Lenovo Chromebook Duett 11 im Test: Aus der Zeit gefallen, aber nicht von gestern

6 Minuten
Nach dem Hype haben sich Tablets zur Nische entwickelt. Einfache Modelle landen als zweiter Bildschirm auf der Couch, teure iPads dienen als Notebook-Ersatz. Das 400 Euro Chromebook Duett 11 zielt dazwischen und will mit Tastatur und Stift in der Schule und bei einfachen Office-Anwendungen punkten.
Lenovo Duet Gen9 Chromebook

Optisch wirkt das Lenovo Chromebook Duet 11 etwas altmodisch, und das nicht nur wegen seiner dunkelgrauen Lackierung. Auch die Form des Gehäuses mit den Bohrungen für die Lautsprecher in den vergleichsweise breiten Seiten wirken schon fast ein wenig retro. Hinzu kommt der auf dem Rahmen aufsetzende, schwarze Bildschirmrand, der, um zusätzlichen Schutz zu leisten, minimal über das Displayglas hinaus reicht. 

Form follows Function

Allerdings geht es dem Chromebook offensichtlich auch nicht um das Einheimsen von Design-Preisen. Vielmehr verspricht das Tablet, ein langlebiger Begleiter im Alltag sein zu wollen. Der Metallkorpus mit einer Abmessung von 25,5 x 16,7 cm ist sehr gut verarbeitet. Bei äußeren Krafteinwirkungen zeigt sich jedoch die vergleichsweise geringe Bauhöhe von 0,8 cm ebenso wie das recht niedrige Gewicht von 510 g in Form von leichten Verwindungen bei diagonalen Belastungen.

Es muss kein OLED sein

Beim Display nutzt Lenovo geschickt Sparpotenziale. Das 10,95 Zoll große Display liefert eine Auflösung von „nur“ 1.920 x 1.200 Pixeln. Daraus ergibt sich jedoch eine Pixeldichte von immerhin 208 ppi – bei einem 16-Zoll-Display mit einer Auflösung von 2.560 x 1.600 Pixeln, dem aktuellen Standard bei Office-Notebooks, liegt die Pixeldichte bei 188 ppi. Dementsprechend gut aufgelöst sind auch feine Bilddetails. Überdies liefert der Bildschirm satte Farben und Kontraste.

Lenovo Chromebook Duett 11
Lenovo spendiert seinem Chromebook Duett 11 eine sehr gute Tastatur

Lenovo Chromebook Duett 11 mit schlichtem SoC

Die Leistungen des Prozessors, ein Mediatek Kompanio 838, lesen sich schon auf dem Papier wenig vielversprechend. Die Grundlage des SoCs bilden zwei Vierkern-Cluster, deren CPU-Kerne im leistungsfähigeren Fall auf der ARM-Cortex-A78- und im energiesparsamen Teil auf der -A55-Architektur basieren. Die maximale Taktgeschwindigkeit wird mit 2,6 GHz angegeben. Dementsprechend begrenzt sind die Leistungen, die in Benchmarks wie dem Geekbench 6 erreicht werden. Bei Einzelkern-Messungen werden etwa 1.000 Punkte erreicht, bei den Mehrkern-Tests wurden rund 2.300 Punkte erreicht. Die aktuellen Snapdragon-Elite-X-Prozessoren erreichen hier schnell um 2,5- und 6-mal höhere Ergebnisse.

Display10,95 Zoll, IPS, 1.920 x 1.200 Pixel
Prozessor: Mediatek Kompanio 838
Grafik: ARM Mali G76
Arbeitsspeicher: 8 GB, DDR4
DatenspeichereMMC, 128 GB
Frontkamera5 MP
Rückkamera8 MP
Anschlüsse: 2x USB 3.0, 3,5-mm-Klinke
Drahtlos: WiFi 6, Bluetooth 5.1
Akku: 29 Wh
Lieferumfang:Netzteil, Tastatur, Schutzabdeckungen, Digitaler Stift
Abmessungen: 25,5 x 16,7 x 0,8 cm
Gewicht:510 g
Betriebssystem: Google Chrome OS
Preis:399,00€

Auch die GPU ist nichts, was Gamer-Herzen höher schlagen lässt. Sie gehörte schon bei ihrer Vorstellung 2019 nicht zu den schnellsten Vertretern ihrer Art und verlangt von ihren Nutzern dementsprechende Abstriche. Allerdings kommt der Grafikeinheit die begrenzte Bildschirmauflösung entgegen. Da die zu berechnende Pixelzahl deutlich geringer als etwa bei einer 2K-Auflösung ausfällt, bleibt die Wiedergabe der Bildschirminhalte im Alltag flüssig.

Lenovo Duet Gen9 Chromebook

Immerhin 8 GB RAM

Zu der insgesamt zufriedenstellenden Leistung im Alltag trägt auch der Arbeitsspeicher bei. Mit seinem DDR4-3200-Standard entspricht er zwar nicht mehr dem Stand der Dinge und belastet auch den Akku über Gebühr, hält aber für CPU und GPU genügend Kapazitäten bereit.

Auch beim Datenspeicher versucht sich der Hersteller am Rotstift, ohne es den Nutzer zu sehr spüren zu lassen. Die Größe ist mit 128 GB zwar alles andere als ein Datengrab, aber kann doch einiges an Bildern und Videos aufnehmen. Allerdings handelt es sich beim Speichermedium nicht um eine SSD, sondern eine aufgelötete Speicherkarte, eine sogenannte embedded MultiMedia Card (eMMC), die günstiger in der Herstellung, aber auch erheblich langsamer ist. Doch auch hier gilt: Mit Blick auf die Gesamtleistung fügt sich die Geschwindigkeit nahtlos in das gebotene Gesamtkunstwerk ein.

Zwei USB-Ports mit veraltetem Stand

Tablets, und da macht das Chromebook Duett 11 keine Ausnahme, zeichnen sich durch ein begrenztes Angebot an Anschlüssen aus. Immerhin verbaut Lenovo zwei USB-C-Ports im Rahmen, sodass beim Laden noch ein zweites Peripheriegerät per Kabel angebunden werden kann. Allerdings gilt auch hier: Ansprüche herunterschrauben. Als USB-Standard wird 3.2 Gen 1 unterstützt, was Übertragungsraten von gerade mal 5 Gb/s entspricht. Immerhin wird damit DisplayPort zur Verfügung gestellt, was ein relativ problemloses Anschließen von zusätzlichen Bildschirmen erlaubt. Nur die extra-breiten Seitenverhältnisse von Ultrawide-Monitoren werden nicht in jedem Fall unterstützt. 

Der Eindruck der Ports findet bei den Möglichkeiten zu Drahtlos-Verbindungen sein Spiegelbild. Auch Bluetooth 5.1 ist nicht mehr Stand der Dinge. Da sind technikverliebte Nutzer direkt glücklich, dass für Verbindungen ins Internet auf WLAN 6 gesetzt wird.

Lenovo Chromebook Duett 11
Wie die Tastaur gehört auch der Ständer beim Duett 11 zur Serienausstattung

Chromebook Duett 11 mit guter Akku-Laufzeit

Der Pragmatismus, der bei der Entwicklung dieses Chromebooks scheinbar Pate stand, zeigt sich schließlich beim Akku. Mit einer Kapazität von 29 Wh ist dieser nicht wirklich groß. Im aktuellen Surface-Tablet steckt ein 53 Wh großer Energiespeicher. Allerdings halten sich auch die Ansprüche des nicht gerade leistungsstarken Prozessors in Grenzen, sodass das Duett 11 lange genutzt werden kann, bevor der Akku wieder aufgeladen werden muss. So zeigt die Füllstandsanzeige nach einer Stunde im Browser noch einen Restwert von 92 Prozent an. Auch beim Spielen hält sich der Energiebedarf in Grenzen. Nach einer Stunde auf den Rennstrecken von Asphalt Legends Unite verfügt der Akku noch über 76 Prozent seiner Reserven.

Tastatur: Eindeutig Lenovo

Bei der Nutzung des Bildschirms gibt es beim Chromebook Duett 11 nichts zu meckern. Die Bewegungen des Fingers werden zuverlässig erkannt und präzise umgesetzt. Die in der Schutzabdeckung integrierte Tastatur lässt selbst Schüler zu Vielschreibern werden. Die leicht angerauten Oberflächen der einzelnen Tasten fühlen sich beim vergleichsweise langen Weg nach unten angenehm an und treffen hier auf einen weichen, aber spürbaren Druckpunkt.

Gute Bilder nur bei gutem Licht

Bei Tablets scheint es eine inoffizielle Pflicht für Kameras zu geben. Es gibt kaum einen Flachrechner, der nicht mit einer mehr oder weniger fetten Linse auf der Rückseite aufwartet. Allerdings handelt es sich trotz aller Inszenierung in den meisten Fällen eher um eine Notlösung. Das gilt auch für das Duett 11, das lediglich einen 8-Megapixel-Sensor mitbringt. Dieser sorgt bei gutem Licht für Aufnahmen mit einer guten Farbdarstellung, allerdings wirken feine Details auch bei guten Bedingungen unscharf. Bei mäßigem Licht, etwa in spärlich beleuchteten Innenräumen, wird das typische Bildrauschen offensichtlich.

Kamera Lenovo Chromebook Duett 11
Aufnahme mit der Kamera des Lenovo Chromebook Duett 11

Fazit zum Lenovo Chromebook Duett 11

Von technischen Details lässt man sich gerne blenden und stellt dann häufig fest, dass vieles gar nicht nötig ist. Auf diese Rationalität setzt Lenovo bei seinem Chromebook Duett 11. Vieles an diesem Tablet wirkt nicht mehr ganz taufrisch. In Verbindung mit Googles ChromeOS zeigt sich aber auch, wie wenig Leistung tatsächlich für alltägliche Aufgaben benötigt wird, auch wenn keine Wunder erwartet werden können.

Lenovo Chromebook Duet 11Wertung
Design / Verarbeitung109
Display1510
Prozessor204
Speicher102
Akku und Verbrauch107
Tastatur55
Anschlüsse102
Preis / Leistung2014
Gesamt10053

Nur etwas anspruchsvollere Anwendungen verlangen schnell nach mehr Leistung. Doch für 400 Euro bekommst du ein solides Tablet, das etwas mehr kann als zweiter Bildschirm. Insbesondere für Kindern kann das Chromebook ein erster Rechner im Schulleben sein, zumal die Schutzabdeckungen, die Tastatur und der Stift im Preis inkludiert sind.

Pro

  • Robustes Gehäuse
  • Gutes Display
  • Inklusive Schutzabdeckungen, Tastatur und Stift
  • Frist kein Loch ins Portemonnaie
  • Gute Akku-Laufzeit

Contra

  • Hardware hat schon vor fünf Jahren nicht umgehauen
  • Nur zwei lahme USB-Ports

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