Auf der Gamescom 2022 wurde „Gerda: A Flame in Winter“ vorgestellt. Wir hatten die Möglichkeit, mit den Entwicklern zu reden und das neue Spiel schon im Vorhinein zu spielen. Das Konzept des Spiels hat uns nachhaltig begeistert und hier erfährst du, warum und welchen Wert das Spiel für unsere Gesellschaft hat.
„Gerda: A Flame in Winter“
Schon längst ist klar, dass Videospiele nicht nur hirnlose Shooter sind. Immer mehr Menschen ist bewusst, dass es sich stattdessen um eine eigene Kunstform handelt, die einen wirklichen Mehrwert für die Gesellschaft haben kann. Manche Videospiele begeistern durch spannende Storys, andere sind visuell anspruchsvoll gestaltet. „Gerda: A Flame in Winter“ vereint beides unter einem Dach. Das Spiel erzählt die Geschichte von Gerda, die sich in der gespaltenen Gesellschaft des Zweiten Weltkriegs in Dänemark zurechtfinden muss. Sie selbst ist gebürtige Deutsche, hat jedoch einen Dänen geheiratet, mit dem sie zusammen im Grenzgebiet zwischen den beiden Ländern lebt. Ihr Vater ist Mitglied der Partei, während ihr Ehemann überzeugter Gegner ist. Auch unter ihren Freunden teilen sich die Meinungen. Manch einer sieht im Krieg eine Möglichkeit, an Reichtum zu kommen, andere wünschen ihrem Gegner den Tod.
Während der Krieg in Europa anhält, findet Gerda sich in einer schwierigen Situation wieder. In ihrer eigenen Familie stehen sich gegensätzliche Meinungen gegenüber und sie muss stets abwägen, auf wessen Seite sie sich stellt. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt gelingt ihr das, doch urplötzlich wird ihr Ehemann entführt und Gerda bleibt nichts anderes übrig, als die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Schnell wird klar, dass sie es nicht jedem recht machen kann und viele schwierige Entscheidungen vor ihr liegen.
Das Spiel spielt sich wie ein normales Point-and-Click Game, verfügt aber über einige interessante Mechaniken. Dazu gehören verschiedene Werte, die dir in Dialogen zum Vor- oder Nachteil werden können. Es liegt an dir, sie gekonnt einzusetzen und abzuwägen, wie du mit deinen mentalen und physischen Ressourcen umgehst.
Ein Spiel mit Mehrwert
„Gerda: A Flame in Winter“ zwingt Spieler dazu, sich in beide Seiten hineinzudenken. Wer erstmals ins Spiel startet, der mag fälschlicherweise annehmen, dass er natürlich immer gegen die Nazis und für die Dänen entscheiden wird. Schnell merkt man jedoch, dass die tatsächliche Situation viel komplizierter ist. Krieg ist niemals schwarz und weiß und viele Entscheidungen verlangen es, vorsichtig abzuwägen. Wendest du dich gegen deine eigene Familie, weil sie deine politische Ansicht nicht teilen? Was ist mit alten Freunden, die sich im Krieg auf die andere Seite gestellt haben? Es gibt nicht nur eine Zeit des Krieges, sondern auch davor und danach. Deine Entscheidungen existieren also nicht in einem Vakuum und werden von weitaus mehr Faktoren beeinflusst, als man meinen mag.
Die Entwickler des Spiels sind sich dessen bewusst. Ihr Ziel ist es, Spieler zum Nachdenken zu bringen. Laut ihnen ist dies nämlich weitaus wichtiger als das Erlernen von Daten und Orten. Ihr Ziel ist es stattdessen, Verständnis zu schaffen. Außerdem ist es ihnen wichtig, die Erfahrung der Zivilisten nicht zu vernachlässigen. Kriegsspiele gibt es viele, doch kaum ein Spiel legt den Fokus auf die Erfahrung der Bevölkerung, die nicht an der Front kämpft. Dabei sind sie mindestens genauso wichtig und ihre Erlebnisse dürfen nicht vergessen werden. Im Gespräch wurde schnell klar, dass „Gerda: A Flame in Winter“ mehr ist als nur ein Videospiel. Jeder Aspekt des Games ist gut durchdacht und hat eine Funktion. Sogar der Artstyle ist an einen berühmten dänischen Künstler angelehnt, der aus der Gegend, in dem die Story stattfindet, stammt.
Diese kleinen Details sind es, die „Gerda: A Flame in Winter“ zu einem so guten Spiel machen. Als Spieler fühlst du dich sofort in die Geschichte eingebunden und erlebst am eigenen Leib, wie schwer die Situation für Zivilisten war. Dies schafft ein Verständnis für Entscheidungen im Krieg im Allgemeinen. Ein Verständnis, das auch in aktuellen Konflikten wertvoll ist. Es ist sehr leicht, Menschen direkt zu verurteilen. Viel schwerer ist es hingegen, sie zu verstehen und sich eine differenzierte Meinung zu bilden.
Können Videospiele Bildung sein?
Auch die Frage nach einer Bildungsversion von „Gerda: A Flame in Winter“ kam im Gespräch auf. Die Entwickler betonten hier, dass es sich bei Gerda um eine frei erfundene Geschichte handelt. Sie basiert zwar auf den realen Erlebnissen der Großmutter eines Entwicklers, ist jedoch nicht historisch akkurat. Dennoch finden wir, dass das Spiel auch an Schulen sehr wertvoll wäre. Es vermittelt ein Verständnis für Krieg und soziale Konflikte, das einfach nicht aus Geschichtsbüchern entnommen werden kann. Vor allem für junge Menschen, die selbst noch keine unmittelbare Kriegserfahrung haben, kann das von großer Bedeutung sein.
Hier kann gezeigt werden, warum blinder Hass nicht zielführend ist und warum manche Menschen im Krieg scheinbar irrational handeln. Dieses Verständnis könnte dazu führen, dass künftige Generationen besser mit Konflikten umgehen können und diese auch besser verstehen und verarbeiten können. Du kannst „Gerda: A Flame in Winter“ bei Steam ab dem 1. September kaufen. Bereits jetzt kannst du es auf deine Wunschliste setzen um benachrichtigt zu werden.