Microsofts nobler Geniestreich

9 Minuten

Microsoft Surface Book
Bildquelle: inside-digital.de

Verarbeitung und Design

2-in-1-Geräte sind aktuell der größte Trend beim mobilen Arbeiten und so bringt Microsoft mit dem Surface Book keinen reinen Laptop, sondern ein 13,5 Zoll großes Tablet mit andockbarer Tastatur. Durch die Kombination mit der sehr hochwertigen Metalltastatur wirkt das Gerät so stabil, dass Unwissende wohl kaum bemerken würden, dass sich der Bildschirm des Surface Book abnehmen lässt. Denn durch das magnetische Gliedergelenk schmiegt sich das Tablet nahtlos an die Tastatur an, so dass man das fertige Konstrukt auch als vollwertigen Laptop verkaufen könnte.

Anders als bei 2-in-1-Lösungen anderer Hersteller (z.B. das Samsung Galaxy TabPro S) kann das Display ähnlich variabel wie bei einem gewöhnlichen Laptop nach vorne und nach hinten gebogen werden. Je nachdem wie man als Nutzer also vor dem Surface Book sitzt, kann der Blickwinkel entsprechend angepasst werden. Ebenso ist es möglich, das Display auch um 180 Grad gedreht auf die Tastatur zu setzen. Die hohe Flexibilität ist ein Vorteil, den nicht viele 2-in-1-Geräte bieten.
Ebenso kann das Surface Book ohne Probleme unterwegs auf dem Schoß benutzt werden. Während andere 2-in-1-Geräte in einer solchen Situation schnell Gleichgewichtsprobleme haben, steht das Surface Book auch dort sehr sicher und arbeitsbereit.

In Sachen Hochwertigkeit und makelloser Verarbeitung orientiert sich das Surface Book sehr stark am direkten Konkurrenten aus Cupertino, dem Macbook Pro. Das matt-graue, aus einem Magnesium-Block gefertigte Gehäuse erinnert an Apples Laptop-Serie, wenn auch das Surface Book insgesamt etwas eckiger daherkommt und zudem ein Gelenkscharnier besitzt, das Display und Tastatur verbindet. Um das Display von der Tastatur zu trennen, muss auf der Tastatur eine entsprechender Knopf lange gedrückt werden. Alternativ kann die Funktion auch in der Windows-Taskleiste ausgelöst werden. Kleiner Nachteil: Ist das Gerät ausgeschaltet oder der Akku leer, funktioniert diese Trennung nicht mehr, da es sich zwar um eine Hardware-Taste, aber gleichzeitig auch um eine Software-Funktion handelt.

Microsoft Surface Book: Hands-On

Auf der Tastatur selbst lässt sich sehr gut schreiben. Das klapprige Gefühl, das bei vielen 2-in-1-Geräten aufkommt, vermittelt die Tastatur des Surface Book nicht. Die Druckpunkte sind sehr angenehm und auch längere Texte gehen leicht von der Hand. Einziger Kritikpunkt ist die Lesbarkeit der Tastenbeleuchtung in den Momenten, wenn es im Umfeld eigentlich noch zu hell für eine solche Beleuchtung ist. Die Beschriftung der einzelnen Tasten lässt sich dann nicht mehr gut ablesen, da die weiß beleuchteten Buchstaben zu wenig Kontrast gegenüber den grauen Tasten bieten.

Bis auf den Kopfhörereingang, die Lautstärkenwippe und den An- und Ausschaltknopf finden sich alle sonstigen Anschlüsse des Surface Book an der Tastatur. An der linken Seite sind zwei USB-Anschlüsse und ein SD-Kartenslot zu finden und rechts der Ladeanschluss und ein Mini-Display-Port.

Mit einem Gesamtgewicht von gut 1,5 Kilogramm ist das Surface Book noch angenehm leicht und für den mobilen Einsatz gut geeignet. Das Tablet allein bringt dabei 732 Gramm und die Tastatur 850 Gramm auf die Waage.

Display

Wie auch schon bei den Surface-Tablets hat Microsoft dem Display des Surface Book ein Seitenverhältnis von 3:2 verpasst. Die Auflösung liegt mit 3.000 x 2.000 Bildpunkten jedoch deutlich höher als bei den Tablets und das Display des Surface Book besitzt somit eine sehr stolze Pixeldichte von 267 ppi. Zum Vergleich: Das 12 Zoll große Samsung Galaxy TabPro S schafft es auf eine Pixeldichte von 216 ppi.

Entsprechend können am Display des Surface Book nur die typischen Spiegelungen kritisiert werden, die sich aber noch sehr im Rahmen halten. Die Farbdarstellung ist sehr kontrastreich und die Farben wirken sehr naturgetreu, wenn auch etwas weniger intensiv als beispielsweise beim Samsung Super-AMOLED-Display.

Ausstattung und Leistung

Würde man das Surface Book hinsichtlich seiner Rechenleistung wie ein normales Tablet bewerten, würde es alle bisher auf dem Markt erhältlichen Tablets komplett in den Schatten stellen. Denn je nach gewählter Variante kommt entweder der Intel-Core-i5 oder -i7-Prozessor zum Einsatz, der entweder auf einen 8 oder 16 GB großen Arbeitsspeicher zurückgreifen kann. Der interne Speicher variiert zwischen 128 und 512 GB. Der Redaktion von inside-digital.de stand zum Test das am besten ausgestattete Modell (i7-Prozessor, 16 GB RAM und 512 GB interner Speicher) zur Verfügung. Mit knapp 3.000 Euro liegt jedoch auch der Preis in dieser Variante entsprechend deutlich höher als der jedes anderen 2-in-1-Business-Geräts.

Insofern wäre es in diesem Test unangebracht, das Surface Book mit anderen Oberklasse-Tablets zu vergleichen, da es sich mit dieser absoluten Highend-Ausstattung eher in der Königsklasse der Laptops ansiedelt und mit einem MacBook Pro vergleichbar ist. Kurz und knackig fällt an dieser Stelle somit auch die Bewertung des Surface Book aus: In der besten Ausstattung bewältigte es jede noch so schwere Anforderung, die von der Redaktion an das Microsoft-Gerät gestellt wurde, mit Bravour. Allein der 16 GB große Arbeitsspeicher sorgt für ein Arbeiten ohne Lade- oder Verzugszeiten, selbst wenn noch so viele Apps und Programme gleichzeitig geöffnet sind. Aber auch in den kleineren Ausstattungsvarianten dürfte das Surface Book noch für viel Freude beim Benutzer sorgen, denn auch in der günstigsten Form mit einem i5-Prozessor und 8 GB RAM ist das Surface Book noch sehr gut aufgestellt.

Multimedia und Kamera

Auch wenn man bei der Benutzung als 2-in-1-Gerät durch die sehr stabile und hochwertige Verarbeitung schnell mal vergisst, dass es sich bei dem Bildschirm auch um ein vollwertiges Tablet handelt, so wird einem dies wieder bewusst, wenn man einen Blick auf die Rückseite wirft. Dort strahlt dem Nutzer nicht nur in Spiegel-Optik das Microsoft-Logo entgegen, sondern auch eine 8-Megapixel-Kamera mit Autofokus und 1080p-HD-Video-Option. Die Kamera enttäuschte im Test jedoch auf ganzer Linie. Denn um ein scharfes Bild zu schießen muss man sich als Nutzer erst mit dem tückischen Autofokus herumschlagen. Dieser fokussiert wild wechselnd mal den Vorder- und mal den Hintergrund. Scharf stellt er jedoch selten einen Bildbereich lang genug als dass ein gutes Foto möglich wäre. Auch wenn man den Fokus manuell per Fingertipp festlegen möchte, führt dies nur mit sehr viel Geduld und einem gleichzeitig sehr schnellen Tippen auf die Auslösetaste zu einem guten Bild.

Microsoft Surface Book: Kamera-Fotos

Besser schneidet da die 5-Megapixel-Kamera auf der Vorderseite ab, die Videos in Full-HD aufnehmen kann und somit mehr als ausreichend für einen Video-Chat im privaten oder beruflichen Umfeld ist.

Im Multimedia-Paket gilt es jedoch auch die an der linken und rechten Seite des Displays untergebrachten Lautsprecher zu bewerten. Die Stereolautsprecher mit „Dolby-Audio-Premium-Sound“ liefern ganz brauchbare Höhen und auch die Bässe sind, wenn auch in geringem Umfang, wahrnehmbar. Angenehm laut und nicht scheppernd klingt der Sound auch auf der höchsten Lautstärke. Zur musikalischen Untermalung oder zum Ansehen eines Filmes reichen die Stereolautsprecher mehr als aus.

Eine weitere nette Zugabe im Lieferumfang ist auch der Surface-Stift, der mit seinen 1.024 Druckempfindlichkeitsstufen zum Schreiben aber auch zum Zeichnen sehr gut geeignet ist.

Windows 10

Als Betriebssystem kommt wenig überraschend das neue hauseigene Windows 10 zum Einsatz. Für ein Tablet und insbesondere für ein 2-in-1-Gerät ist Windows als Betriebssystem eigentlich immer die richtige Wahl. Denn jedem ist das Betriebssystem bereits bekannt und für professionelles Arbeiten ist es schlichtweg besser geeignet als beispielsweise Android. Etwas schade ist jedoch, dass Microsoft seine Oberklasse-Geräte nicht mit einer 1-jährigen-Gratis-Version von Office 365 versorgt. Nachdem man zwischen 1.649 und 2.919 Euro für das Surface Book ausgegeben hat, sollte zumindest für ein Jahr eine kostenlose Nutzung der Microsoft-Office-Programme möglich sein.

Die neuen Funktionen, die Windows 10 beinhaltet, können im Artikel „Alles zum Umstieg auf das neue Betriebssystem“ nachgelesen werden.

Akku

Microsoft gibt für das Surface Book eine Akkulaufzeit von bis zu 12 Stunden an. Zu beachten ist jedoch, dass die Akkus des Surface Book in Tablet und Tastatur verteilt sind. Das Tablet allein besitzt nur etwa ein Viertel der Gesamtladung, drei Viertel sind demzufolge in der Tastatur zu finden. Durch diese Verteilung wird deutlich, dass Microsoft das Surface Book grundsätzlich eher als vollwertigen Arbeitslaptop sieht, dessen Bildschirm für Präsentationszwecke bis zu drei Stunden von der Tastatur entfernt werden kann.

Auf der zweithellsten Helligkeitsstufe stand die Akkuanzeige im Test von inside-digital.de am Ende des gut achtstündigen Testtages noch bei rund 40 Prozent. Die von Microsoft angesetzte Akkulaufzeit scheint je nach Nutzungsverhalten also durchaus realistisch und für den Nutzer, der das Surface Book tatsächlich eher als Laptop nutzt, auch absolut ausreichend.

Microsoft Surface Book: Pressebilder

Fazit

Lässt man den Preis außen vor, hat Microsoft mit dem Surface Book einen nahezu perfekten Start in den 2-in-1-Markt hingelegt. Dem Wunsch, für Präsentationszwecke das Display von der Tastatur lösen zu können, kommt das Surface Book auf eine sehr professionelle und hochwertige Art und Weise nach, denn der Mechanismus mit Gliedergewinde funktioniert ausgesprochen gut. Auch der Surface-Stift ist für Business-Anwender ein durchaus praktisches Zubehör. In der getesteten Version ließ das Surface Book hinsichtlich der Rechenleistung keine Wünsche offen. Aufgrund des hohen Preises von 2.919 Euro wird diese Version jedoch eher eine kleine Gruppe von professionellen Nutzern und weniger Privatpersonen ansprechen. Abseits des Preises bleiben als technische Kritikpunkte somit nur die Kamera auf der Rückseite und die Beleuchtung der Tastatur. Solange dies die einzigen Schwachstellen sind, die man an einem Tablet oder Laptop zu kritisieren hat, kann man das Microsoft Surface Book als äußerst gelungenes Gerät bezeichnen.

Pro

  • wahnsinnig schnelles Rechenmonster
  • hochauflösendes Display
  • hochwertige Verarbeitung
  • Profi-Tastatur

Kontra

  • stolzer Preis von bis zu 2.919 Euro
  • miserabler Autofokus der 8-Megapixel-Kamera
  • Tastenbeleuchtung überarbeitungsbedürftig

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