Entschleunigung beim Musikhören: Genuss in HiRes – dank Vakuumröhren

6 Minuten
Die Art, wie wir Musik hören, hat sich verändert. Bluetooth statt Kabel, Smartphone und Spotify statt Walkman und Kassette. Das ist nicht tragisch, sondern einfach der Lauf der Zeit. Doch man kann mit modernster Technik die Zeit auch zurückdrehen und das Musikhören etwas entschleunigen.
Entschleunigung beim Musikhören: Genuss in HiRes – dank VakuumröhrenBildquelle: Blasius Kawalkowski / inside digital

Heutzutage hören viele Musik über ihr Smartphone. Vor allem unterwegs sind Apps wie Spotify das Eingangstor zur Welt der Tonkunst. Das Modell ist einfach und günstig. Streaming-Dienste kosten rund 10 Euro im Monat und erlauben es, nahezu sämtliche Musik zu hören, die man hören möchte. Und ein Smartphone hat ohnehin fast jeder immer dabei. Doch hier und da dreht sich die Zeit zurück.

Cayin N3 Ultra: Was ist das für ein Teil?

Die junge Generation beschäftigt sich vermehrt mit digitalen Kompaktkameras, Schallplatten und Kassetten. Immer wieder verzichtet sie auf das Smartphone und all seine Funktionen und greift lieber zu Geräten, die Fotoaufnahmen, Musik und Co. entschleunigen. Und wer dann auch noch Musik in bester Qualität unterwegs hören will, für den hat das chinesische Unternehmen Cayin den N3 Ultra. Ein High Resolution Player, der Musik in höchster Auflösung abspielt und dafür sogar mit Röhrentechnik aufwartet. Für dieses Vergnügen will der Hersteller rund 650 Euro sehen. Lohnt sich der Kauf?

Um es vorneweg zu nehmen: Der Cayin N3 Ultra hat weder eine kabellose Schnittstelle wie Bluetooth oder WLAN, noch ist er in einer anderen Form mit dem Internet verbunden. Das bedeutet: Spotify und Co. laufen hier nicht. Vielmehr ist das Cayin N3 Ultra ein Musik-Player, wie man ihn aus vergangenen Tagen kennt, als der iPod noch das Sagen im Musik-Geschäft hatte. Doch der HiRes-Player will einem nicht so sehr breiige MP3s auf die Ohren drücken – auch wenn er diese abspielt –, sondern Musik in höchster Qualität in den Gehörgang bringen.

Mit drei Tastern und einem Lautstärkerad lässt sich die Musik steuern.
Mit drei Tastern und einem Lautstärkerad lässt sich die Musik steuern.

Der Sound des HiRes-Players

Dazu benötigt es freilich mehr als den Player an sich. Ein paar passende Kabel-Kopfhörer etwa. Oder eben auch Musik in hochaufgelöster Form. Beides hat heutzutage nicht mehr jeder einfach so zu Hause herumliegen. Doch Enthusiasten gibt es zuhauf. Wer seine WAV- oder FLAC-Dateien auf eine microSD-Karte verschiebt und diese in den Cayin N3 Ultra einlegt, einen ordentlichen Kopfhörer anschließt und wahlweise auf den virtuellen oder den dedizierten Play-Button auf der rechten Seite drückt, befindet sich binnen kürzester Zeit im Musik-Himmel.

Die Röhren, die vermeintlich leuchten, durch das perforierte Gehäuse
Die Röhren, die vermeintlich leuchten, durch das perforierte Gehäuse

Songs, die man gut kennt, werden durch das Transistor- und Röhrentimbre ganz neu zum Leben erweckt. Man hört sie vielleicht so, wie man sie vorher noch nie gehört hat. Neben einem 10-Band-Equalizer und einem vollparametrischem EQ lässt sich der Klang mit den Timbres justieren. Schaltet man die Vakuumröhren ein (Modus „Tube“), leuchtet ein warmes Licht durch die Seitengitter und der Sound wird im Classic-Modus ebenso warm und satt. Musik klingt ausgewogen, wobei Tiefen und Höhen leicht angehoben werden. Im Modus „Modern“ öffnet sich eine breitere Bühne und die tiefen Bässe kommen zur Geltung.

Genialer Trick: So wird der Klang deiner Kopfhörer deutlich besser

Während der Cayin N3 Ultra ein wahres Musik-Genie ist, fehlt es dem Digital Audio Player bei der restlichen Ausstattung etwas an Magie. Das Betriebssystem basiert auf einer alten Android-Version (8.1), die 2018 auf den Markt kam und eigentlich für Handys bestimmt war. Das sieht man etwa in den System-Einstellungen, wo man auf „Über das Telefon“ tippen kann. So tragisch ist das aber gar nicht. Schließlich hat der Cayin N3 Ultra keine WLAN oder Bluetooth-Schnittstelle, über die Schadsoftware aufgrund des altertümlichen Betriebssystems den Weg auf den Player finden könnte. Zudem stellt der Hersteller Updates für den Player über seine Internetseite bereit, die den Weg per Download und Speicherkarte auf den Cayin N3 Ultra finden.

Defizite, aber nicht beim Klang

Vielmehr sind es andere Dinge, die den Player etwas entzaubern. Zum einen wäre da die Nutzeroberfläche, die sich an das Musikhören vor Zeiten des Smartphones anpasst. Also eher 90er als Gegenwart, eher die Optik des Windows Media Players, wie man ihn noch von Windows XP kennt, als ein modernes Design, das Spotify und Co. haben.

Bei Sonneneinstrahlung ist das Display des Cayin N3 Ultra nicht besonders gut und spiegelt.
Bei Sonneneinstrahlung ist das Display des Cayin N3 Ultra nicht besonders gut und spiegelt.

In dieses etwas angestaubte Bild passt auch das leuchtschwache TFT-Display mit HD-Auflösung. Ein OLED-Display hätte hier für kräftigere Farben, einen besseren Schwarzwert und vor allem auch eine höhere Helligkeit gesorgt. Denn vereinzelt fehlt dem Cayin N3 Ultra die Strahlkraft. In der Sonne lässt sich, trotz maximaler Display-Helligkeit, nicht immer das Album erkennen, das man gerade auswählt. Zudem bedeckt der 4,1 Zoll kleine Bildschirm nur zwei Drittel der gesamten vorderen Fläche. Unterhalb des Displays gibt es damit einen dicken, schwarzen Abschnitt. Das bekommt FiiO beispielsweise beim M23 deutlich besser hin.

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Immerhin findet man unterhalb des Bildschirms einen beleuchteten Touchknopf. Dieser dient einerseits als Homebutton, andererseits ändert er die Farbe, je nach Auflösung der Musik. Diese Funktion ist genial. Ebenso wie das Lautstärkerad an der Seite, das zu der entschleunigten Art des Musikhörens passt. Es fühlt sich ganz wunderbar an, an dem Rädchen zu drehen und damit die Lautstärke zu verändern.

Musik hören: So lange hält der Cayin N3 Ultra durch

Die Kapazität des Akkus beziffert der Hersteller mit 4.500 mAh. Bis zu 12 Stunden Wiedergabe sind drin. Es kommt aber ein wenig darauf an, wie laut man hört, ob der Cayin N3 Ultra als DAP oder als DAC eingesetzt wird und wie lange und oft der Bildschirm eingeschaltet ist. Bei Nichtnutzung empfehlen wir den Player auszuschalten, da er im Standby – trotzt keiner funkenden Verbindung – recht viel Strom zieht und den Akku binnen Tagen leersaugt.

Digital Audio Player: Der Cayin N3 Ultra ist etwas für Musikliebhaber.
Digital Audio Player: Der Cayin N3 Ultra ist etwas für Musikliebhaber.

Cayin N3 Ultra im Test: Das Fazit

Keine Frage: Ein Digital Audio Player ist ein Gerät für Menschen, die Musik lieben. Man muss heutzutage schon sehr enthusiastisch und leidenschaftlich sein, wenn man Musik in High Resolution auch unterwegs hören möchte und dafür auch noch 650 Euro liegen lässt. Per Kabel lässt sich der Cayin N3 Ultra aber auch am Handy anschließen. Dann taugt er nicht nur als DAC, sondern erweckt auch Spotify und Co. zum Leben. Ansonsten muss man aber aufgrund fehlender Schnittstellen zum Internet auf Musik-Apps verzichten. Auch Bluetooth hat der Hersteller weggelassen. Ein adäquater Kopfhörer mit Kabel muss also her. Und dazu am besten gleich auch Musik in Loseless-Qualität, sodass man den Ton, den der Player ausgibt, genießen kann.

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Ist es so weit, macht Musikhören großen Spaß. Und die Röhren mitsamt orangefarbenem Licht, das durch das Gehäusegitter nach außen strahlt, machen den Cayin N3 Ultra zu einem ungewöhnlichen wie einzigartigen Gerät. Die Vakuumröhren sorgen zudem für einen warmen, vollen und ausgewogenen Klang, der uns unheimlich gut gefällt. Und das nicht nur unterwegs, sondern auch an der Anlage zu Hause oder per USB als DAC mit dem Laptop oder Smartphone verbunden.

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