Huawei hat eine und Bose spielt ebenfalls im Markt der smarten Brillen mit. Doch das neuste Modell ist die Razer Anzu. Der Gaming-Spezialist will mit ihr Zocker aber auch Home-Office-Arbeitende abholen. Das soll mit speziellen Gläsern für drin und draußen und mit einem Gaming-Modus gelingen. Dabei muss aber direkt eine Vorentscheidung getroffen werden: Wenn du die Brille kaufst, weil du deine alte Brille ersetzen willst, sind die beigelegten Gläser obsolet. Du wirst dir dann eher optische Gläser einsetzen lassen.
Gläser vom Optiker – Offene Münder
Eine Brille ohne optische Gläser ist für viele undenkbar und so stellt sich als Erstes die Frage, ob man sich in die Razer Anzu solche Gläser einbauen kann. Die Antwort ist ein klares Ja. Wie schon beim Test der Huawei Gentle Monster II konnte die Optiker-Kette Fielmann Gläser einfassen. Dass eine smarte Brille auch für erfahrene Optiker noch kein Alltag ist, ist an offenen Mündern und fragenden Blicken jedoch klar erkennbar.
Wuchtige Brille – Style für Gamer
Auch die Größe der Brillen-Bügel macht nicht nur Optiker stutzig. Denn die Razer Anzu versteckt die eigenen Wurzeln im Gamer-Bereich nicht. Die Bügel werden zum Ohr hin sehr großflächig und auch die Dicke ist heftig. Für die Front kannst du dich zwischen zwei Modellen entscheiden eine eher rundlichere Form (wie das Testgerät) und eine etwas maskuliniere Form stehen zur Auswahl. Hier ist der eigene Geschmack gefragt. Sie passen aber mit den breiten Glasumfassungen in die aktuelle Mode.
Beim Sport macht die Razer Anzu keine ideale Figur. Die Brille sitzt im Alltag gut und stört durch ihr sehr geringes Gewicht kaum. Beim Sport rutscht sie aber schnell von der Nase und bietet nicht genug Halt. Das liegt wie auch bei der Huawei-Brille daran, dass man die Bügel kaum auf die Ohrenentfernung zur Nase einstellen kann. Mit einstellbaren Bügelenden wäre hier ein viel satterer Sitz drin. Dafür gibt es die Anzu-Modelle in zwei Größen. Damit kann der Sitz wohl noch etwas verbessert werden. Es heißt also Anprobieren.
Auch bei den Scharnieren hat Razer etwas gespart. Hier knarzt die Brille beim Verwinden etwas und macht keinen hochwertigen Eindruck. Mit hochwertigen Brillengestellen kann sie also beim Tragekomfort und dem Material nicht mithalten. Wohl aber beim Brillenetui. Das elegante Etui mit Razer-Schriftzug bietet Schutz und zusätzlichen Platz für das Ladekabel.
Steuerung ohne Lautstärke – Hier fehlt der Razer Anzu etwas
Smarte Brillen wie die Razer Anzu lassen sich über Touchfelder an den Bügeln steuern. Hier setzt Razer auf Tippen und Halten. Fünf Befehle können so pro Seite in der Razer Audio App festgelegt werden. Insgesamt stehen sechs Befehle zur Auswahl. Das Ganze funktioniert gut und man kann auch mit verschwitzten Händen und beispielsweise beim Radfahren die Musik pausieren, einen Anruf annehmen, ein Lied skippen oder den Assistenten ansprechen. Dir fehlt die Lautstärkensteuerung? Sie lässt sich nur über den Assistenten steuern. Das kann eine nervenaufreibende Sache sein.
Klang und Mikrofone der Brille
Beim Klang gibt es bauartbedingt einige Einschränkungen. So ist ein voluminöser Bass aus den winzigen Lautsprechern nicht zu erwarten. Die Sprachqualität in beide Richtungen ist aber toll. Die Windunterdrückung von Telefonaten im Außenbereich geht in Ordnung, ist aber nicht mit guten Kopfhörern zu vergleichen. Im Home-Office mit Videocalls und beim Telefonieren gibt es aber keine Probleme. Also Alltags-Musikuntermalung in gemäßigter Lautstärke ist der Klang akzeptabel, heut einen jedoch nicht aus den Socken. Die Stärken sind klar die sauberen Höhen und die ausgeglichenen Mitten. Im Bassbereich fehlt, wie schon erwähnt die Kraft und das Volumen.
Willst du den Sound anpassen, bietet sich eigentlich die Razer App an. Doch der integrierte Equalizer besitzt nur drei Einstellungen: „Standard“, „Höhen-Verstärker“ und „Klarer“. Das ist gut für Gespräche und wenn man in lauter Umgebung hört, jedoch wird der schmale Sound untenherum dadurch auch nicht besser.
Akku und Laden – Dr. Jeckyl und Mister Hyde
Eine Brille sitzt in der Regel den ganzen Tag auf der Nase des Trägers. Damit ist der Anspruch festgesetzt. Die Razer Anzu muss einen Tag durchhalten und hat dann eine Nacht zum Verschnaufen. Im Test hält sie rund 8,5 Stunden dauerhaftes Musikhören und rund eine Stunde Telefonat durch. Das sollte für die meisten Arbeitstage genügen. Gönnt man der Anzu also gelegentlich eine Musik- und Telefonpause kann die Akkulaufzeit überzeugen.
Das Laden ist jedoch etwas fummelig. Denn die Lösung von Razer wirkt altmodisch und nicht gerade smart. Das geteilte Ladekabel muss per Magnet an beide Ladepunkte an den Bügeln geklippst werden. Hier wäre eine kabellose Lösung mit einem Ladecase eine deutlich elegantere Lösung gewesen. Dafür ist die Ladezeit gering und du bist schnell wieder startklar.
Preis, Leistung und Fazit der Razer Anzu
Die Razer Anzu kostet gut 200 Euro und ist damit die günstigste Möglichkeit für eine smarte Brille. Das merkt man an einigen Stellen. Die Touchfelder an den Bügeln sind nicht zum Wischen für Lautstärke geeignet und das Material ist zwar leicht aber wirkt auch günstig.
Trotzdem kann man die Razer Anzu empfehlen. Wenn du mit deiner Brille Musikuntermalung im Alltag haben magst, ohne ständig die Ohren zu bedecken, ist die Razer-Brille eine günstige Möglichkeit dazu. Dazu ist sie ein solider Begleiter im Arbeitsalltag und bei Telefonaten. Gamer freuen sich über den latenzarmen Spiele-Modus und die Optik, die ein klares Statement ist. Und wer das Ganze ohne optische Gläser braucht, kann mit den beigelegten Blaufilter-Gläser und den Sonnenbrillen-Linsen seine Augen schonen und hat gleichzeitig einen Design-Schub. Wer das als Schnickschnack abtut und etwas mehr Geld übrig hat, dem empfehlen wir eher die Huawei Gentle Monster II, die deutlich mehr kostet, aber insgesamt die bessere Performance liefert.
Pros der Razer Anzu
- Leichtes Brillengestell
- gute Akkuleistung
- Gamer-Optik
- ordentliche Telefon-Qualität
- Zwei Größen-Varianten
- Schickes Etui
Contras der Razer Anzu
- Unelegante Lademöglichkeit
- mauer Sound
- knarrzt etwas
- Material nicht überzeugend
Und was ist nun daran smart? Nach der Beschreibung ist es schlicht ein (nicht mal besonders gutes) Headset in Brillenbügeln.
Thanks Frank,
am Ende des Artikels angekommen blieb mir nur ein dickes „Wattwiller?“… nein, nicht das Wasser. Aber vielleicht ist sie ja als Clever & Smart Agentenbrille einsetzbar.