Die Marke Creative gibt es seit den 80er Jahren. Das Unternehmen aus Singapur dürfte bei vielen Menschen hierzulande vorwiegend für seine Soundkarten und PC-Lautsprecher bekannt sein, die früher oft auf Schreibtischen neben Röhrenmonitoren zu sehen waren. Inzwischen hat man das Produktportfolio diversifiziert und bietet auch Soundbars (wie die Stage SE, die wir hier im Test haben) oder Kopfhörer wie die Outlier Free Pro (Test) an. Mit dem Zen Hybrid SXFI haben die Audio-Spezialisten auch einen Over-Ear-Kopfhörer im Handel, der für etwa 70 Euro erhältlich ist und vor allem mit seinem SXFI-Klang überzeugen soll. Wir haben uns den Kopfhörer aufgesetzt. Und schnell wieder abgesetzt.
Passform: Aua!
Im Grunde spielt das geringe Gewicht dem Creative Zen Hybrid SXFI in die Karten. Und setzt man den Kopfhörer auf, denkt man zunächst: Och, der passt aber gut, liegt leicht auf dem Kopf; das kann was werden. Doch bereits nach einem Album macht sich der Kopfhörer bemerkbar. Die Ohrpolster umschließen die Ohrmuscheln nicht zur Gänze, wobei das freilich je nach Größe der Lauscher unterschiedlich ausfallen kann. Doch im Vergleich zu vielen anderen Modellen sind die Aussparungen einfach zu klein, was dazu führt, dass die Ohren nach einer bestimmten Zeit schmerzen. Für den Weg zur Arbeit, der nicht länger als eine Stunde dauert, ist die Passform gerade noch in Ordnung. Für einen mehrstündigen Flug aber sollte man sich nicht darauf verlassen, durchgängig Musik hören zu können. Apropos Flugzeug.
ANC: Sind die Kopfhörer wirklich Zen?
Wer in einem Flieger gerne ANC-Kopfhörer aufsetzt, um den Lärm der Turbinen und Mitreisenden zu dimmen, sollte sich lieber nach einem anderen ANC-Modell umsehen. Die Zen Hybrid SXFI haben zwar eine eingebaute aktive Geräuschunterdrückung, jedoch ist diese bei Weitem nicht so effektiv wie die von Sony, Sennheiser oder Apple. Das „Zen“ im Namen der Kopfhörer verspricht mehr Ruhe, als die Creative Zen Hybrid SXFI wirklich ausstrahlen.
Neben einem ANC- und Adaptive-ANC-Modus – einen Unterschied konnten wir im Test nicht feststellen – gibt es auch einen Durchgangsmodus, der Umgebungsgeräusche und Stimmen verstärkt. Wie viel oder wenig er hierbei eingreift, lässt sich in der App aber nicht einstellen.
Klang: Irgendwo im Nirgendwo
Wenn es um den Klang geht, überschlägt sich Creative mit Superlativen und Wörtern, die viele wohl zum ersten Mal hören: „Tauchen Sie mit Super X‑Fi Raumholographie in eine transzendente Welt ein, in der Musik zum Leben erweckt wird und sich die Klangbühne vergrößert“, erklärt der Hersteller auf seiner Internetseite. Die Super X-Fi Technologie soll über Kopfhörer die gleiche umfassende Tiefe, die gleichen Details und die gleiche Klangbühne wie bei einem immersiven Multi-Lautsprechersystem erzeugen, heißt es. „Mithilfe fortschrittlicher Audiocomputer wird der Klang entsprechend der Anthropometrie Ihres Kopfes und Ihrer Ohren personalisiert und für Sie optimiert. Hören Sie alle Nuancen und Feinheiten so, wie sie gemeint sind.“ In Bezug auf den Klang nimmt Creative den Mund also ganz schön voll. Zu voll. Viel zu voll, sogar.
→ Genialer Trick: So wird der Klang deiner Kopfhörer deutlich besser
Der Klang ist dünn, wenig präzise und zudem auch noch mit zu viel Hall angereichert. Der Bass ist entweder völlig eskalierend oder viel zu verhalten. Verbunden über die Bluetooth-Verbindung mit einem Laptop, ist der Klang zudem deutlich schlechter als mit einem Handy verbunden. Hier wird der Sound deutlich besser, bleibt aber unausgewogen. Der räumliche Klangeffekt im SXFI-Modus hat kein optimales Rundstrahlverhalten. Auch bei Filmen klingt es eher so, als würde man in einer Turnhalle sitzen, statt in einem (Heim)Kino.
Personalisierter Sound macht die Kopfhörer nicht besser
Mittels App kann man eine Head Map erstellen, in der man Gesicht und Ohren per Kamera scannt. Das soll für einen personalisierten Klang sorgen, der sozusagen maßgeschneidert ist. Doch irgendwie kam bei uns der Eindruck auf, dass der in dem Super-SXFI-Modus ohnehin nicht überzeugende Klang mit der Personalisierung noch mehr an Qualität einbüßt.
Und wer auf die Idee kommen sollte, das mitgelieferte Klinkenkabel zu benutzen, um auf einen alten, vermeintlich qualitativ höherwertigen Standard zu setzen, wird von dem Klang noch enttäuschter sein. Der Sound wird auf jeder Ebene schlechter. Selbst ein Kopfhörerverstärker konnte hier nicht weiterhelfen. Zudem gehen mit Kabel auch noch alle anderen Funktionen wie ANC oder SXFI flöten.
Und sonst?
Die Bluetooth-Verbindung ist relativ stabil, wenn man davon absieht, dass der Kopfhörer sich nicht automatisch mit dem Handy verbindet, wenn er einmal die Verbindung verloren hat. Die Musik pausiert nicht automatisch, wenn man den Zen Hybrid SXFI absetzt. Für mächtig Frust sorgten die Probleme bei der nötigen Registrierung in der App. Über ein iPhone war es nicht möglich, sich zu registrieren. Die E-Mail-Adresse war angeblich immerzu ungültig. Auf einem Android-Telefon aber klappte es schließlich. Doch selbst nach der umständlichen Anmeldung ist die App alles andere als gut. Anpassungen im Equalizer sind etwa nicht möglich. Wir bekamen stets die Fehlermeldung angezeigt, dass unser verwendetes Gerät nicht unterstützt wird. Die gesamte App ist im Grunde nur eines: unbrauchbar und überflüssig. Die Akkulaufzeit, die der Hersteller mit 70 Stunden angibt, holt am Ende noch ein paar Kohlen aus dem Feuer.
Und während andere Hersteller, wie 1More, Kopfhörer zu einem ähnlichen Preis in den Handel bringen, die ein schönes Hardcase im Lieferumfang haben, müssen sich Käufer der Creative-Kopfhörer mit einem simplen Stoffbeutel zufriedengeben.
Creative Zen Hybrid SXFI im Test: Das Fazit
Bei Creative kostet der Zen Hybrid SXFI rund 90 Euro. Wer ihn bei Amazon bestellt, bekommt den Kopfhörer bis zum 26. Dezember mit 30 Prozent Rabatt für gut 66 Euro. Der Preis ist fair, für das, was der Kopfhörer bietet. Dabei darf man aber nicht viel erwarten. Der Klang ist dünn, die App eine Katastrophe. Wer größere Ohren hat, dem dürfte der Kopfhörer auf Dauer Schmerzen bereiten.
Das ANC hingegen ist noch gut, tendiert aber in Richtung befriedigend. An der Akkulaufzeit von rund 70 Stunden hingegen gibt es nichts auszusetzen. Wer einen Kopfhörer zu einem ähnlichen Preis sucht, der aber sowohl beim Klang als auch Tragekomfort und Lieferumfang einiges mehr zu bieten hat, dem empfehlen wir den 1More SonoFlow (im Test). Den Kopfhörer gibt es momentan für etwa 50 bis 60 Euro.
Pro der Kopfhörer
- ANC ist noch auf gutem Niveau
- Lange Akkulaufzeit
- Schönes, leichtes Design
Contra der Kopfhörer
- Klang ist dünn und hält bei Weitem nicht das, was der Hersteller verspricht
- Die App ist eine Katastrophe
- Bluetooth-Verbindung könnte besser sein
- Tragekomfort bei größeren Ohren schlecht
- Stoffbeutel statt Hardcase
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