Smarte Mobiltelefone, smarte Uhren, smarte Brillen und sogar smarte Toaster. Mit jedem verstrichenen Tag wird die Welt smarter. Manchmal zum Vorteil der Menschen, manchmal jedoch eher zum alleinigen Vorteil der Hersteller. Gegenwärtig ist eine weitere Produktgruppe dabei, sich den Beinamen „smart“ zu erkämpfen: Ringe. Doch taugen sie wirklich was oder handelt es sich dabei lediglich um eine technische Spielerei? Wir haben uns den smarten Ring der Firma RingConn genauer angesehen und waren positiv überrascht.
RingConn im Test: Smarter Ring
Das Start-up RingConn wurde 2021 in China mit dem Ziel gegründet, Gesundheitsmanagement auf eine natürliche Weise in das Leben der Menschen zu integrieren. Das Mittel der Wahl: ein smarter Ring. Dieser bietet einige Stärken gegenüber handelsüblichen Smartwatches. So ist er nicht nur kleiner und handlicher, sondern bietet mangels Display bei einem 24/7-Tracking auch eine deutlich längere Laufzeit als die meisten intelligenten Uhren. Ferner kann der RingConn Smart Ring nicht nur anstelle, sondern auch zusätzlich zu einer Armbanduhr getragen werden – für Freunden traditioneller Uhren ein nicht unwesentlicher Pluspunkt. Zumindest, wenn die Leistung den Erwartungen entspricht.
Optik des RingConn Smart Ring
Die Außenhülle des smarten Rings wurde aus Titan gefertigt und ist somit sowohl widerstandsfähig als auch leicht. Je nach Größe legt das Gesundheits-Gadget lediglich 3 bis 5 Gramm auf die Waage – wobei der interessierte Käufer aus neun unterschiedlichen Größen die passende wählen kann. Auch wählbar sind drei Farben: Silber, Gold und Schwarz. Letztere werden mittels einer PVD-Beschichtung über dem Gehäuse aus Titan umgesetzt. Das sieht zwar optisch sehr ansprechend aus, bedeutet zeitgleich jedoch auch, dass der Ring nicht vor Kratzern in der Farbschicht gefeilt ist.
Im Rahmen unserer mehrwöchigen Testphase blieben uns diese dank eines besonders achtsamen Umganges zwar erspart. Doch objektiv betrachtet ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis die Beschichtung Schaden nimmt. Insbesondere an der Unterseite, wenn man mit der Hand nach etwas greift. Deswegen bietet RingConn mit Blick auf das Training mit Kurzhanteln und Co. eine spezielle Hülle zum Kauf an. Diese muss jedoch gesondert erworben werden. Folglich ist das Training mit angezogenem Ring und ohne Hülle nicht unbedingt empfehlenswert. Eine entscheidende Schwäche smarter Ringe gegenüber den Smartwatches.
Im Alltag fühlt sich der RingConn Smart Ring derweil wie jeder handelsübliche Ring an. Mit 2,6 Millimetern dürfte er zwar etwas dicker sein als das Gros aller normalen Ringe. Doch uns störte dies absolut nicht. Zumindest nicht mehr, als es bei einem traditionellen Ring der Fall wäre. Und auch das etwas kantigere Design vermag zu überzeugen. Die Verwendung als Modeaccessoire erachteten wir jedenfalls als vorstellbar. Wobei Optik bekanntlich Geschmackssache ist.
Was kann der schlaue Ring?
Das Herzstück eines Gesundheits-Trackers sind dessen Sensoren. Und davon hat der RingConn Smart Ring einige verbaut. Dazu gehören in erster Linie ein Pulssensor, ein Blutsauerstoffgehalt-Sensor, ein 3-Achsen-Beschleunigungsmesser und ein Sensor für die Hauttemperatur. In Kombination mit der passenden Software lässt sich damit eine ganze Menge anstellen. In einer dazugehörigen RingConn-App, die per Bluetooth 5.2 mit dem Ring verbunden wird, werden die erhobenen Daten gebündelt und in drei Bereichen ausgespielt: Schlaf, Aktivitäten und Stress.
Schlaf, Aktivitäten & Stress
Im Bereich Schlaf werden etwa die Schlafdauer, die Schlafphasen, die Schlaf-Hauttemperatur und ein genereller Schlaf-Score angezeigt. Ein ähnlicher Score findet sich auch im Bereich Aktivitäten. Genauso wie die Zahl der Schritte, der Kalorienverbrauch, die Aktivitätsintensität und die Zeit, die im Stehen verbracht wurde. In der Beta-Phase wurde hier auch eine aus der Zahl der Schritte und der Schrittlänge errechnete Distanz angezeigt, doch diese deaktivierte der Hersteller aus nicht näher genannten Gründen temporär. Gegen Ende 2023 soll das Feature jedoch zusammen mit einem Workout-Modus wieder zurückgebracht werden.
Der dritte und letzten Bereich beschäftigt sich mit der Thematik Stress. Anwendern wird eine Zeitleiste an die Hand gegeben, mithilfe derer sie auf einer Skala von 0 bis 100 ablesen können, zu welchen Zeiten sie besonders gestresst waren. Und dazu kommen dann selbstverständlich noch die üblichen Angaben, wie die Herzfrequenz, der Sauerstoffsättigung im Blut und die Herzfrequenzvariabilität. Ferner finden sich in der App Zusammenfassungen und Trends.
Die RingConn-App
Unterm Strich könnte man behaupten, dass der Hersteller aus den ihm zur Verfügung stehenden Daten alles herausgeholt hat, was möglich ist. Das ist einerseits äußerst löblich, zumal sich die Entwickler offenkundig viele Gedanken gemacht haben und sämtliche Services – wie RingConn selbst mehrmals unterstreicht – nicht als Abo-Modelle angeboten werden. Andererseits wirkt die Anwendung wegen der Fülle an unterschiedlichen Daten, Tabellen und Balkendiagrammen recht unübersichtlich. Dieses Gefühl legt sich jedoch nach einer Weile.
Zudem unterstützt der RingConn Smart Ring auch Drittanbieter-Apps. Wer möchte, kann seine Gesundheitsdaten daher auch mit etwa Apple Health oder Google Fit teilen. Und genau das werden Anwender, die der englischen Sprache nicht mächtig sind, vermutlich auch tun. Denn eine deutsche Variante der App lässt bisher auf sich warten. Obwohl der Hersteller nach eigenen Angaben bereits an einer Unterstützung für fünf weitere Sprachen arbeitet: Deutsch, Spanisch, Französisch, Japanisch und Arabisch. Ferner ist die App nur mit Geräten ab iOS 12.0 und Android 8.0 kompatibel.
Die Stärken des RingConn Smart Rings
Eine der größten Stärken des intelligenten Rings ist dessen Akkulaufzeit. In unserem Test konnten wir das Gerät in etwa sieben Tage lang nutzen. Das deckt sich ziemlich genau mit den Angaben des Herstellers – was überraschend ist, da diese oftmals zu viel versprechen. Ergänzend dazu findet sich im Lieferumfang auch ein Ladeetui mit einer Kapazität von 500 mAh. Damit sollen Anwender den Ring satte 18 Mal laden können. Das Ladecase selbst muss folglich nur ein paar Mal im Jahr an die Steckdose.
Ein weiteres Highlight hört auf den Namen IP68. Die Zertifizierung bescheinigt dem RingConn Smart Ring Schutz gegen Staub und Wasser. Ferner bescheinigt der Hersteller seinem Ring einen Druckwiderstand von 5 ATM. Normalerweise wird Schwimmen zumindest bei Uhren eher ab 10 ATM empfohlen, doch RingConn wirbt explizit mit dieser Fähigkeit. In der Praxis haben wir dies zwar nicht testen können, dem Wasserstrahl beim Händewaschen trotze der Ring jedoch oft und mühelos.
Ansonsten wäre noch wichtig zu erwähnen, dass der RingConn Smart Ring von der National Medical Products Administration (NMPA) als medizinisches Gerät zertifiziert ist. Eine Zertifizierung durch die Food and Drug Administration (FDA) soll folgen.
Schwächen des RingConn Smart Ring
Abseits der bereits erwähnten Schwachpunkte wie der englischen Systemsprache und der potenziellen Anfälligkeit für Kratzer, lassen sich zunächst lediglich der hohe Kaufpreis von 279 US-Dollar UVP (umgerechnet rund 264 Euro) sowie einige Defizite beim Schlaffracking als Schwächen hervorheben. So erkannte der Ring nicht immer, ob man tatsächlich bereits in das Reich der Träume eingetaucht ist oder sich lediglich im Bett befindet und über Gott und die Welt nachgrübelt. Dazu sollte jedoch gesagt werden, dass diese Schwäche von zahlreichen Smartwatches und Fitness-Trackern geteilt wird.
Weitere nennenswerte Makel haben wir nicht entdeckt. Bis auf einen: So interessant die Fähigkeiten des RingConn Smart Ring im Allgemeinen auch sein mögen, uns persönlich fehlte das i-Tüpfelchen. Eine weitere Funktion, die den endgültigen Ausschlag gibt und möglicherweise auch den hohen Preis abschließend rechtfertigt. Was dieses i-Tüpfelchen sein könnte? Beispielsweise eine NFC-Funktion zum kontaktlosen Bezahlen oder zur Identifikation. An ebenjener arbeiten aktuell Konkurrenten von RingConn. Doch es muss nicht zwingend NFC sein. GPS, ein Vibrations-Feature, das Nutzer über eingehende Anrufe und Nachrichten informiert oder aber ein interner Speicher, der den Ring in einen MP3-Player für Jogger verwandeln würde, könnten ebenfalls das Zünglein an der Waage sein. Apropos Speicher: Die aktuelle Version des Rings muss zumindest wöchentlich mit dem Smartphone verbunden werden. Denn das Gadget kann gespeicherten Gesundheitsdaten nur bis zu sieben Tage lang offline sichern.
Fazit zum Smart Ring von RingConn
Haben smarte Ringe ihr Potenzial ausgeschöpft? Nicht im Geringsten. Große Player wie Samsung springen, Gerüchten zufolge, jetzt erst auf den Zug auf und auch kleinere Unternehmen entwickeln ihre Wearables kontinuierlich weiter. Wer noch einige Jahre verstreichen lassen mag, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Ring in den Händen halten, der beispielsweise NFC-fähig ist oder als MP3-Player fungiert. Wer jedoch nicht so lange warten möchte und es in erster Linie ohnehin auf die Gesundheits-Features abgesehen hat, der macht mit dem RingConn Smart Ring absolut nichts falsch. Denn die Verarbeitung des Gadgets überzeugt auf ganzer Linie und auch die Gesundheits-Funktionen scheinen denen handelsüblicher Smartwatches in Nichts nachzustehen.
Pros des RingConn Smart Ring:
- gute, handliche Verarbeitung
- lange Akkulaufzeit
- IP68 / 5 ATM
Contras des RingConn Smart Ring:
- eher ungeeignet für Kraftsport
- keine deutsche Systemsprache
- relativ teuer