick fallen die Möglichkeiten der Brille kaum auf. Optisch ist sie an das klassische Ray-Ban-Design angelehnt. Die Ränder und Bügel fallen etwas dicker aus als bei den klassischen Modellen, tragen aber noch nicht zu sehr auf.
Die Anpassbarkeit an die Begebenheiten deines Kopfes hält sich stark in Grenzen bzw. existiert nicht: Du musst dich beim Kauf zwischen einer der sieben Größen entscheiden. In Größe M wird der Abstand von Scharnier zu Scharnier mit 13,2 cm, die Höhe der Gläser 4,3 cm und die Länge der Bügel mit 15 cm angegeben. Wenn das zur jeweiligen Kopfform passt, trägt sich die Brille angenehm. Mit einem Gewicht von rund 50 g wird sie auch bei längerer Benutzung nicht schwerer als klassische Sonnenbrillen mit dicken Kunststoffgestellen.
Meta-Brille vorrangig für Meta-Dienste
Die Headliner-Brille verfügt zwar über einen Akku, eigenständig funktioniert sie allerdings nicht. Sie braucht den Kontakt zu einem Smartphone, der mit Hilfe von Bluetooth 5.2 hergestellt wird. Außerdem wird über den speziell für smarte Brillen entwickelten Qualcomm-AR1-Chip WLAN 6 zur Verfügung gestellt, damit genügend Bandbreite zur Verfügung steht, um die Datenpakete der Kamera auch tatsächlich streamen zu können.
Die eigentliche Steuerung der Brille erfolgt über die Meta-View-App, die von ihren Nutzern kein Abitur verlangt, in ihren Möglichkeiten jedoch begrenzt ist. So können etwa für die Kommunikation lediglich Meta-Dienste genutzt werden. Fürs Telefonieren kann zwischen dem Android-Basisdienst, dem Facebook Messenger und WhatsApp gewählt werden. Geteilt werden können Inhalte lediglich in Facebook und Instagram. Weitere Dienste lassen sich nicht hinzufügen. Dies gilt auch bei der Auswahl an Diensten fürs Streamen von Musik: Verknüpft werden können Amazon Music und Spotify.
Die Sprachsteuerung der Brille ist noch nicht gänzlich auf dem deutschsprachigen Markt angekommen, denn eine entsprechende Deutsch-Unterstützung fehlt. Neben englisch, spanisch und französisch steht aktuell nur noch italiensich zur Wahl.
Ray Ban Meta Headliner: Zwölf Megapixel müssen reichen
Mit einer Auflösung von zwölf Megapixeln erinnert die Kamera schon auf dem Papier an frühere Smartphones. Das gilt auch für die technischen Parameter: Bei Fotos werden Auflösungen von 3.024 × 4.032 Pixeln bewerkstelligt. Videos werden mit einer Größe von 1.440 x 1.920 Pixeln bei einer Bildrate von 30 fps aufgezeichnet. Schon an dieser Stelle zeigt sich, dass die Ray Ban Meta nicht als vollwertige Kamera gedacht ist.
Vor allem aber stören an dieser Stelle die begrenzten Einstellungsmöglichkeiten. Das Bild – auch bei Videos – wird stets im Hochformat aufgezeichnet. Ein Wechsel des Formats ist nicht vorgesehen. Bei Bewegtbildern kommt die zeitliche Begrenzung der Aufnahmen hinzu. Sie kann mithilfe der App eingestellt werden und zwischen 15 Sekunden und drei Minuten variieren.
Auch die Bildqualität befriedigt in erster Linie bei Schnappschüssen. Bei guten Lichtverhältnissen sind die Aufnahmen durchaus brauchbar, sie liefern gute Kontraste und knackige Farben, wenngleich eine kleine Leidenschaft für Rot zu erkennen ist. Allerdings hängt die Qualität der Aufnahmen erheblich von der Lichtsituation ab. Je schlechter diese ist, desto präsenter wird das Rauschen, bis schließlich auch die Schärfe darunter leidet. Das gilt sowohl bei Fotos als auch bei Videos.
Mikrofone und Lautsprecher überzeugen
Für adäquate Tonaufnahmen wird bei der Ray-Ban Meta Headliner auf Masse gesetzt. Gleich fünf Mikrofone stecken in dem Brillengestell, und das sorgt für eine gute Qualität. Aber auch hier hat das Format so seine Tücken: Dadurch, dass die Brille so dicht an deinen Atemorganen sitzt, sind die damit verbundenen Geräusche auch vergleichsweise schnell Bestandteil deines Videos.
Die Lautsprecher können den Erwartungen nur bedingt gerecht werden. Der Klang ist grundsätzlich nicht schlecht. Auch wenn die Bässe etwas kräftiger ausfallen könnten, ist der Sound ausgewogen, sodass die Brille selbst beim Musikhören aushelfen kann, wenn ein Kopfhörer außer Reichweite ist. Allerdings gilt das nur in leisen Umgebungen. In belebten Umfeldern werden die Töne schnell von Nebengeräuschen überlagert.
Akku: Der exzessiven Nutzung sind Grenzen gesetzt
Dass hier eine eher mode- als technikbewusste Zielgruppe angesprochen wird, zeigt sich auch bei den Details. Die Brille wird mit einer optisch gefälligen und gleichzeitig festen Hülle ausgeliefert, die nicht nur einen guten Schutz bietet. Sie ist gleichzeitig auch die Ladestation und unterwegs ein zusätzlicher Akku.
Mit Blick auf die Akku-Laufzeiten muss man sich vor Augen halten, dass die Platzverhältnisse in einer solch schlanken Brille begrenzt sind. Wird der Akku gefordert, sind seine Reserven schnell aufgebraucht. Nach 26 hintereinander geschossenen Videos mit einer Länge von einer Minute, dazu benötigst du etwa eine halbe Stunde, wird der Füllstand noch mit 50 Prozent angegeben.
Auch wenn du die Brille zum Musikhören verwendest, ist die von Meta in Aussicht gestellte Nutzungsdauer von vier Stunden eher optimistisch. Nach einer Stunde auf Spotify wird der Füllstand in der App noch mit 63 Prozent angegeben.
Fazit zur Ray-Ban Meta Headliner
Die Headliner-Sonnenbrille, die Meta gemeinsam mit Ray-Ban entwickelte, ist ein schickes Wearable mit begrenztem Zusatznutzen. Social-Media-affine Nutzer werden unter Umständen daran Gefallen finden, mit einem schnellen Griff an den Bügel Fotos und Videos aufnehmen zu können. Der Preis von 329 Euro, der rund ein Drittel über dem liegt, der für vergleichbare Brillen ohne technische Zusätze eingerechnet werden muss, scheint dann durchaus angemessen.
Wer jedoch wirklich Wert auf gute Aufnahmen legt, kommt trotz der an sich brauchbaren Bildqualität der Brillenkamera nicht auf seine Kosten. Das beginnt schon damit, dass es keinerlei Möglichkeiten zur Einstellung von Format und Bildgröße gibt. Auch die Akku-Leistung ist nicht umwerfend. An einem Tag am Strand dürfte sich so mancher darüber freuen, dass die Ray-Ban Meta Headliner immer noch eine schicke Sonnenbrille verwendet werden kann, wenn der Akku leer ist.
Pro
- Wirkt optisch wie eine klassische Sonnenbrille
- Angenehm zu tragen
- Einfache Handhabung
- Gute Tonqualität
Contra
- Dienste vorausgewählt
- Keine Möglichkeiten, Meta-fremde Netzwerke zu installieren
- Keine nachträglichen Einstellungen hinsichtlich des Sitzes möglich
- Lautsprecher könnte lauter sein
- Deutsch wird als Sprache bei der Sprachsteuerung nicht unterstützt
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