Mazda MX-30 im ersten Test: Probefahrt im Prototyp

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Wie fühlt sich der jüngst auf der Tokyo Motor Show präsentierte Mazda MX-30 an? Wie klingt er? Und welche Ziele verfolgt der japanische Automobilkonzern mit seinem ersten Elektroauto? Diesen Fragen ist unser Redakteur Hayo Lücke auf die Spur gegangen. Denn er hatte die Möglichkeit, als einer der ersten deutschen Journalisten im Prototypen des neuen E-Autos Platz zu nehmen.
Mazda MX-30 Prototyp
Bildquelle: David Smith

Die aufgehende Sonne streichelt mit wärmenden Strahlen die idyllische Kulisse der Serra de Sintra. Vor den Toren der portugiesischen Hauptstadt Lissabon hat Mazda zwei Prototypen des neuen Mazda MX-30 bereitgestellt, der ab September kommenden Jahres in den Handel kommen soll. Wir nehmen Platz im ersten Kompakt-SUV von Mazda. Zumindest ein bisschen. Denn es handelt sich noch nicht um eine finale Version des E-Autos, sondern um einen Vorserienmodell – im Kleid des Mazda CX-30. Trotz fremdem Kleid verkörpert der Prototyp aber schon jetzt in weiten Teilen das, womit das finale Fahrzeug am Ende begeistern soll.

Mazda MX-30: Der Sound vom Verbrenner im E-Auto

Da wäre zum Beispiel der Sound. Wer schon einmal ein Elektroauto gefahren ist, kennt vielleicht das zuweilen penetrante Surren, das ertönt, wenn man auf das Gaspedal tritt. Mazda möchte hier neue Wege beschreiten. Im MX-30 bekommt der Fahrer akustisch über die Bordlautsprecher keinen Summ-Ton in die Gehörgänge übertragen, sondern einen künstlich generierten Motor-Sound. Auf einer kurvigen Küstenstraße mit reichlich Auf-Ab-Passagen wird damit schnell klar, dass sich ein Fahrgefühl wie in einem Auto mit Verbrennungsmotor entwickeln kann. Wer gerne das Gaspedal durchtritt, wird schnell Gefallen am Sound des neuen MX-30 finden. Unklar ist übrigens noch, ob man den Sound in der finalen Version auch wird abstellen können.

Apropos Gas geben: Wie jedes E-Auto beschleunigt auch der Mazda MX-30 über seinen Frontantrieb zackig, wenn man das Fahrzeug entsprechend kitzelt. Und das nicht nur auf ebenen Straßen, sondern auch dort, wo es mit dem 142 PS (105 kW) starken Fahrzeug bergauf geht. Schade ist in diesem Zusammenhang, dass ein „Turbo-Moment“ fehlt. Den typischen Extra-Kick, den man zum Beispiel von einem TDI kennt, gibt es beim Crossover aus Japan nicht. Stattdessen beschleunigt der Wagen recht kontinuierlich, ohne Ruckler und wahrnehmbare Vibrationen.

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Schnell wird klar: Die Grundidee von Mazda, dem Fahrer Freude am Fahren zu bereiten, soll auch in Sachen E-Mobilität erhalten bleiben. Auch dann, wenn man es wagt, den Wagen mit etwas überhöhter Geschwindigkeit durch Kurven zu jagen. Der MX-30 lenkt früh und präzise in die Kurven ein, federt Bodenunebenheiten zudem gut ab. Trotzdem würde man sich an der einen oder anderen Stelle einen Sport-Modus wünschen. Geplant ist der laut Hersteller aber nicht, denn er würde die insgesamt harmonische Abstimmung zu sehr stören. Und vermutlich auch die Reichweite negativ beeinträchtigen.

Fahrkomfort durch Computer-Eingriff

Für eine sichere Kurvenlage soll auch die von Mazda entwickelte Fahrdynamikregelung G-Vectoring Control Plus sorgen. Beim Einlenken in eine Kurve reduziert die Motorsteuerung für einen winzigen Moment das Drehmoment. Dadurch verlagert sich das Gewicht auf die Vorderachse, was zu mehr Traktion an den Vorderrädern und zu einem verbesserten Lenkverhalten führt. Während der Kurvenfahrt hält das System eine möglichst optimale Drehmomentabgabe aufrecht, bevor das Drehmoment beim Beschleunigen am Kurvenausgang wieder erhöht wird. Dadurch verlagert sich die Last wiederum auf die Hinterräder.

Auffällig bei einer Fahrt im Mazda-MX-30-Prototypen ist auch, dass die Bremsen sich ein wenig stumpf anfühlen. Sie sprechen nicht direkt an. Das ist aber laut Mazda-Ingenieur Joachim Kunz bewusst so gehalten, um unter anderen die Nackenmuskulatur der Insassen zu schonen. Gleiches gilt für die Rekuperation. Der Prototyp bremste kaum selbständig, wenn man den Fuß vom Gas nahm. Mehr Komfort für ein angenehmes Fahrgefühl ist auch hier für die Japaner das Ziel. Dass man die Rekuperation im Serienmodell mehrstufig anpassen können wird, steht noch auf der To-do-Liste der Mazda-Ingenieure.

Ein echter Hemmschuh dürfte für viele Interessenten die geringe Reichweite des Elektroautos sein. Mazda selbst gibt für den MX-30 mit seiner 35,5-kWh-Batterie unter optimalen Bedingungen 200 Kilometer gemäß WLTP an. Das mag für den Pendler-Verkehr ausreichen, doch wer zum Beispiel aus Niedersachsen in die Alpen fahren oder aus Berlin in den Schwarzwald reisen möchte, sollte die eine oder andere Extra-Pause zum Stromtanken einplanen.

Gewöhnungsbedürftig: Fehlende B-Säule

Und noch eine Feinheit dürfte nicht den Geschmack aller europäischen Kunden treffen. Denn dem Mazda MX-30 fehlt es an einer B-Säule. Folge: Die Hintertüren des sogenannten Freestyle Türsystems öffnen sich um bis zu 80 Grad in Richtung des Hecks. Aber nur dann, wenn man die Vordertüren schon geöffnet hat.

Dadurch ist es zwar einfacher, Taschen auf die Rückbank zu werfen oder einen Kindersitz zu montieren. Ein leichteres Einsteigen für große Menschen ist damit aber nicht automatisch gegeben. Im Gegenteil: Wer im Fond Platz nimmt, muss mit einem recht stark eingeschränkten Platzangebot leben. Erst Recht, wenn Fahrer und Beifahrer mit dem Sitz weit nach hinten rücken. Kinder wiederum könnten Gefallen daran finden, aus vollen Lauf auf die Rückbank zu hüpfen.

Fazit

Du bist auf der Suche nach einem E-Auto, das dir vor allem im Stadtverkehr und auf kürzeren Strecken zur Seite steht? Du möchtest ein Elektroauto fahren, das sich im Innenraum ein Stück weit wie ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor anfühlt? Dann ist der MX-30 von Mazda das richtige Auto für dich. Auch dann, wenn du dir ein elektrifiziertes Auto wünschst, das mit einer gewissen Steifigkeit für ein gutes Kurvenverhalten sorgt, bist du bei Mazdas erstem E-Mobil an der richtigen Adresse. Nur für weite Strecken ist der neue Kompakt-SUV eher weniger gut geeignet. Und das Design muss dir natürlich auch gefallen.

Ein kleines Highlight wartet derweil im Innenraum des Mazda MX-30 auf dich. Denn das Interieur ist nicht nur erfreulich schlicht gehalten, sondern überzeugt auch mit einer Besonderheit. An der luftigen Mittelkonsole und in den Türgriffen verbaut Mazda den Naturrohstoff Kork. Wer schon einmal Kork-Oberflächen streicheln durfte, wird diesen kleinen Clou lieben. Er ist übrigens auch ein Blick in die eigene Vergangenheit. Denn einst war Mazda darauf spezialisiert, Korkersatzstoffe zu produzieren.

Ob es den Mazda MX-30 zu einem späteren Zeitpunkt auch mit einer größeren Batterie geben wird, ist noch Zukunftsmusik. Denn aus Kostengründen und mit Blick auf die CO2-Bilanz in der Herstellung hat man sich ganz bewusst für einen Akku mit weniger Kapazität entschieden. „Wir wollen ein Elektroauto mit sinnvoller Batteriegröße, ordentlicher Reichweite und solider CO2-Bilanz anbieten“, sagt Mazda-Entwickler Kunz.

Ein durchaus zu begrüßender Ansatz, doch was hilft es, wenn das Auto am Ende den eigenen Ansprüchen zumindest teilweise nicht genügt. Wohl auch deswegen plant Mazda, den MX-30 zu einem noch nicht näher definierten Zeitpunkt auch mit einem Wankelmotor als Range-Extender auszustatten.

Mazda MX-30

Übrigens: Der Vorverkauf für den Mazda MX-30 soll voraussichtlich im März kommenden Jahres starten. Die MX-30 First Edition soll voraussichtlich 33.990 Euro kosten. Mit Umweltbonus kannst du den Preis auf unter 30.000 Euro drücken. Vorbestellungen sind ab sofort über die Homepage von Mazda möglich. Bei einer Reservierung musst du schon jetzt 1.000 Euro anzahlen.

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