LG hat sich mit der Kamera des V40 ThinQ in die Welt der Dreifachkameras begeben. Mehr noch: Man baut auf insgesamt fünf Kameras. Sie sind aber auf beiden Seiten des LG V40 ThinQ verteilt. Die Hauptkamera auf dem Rücken besitzt drei Module mit drei unterschiedlichen Brennweiten. So gibt es das bei LG schon klassische Weitwinkelobjektiv, eine herkömmliche Brennweite und ein Objektiv mit einem relativ kleinen Bildwinkel. Somit wird ein großer Bereich des täglichen Fotografenbedarfs abgedeckt. Im Kameratest muss das LG V40 zeigen, was es nach dem Benchmark-Test und dem Hands-On in dieser Kategorie kann.
[iim_short_datasheet manufacturer_post_id=“5860″ product_post_id=“34210″ template=“general“]
Die Kameras des LG V40 ThinQ im Einzelnen
- Weitwinkelmodul: 16 Megapixel, 1:1,9, 16mm umgerechnete Brennweite
- Hauptmodul: 12 Megapixel, 1:1,5, 25mm umgerechnete Brennweite
- „Tele“-Modul: 12 Megapixel, 1:2,4, 50mm umgerechnete Brennweite
Von einem echten Tele-Objektiv zu sprechen, wäre in Anbetracht der kleinbbildäquivalenten Brennweite von 50 mm übertrieben. Die physikalische Brennweite des „Tele-“-Objektivs beträgt laut Exif-Daten 5,88 mm, was aber verrechnet mit der Größe des Sensors einen optischen Effekt gleich dem eines 50-mm-Objektivs einer klassischen Spiegelreflexkamera mit Vollformatsensor entspricht. Trotzdem ist die Brennweite im Smartphone-Bereich recht lang und damit etwas Besonderes.
Mit dem Set aus drei Brennweiten hat LG ein starkes Trio auf die Beine gestellt. Etwas bedauerlich ist die Lichtschwäche des längsten Objektivs. Damit wird es schwieriger, im Dunkeln zu fotografieren. Doch auch im Hellen führt das zu kleinen Problemen. Umso lichtstärker das Objektiv, umso mehr Licht fällt auf den Kamerasensor. Damit muss man nicht vergleichsweise kurz belichten, was der Schärfe zugutekommt.
Variabel mit drei Brennweiten – Stärken, Schwächen und eine Enttäuschung
Damit hat man recht schnell einer Stärke der Kamera des LG V40 ThinQ identifiziert: Sie ist variabel und damit sehr praktisch. Dazu kommt, dass sie besonders bei der Hauptkamera – also der mit der 25mm-Brennweite – scharf, farbtreu und schnell agiert. Hier kann LG auch mit den „Großen“ am Markt mithalten. Bei genügend Licht löst sie zwar nicht alle Details auf, jedoch ist die Qualität schon beeindruckend. Bei Dunkelheit lässt die Qualität etwas nach. Mit etwas Geduld sind aber auch bei schlechtem Licht starke Fotos möglich.
Die Weitwinkelkamera hilft dann aus, wenn kein Platz in engen Räumen ist oder ganz viel auf das Bild soll. Dabei muss man mit stark verzogenen Bildrändern leben, die einen Fisheye-Effekt erzeugen. Er ist technisch eine Schwäche, wird jedoch von einigen Fotografen als Stilmittel geschätzt. Dazu ist die Weitwinkelkamera nicht gerade ein Lichtmonster und kommt mit schlechtem Licht sehr viel schlechter klar wie die Hauptkamera.
Die Telekamera könnte ebenfalls besser sein. Sie hat zwei deutliche Probleme: Einmal gelingt LG die Stabilisierung der Bilder nicht gut. Daher kommen des Öfteren Verwacklungsunschärfe ins Foto. Dazu kann der Weißabgleich, speziell bei Serienfotos in Kombination mit den beiden anderen Brennweiten, nicht überzeugen. Er liegt oft daneben und erzeugt Bilder mit stark rötlicher Färbung.
Eindrücke der Abbildungsleistung des LG V40 ThinQ:
Kamera-App und die Steuerung
Die Kamera-App von LG ist wie schon bei so vielen Flaggschiffen ein echter Spielplatz für kleine und große Fotografen sowie Filmer. Optionen und Funktionen türmen sich in rauen Mengen. Während einige Features mittlerweile auch bei anderen Herstellern zum Standard gehören, bietet LG jedoch auch ein paar Extras der besonderen Art. Dazu zählen unter anderem die hervorragenden manuellen Einstellungen für Fotos und dass es diese auch im Videobereich gibt. Diese drei Funktionen sind jedoch nativ bei nur wenigen Herstellern zu finden.
Cine-Video: Tap-to-Zoom und Videofilter
Im Videobereich hat sich LG schon mit dem LG G7 ThinQ hervorgetan. Mit der Cine-Video-Funktion kann der Nutzer aus unterschiedlichen Filtern wählen, die Videos einen besonderen Look verpassen. Dabei lässt sich die Vignette, also die Randabschattung und die Intensität des Filters, einzeln verstellen. Tab-to-Zoom war ebenfalls schon im 2018er-Spitzenmodell verbaut. Sie lässt den Nutzer auf einen frei wählbaren Punkt im Bild tippen und die Kamera zoomt auf diesen Punkt zu. Der Unterschied zu herkömmlichen Zoomfahrten besteht darin, dass man so auch unsymmetrisch – also nicht nur in die Mitte des Bildes – zoomen kann. Beides sind bekannte aber immer noch starke Funktionen mit erheblichem Spaßfaktor.
Zoomen auch bei Fotos
Mit den Zoomvideos der Triple-Kamera hat LG aber auch eine neues Feature eingebaut. Dabei kommen kleine Videos heraus, die eine Zoomfahrt zwischen den drei vorhandenen festen Brennweiten simuliert. Toll daran ist vor allem, dass man nur einen Tipp auf den Auslöser braucht und das LG V40 ThinQ erledigt den Rest. Ärgerlich: Die drei Bilder, die dafür notwendig sind, werden hintereinander und nicht simultan aufgenommen. Somit braucht man eine ruhige Hand, um gute Ergebnisse zu erzielen. Eine weitere Schwäche ist, dass die Kameras, speziell die Telekamera, einen anderen Bildausschnitt für den Weißabgleich ausmisst. Damit entstehen ein ums andere Mal andere Farbtöne innerhalb der drei Bilder und somit im Video. Das sieht nicht schön aus und wirkt wie zusammengeschustert. Besser wäre ein erstmaliger Weißabgleich, der dann auf alle Fotos angewandt wird.
Cine Shot – Die Brücke zwischen Foto und Video
Mit Cine Shot baut LG eine Brücke zwischen Videos und Fotografien. Das Ganze funktioniert wie folgt: Der Nutzer nimmt ein kurzes Video seiner Umgebung auf. Das LG V40 ThinQ stabilisiert das aufgenommen Material bis nur noch ein Foto übrig bleibt. Auf dem kann der Videograf dann Bereiche definieren, in denen das Video läuft. Damit lässt das Video beispielsweise einen Straßenkünstler seine Tricks vollführen, ohne das bewegende Passanten von ihm ablenken. Die Szenerie ist im Ergebnis eingefroren und nur die Bewegung im definierten Bereich ist zu sehen.
Das Ganze ist eine nette Spielerei des LG V40 ThinQ – mehr nicht. Die Einsatzmöglichkeiten sind stark begrenzt, da nicht nur das Handy, sondern auch der Protagonist sich nicht im Bild bewegen darf. Die Bildqualität der Aufnahmen ist ebenfalls eher mäßig. Damit eignet sich die Funktion lediglich für einen kurzfristigen Spaß und nicht für eine ernst gemeinte Videoproduktion.
Übersicht noch gut – Aber hart an der Grenze
Die Übersicht der App geht in Ordnung. Doch die vielen Funktionen und Einstellungen fordern ihren Tribut. Mit etwas Mühe findet man sich früher oder später in der App zurecht. Die Schnellzugriffe Google Lens, Porträt Modus, Triple Shot und AI Cam sind omnipräsent und, wie der Name schon sagt, schnell zu erreichen. Die anderen Modi lassen sich über ein Auswahlfeld aktivieren. Das geht alles recht zügig. Die Schaltflächen sind für Grobmotoriker aber etwas klein und die Nutzersteuerung gibt ab und an Rätsel auf. Sehr schön gelöst ist dagegen das Umschalten der Brennweiten über die bekannten Baumsymbole. Sie haben mit der Telekamera eine zusätzliche Schaltfläche erhalten.
LG V40 ThinQ im Kamera-Test – Das Fazit
Das LG V40 ThinQ kann im Test der Kamera vor allem mit Vielfältigkeit überzeugen. Videoaufnahmen mit tollen Sonderfunktionen – allerdings bei 4K-Auflösung ohne OIS – und eine sehr solide Fotoqualität, die im Telebereich jedoch ab und an wackelt, zeugen von einer guten Weiterentwicklung der Kamera des LG G7 ThinQ. Wenn LG noch vorhandene Kinderkrankheit ausmerzt, steht einer sehr guten Kamerawertung nichts mehr im Weg. So ist sie im Oberklassebereich der Smartphones angesiedelt, kommt aber trotz toller Zusatzfunktionen bei der Bildqualität nicht an die Referenzkameras am Markt heran.