Lange gab es nur Gerüchte zur OnePlus Watch, Ende März 2021 wurde sie dann endlich vorgestellt. Und seitdem ist die Erwartungshaltung in der Fangemeinde des chinesischen Herstellers natürlich groß. Kann OnePlus ähnlich wie bei seinen Smartphones auch auf dem Smartwatch-Markt viel Leistung für vergleichsweise wenig Geld liefern? Genau dieser Frage sind wir in einem Test der OnePlus Watch auf den Grund gegangen. Und um es vorwegzunehmen: Es gibt richtig viele gute Ansätze, doch der erhoffte große Wurf gelingt leider nicht. Die Software macht OnePlus einen Strich durch die Rechnung.
OnePlus Watch: Die technischen Daten
Schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass sich OnePlus bei seiner ersten Smartwatch für ein klassisches und vergleichsweise schlichtes Uhrendesign entschieden hat. Die 76 Gramm schwere Uhr kommt mit einem runden Edelstahlgehäuse zum Kunden. Bedient wird sie über zwei Menüknöpfe an der rechten Seite. Der obere gestattet den Zugriff auf das Widget-Hauptmenü, der untere aktiviert standardmäßig die Anzeige der vorinstallierten Trainings-Modi. Diese Taste ist aber frei konfigurierbar, also auch mit einer anderen Funktion deiner Wahl belegbar. Darüber hinaus ist die Smartwatch mit einem AMOLED-Touchscreen ausgestattet. Er ist 1,39 Zoll groß, bietet eine Auflösung von 454 x 454 Pixeln und in der Regel gut ablesbar. Nur bei starker Sonneneinstrahlung würde man sich teilweise etwas mehr Helligkeit wünschen.
Das Armband besteht aus flexiblem Kautschuk und ist angenehm zu tragen. Hier hat sich OnePlus anders als beim Design stark an der Apple Watch orientiert. Erfreulich: Die OnePlus Watch ist nicht nur IP68 zertifiziert, sondern auch wasserdicht (5 ATM / 50 Meter). Du kannst sie also auch zur Protokollierung deiner Schwimm-Trainings nutzen oder unter der Dusche tragen.
Schade: Aktuell funktioniert die Uhr nur im Zusammenspiel mit Android-Smartphones. Wenn du ein iPhone von Apple besitzt, ist eine Kompatibilität nicht gegeben. Denn die für die Einrichtung notwendige OnePlus Health App kannst du aktuell nur aus dem Google Play Store downloaden. Eine iOS-Version ist zwar geplant, wann sie kommt, ist aber noch unklar. Die Einrichtung selbst klappt erfreulich schnell und unkompliziert. Nach etwa 10 Minuten bist du startklar. Zumindest theoretisch. Denn auch solltest du über die App das bereitliegende Software-Update installieren. Und das dauert schon deutlich länger. Wir konnten im Rahmen unseres Tests zwei Updates installieren. Das eine dauerte inklusive Installation etwa 30, das zweite rund 45 Minuten.
OnePlus Health App auf dem Smartphone
Die Smartphone-App überzeugt in der aktuellen Ausführung mit einer guten Übersichtlichkeit, ist aber bei Weitem noch nicht so umfangreich wie beispielsweise die Garmin Connect App. Auf dem Startbildschirm hast du im Reiter „Gesundheit“ alle wichtigen Parameter sofort im Blick. Die OnePlus Health App informiert hier nicht nur über bereits zurückgelegte Schritte, absolvierte Trainingsminuten und verbrauchte Kalorien, sondern auch über Herzfrequenz, Schlafdauer, SpO2-Sättigung und Stresslevel. Außerdem lassen sich Trainingsprotokolle einsehen. Tippst du auf einen der dargestellten Bereiche, kannst du noch tiefer in die Analyse eintauchen und so zum Beispiel mehr über deine Schlafqualität erfahren (sofern du die Uhr nachts getragen hast). Wach-Phasen erkennt der Schlaftracker aber leider sehr unzuverlässig.
In einem zweiten Reiter (Fitness) ist es möglich, einen Trainingslauf oder eine Wanderung direkt auf dem Smartphone zu tracken. Viel mehr ist an dieser Stelle nicht möglich. Umfangreicher aufgestellt ist der dritte und letzte Reiter (Verwalten), der es unter anderem gestattet, generelle Einstellungen der Uhr anzupassen und zusätzliche Ziffernblätter (Watchfaces) herunterzuladen. Auch kannst du hier individuell einstellen, welche Apps ihre Benachrichtigungen vom Smartphone an die Uhr spiegeln sollen. Etwa WhatsApp, der Facebook Messenger, Gmail, Twitter oder auch Nachrichten-Apps.
Das Beantworten von Nachrichten am Handgelenk ist derzeit noch so stark eingeschränkt, dass es eigentlich keiner Rede wert ist. Und ärgerlich auch: Eine Synchronisation von Benachrichtigungen in die eine Richtung (vom Smartphone auf die Uhr) findet zwar statt, in die andere aber nicht. Wenn man Eilmeldungen auf dem Smartphone als gelesen löscht, bleiben sie auf der Uhr trotzdem in der Nachrichtenzentrale gespeichert. Und einzelnes Löschen der Nachrichten auf der Uhr selbst ist auch nicht möglich. Entweder man löscht alles auf einen Streich oder muss mit einer zum Teil ellenlangen Liste an Benachrichtigungen Vorlieb leben.
OnePlus Watch als Trainingspartner
Wenn du dir eine Smartwatch kaufst, möchtest du sie in der Regel nicht nur zum Ablesen der Uhrzeit nutzen. Auch bei deinen sportlichen Workouts soll sie dir zur Seite stehen, indem sie verschiedene Vitalwerte aufzeichnet. Bei der OnePlus Watch ist auf der Rückseite zu diesem Zweck ein optischer Pulssensor verbaut. Die Sensorik erlaubt es aber auch, den Blutsauerstoffgehalt (SpO2) zu messen. Einschränkung: Während du den Pulsmesser dauerhaft einschalten kannst, ist dies bei der Blutsauerstoffmessung nicht möglich. In den Einstellungen der zugehörigen App findet sich nur die Möglichkeit, den SPO2-Tracker während der Nachtruhe durchgehend arbeiten zu lassen.
Hinsichtlich der vorinstallierten Sportmodi kannst du zum Start aus 14 Workout-Profilen auswählen. Zu Standard-Modi wie Joggen und Radfahren gesellen sich unter anderem auch Wandern, Schwimmen, Crosstrainer und Yoga. Später sollen es nach entsprechenden Updates mal mehr als 110 auswählbare Modi werden. Wir haben die OnePlus Watch vor allem während regelmäßigen Jogging-Runden eingesetzt und durften uns in diesem Zusammenhang über einen erfreulich präzisen Pulsmesser freuen. Er arbeitet so genau, dass er sich nicht hinter Top-Sportuhren wie der Garmin Enduro oder der Polar Vantage M verstecken muss. Das kennt man von anderen Uhren in diesem Preissegment auch anders. Zum Beispiel die ähnlich teure Amazfit GTR 2 konnte in diesem Segment nicht punkten.
GPS-Pairing: Es hakt an allen Ecken und Enden
Probleme hat die OnePlus Watch leider noch bei Outdoor-Sportarten. Eine Verbindung zu GPS-Satelliten konnten wir im Rahmen unseres Tests nur selten bis nie herstellen. Andere Nutzer berichten in einschlägigen Internetforen von ähnlichen Problemen. Vereinzelt gelingt das GPS-Pairing nach quälend langen Minuten des Wartens, doch selbst das ist am Ende nicht praktikabel. Wenn ich ein Training an der frischen Luft starten möchte, sollte die GPS-Verbindung spätestens nach 30 Sekunden verfügbar sein. In diesem Punkt versagt die OnePlus Watch auf Basis der uns zur Verfügung stehenden Firmware-Version leider auffallend. Die Folge ist, dass die Strecke des zurückgelegten Workouts mehr schlecht als recht gemessen wird. Eine etwa 3 Kilometer lange Strecke ist dann gerne mal einen knappen Kilometer kürzer, was natürlich auch die Berechnung des Lauftempos pro Kilometer komplett verfälscht. In diesem Punkt muss OnePlus dringend nachbessern. Am besten per Firmware-Update – wenn das möglich ist.
Ein weiterer Nachteil: Während des Trainings ist es eher schwierig, die wichtigen Workout-Kennzahlen wie das aktuelle Tempo, bereits zurückgelegte Kilometer oder die aktuelle Herzfrequenz vom Display abzulesen. Denn leider hat sich OnePlus dazu entschieden, alle Daten ziemlich klein darzustellen. Ärgerlich auch: Der Bildschirm der Uhr schaltet sich während des Trainings entweder komplett aus oder auf das stromsparende Always-on-Display statt den Workout-Modus eingeblendet zu lassen. Oft muss man zudem eine der beiden Seitentasten drücken, um wieder Einblick auf die aktuellen Trainingsdaten zu erhalten.
Die Uhr hat noch mehr zu bieten
Ergänzend zu den Sport-Funktionen hat die OnePlus Watch aber noch ein bisschen mehr zu bieten. Beispielsweise einen Höhenmesser, einen digitalen Kompass, einen Luftdruckmesser und einen Schlaftracker. Zudem leitet die Uhr anhand der gemessenen Vitalwerte den Stresslevel ihres Trägers ab, gestattet Atemübungen um Entspannung in den Alltag einkehren zu lassen und bietet etwa 2 GB freien Speicherplatz für deine persönliche Lieblingsmusik. Wenn du die passenden Musikdateien besitzt und auf die Uhr lädst, kannst du sie also mit einem Bluetooth-Kopfhörer koppeln und bist auch losgelöst von einem Smartphone musikalisch unterhalten.
Auch auf einen Wetterbericht musst du auf der OnePlus Watch nicht verzichten. Der liefert aber nur dann zuverlässige Daten, wenn die Uhr mit einem Smartphone gekoppelt ist. Denn eine LTE-Antenne oder eine WLAN-Schnittstelle ist nicht integriert. Bei einer bestehenden Handy-Kopplung signalisiert die Uhr am Handgelenk auch eingehende Anrufe. Selbst das Anwählen von Gesprächspartnern ist über die Uhr direkt vom Handgelenk aus möglich. Und weil die Smartwatch mit einem Mikrofon und einem Lautsprecher ausgestattet ist, kann sogar vom Handgelenk aus telefoniert werden. Allerdings klingt der Lautsprecher ziemlicher blechern. Deswegen ist das Telefonieren mit der OnePlus Watch zwar technisch möglich und innerhalb von geschlossenen Räumen bei kurzen Gesprächen auch eine Alternative zum Handy am Ohr, rein qualitativ aber weniger ein Genuss.
Akkulaufzeit ist richtig gut
Als gut erwies sich im Test der OnePlus Watch die Akkulaufzeit. In der Standard-Konfiguration (ohne Always-on-Display, mit intelligenter Pulsmessung, ohne nächtliche SpO2-Messung) konnten wir die Uhr zwei Wochen durchgehend nutzen. Wenn man die dauerhafte Pulsmessung in Echtzeit aktiviert, reduziert sich die Akkulaufzeit um etwa vier Tage. Entscheidet man sich für die Aktivierung des Always-on-Displays, muss man die Uhr sehr viel schneller mit neuer Energie versorgen. Dann verlangt sie nämlich schon nach etwa fünf bis sechs Tagen nach Strom. Verglichen mit Smartwatches auf Basis von WearOS von Google ist aber selbst das noch ein hervorragender Wert. Störend: nachts leuchtet das Always-on-Display viel zu hell – egal für welche grafische Ausführung man sich entscheidet.
Fazit: Optisch top, Software mit viel Luft nach oben
Vor allem optisch weiß die neue OnePlus Watch zu gefallen. Schnörkellos passt sie sowohl zu einem lässigen Kleidungsstil als auch zu Anzugträgern. Allerdings ist sie vergleichsweise groß und eher nichts für zierliche Handgelenke. Das Angebot an nutzbaren Apps ist für den Alltag ausreichend, aber bisher nicht erweiterbar.
Einwandfrei ist der präzise Pulssensor einzustufen, ein Graus das langsame GPS-Pairing. Zudem hat es OnePlus offenbar versäumt, die Uhr durch eine deutsche Qualitätssicherung zu schicken. Denn auch wenn Deutsch als Sprache auf der Uhr eingestellt ist, tauchen an verschiedenen Stellen Übersetzungsfehler auf oder es fehlt gänzlich die deutsche Sprache – zum Beispiel beim Always-on-Display.
Wer jedoch der englischen Sprache mächtig ist und kaum Outdoor-Sportarten betreibt, dürfte an der OnePlus Watch trotz der angesprochenen Fehler seine helle Freude haben. Vor allem wegen der bombastischen Akkulaufzeit. Allen anderen bleibt die Hoffnung, dass OnePlus mit dem einen oder anderen Software-Update für das vorinstallierte Betriebssystem Real-Time OS die allgemeine Nutzererfahrung noch nachbessert.
Vorteile
- edles, schlichtes Design
- großes, kontraststarkes Display
- sehr genauer Pulssensor
- ordentliche Performance im Alltag, Updates dauern aber sehr lange
- Telefonate am Handgelenk möglich
- zwei Wochen Akkulaufzeit in der Standard-Konfiguration
- 2 GB Speicherplatz für Offline-Musik oder -Playlisten
Nachteile
- GPS-Pairing bereitet (noch) große Probleme
- Software an der einen oder anderen Stelle noch nicht überzeugend
- Display im Workout-Modus schwierig abzulesen
- keine zusätzlichen Apps installierbar
- integrierter Lautsprecher knarzt bei Gesprächen ordentlich
- noch keine Kompatibilität mit iPhones
- kein NFC für mobiles Bezahlen
Was kostet die OnePlus Watch?
Kaufen kannst du die OnePlus Watch zu einem Preis von 159 Euro. Entweder direkt über die Homepage von OnePlus (wo sie aktuell aber vergriffen ist) oder über namhafte Webshops wie Amazon oder Otto (wo die Lieferzeit derzeit teilweise bei 3 Wochen und mehr liegt). Weil es sich um ein brandneues Produkt handelt, ist aktuell noch nicht mit großen Rabatten zu rechnen. Erhältlich ist die digitale Armbanduhr übrigens wahlweise mit einem schwarzen beziehungsweise silberfarbenen Gehäuse.
Hinweis: Dieser Testbericht wurde verfasst auf Basis von Firmware-Version W301GB_11_B.49 der OnePlus Watch in Kombination mit App-Version 2.0.10_6937c6e_210415 der OnePlus Health App. Gekoppelt haben wir die OnePlus Watch für unseren Test mit einem Android-Smartphone von Honor.
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