Mit dem iPhone 11 ändert Apple seine Strategie. Statt wie vergangenes Jahr das iPhone XR als günstige Alternative zum iPhone XS anzubieten, macht man das iPhone 11 zum Standard und bietet die Pro-Modelle für Leute mit „Pro-Bedürfnissen“ an. Wir haben das iPhone 11 im Alltag getestet und zeigen dir, ob ein iPhone für unter 800 Euro überzeugen kann.
Neue Farben
Apple hat dem iPhone 11 neue Farben spendiert: Kamen die Farben des iPhone XR noch sehr bunt und knallig daher, werden sie beim iPhone 11 deutlich pastellfarbener. Schwarz bleibt als einzige Farbe unangetastet, Weiß und Gelb werden pastellfarbener und statt Koralle und Blau gibt es nun ein mint-grünes und ein fliederfarbenes Modell.
Die einzige knallige Farbe bleibt Rot. Bei dieser Sonder-Edition spendet Apple einen Teil des Erlöses für die Bekämpfung von Aids.
Abgesehen von den neuen Farben hat sich das iPhone 11 im Vergleich zum XR kaum verändert. Weiterhin umschließt ein matter Alu-Ramen die glänzende Glas-Rückseite und auch die Maße des Gerätes sind komplett identisch. Neu hingegen ist das deutlich verbesserte Kamera-Modul. Dieses besitzt die matte Oberfläche von den Pro-Modellen und verfügt wie diese über die neue Weitwinkel-Kamera. Nur eine 2-fach Zoom-Kamera sucht man vergeblich.
Im Gegensatz zu den Pro-iPhones spendiert Apple dem iPhone 11 kein schnelles 18-Watt Ladegerät. So findet sich in der Verpackung lediglich Apples seit Jahren bekanntes 5-Watt Ladegerät samt USB-A auf Lightning-Kabel. Als Kopfhörer werden die kabelgebundenen EarPods mit Lightning-Anschluss mitgeliefert. Auf einen Klinken-Adapter verzichtet Apple in der aktuellen Generation komplett. Wer alte Kopfhörer mit Klinkenstecker verwenden will, muss einen Adapter für 10 Euro nachkaufen.
Apple iPhone 11 im Test: Die Hardware
Apples iPhones war schon immer etwas Besonderes auf dem Smartphone-Markt. Der Prozessor ist eine Eigenentwicklung mit wenig Kernen aber sehr viel Leistung, die Kameras sind ebenfalls in keinem anderen Smartphone zu finden. Dazu setzt Apple als nahezu einziger Hersteller bereits auf eSIM und keinen zweiten Steckplatz um die Dual-Sim Funktionalität zu nutzen. Weiterhin fehlen in Apples offiziellen Angaben die Daten zur Akkukapazität und zur Kapazität des Arbeitsspeichers. Diese können nur durch Auseinanderbauen des iPhones festgestellt werden.
Im Vergleich zu den Pro-Modellen ist die interne Hardware des iPhone 11 nahezu identisch. So verfügt das Smartphone über den selben leistungsstarken Apple A13 Prozessor und muss lediglich beim Arbeitsspeicher kleine Abstiche machen. 4 statt 6 Gigabyte machen sich jedoch im Alltag nicht bemerkbar und sogar im direkten Vergleich lassen sich keine Unterschiede ausmachen.
Seit dem iPhone XS und iPhone XR unterstützt Apple auch Dual-Sim. Dies wird über eine physische Sim-Karte und eine eSim realisiert.
Software | iOS 16 |
Prozessor | A13 Bionic |
Display | 6,1 Zoll, 828 x 1.792 Pixel |
Arbeitsspeicher | 4 GB |
interner Speicher | 64 GB, 128 GB, 256 GB |
Hauptkamera | 4272x2848 (12,2 Megapixel) |
Akku | 3.110 mAh |
induktives Laden | |
USB-Port | - |
IP-Zertifizierung | IP68 (Schutz gegen Untertauchen) |
Gewicht | 194 g |
Farbe | Schwarz, Weiß, Violett, Grün, Gelb, Rot |
Einführungspreis | iPhone 11 (4/64 GB): 799 € |
Marktstart | September 2019 |
Apple spart am Bildschirm
Gespart hat Apple am Bildschirm, einem der größten Kostenfaktoren beim Bau eines iPhones. Statt einem AMOLED-Screen verbaut Apple hier ein deutlich günstigeres IPS-Display. Dieses ist 6,1 Zoll groß und bietet eine Auflösung von 1792 x 828 Pixeln. Damit kommt das Display auf eine Pixeldichte von 326 ppi.
Im direkten Vergleich ist das Display also dem iPhone 11 Pro oder dem iPhone XS unterlegen, aber noch lange nicht schlecht. Das iPhone 11 im Test bietet die identische Pixeldichte und Auflösung wie ein iPhone 8. Auch Helligkeit und Kontrastverhältnis der beiden Smartphones sind identisch. Wenn du also von einem iPhone 8 oder älter kommst, wirst du keinen Unterschied bemerken. Beim Wechsel von einem iPhone X ist das Display des iPhone 11 schon ein Downgrade. Auch bei Android-Smartphones im selben oder sogar etwas niedrigeren Preisbereich sind deutlich bessere Displays verbaut. Apple-typisch sind die schmalen Display-Ränder übrigens auf allen vier Seiten des Gerätes exakt gleich dick – dieses „Detailverliebte“ findet man nicht bei allen Herstellern.
Display-Software reißt es raus
Nicht verzichten muss das iPhone 11 hingegen auf die ganzen Display-Automatiken. Die True-Tone-Technologie und die automatische Helligkeitsregelung passen das Display immer an die Farbtemperatur und Helligkeit der Umgebung an, und machen das Öffnen der Display-Einstellungen komplett überflüssig. Night Shift kann nach einem festen Zeitplan oder nach Sonnen-Aufgang und Untergang blaues Licht reduzieren und auch ein Dark Mode ist seit iOS 13 fester Bestandteil des Systems.
Leider nicht mehr vorhanden ist 3D-Touch. Mit dieser Funktion konnte man seit dem iPhone 6S durch einen festen Druck spezielle Funktionen ausführen. Beispiele dafür sind die Taschenlampe oder Kamera auf dem Sperrbildschirm. Apple hat versucht die Funktion durch gedrückt-halten zu ersetzen. Dadurch wirkt das Smartphone im direkten Vergleich mit dem Vorgänger jedoch langsamer. Den eingesparten Platz durch das dünnere Display hat Apple jedoch gut genutzt und dem iPhone 11 einen größeren Akku verpasst.
Das schlechtere Display macht sich auch in der neutralen Hardware-Wertung des iPhone 11 bemerkbar. Punkten kann das Smartphone bei der Kamera und mit einer wirklich guten Akkulaufzeit. Kleine Abzüge gibt es hingegen für fehlende Features wie beispielsweise einen Fingerabdrucksensor oder 5G-Unterstützung.
- Verarbeitung und Design: 4,5 von 5 Sternen
- Display: 3,5 von 5 Sternen
- Ausstattung und Leistung: 4 von 5 Sternen
- Kamera: 5 von 5 Sternen
- Software und Multimedia: 4,5 von 5 Sternen
- Akku: 4,5 von 5 Sternen
- Gesamtwertung Hardware: 4,5 von 5 Sternen
Akkulaufzeit des iPhone 11 im Test besser als noch beim XR
Mit dem iPhone XR konnte Apple 2018 insbesondere mit dem Akku punkten. Durch das grössere Gehäuse und das weniger hochauflösende Display war die Akkulaufzeit besser als beim iPhone XS. In der 11er-Generation wurden die Akkus der Pro-Modelle deutlich verbessert, dennoch muss sich die Akkulaufzeit des iPhone 11 im Test nicht verstecken. Den gewonnenen Platz durch das Weglassen von 3D-Touch nutzt Apple sinnvoll und spendiert dem iPhone 11 einen rund 200 mAh größeren Akku als noch beim XR. Damit soll das Smartphone im Alltag rund eine Stunde länger durchhalten.
Im Alltag habe ich nie ein Problem mit dem Smartphone durch den Tag zu kommen. Das ist gut, denn durch das Netzteil mit lediglich 5-Watt Leistung sollte man das Aufladen lieber auf die Nacht verschieben. Mit 3,5 Stunden braucht das Smartphone länger als jedes andere aktuelle Smartphone auf dem Markt. Für unverschämt teure 60 Euro kannst du jedoch das 18-Watt Netzteil mit passendem Kabel bei Apple nachkaufen und dein iPhone 11 auch schneller mit Strom versorgen. Deutlich günstiger geht das mit Lade-Lösungen von Drittanbietern wie beispielsweise von Anker. Auf USB-C verzichtet Apple übrigens beim iPhone weiterhin.
Auch das iPhone 11 kann Weitwinkel
Wie auch bei den Pro-Modellen hat Apple dem iPhone 11 eine Weitwinkel-Kamera hinzugefügt und die Qualität der Haupt-Kamera deutlich verbessert. Das Weitwinkel-Modul ist ein längst überfälliger Schritt. Bei den meisten Android-Smartphones gehört dieses zur Standard-Ausstattung. Wie für Apple typisch, macht der Hersteller jedoch keine halben Sachen: So bieten beide Kameras eine nahezu identische Bildqualität und es fällt nicht bereis an der Farbe der Aufnahmen auf, welches Modul verwendet wurde.
Die Kamera-Module im Einzelnen:
- Standard-Kamera: 12 Megapixel, Blende ƒ/1.8, OIS, 26 mm Brennweite
- Weitwinkel-Kamera: 12 Megapixel, Blende ƒ/2.4, 13 mm Brennweite
Bei den technischen Daten fällt auf: Apple verbaut beim iPhone 11 die identischen Sensoren, wie auch bei den Pro-Modellen. Dadurch ist auch die Foto-Qualität komplett identisch. Einzige Einschränkung: Die Zoom-Kamera ist nicht vorhanden. Somit musst zu dich beim Zoomen auf den digitalen Zoom verlassen, bei dem etwas Qualität verloren geht.
Besonders verbessert wurde in diesem Jahr die Fotografie bei Nacht. Der Nachtmodus aktiviert sich automatisch, sobald es dunkel genug ist und erhöht die Belichtungszeit. Apple lässt etwas Rauschen zu und bildet dank hoher ISO-Werte und niedriger Belichtungszeit eine vergleichsweise scharfe Abbildung. Das ist das gegenteilige Charakteristikum der Kameras von Huawei, die das Rauschen stark unterdrücken, dafür aber auch die Details aus den Bildern nehmen. Manuell lässt sich die Belichtungszeit jedoch auf bis zu 30 Sekunden einstellen.
Videos mit OIS
Bei Videos zeigt sich eine Stärke der Kamera von Apple besonders: Das „normale“ Kameramodul ist optisch stabilisiert und so kannst du ruhige Videos ohne Wackler aufnehmen. Hierbei wird eine Aufnahmequalität von maximal 4K bei 60 fps unterstützt. Flüssiges Umschalten während der Aufnahme zwischen der normalen und der Weitwinkel-Kamera sind leider nicht möglich. Sobald man die Kamera wechselt, ist der Übergang deutlich sichtbar.
Apples Kamera-App: Ohne manuellen Modus und mit Videozoom
Apples Kamera-App wurde für die neuen 11er iPhones mit einigen neuen Funktionen versehen. Dennoch ist die App weiterhin sehr aufgeräumt, besitzt keine verschachtelten Menüs und verzichtet auf einen Pro-Modus. Für eine bessere einhändige Bedienung wurden sämtliche Optionen in ein Menü über dem Auslöser untergebracht. Dieses lässt sich durch eine Wischgeste öffnen.
Sehr gut umgesetzt, ist die Einbindung der Weitwinkel-Kamera. Wenn es sich anbieten könnte auf diese umzuschalten, wird außerhalb des Viewfinders eine Vorschau des Weitwinkel-Bildes angezeigt.
Leidenschaftlichen Fotografen könnte jedoch ein Pro-Modus in manchen Situationen fehlen. Will man beispielsweise fließendes Wasser nicht „eingefroren“ sondern flüssig/verschwommen im Bild darstellen, muss man den Umweg über ein Live-Bild nehmen und anschließend die Langzeitbelichtung als Bildeffekt aktivieren. Hier kann man jedoch auf das großartige Angebot von Dritt-Apps wie ProCam oder FiLMiC Pro zurückgreifen, die so nur unter iOS verfügbar sind.
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Teurer Speicher und kein 5G: Die Flops des iPhone 11 im Test
Im Vergleich zu den kleinen Speichergrößen der vergangenen Jahre ist die Basis-Version des iPhone 11 mit 64 Gigabyte Speicherplatz gut ausgestattet. Nach dem Einrichten stehen davon rund 58 Gigabyte zur Verfügung – Dies sollte für die meisten Nutzer ausreichen. Möchte man mehr Speicher, lässt sich Apple das teuer bezahlen. Für die Verdopplung des Speichers auf 128 Gigabyte werden fast schon unverschämte 50 Euro fällig. Eine Micro-SD-Karte mit der gleichen Kapazität kostet gerade einmal 10 Euro.
Die Preise im Überblick:
- 64 GB für 799 Euro
- 128 GB für 849 Euro
- 256 GB für 969 Euro
5G fehlt – na und?
5G, der neue Mobilfunkstandard bietet auf dem Papier deutlich schnellere Datenverbindungen als 4G beziehungsweise LTE. Bei den aktuellen iPhones wie dem iPhone 11 im Test können wir den neuen Mobilfunkstandard jedoch noch nicht verwenden. Hier verpasst du jedoch eigentlich nichts. So unterstützen sämtliche 5G Smartphones von 2019 nur die „sub-6“ Frequenzen von 5G, welche in großen Ballungszentren eingesetzt werden. Die Frequenzen für die Fläche, also außerhalb großer Ballungszentren, lassen sich mit ihnen nicht nutzen. In Deutschland wird jedoch frühstens 2021 mit dem Ausbau in der Fläche begonnen.
Wer plant sein Smartphone vier Jahre oder länger zu verwenden, könnte in Erwägung ziehen, sich bin zum Release der neuen iPhones im Herbst zu gedulden. Doch auch in vier Jahren wird man auch noch gut ohne 5G zurecht kommen.
Fazit zum Apple iPhone 11 im Test
Das iPhone 11 als den neuen Standard zu verkaufen und die Pro-Modelle sozusagen als getunte Versionen anzubieten ist eine gute Strategie. Für jeden der einfach nur ein iPhone für den Alltag sucht, ist das iPhone 11 mehr als ausreichend. Die neuen pastelligeren Farben sind Geschmackssache, wer weniger „riskieren“ möchte, kann zum schwarzen oder weißen Modell greifen. Bei der Performance steht das iPhone 11 den Pro-Modellen um nichts nach und auch bei der Kamera muss man nur geringe Abstriche machen. Für einen Preis von 799 Euro erhält man vergleichsweise günstig ein iPhone der neusten Generation.
Pros des iPhone 11
- günstiger Preis (für ein iPhone)
- genau so schnell wie die Pro-Modelle
- sehr gute Kamera
Contras des iPhone 11
- Display kann nicht mit anderen High-End Smartphones mithalten
- Speichererweiterung zu teuer
Alternativen zum Apple iPhone 11
Die naheliegenste Alternative zum iPhone 11 wäre der Vorgänger, das iPhone XR. Hier kommt es jedoch auf den Preis an. Für 100 Euro weniger als das iPhone 11, wie es im Apple Store angeboten wird ist das iPhone XR zu teuer. Bei einer größeren Preisdifferenz kann man auch zum iPhone XR greifen, muss hier aber mit einer schlechteren Kamera und ohne Weitwinkel-Sensor auskommen. Auch die Akkulaufzeit des iPhone XR ist etwas geringer.
Wenn du nicht auf ein AMOLE-Display verzichten kannst, oder ein kleineres Smartphone haben möchtest, kann sich auch der Aufpreis zum iPhone 11 Pro oder iPhone 11 Pro Max lohnen. Hier musst du für dich abwiegen, ob sich der Aufpreis von rund 350 Euro für dich lohnt. Auch die Vorjahresmodelle, also das iPhone XS und XS Max sind mittlerweile im Preis gesunken und durchaus einen Blick wert. Hier musst du aber wieder auf den Weitwinkel-Sensor verzichten und mit einer schlechteren Akkulaufzeit leben.
Viel günstiger könnte das iPhone SE2 bzw iPhone 9 angeboten werden, wenn es wie vermutet Ende März vorgestellt wird. Derzeit geht man von einem Preis um die 500 Euro aus. Dafür soll das Gerät aber im angestaubten Formfaktor des iPhone 8 auf den Markt kommen.
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