Auf der Eurobike 2024 in Frankfurt gab es den Einstieg DJIs in die E-Bike-Branche, eine Automatik von Bosch und ein neues Ventilsystem von Schwalbe zu bestaunen. Dazu hat unter anderem Muon ein neues E-Gravelbike gezeigt, Bastille sein Faltrad auch für andere Märkte vorgestellt und ein E-Bike angekündigt. Dabei ist ZF fast untergegangen. Der Automobilzulieferer ist ein Schwergewicht in der Automotiv-Branche und will mit seinem neuen Antriebssystem jetzt auch die Bike-Branche beliefern.
ZF Bike Eco System
Das neue Antriebssystem von ZF besteht aus zwei Motorvarianten, zwei Akkuoptionen, einer zentralen Verarbeitungseinheit und optional einem Display sowie einem kleinen Tastermodul für den Lenker. On top hat ZF die unabdingbare App und Software-Unterstützung entwickelt, die du auf dem Smartphone steuerst. Hier steckt das Highlight in der Navigation. Du kannst auf der Karte mit dem Finger eine grobe Runde zeichnen, an der die Strecke dann verläuft. Eine weitere tolle Funktion ist, dass du sehen kannst, wie weit auf der Karte deine Unterstützung im aktuellen Fahrmodus noch reicht.
Das 48-V-System ist vor allem pflegeleicht. Der Motor kann mit wenigen Handgriffen ausgebaut werden und die Akkus sind auf einer Standardschiene in den Rahmen eingelassen. Sie sind aber als fest eingebaute Variante ausgelegt. Dazu ist die Kabelführung auf möglichst kurze Wege getrimmt. So können heckseitige Anbauteile am Motor angeschlossen und die Kabel müssen nicht einzeln nach vorn zur zentralen Steuereinheit gezogen werden.
Das sind die technischen Daten
Die Motoren leisten dauerhaft bis zu 250 Watt und werden von Lithium-Ionen-Akkus mit 504 beziehungsweise 756 Wh versorgt. Der CentriX 90 wuchtet dabei maximal 90 Nm auf die Kette, der Centrix 75 entsprechend 75 Nm. Die maximale Power beläuft sich auf 600 beziehungsweise 450 Watt. Dabei wiegt der sehr kompakte Motor lediglich um die 2,5 Kilogramm.
Das Display, das optional geordert werden kann, bietet 2,8 Zoll und eine Touch-Funktion. Auffällig bei der Testfahrt: Ab 5 km/h sperrt ZF die Touchfähigkeit. Ab dann kannst du unter anderem die Fahrmodi nur noch über die ebenfalls optionalen Taster oder direkt am Zentral-Controller bedienen. Der besitzt neben Bluetooth auch Pogo-Pins, die per Adapter zu einem USB-C oder Lightning-Anschluss werden, aber auch den Zugriff auf das System für die Werkstatt ermöglichen.
Probefahrt mit dem neuen Antrieb
Doch wie fährt sich das Ganze? Wir haben es auf der Eurobike auf einem Vorserienmodell des Partners Bergstrom ausprobiert. Ein weiterer Partner ist Raymon, der sein Tarok-Mountainbike mit dem neuen Antrieb ausstatten wird.
Der leichte und dennoch recht kraftvolle Motor wird zukünftig primär in Mountainbikes verbaut und damit liegt es nahe, genau auf ein solches aufzusteigen. Der kompakte Motor fällt dabei kaum im Rahmen auf. Dennoch spürt man ihn ab Pedalumdrehung eins. Die vier Fahrstufen von Eco bis Boost sind deutlich unterschiedlich. Vom sanften Rückenwind bis zum Tritt ins Kreuz ist alles möglich.
Dabei schiebt das E-Bike in der Regel eher sanft an und entfaltet seine Kraft wohldosiert je nach eigenem Krafteinsatz. Reines Pedalieren ohne Druck auf die Pedale quittiert der Motor mit Gleichgültigkeit. Damit ist klar, dass er eher auf Sport ausgelegt ist und gänzlich passive Fahrer sich woanders umschauen sollten.
Erster Eindruck des neuen ZF-Antriebs
Die Verarbeitungsqualität der Komponenten lässt in der ersten optischen und haptischen Einschätzung keinen Raum für echte Kritik. Nichts wackelt, klappert oder fühlt sich minderwertig an.
Die ersten Bikes mit dem neuen Antrieb werden zum Jahreswechsel auf den Markt kommen und spätestens dann wird sich zeigen, ob sich der Antrieb auch im Alltag und auf ausgedehnten Touren gut schlägt. Der erste Eindruck überzeugt aber und die Branche hat eine echte Alternative zu Shimano EP8 und Bosch Performance Line SX.