Angriff im oberen C-Segment der Mittelklasse-SUVs: Bevor es den Opel Grandland als E-Auto im kommenden Jahr auch in einer Long-Range-Ausführung mit einem 97 Kilowattstunden (kWh) großen Akku zu kaufen geben wird, ist der Bestellstart jetzt für zwei günstigere Varianten angelaufen. Sie sind jeweils mit einem 157 kW (213 PS) starken Frontantrieb ausgestattet. Das preiswertere Modell des neuen SUV ist mit einer 73 kWh großen Batterie ausgestattet. Alternativ kannst du dich für ein Modell mit 82 kWh großem Energiespeicher entscheiden. Mit kleinerem Akku ist das ausschließlich als Fünfsitzer erhältliche Elektroauto in der Basisversion Electric Edition oder mit umfangreicherer Ausstattung als Grandland Electric GS zu bekommen. Mit großem Akku steht nur die GS-Variante bereit.
Opel Grandland Electric im Test: Solides Platzangebot an Bord
Schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass der Opel Grandland Electric mit einer Länge von 4,65 Metern viel Platz bieten will. Auf Basis der STLA-Medium-Plattform ordnet er sich genau zwischen Peugeot E-3008 (Test) mit 4,54 Metern und Peugeot E-5008 (Test) mit 4,79 Metern ein, die auf der gleichen Plattform von Mutterkonzern Stellantis stehen. Dank einer Höhe von knapp 1,67 Metern ist es im Innenraum möglich, viel Kopf- und Beinfreiheit zu genießen.
Besonders deutlich wird das auf den beiden vorderen Plätzen. Rücken Fahrer und / oder Beifahrer mit ihren Sitzen weit nach hinten, kann es in der zweiten Sitzreihe aber eng werden. Zumindest dann, wenn lang gewachsene Menschen jenseits 1,90 Metern Körperlänge im Fond Platz nehmen. Als Familienauto kann der Opel Grandland seine Vorzüge aber voll ausspielen. Nicht zuletzt auch dank 550 Liter Kofferraum-Volumen. Nicht ganz so viel wie im Skoda Enyaq RS iV (Test), aber mehr als etwa im Hyundai IONIQ 5 (Test).
Klappt man die Rücksitze um, steigt das Ladevolumen hinter der elektrischen Heckklappe auf stattliche 1.645 Liter. In einem Unterboden des Kofferraums, der sich praktischerweise bei Bedarf fest arretieren lässt, ist Platz vorhanden, um etwa ein Ladekabel verstauen zu können. Dafür gibt es aber keinen zusätzlichen Stauraum in Form eines Frunks unter der Motorhaube. Wer einen Anhänger ziehen möchte, muss sich mit 1.200 Kilogramm gebremster Anhängelast zufriedengeben. Die passende Anhängervorrichtung kostet bei Opel 900 Euro extra.
Qualcomm liefert die Chiptechnologie
Das Cockpit teilt sich in der Basisversion in einen 10-Zoll-Touchscreen nebst 10-Zoll-Fahrerinfodisplay auf. Beim GS-Modell ist der Touchscreen größer und bietet eine diagonale Abmessung von 16 Zoll. Dann ist auch ein Navigationssystem von TomTom mit 3D-Kartendarstellung inklusive. Die Verarbeitung aller Daten findet auf Basis eines Snapdragon-Chips aus dem Hause Qualcomm statt. Das persönliche Smartphone lässt sich per Android Auto oder Apple CarPlay kabellos und kabelgebunden mit dem Auto verbinden.
Unter dem Center-Display haben die Designer von Opel drei Schnellstarttasten verbaut, die ein zügiges Aufrufen von Fahrzeug- und Klimaeinstellungen sowie des Homescreens möglich machen. Darunter ist eine Leiste an Knöpfen und Schaltern zu finden, die einzig den Zweck haben, möglichst komplikationslos die Klimatisierung des Autos zu steuern. So lässt sich unter anderem im Handumdrehen die Temperatur per Wippschalter regulieren.
Noch viel besser als über die Tasten klappt das per Sprachbefehl – sowohl für die Fahrer- als auch für die Beifahrerseite. Der Schalter für die Warnblinkanlage ist für unseren Geschmack zu weit nach rechts gerutscht. Die Lautstärke des Entertainmentsystems lässt sich bequem über eine Drehwalze einstellen.
Gut gedämmter Familien-SUV
Während der Fahrt zeichnet sich der Opel Grandland durch ein straff abgestimmtes Fahrwerk aus. Die eine oder andere Bodenwelle ist durchaus zu spüren. Störend ist das aber nicht. Umso überzeugender ist die extreme Ruhe während des Reisens. Eine nahezu perfekte Dämmung sorgt dafür, dass praktisch keine Fahr- oder Windgeräusche von außen nach innen dringen. Selbst bei nasser Fahrbahn nicht. Weiterer Komfort ist über die verbauten Sitze garantiert, die sich als äußerst bequem erweisen.
Entscheidet sich der Fahrer für den Fahrmodus Normal ist mit einer erfreulich leichtgängigen Lenkung unaufgeregtes Dahingleiten möglich. Ergänzend dazu lässt sich über einen Wippschalter an der Mittelkonsole ein stromsparender Eco-Modus aktivieren. Oder man entscheidet sich für den agileren Sportmodus, der es ermöglicht, das volle Leistungsspektrum des Opel Grandland abzurufen.
Doch selbst dann verspürt man keinen "Punch", wenn das Strompedal kräftig getreten wird. Vielmehr findet eine recht gleichmäßige Beschleunigung statt. Und zwar auf bis zu 170 km/h. Mehr ist nicht drin. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt laut Angaben des Herstellers in gemütlichen 9,0 Sekunden.
Ebenfalls über einen Wippschalter an der Mittelkonsole lassen sich die Gänge auswählen. Einen B-Modus, der Fahren mit einer stärkeren Bremsverzögerung möglich macht, gibt es nicht. Dafür besteht aber die Möglichkeit, über Schaltwippen hinter dem Lenkrad in drei Stufen die Stärke der Rekuperation einzustellen: von 0,6 über 1,2 bis 1,8 m/s². Entscheidet man sich für die stärkste Bremsverzögerung, leuchten auch die Bremsleuchten automatisch auf, sobald der Fahrer den Fuß vom Strompedal nimmt.
Weiterentwicklungen zeichnen das Exterieur aus
Das Außendesign ist geprägt durch viele Weiterentwicklungen. Einerseits rein optischer Natur, teilweise aber auch technologisch. So kommt zum ersten Mal an der Front ein 3D Vizor samt beleuchtetem Opel-Blitz zum Einsatz. Das Opel-Logo leuchtet aber nur, wenn das Abblendlicht eingeschaltet ist. Anders sieht es mit dem ebenfalls beleuchteten Opel-Schriftzug am Heck aus. Der leuchtet immer, sobald der Motor gestartet ist.
Ein echter Mehrwert sind die in Eigenregie entwickelten Intelli-Lux HD Scheinwerfer mit 50.000 Pixeln und Projektionsanimationen, die bei der GS-Variante Teil der Serienausstattung ist. Zwar konnten wir die neue Lichttechnik nicht im nächtlichen Einsatz testen, weil wir nur tagsüber mit dem Opel Grandland unterwegs waren, doch ein uns vorgeführtes Präsentationsvideo lässt erahnen, wie gut die neue Technologie die Nacht zum Tage macht.
Abhängig von der jeweiligen Verkehrssituation erkennt die Kamera vorausfahrende und entgegenkommende Verkehrsteilnehmer. Das System schneidet diese dann noch präziser als bisherige Matrix-Licht-Technologien aus dem Lichtkegel aus. Eine noch hellere und gleichmäßigere Lichtverteilung ist Basis der neuen Technik – ohne andere zu blenden, wie es von Opel heißt.
Der Blick vom Fahrersitz nach hinten ist nur eingeschränkt möglich. Eine recht breite C-Säule stört die Sicht. Große Außenspiegel und eine Rückfahrkamera stehen dem Fahrer an dieser Stelle aber unterstützend zur Seite.
Opel Grandland Electric mit solider Reichweite
Die WLTP-Reichweite des rund 2,1 Tonnen schweren Opel Grandland Electric gibt der Hersteller mit 523 Kilometern mit 73-kWh-Akku und 582 Kilometern mit 82 kWh großem Energiespeicher an. Die demnächst erhältliche Long-Range-Variante soll rund 700 Kilometer weit fahren können. Für die Autobahn-Langstrecke musst du von diesen gemittelten Werten aber 100 bis 150 Kilometer abziehen.
Im Rahmen unserer Testfahrten, die im Oktober an nur einem einzelnen Tag bei herbstlichen Temperaturen und teilweise regnerischem Wetter rund um Rüsselsheim stattfanden, konnten wir die genaue Autobahn-Reichweite nicht ermitteln. Sehr wohl aber den Verbrauch bei einer Geschwindigkeit von rund 130 km/h dokumentieren. Er lag auf der Autobahn im Schnitt bei knapp 25 kWh pro 100 Kilometern. Sehr viel sparsamer präsentierte sich der Opel Grandland auf der Landstraße. Hier sind wir im Schnitt auf einen Strombedarf von nur rund 16 kWh/100 km gekommen. Ähnlich genügsam präsentierte sich auch schon der Opel Astra Electric Sports Tourer im Test.
Solide Ladeleistung
Grundsolide ist übrigens auch die Ladeleistung. Sie liegt beim Opel Grandland Electric mit kleinerem Akku auf Basis von 400-Volt-Technik bei bis zu 160 kW. Wer sich für den SUV mit großem Akku entscheidet, darf – etwas überraschend – sogar nur mit bis zu 150 kW laden. Unter optimalen Witterungsbedingungen bei circa 20 Grad Celsius versteht sich. An Normalladesäulen und an der heimischen Wallbox sind bis zu 11 kW möglich.
Eine Möglichkeit, die Wechselstrom-Ladeleistung optional auf 22 kW zu erhöhen, besteht gegenwärtig nicht. Eine Test-Wiederaufladung des Akkus fand im Rahmen unseres eintägigen Tests nicht statt. Eine Wärmepumpe ist Teil der Serienausstattung, der Ladeanschluss befindet sich hinten links hinter einer ziemlich wuchtigen Ladeklappe.
Was kostet der Opel Grandland Electric?
Angeboten wird der in Eisenach gebaute Opel Grandland Electric ab sofort zu einem Preis ab 46.750 Euro. In der GS-Variante mit umfangreicherer Ausstattung werden mindestens 50.950 Euro fällig. Wie eingangs erwähnt: Nur in der GS-Ausführung ist das Modell mit größerem Akku zu bekommen. Dann werden mindestens 51.950 Euro verlangt.
Hinsichtlich der Lackierung ist nur die recht polarisierende Farbe Impakt Kupfer ohne Mehrpreis erhältlich. Fünf weitere Färbungen kosten zwischen 450 und 800 Euro Aufpreis. Das Dach ist normalerweise schwarz abgesetzt, lässt sich auf Wunsch ohne Aufpreis aber auch in Wagenfarbe lackieren. Ab Werk sind Leichtmetallräder in der Größe 19 Zoll montiert. Gegen Aufpreis lässt sich die Größe der Felgen auf 20 Zoll erhöhen. Aber nur, wenn du dich für die GS-Variante des Opel Grandland entscheidest.
Ein Komfort-Paket kostet für das Modell Edition 1.400 Euro Aufpreis und beinhaltet neben 10-fach einstellbaren Intelli-Sitzen unter anderem eine Einparkhilfe vorn und hinten mit 180-Grad-Rückfahrkamera sowie eine sensorgesteuerte elektrische Heckklappe. Bei der GS-Ausführung ist mit dem optionalen Komfort-Paket neben der sensorgesteuerten Heckklappe auch ein Panorama-Glasschiebedach Teil der Ausstattung. Außerdem ein Premium-Soundsystem von Focal. Aufpreis: 2.900 Euro.
Entscheidest du dich für das optionale Tech-Paket, musst du bei der Ausführung Edition 1.100 Euro Aufpreis bezahlen und bekommst dafür unter anderem erweiterte Assistenzsysteme mit Toter-Winkel- und Querverkehrswarner. Zusätzlich ist ein Navigationssystem mit 16-Zoll-Touchscreen und 10-Zoll-Fahrerinfodisplay nutzbar. Die GS-Version wird über das Tech-Paket für 1.700 Euro Aufpreis unter anderem mit einem Head-up-Display, einer 360-Grad-Kamera und einer intelligenten Geschwindigkeitsanpassung aufgewertet.
Fazit zum Opel Grandland Electric: Ein Komfort-König
Der Opel Grandland weiß nicht nur mit einem hochmodernen Exterieur samt neuer Lichttechnik zu punkten, sondern auch mit angenehmen Fahreigenschaften. Er ist sicher kein Sprint-Weltmeister, doch das ist für die angesprochene Zielgruppe wohl auch eher zweitrangig. Stattdessen geht es mit eher sanften und vor allem gleichmäßigen Beschleunigungen auf die Reise. Viel Komfort beim Fahren ist besonders dann garantiert, wenn du dich für die aufpreispflichtigen Premium-Sitze entscheidest.
Vorteile des Opel Grandland Electric
- ruhige, komfortable Fahreigenschaften
- leichtgängige Lenkung
- bequeme Sitze (gegen Aufpreis)
Nachteile des Opel Grandland Electric
- kein Schnäppchen
- hoher Verbrauch auf der Autobahn
- gemächliche Beschleunigung