Nio Power Swap Station im Test: Meilenstein für Elektroautos

5 Minuten
Akku tauschen statt Akku laden. Nio hebt die E-Mobilität mit seinen Power Swap Stations (PSS) auf ein neues Level. Denn der vollautomatische Tauschvorgang eines leeren Akkus dauert nur wenige Minuten. Wir haben die PSS in Hilden mit dem Nio ET5 getestet.
Nio Power Swap Station
In einer Nio Power Swap Station wird das Elektroauto nicht geladen, sondern der Akku getauscht.Bildquelle: Nio

Stell dir vor, du kaufst dir ein Elektroauto und musst dir um das zuweilen quälend lange Aufladen eines leeren Akkus keine großen Gedanken mehr machen. Denn im Optimalfall kannst du mit deinem Pkw einfach zu einer kleinen Garage fahren und dort einen vollautomatischen Akkuwechsel vornehmen lassen, der nur wenige Minuten dauert. Gedankenspiele aus der fernen Zukunft? Ganz und gar nicht, sondern jetzt schon Realität. Der aufstrebende Elektroauto-Hersteller Nio macht es möglich – mit seinen innovativen Power Swap Stations.

Nio Power Swap Station: 90 Prozent Akku in wenigen Minuten

In China, Heimatmarkt von Nio, sind die praktischen Akkutauschstationen in den Ballungsregionen nach Angaben des Herstellers schon heute alle paar Kilometer zu finden. In Deutschland hat der Aufbau der passenden Infrastruktur im Herbst vergangenen Jahres begonnen. Seinerzeit wurde die erste PSS in Zusmarshausen bei Augsburg unweit der Autobahn A8 eröffnet. Eine zweite Power-Ladestation ist in Nordrhein-Westfalen zwischen Düsseldorf und Wuppertal am Autobahnkreuzes Hilden (A3 / A46) zu finden. Und hier hatten wir bei einer Testfahrt des neuen Nio ET5 die Möglichkeit, uns selbst ein Bild von der vor Ort nutzbaren PSS zu machen.

Mitten in einem Gewerbegebiet ist die kleine Nio-Garage zu finden; aktuell auch noch mit Servicepersonal besetzt, um bei Fragen hilfreich zur Seite stehen zu können. Während nur einen Steinwurf entfernt Elektroautos an Ladestationen von Tesla und Fastned per Kabel laden, haben Fahrer eines Elektroautos von Nio einen entscheidenden Vorteil. Sie können im besten Fall mit ihrem E-Auto direkt vor die Power Swap Station fahren und automatisiert einen Akkutausch vornehmen lassen. Und der geht überraschend einfach über die Bühne, wie ein Test zeigt.

Anmelden, vorfahren, Akku tauschen lassen

Nach einer Anmeldung zum Akkutausch über den Touchscreen im Nio ET5 und einer kurze Zeit später eingehenden Bestätigung fahren wir im 90-Grad-Winkel vor die PSS. Kameras auf dem Dach der Swap Station erfassen das Auto und signalisieren dem Fahrer über den Bildschirm des Infotainmentsystems, dass der Akkutausch erfolgen kann. Wie von Zauberhand rangiert der ET5 nach einer entsprechenden Zusage autonom gesteuert in einem eleganten Manöver rückwärts in die Garage. Als Fahrer muss man nichts weiter tun, als den Einparkvorgang über die Spiegel zu beobachten. Ein Abbremsen ist jederzeit möglich, aber in der Regel nicht notwendig.

Steht das Auto in der PSS, wird es ereignisreich. Das Fahrzeug wird leicht angehoben und schon kurze Zeit später ruckelt es spürbar. Ursächlich dafür ist eine Art kleiner Roboter, der unter dem Fahrzeug den Akkutausch vornimmt. Aufgrund der gekappten Stromversorgung werden zu diesem Zeitpunkt auch sämtliche Bildschirme im Fahrzeug schwarz. Starten aber neu, sobald der Batteriewechsel abgeschlossen ist. Das dauerte im von uns dokumentierten Fall rund sieben Minuten. Ein grünes Signal in der PSS gibt dem Fahrer abschließend den Hinweis, dass er seine Fahrt fortsetzen kann – mit zu 90 Prozent geladenem Akku.

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Akkutausch statt Akku laden – bequemer geht es kaum

In Zeiten, in denen bei einem Elektroauto ein Ladevorgang von 20 auf 90 Prozent nicht selten 30 bis 40 Minuten dauert, ergeben sich durch den flotten Akkutausch von Nio echte Vorteile. Denn insbesondere Vielfahrer werden viel Lebensqualität gewinnen, indem sie seltener an einer Ladesäule warten müssen, bis sie ihre Reise fortsetzen können.

Technisch sind die in Deutschland nutzbaren PSS als Doppelgarage in der Lage, bis zu 312 Batteriewechsel pro Tag durchzuführen und bis zu 13 Batterien gleichzeitig zu laden; mit jeweils 40 bis 80 kW. In China ist bereits eine Nachfolge-Generation präsentiert worden, die bis zu 408 Batteriewechsel pro Tag schafft und 21 Elektroauto-Akkus parallel laden kann. Zudem soll der eigentliche Tauschvorgang in der Nio Power Swap Station 3.0 noch schneller abgeschlossen sein. Nio berichtet von rund vier Minuten unter optimalen Bedingungen.

Nio treibt PSS-Ausbau in Deutschlad voran

Nach Zusmarshausen und Hilden möchte Nio übrigens schon in Kürze in Berlin eine weitere PSS in Betrieb nehmen. Der Testbetrieb läuft schon. Fest eingeplant sind zudem weitere PSS unter anderem in Ulm, Leipzig und Regensburg sowie Standorte an den Autobahnen A61 (Waldlaubersheim bei Mainz) und A7 (Großburgwedel bei Hannover). Weitere PSS werden künftig unter anderem an Schnellladeparks von EnBW errichtet. Bis zu 20 Standorte wurden in diesem Zusammenhang bereits zwischen Nio und EnBW fest vereinbart. Jüngst kündigte Nio den bereits angelaufenen Bau von weiteren PSS in Emsbüren (Niedersachsen), Dorsten (Nordrhein-Westfalen) an.

Europaweit stehen gegenwärtig 15 Lade-Container von Nio zur Verfügung, der Bau von 70 PSS ist für da Jahr 2023 europaweit geplant. Weltweit sind fast 1.400 Akkuwechselstationen nutzbar. In Zukunft soll das Netz an vollautomatischen Power Swap Stations weiter wachsen. In einem ersten Schritt so weit, dass hierzulande etwa alle 300 Kilometer ein schneller Akkutausch möglich ist. Aktuell ist der Batteriewechsel für Nio-Fahrer übrigens im Rahmen der noch laufenden Beta-Phase kostenlos. Was der Akkutausch in Zukunft kosten wird, ist noch nicht final entschieden.

Bildquellen

  • Nio startet in Deutschland: Achtung, Tesla!: Nio
  • Nio Power Swap Station im Test: Meilenstein für Elektroautos: Nio

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4 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Na geht doch.
    Da habe sogar ich keine Angst, ein gebrauchten Stromer zu kaufen.
    Und nachhaltig ist die Technologie auch. Alte Akku_Generation kann durch neue ersetzt werden, und Autos fahren weiter.
    Ich finde es klasse.

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  2. Nutzerbild Umdenker

    Na ja, Tesla hatte das vor 7-8 Jahren auch gezeigt. Das ganze aber wieder verworfen. Mit einem Akku-Kauf-System wollte niemand sich einen alten Akku einbauen lassen. Ferner konnte man bei Tesla den Akku noch gratis laden. Bei einem Miet-Akku sieht das natürlich anders aus. wenn ich mir den Aufwand ansehe den hier Mio betreibt Frage ich mich ob das finanziell sich rechtfertigen lässt. In China ja – aber in der restlichen Welt? Was ist wenn auf einmal 10 Fahrzeuge anstehen?

    Antwort
    • Naja, du buchst ja deinen Slot über das Bord-Navi und kannst dort auchs ehen, wie viele Menschen an der PSS aktuell warten…

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  3. Nutzerbild Umdenker

    Sorry Mio = NIO (wieder mal die autom. Rechtschreibung)

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