Honor 20 im Test: Eine erstaunliche Kombination

8 Minuten
Das Honor 20 sortiert sich mit knapp 500 Euro im Budget-Bereich der Oberklasse ein. Doch mittlerweile gibt es auch Mittelklasse-Smartphones auf diesem Preisniveau. Gehört das Honor 20 also in die Mittel- oder die Oberklasse? Der Test zeigt, dass es in beide gehört. Es kommt nur auf den Blickwinkel an.
Huawei liefert das Honor 20 mit Android Version: 9.0 Pie aus.
Huawei liefert das Honor 20 mit Android Version: 9.0 Pie aus.Bildquelle:
Das Honor-Angebot klingt sehr gut: Vierfachkamera, Full-View-Display und der Kirin 980, der Spitzenprozessor der Mutter Huawei, für nicht einmal 500 Euro. Doch was steckt wirklich im Honor 20? Der Hardware-Test zeigt, wie gut es bei der Bewertung der nackten Zahlen abschneidet. Danach wird ein Auge auf die herausragenden positiven und negativen Eigenschaften geworfen. Dabei gibt es einige Überraschungen.

Honor 20 im Hardware-Test: So gut ist die Technik

Das Honor 20 hat auf dem Papier einiges zu bieten. Die Kamerariege auf dem Rücken wird von einem 48-Megapixel-Sensor angeführt und zählt gleich vier Einzelmodule. Der Prozessor schiebt schon im Huawei P30 Pro und dem Huawei P30 Dienst. An Leistung mangelt es dem Honor 20 also nicht. Die Konkurrenten mit Qualcomm-Prozessoren besitzen trotzdem ein stärkeres Herz. Honor spart allerdings auch an einigen Stellen in der Ausstattung. Auf die Oberklasseoption verzichten die Chinesen des Öfteren und setzen Mittelklasse-Standards ein. So etwa bei Bluetooth, WLAN und der Speichererweiterung. Sie ist einfach nicht vorhanden und somit bleibt der Nutzer auf den gebotenen 128 GB sitzen. Das ist zwar für die meisten Nutzer genug Platz, jedoch verlangen Kunden der Oberklasse zumindest die Option auf noch mehr Speicher. Die Hardware-Wertungen im Einzelnen:
  • Design und Verarbeitung: 4 von 5 Sternen
  • Display: 3,5 von 5 Sternen
  • Ausstattung und Leistung: 3 von 5 Sternen
  • Kamera: 4 von 5 Sternen
  • Software und Multimedia: 4 von 5 Sternen
  • Akku: 3,5 von 5 Sternen
Die Geschwindigkeit wurde mittels des Benchmark-Tests von AnTuTu in der Version 7.2 gemessen. Dabei kommt Honor nicht an die aktuellen Referenzen am Markt heran. Unter anderem bieten das OnePlus 7 Pro und auch das Galaxy S10 eine bessere Leistung.
ModellBenchmark-Wert
AnTuTu
Benchmark-Wert
Geekbench
Akkutest GFX-Bench
(Displaytime-Minuten, hochgerechnet)
Honor 20286.079Single-Core: 3.274
Multi-Core: 9.399
339,8
Samsung Galaxy S10322.666Multi-Core: 10.437
Single-Core: 4.524
285,3
Google Pixel 3a158.175Multi-Core: 5.182
Single-Core: 1.639
348,3
Referenz-Modelle
OnePlus 7 Pro373.849Multi-Core: 10.929
Single-Core: 3.428
258,5
Motorla Moto G7 Power258.397Multi-Core: 4.460
Single-Core: 1.242
423,5
Der Akku ist ebenfalls von einer Sparmaßnahme betroffen. Er bietet eine solide Leistung, verweigert jedoch das kabellose Laden via Qi. Dazu besitzt er keine herausragende Kapazität. Mit dem Display hat er jedoch wenig zu kämpfen. Das löst lediglich in Full-HD auf und damit ebenfalls wie die Mittelklasse und nicht wie das High-End-Teilnehmerfeld am Markt. Gesamtwertung Hardware: 3,5 von 5 SternenErklärt: So testet inside handy Smartphones

Honor 20 im Test: Die Stärken und Schwächen des Spar-Flaggschiffs

Smartphones bestehen nicht nur aus einem Datenblatt und vielen nackten Zahlen. Genauso wichtig sind bei modernen Mobiltelefonen die Soft Skills. Das Design, die Bildqualität der Kamera, die Software und schlussendlich auch die praktische Nutzung. Das Honor 20 hat emotional einiges zu bieten. Das Gefühl, eine Vierfachkamera mit sich herumzutragen oder ein Display mit Kameraaussparung zu besitzen und trotzdem keine 1.000 Euro und mehr ausgegeben zu haben, macht ordentlich was her. Doch wie lange hält das Gefühl an?

Haptik und Design

Honor stattet sein Honor 20 mit einem modernen Aussehen aus, das vor allem von der sehr aufgeräumten Front bestimmt wird. Das kleine Kameraloch im Display fällt kaum auf und der Lautsprecher ist unauffällig in den oberen Rahmen integriert. Dazu verzichtet man zwar auf einen Fingerabdrucksensor im Display, versteckt den herkömmlichen Sensor jedoch geschickt im rechten Rahmen. Somit zeigt sich auch die Rückseite recht elegant. Hier stört eigentlich nur die Extrakamera außerhalb des Hauptmoduls. Sie greift den Stil des Huawei P30 Pro auf, jedoch wirkt die Anordnung hier eher verschämt und nachträglich angeflanscht. Trotzdem ist das Aussehen des Honor 20 schick und auf der Höhe der Zeit.
Etwas weniger schick ist die Haptik des Smartphones. Es liegt etwas unkomfortabel in der Hand und der Fingerabdrucksensor am rechten Rand kommt mit scharfen Kanten zum Kunden. Die Rahmenaussparung ist dafür gut gelungen und man kann diese jederzeit mit dem Daumen der rechten Hand ertasten, der Sensor selbst ist jedoch etwas nachlässig eingelassen. Dazu kommt ein unangenehmer Übergang von Displayrahmen in den Hauptrahmen. Doch wo Schatten ist, ist auch Licht. Die Ausfräsungen im Rahmen für beispielsweise den USB-Port oder den Lautsprecher sind beispielhaft gelungen. Hier gibt es kein Kratzen oder Schneiden, wenn man mit dem Finger über die Kanten fährt.

Honor 20 im Test: Hinter der Kamera-Maske

Vier Kameras und 48 Megapixel Auflösung – Honor haut beim Honor 20 kräftig auf die Marketing-Trommel. In sehr vielen Situationen stimmt die Leistung auch und anspruchsvolle Nutzer kommen auf ihre Kosten. Doch der Mehrwert von zwei der vier Kameras steht in Frage. Sie bieten jeweils lediglich 2 Megapixel und sind einmal zur Unterstützung für Porträts und zum anderen für die Super-Makro-Aufnahmen da. Doch gerade die Makro-Funktion ist nur auf den ersten Blick High-End. Die Bilder sind mit 2 Megapixel schwach auflösend und nehmen zum Rand hin schnell an Schärfe ab. Das ist schade, weil die Naheinstellgrenze von lediglich 4 cm tolle Möglichkeiten bietet.
Blume, aufgenommen mit dem Honor 20
Blume, aufgenommen mit dem Honor 20

Aus vier mach zwei

Die zweite Zusatzkamera ist für die Tiefeninformationen bei Porträts zuständig. Sie werden genutzt, um Hinter- oder Vordergründe unscharf zu machen, damit das Porträt nur die Hauptperson scharf zeigt. Das funktioniert meistens, aber bei weitem nicht immer. Bei vielen Bildern zeigen sich falsch gesetzte Schärfeverläufe oder unscharfe Stellen, die eigentlich scharf sein sollten.
Porträt, aufgenommen mit dem Honor 20
Porträt, aufgenommen mit dem Honor 20
Nimmt man die Werbeversprechen ernst, enttäuscht die Kamera. Sie ist keine Vierfachkamera, sondern eine gute Doppelkamera mit viel Unterstützung. Sieht man darüber hinweg, bietet die Kamera eine gute Leistung in der Qualität im Hellen und eine solide Qualität im Dunkeln. Die Weitwinkelkamera macht Spaß, besitzt aber einen leichten Fischaugen-Effekt. Der ist bei vielen Fotografen erwünscht. Technisch perfekt sind die gekrümmten Kanten am Rand jedoch nicht. Wer eine Kamera mit mehr Leistung, einem optischen Bildstabilisator und vor allem drei echten, selbstständigen Kameras besitzen möchte, wird eher beim Honor 20 Pro fündig.

Selfies im Test: Mit 32 Megapixeln zum Porträt

Die Frontkamera des Honor 20 löst mit 20 Megapixeln auf und bietet somit eine der höchsten Auflösungen im Selfie-Geschäft. Und sie wirken: Die Selfies sind gestochen scharf und ein echtes Fest für Instagram- und Facebook-Selbstinszenierer. Die Automatik erkennt schnell und präzise auch mehrere Gesichter und stimmt die Belichtung auf sie ab. Dadurch brennt des Öfteren der Hintergrund aus – die Gesichter sind dafür auch nie zu dunkel.

Honor 20 im Test: Hier wird gespart

Nicht nur die Kamera muss Einsparungen gegenüber dem Topmodell Honor 20 Pro hinnehmen. Doch sind auch die anderen Sparmaßnahmen so gut zu verdauen, wie die der Kamera? Meistens ja. Trotzdem erwartet man bei einem Flaggschiff, auch wenn es „nur“ die abgespeckte Version ist, mehr Liebe zum Detail. Die Verbindungsmöglichkeiten mit Bluetooth 4.2 statt Bluetooth 5 und einem Single-Band-WLAN mögen nur Technikfans aufstoßen. Trotzdem sind die Geschwindigkeiten im direkten Vergleich eben doch niedriger. Der Verzicht auf eine Speichererweiterung ist ebenfalls nicht oberklasse-würdig. Die fehlende IP-Zertifizierung schlägt in die gleiche Kerbe. Doch beides ist nicht von essenzieller Bedeutung. Bei IP-zertifizierten Geräten gibt es den Schutz zwar, jedoch geben keine Hersteller eine Garantie auf die Dichtigkeit und die Anwendungsfälle werden stark eingeschränkt. Somit ist eine solche Zertifizierung für die meisten Nutzer gut, aber eben nicht entscheidend. [iim_short_datasheet manufacturer_post_id="6418" product_post_id="435173" template="general" affiliate="all"]

Honor 20 im Test – Das Fazit

Wie lange bleibt also das Gefühl eines Spitzenmodells für günstiges Geld erhalten? Diese Frage kann klar beantwortet werden. Wer die Optik mag, nicht so genau beim Fingerabdrucksensor hinschaut und selten auf die Geschwindigkeit in Netzwerken achtet, wird sich das Gefühl lange erhalten können. Wer jedoch auf die Details achtet, droht etwas enttäuscht zu werden. Eines sollte man jedoch auch beachten: Das Honor 20 gibt sich als Oberklassemodell und bietet auch zum Teil passende Leistungen, jedoch kostet es vergleichsweise wenig. Knapp 500 Euro will Honor sehen. Hier liegt man unterhalb des Niveaus eines OnePlus 7 und weit unterhalb der UVP der Budget-Flaggschiffe anderer Hersteller. Samsungs Galaxy S10e, Huaweis P30 oder auch Apples iPhone Xr sind allesamt auch nach einiger Zeit am Markt noch teurer als das Honor 20. Dass sie aber allesamt auch etwas mehr zu bieten haben, muss der sparsame Käufer hinnehmen. Nimmt man die "weichen" Talente des Honor 20 mit in die Wertung auf, sieht sie etwas besser als die reine Hardware-Bewertung aus. Sie erhöht sich speziell aufgrund des Designs und des Preises auf starke 4 von 5 Sternen. Testsiegel des Honor 20 mit 4 von 5 Sternen Pros des Honor 20
  • durch und durch solide Leistungen
  • Spitzenklasse-Feeling zum vergleichsweise günstigen Preis
  • schickes Design
Contras des Honor 20
  • scharfkantiger Fingerabdrucksensor
  • Kamera-Blender
  • sparsame Ausstattung
Was ist nun das Honor 20 – ein teurer Mittelklasse-Spaß oder doch eine günstige Flaggschiff-Alternative? Das kommt auf den Blickwinkel an. Die Hardware ist mit Ausnahme des Prozessors eher in der Mittelklasse anzusiedeln, das Design macht jedoch Lust auf mehr. Für Nutzer, die ein älteres Oberklasse-Gerät ihr Eigen nennen und umsteigen wollen, hat das Honor 20 somit keinen Mehrwert. Für Aufsteiger, die nicht so viel Geld ausgeben, aber das Gefühl der Oberklasse haben möchten, ist das Honor 20 jedoch ein Top-Gerät.

Mitreden

3 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Manfred Schuermann alias Key B. Hacker

    Tja, liebe Kollegen,

    Ihr schreibt (Speichererweiterung): „… Sie ist einfach nicht vorhanden und somit bleibt der Nutzer auf den gebotenen 128 GB sitzen. Das ist zwar für die meisten Nutzer genug Platz, jedoch verlangen Kunden der Oberklasse zumindest die Option auf noch mehr Speicher.“
    Aber, aber:
    Habt Ihr Euch schon einmal Gedanken darüber gemacht, was das für das Speicher-Management bedeutet… – welche ein „Directory“ da angelegt und sauber mit herumgeschleppt werden muss?

    Nun ja, zum Übrigen:
    Ein Smartphone ist ein Gebrauchsgegenstand. „Haptik“ und „Benchmarks“ im Vergleich zu XYZ-Modellen von ABC-Herstellern sind nicht das Tagesgeschäft für den Hinterkopf von Anwendern. Und die 2, 3 oder 5 Sekunden schnelleren Funktionen bei bestimmten Operationen verlängern das Leben von Anwendern nicht, zumal diese ihre Lebenszeit anderweitig oft gedankenlos verschwenden.
    Also:
    Wer sich ein Smartphone zulegt, sollte zuvor mit Papier und Stift ein Lastenheft erstellen und dabei die unerlässlichen Punkte von den weniger wichtigen abheben.
    Und dann gucken, was geboten wird und „nötig“ ist. .
    Wichtig ist, was der Tarif an Geschwindigkeiten zulässt.
    Und man sollte dann überlegen, ob man seine eigene „Cloud“ auf einer SSD am eigenen Router realisieren kann.
    Für Foto- und Video-Fans sollte eine gut funktionierende Bildstabilisierung wichtiger sein als eine mögliche Speichererweiterung.
    – mlskbh –

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  2. Nutzerbild Jens Roth

    Wir lesen was auf dem Papier steht, wir lassen ein paar Apps drüber laufen, und fertig ist der Test? Nun ja, kann man machen, seriös sieht für mich anders aus. Ein Test wäre, das Gerät wenigstens zwei Wochen lang täglich zu nutzen, mit allen nur erdenklichen Optionen, und danach ein Fazit ziehen. Für sich genommen, nicht ständig nur im Vergleich.

    Antwort
  3. Nutzerbild Frank Zacher

    Zu viele „aber“ und „jedoch“ im Artikel. Zu viel bleibt vage. Was ist z.B. „solide Qualität im Dunkeln“? Diese Rezension bringt mich nicht weiter.

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