Als elektrischer Kleinwagen ist der Fiat 500 Elektro (Test) weithin bekannt. Tausendfach wurde dieses E-Auto auf europäischen Straßen bereits zugelassen. Deutlich seltener ist der Fiat 600 Elektro anzutreffen. Vom großen Bruder des Fiat 500 Elektro wurden in Deutschland zwischen Januar und August dieses Jahres nur 423 Einheiten neu zugelassen. Eine Überraschung. Denn der Wagen aus dem Crossover-Segment hätte mit 115 kW (156 PS) Leistung mehr Aufmerksamkeit verdient.
Fiat 600 Elektro im Test: Unterwegs im La Prima
Grundsätzlich erhältlich ist der Fiat 600 Elektro in zwei Ausstattungslinien. Einerseits steht das Basismodell Red zur Wahl, andererseits die von uns getestete Ausführung La Prima, die eine deutlich umfangreichere Serienausstattung bietet und – so viel sei an dieser Stelle bereits verraten – die eigentliche Kaufempfehlung ist. Drei Fahrmodi (Eco / Normal / Sport) stehen zur Wahl, die über einen Wippschalter an der Mittelkonsole einzulegen sind. Nur im Sportmodus ist es möglich, das volle Leistungsspektrum abzurufen.
Ebenfalls an der Mittelkonsole oberhalb eines Staufachs mit einem Volumen von 15 Litern sind Druckknöpfe zu finden, über die sich die Gänge einlegen lassen. Für den Vortrieb steht neben dem D-Modus auch ein B-Modus zur Verfügung, der eine stärkere Rekuperation aktiviert und auch One-Pedal-Driving möglich macht. Manuelles Nachjustieren der Verzögerung während des Fahrens, zum Beispiel über Schaltwippen hinter dem Lenkrad, ist nicht möglich.
Störende Windgeräusche konnten wir im Rahmen unseres Tests nicht feststellen. Die Geräuschisolierung ist diesbezüglich überzeugend. Dafür haben wir aber ein überraschend lautes Rollgeräusch beim Fahren auf der Autobahn ausgemacht. In der Stadt erweist sich das Fahren mit dem Fiat 600 Elektro wiederum als angenehm leise und sportlich-agil.
Gute Federung, ordentliche Verkehrszeichenerkennung
Das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt und ordentlich gefedert. Die Lenkung direkt, aber auch recht leichtgängig eingestellt. Schaltest du die Geschwindigkeitsregelanlage (Tempomat) ein, kannst du über Tasten am Multifunktionslenkrad die Fahrgeschwindigkeit in 1- und 5-km/h-Schritten jederzeit anpassen. Praktisch auch: Es reicht ein Tastendruck aus, um die Geschwindigkeit über die gute Verkehrsschilderkennung an die zugelassene Höchstgeschwindigkeit anzupassen.
Alle für den Fahrer wichtigen Details lassen sich über ein 7-Zoll-TFT-Display hinter dem Lenkrad ablesen. Auf Wunsch erscheinen hier auch die entsprechenden Fahrinformationen, wenn das Navigationssystem programmiert ist. Für Infotainment und Navigation steht zusätzlich ein 10,25 Zoll großer Touchscreen in horizontaler Ausrichtung zur Verfügung, dessen Menüführung etwas gewöhnungsbedürftig ist. Zuweilen würde man sich eine Zurück-Taste wünschen, statt immer wieder die Home-Taste betätigen zu müssen. Die Integration eines Smartphones ist über Apple CarPlay und Android Auto möglich.
Nicht verfügbar sind ein Head-up-Display und eine 2-Zonen-Klimaautomatik. Eine einfache Klimaautomatik für den gesamten Innenraum, die sich über den Touchscreen und gesonderte mechanische Tasten steuern lässt, muss ausreichen. Die Höchstgeschwindigkeit ist im Fiat 600 Elektro auf 150 km/h begrenzt, für einen Spurt von 0 auf 100 km/h benötigt das Auto nach Herstellerangaben gemächliche neun Sekunden.
Das Platzangebot für Mitfahrer ist überschaubar bis mäßig
Dass der Fiat 600 Elektro auf den vorderen Plätzen zwar viel Platz bietet, aber alles andere als ein richtig geräumiges Elektroauto ist, wird deutlich, wenn Fahrer und / oder Beifahrer mit ihren Sitzen weit nach hinten rücken. Im Extremfall ist es für erwachsene Mitreisende dann überhaupt nicht mehr möglich, zuzusteigen. Für die Unterschenkel bleibt dann schlicht kein Platz mehr. Dann wirkt sich der recht kleine Radstand von knapp 2,6 Metern entsprechend negativ aus.
Ein zu weites Zurücksetzen der Sitze hat aber auch für Fahrer und Beifahrer eine negative Konsequenz zur Folge. Eine deutliche Erhöhung auf dem Boden sorgt dann nämlich beim Einsteigen und während der Fahrt für eine gewisse Behinderung. Nichts, worüber man nicht hinwegsehen könnte, aber für lang gewachsene Menschen zuweilen doch störend.
Gleiches gilt für den eingeschränkten Blick nach hinten. Eine recht breite C-Säule wirkt sich hier negativ aus. In der La-Prima-Variante gleicht sich dieser Missstand immerhin durch eine praktische 180-Grad-Rückfahrkamera aus.
Mäßiges Platzangebot im Kofferraum
Der Kofferraum bietet Platz für bis zu 360 Liter Stauvolumen. Damit liegt der Fiat 600 Elektro nur knapp unter dem Niveau eines Volkswagen ID.3 Pro (Test). Platz für drei Getränkekisten ist problemlos gegeben, viel mehr lässt sich aber nicht zuladen. Mit umgeklappten Rücksitzen vergrößert sich das Ladevolumen auf 1.231 Liter.
Einen Frunk unter der Motorhaube gibt es im Fiat 600 Elektro zwar nicht, dafür aber einen zusätzlichen Stauraum im Unterboden des Kofferraums. Ideal zum Verstauen eines AC-Ladekabels. Wer sich für die La-Prima-Variante entscheidet, kann übrigens auch die Vorzüge einer elektrischen Heckklappe nutzen, die sich sogar über einen Fußsensor automatisch öffnen lässt.
Was verbraucht der Fiat 600 Elektro?
Und wie ist es um den Verbrauch des Fiat 500 Elektro bestellt? In der La-Prima-Ausführung haben wir auf mehreren protokollierten innerstädtischen Fahrten einen durchschnittlichen Verbrauch in Höhe von 13,5 Kilowattstunden (kWh) pro 100 Kilometer ermittelt. Damit erweist sich dieses E-Auto in der Stadt als ein ähnliches Sparwunder wie der Citroën e-c4 Electric (Test).
Etwas höher liegt der Verbrauch auf der Landstraße. Hier war pro 100 Kilometer im Durchschnitt ein Verbrauch von 15,4 kWh vom Bordcomputer abzulesen. Auf der Autobahn war bei weitgehender Einhaltung der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h ein Strombedarf von 19,5 kWh pro 100 Kilometer notwendig. Ebenfalls ein hervorragender Wert, den wir in ähnlicher Form zuletzt auch mit dem Volkswagen ID.7 Pro (Test) gemessen haben.
Allerdings ist der Fiat 600 Elektro weniger für die Autobahn-Langstrecke geeignet. Denn der 339 Kilogramm schwere Lithium-Ionen-Akku ist vergleichsweise klein. Mit einer Bruttokapazität von 54 kWh (netto 51 kWh) war es uns im Test möglich, nur vergleichsweise maue 285 Kilometer am Stück abzuspulen, ehe eine Ladesäule angesteuert werden musste. Deutlich weniger als die vom Hersteller in Aussicht gestellte kombinierte WLTP-Reichweite von bis zu 409 Kilometern.
An dieser Stelle wird deutlich, dass Auto und Fahrer sich im Zusammenspiel im Regionalverkehr sehr viel wohler fühlen. Und das, obwohl Autobahnfahrten alles andere als unkomfortabel ablaufen. Auch längere Fahrten machen mit dem Fiat 600 Elektro in der La-Prima-Variante dank guter Assistenzsysteme und bequemen Sitzen Spaß. Die Polster könnten zuweilen aber etwas mehr Seitenhalt gewähren.
Überschaubare Ladeleistung
Auf einem eher mäßigen Niveau spielt sich auch die Ladeleistung ab. An der heimischen Wallbox und an einer Normalladesäule fließt Strom mit maximal 11 kW. Schnelleres Laden mit 22 kW ist auch optional nicht möglich. An einer Schnellladesäule lässt sich unter optimalen Bedingungen laut Herstellerangaben eine Ladeleistung von 100 kW abrufen. Durchschnitt! Wir haben nach einer Autobahnfahrt und entsprechend vorgewärmter Batterie in der Spitze sogar 104 kW erreichen können.
Die kleine Batterie in Kombination mit einer soliden Ladeleistung sorgte im Test dafür, dass es in 30 Minuten möglich war, den Energiespeicher des E-Autos von 13 auf 80 Prozent zu laden. Gut! Während eines zweiten Schnellladestopps dauerte es 33 Minuten für eine Aufladung von 6 auf 80 Prozent. Und das, obwohl hier in der Spitze nur eine Ladeleistung von 89 kW möglich war. Der Ladeanschluss ist beim Fiat 600 Elektro hinten links zu finden, das Navigationssystem berücksichtigt bei längeren Fahrten auch Ladestopps und bezieht diese in die Berechnung der Fahrtdauer mit ein. Schade: Eine Vorkonditionierung der Batterie ist im Fiat 600 Elektro nicht möglich, was insbesondere im Winter ein Minuspunkt ist.
Was kostet der Fiat 600 Elektro?
Wer sich für den Fiat 600 Elektro entscheiden möchte, muss bereit sein, mindestens 36.490 Euro (Stand: Oktober 2024) auf den Tisch zu legen. Dann gibt es aber nur die Basisvariante Red. In der von uns getesteten Version des Fiat 600 Elektro La Prima kostet das E-Auto mindestens 42.490 Euro. Dafür gibt es unter anderem Kunstleder- statt Stoffsitze, 18-Zoll-Leichtmetall- statt 16-Zoll-Stahlfelgen und die Möglichkeit, mit einer adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage (ACC) teilautomatisiert zu fahren.
Mehrwert und bessere Ausstattung hin oder her: An dieser Stelle wird deutlich, dass ein Wechsel zur E-Mobilität trotz steuerlicher Vorteile noch immer vergleichsweise teuer ist. Untermauern lässt sich diese These, wenn man sich vor Augen führt, dass es den Fiat 600 mit Mild-Hybrid-Antrieb bereits ab 24.999 Euro zu kaufen gibt; im Angebot sogar ab 23.490 Euro. In der La Prima-Ausführung werden 29.999 Euro (28.490 Euro) fällig. Die Elektro-Variante kostet laut Preisliste also knapp 12.500 Euro mehr. Ein ordentlicher Batzen Geld.
Fazit zum Fiat 600 Elektro: Ganz schön groß, der Kleine
Der Fiat 600 Elektro sorgt auf der Straße für so einige Hingucker. Es ist wahrlich auffällig, wie sehr insbesondere die Front neugierige Blicke auf sich zieht. Wahrscheinlich liegt es daran, dass der 600er deutlich pompöser daherkommt als der Mini-Flitzer Fiat 500 Elektro. Ein schwerer, sperriger SUV ist der Fiat 600 Elektro aber nicht. Das unterstreicht das Leergewicht von nur rund 1,5 Tonnen, das der Fünfsitzer auf die Waage bringt.
Unter dem Strich ist das Elektroauto ein gelungener Kompromiss zwischen Kleinwagen und Kompakt-SUV, der speziell im Stadt- und Regionalverkehr seine Vorteile ausspielen kann. Wenn man so will, ein Mini-SUV. Zwar ist der Fiat 600 Elektro nicht gerade ein Lademeister, dafür kann aber sein niedriger Verbrauch im Stadtverkehr überzeugen. Die überschaubare Länge von knapp 4,20 Metern lässt die Suche nach Parkplätzen nicht zu kompliziert werden, das Platzangebot in Fond ist überschaubar.
Vergleichbare E-Autos haben übrigens auch andere Hersteller im Angebot. Der Opel Mokka Electric (Test) kommt aus gleichem Hause (Stellantis), ebenso der etwas wuchtigere Jeep Avenger. Aber auch der Smart #1 oder der Volvo EX30 (Test) bieten sich als Alternative an.
Vorteile Fiat 600 Elektro
- sparsam im Verbrauch
- ideal als Stadt- und Pendel-Auto nutzbar
- gute Fahreigenschaften
Nachteile Fiat 600 Elektro
- sehr beengt in der zweiten Sitzreihe
- sehr gemächliche Beschleunigung
- teuer in der Anschaffung
- keine 2-Zonen-Klimaautomatik
Als groß gewachsener Mensch achte ich bei neuen Autos gerne auf die Platzverhältnisse im Innenraum. Auf den vorderen Plätzen kann der Fiat 600 Elektro punkten, hinten wird es schnell sehr eng. Trotzdem haben mir am Crossover der italienischen Automarke aus dem Stellantis-Konzern die angenehmen Fahreigenschaften besonders gut gefallen. Die maue Ladeleistung ist in Kombination mit der geringen Autobahn-Reichweite eher unzufriedenstellend.
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