Rund 1.000 Kilometer haben wir mit dem Hyundai Kona Elektro abgespult, um ihn in der Stadt, auf Überlandfahrten und auf der Autobahn auf die Probe zu stellen. Dabei haben wir uns nicht nur einen Eindruck von den Fahreigenschaften machen, sondern auch den Stromverbrauch umfangreich unter die Lupe nehmen können. Und so viel sei an dieser Stelle schon einmal verraten: Der koreanische Kompakt-SUV ist hierzulande nicht nur aufgrund seines vergleichsweise erschwinglichen Preises so beliebt.
Was kostet der Hyundai Kona Elektro?
Für unseren zweiwöchigen Test waren wir konkret mit dem Hyundai Kona Elektro Facelift unterwegs. Allerdings nicht mit der Basisvariante, die aktuell ab 35.650 Euro zur Verfügung steht. Vielmehr konnten wir das Modell mit Trend-Paket in Augenschein nehmen, das nicht nur eine größere Batterie (64 statt 39,2 kWh), sondern noch zahlreiche attraktive Extras bietet. Unter anderem Voll-LED-Scheinwerfer mit Fernlicht-Assistent, Einparkhilfe vorne und hinten, elektrisch anklappbare Seitenspiegel, Regensensor und eine für die Klimatisierung des Innenraums wichtige Wärmepumpe. Dafür werden aktuell 9.750 Euro Aufpreis fällig – also in Summe 45.400 Euro; Umweltbonus noch nicht eingerechnet.
Platz finden in dem 4,2 Meter langen und 1,8 Meter breiten Elektroauto bis zu fünf Personen. Und dank einer Höhe von knapp 1,6 Metern geht es im Innenraum erfreulich luftig zu. Die Verarbeitung gibt keinen Grund, Kritik zu äußern, ist aber recht schlicht gehalten. Anders als zum Beispiel im Kia e-Niro (Test) werden Vorwärts- und Rückwärtsgang nicht über ein Drehrad eingelegt, sondern über klassische Drucktasten. Während der Fahrt kann der Fahrer ebenfalls per Tastendruck zwischen vier Fahrmodi auswählen: Eco+, Eco, Normal und Sport.
Der dynamische Sportmodus ist primär dann eine gern gesehene Alternative, wenn es um zügige Beschleunigungen geht. Etwa auf der Autobahn während eines Überholvorgangs. Denn dann ruft der Hyundai Kona Elektro mit 150 kW (204 PS) sein maximales Drehmoment von 395 Nm noch zügiger ab. Eine Beschleunigung von 80 auf 120 km/h gelingt in etwa 5 Sekunden. Von 0 auf 100 km/h vergehen nach Herstellerangaben knapp 8 Sekunden. In der Spitze wurde uns im Auto eine Höchstgeschwindigkeit von 177 km/h angezeigt. Laut Datenblatt sollen es 167 km/h sein.
Hyundai Kona Elektro im Test: Der Verbrauch
Apropos Datenblatt: Hier gibt Hyundai für den Kona Elektro in der von uns getesteten Ausführung einen kombinierten Verbrauch von 14,7 kWh pro 100 Kilometer an. Recht wenig für einen etwa 1,8 Tonnen schweren Pkw. In der Praxis lag der Verbrauch etwas höher. Nach rund 1.000 Kilometern sind wir im Test auf einen durchschnittlichen Verbrauch von 17,3 kWh pro 100 Kilometer gekommen. Knapp die Hälfte der zurückgelegten Kilometer sind wir dabei mit gemäßigter Fahrweise auf der Autobahn unterwegs gewesen und haben während dieser Tempofahrten einen Verbrauch von knapp 24 kWh auf 100 Kilometer gemessen.
Wenn man es auf der Autobahn langsamer angehen lässt oder die Landstraße mit Tempo 100 befährt, lässt sich der Stromverbrauch im Hyundai Kona Elektro auf rund 18 kWh pro 100 Kilometer drücken. Dynamisches Fahren im Sportmodus steigert den Verbrauch auf der gleichen Strecke schnell auf 20 kWh. Im Stadtverkehr wiederum liegt der Verbrauch bei circa 14 kWh pro 100 Kilometer. Hier springt dem Elektro-SUV im Kompaktformat die Rekuperation zur Seite, die sich über Schaltwippen hinter dem Lenkrad in drei Stufen einstellen lässt. Oder man aktiviert in den Einstellungen des Fahrzeugs die automatische Energierückgewinnung. Dann verzögert der Kona Elektro abhängig vom Verkehrsgeschehen unterschiedlich stark.
400 Kilometer Reichweite? Ohne Bleifuß kein Problem!
Und was bedeutet all das hinsichtlich der Reichweite? Dank der integrierten Batterie mit einer Kapazität von 64 kWh war es uns möglich, auf der Autobahn mit eingeschalteter Klimatisierung rund 350 Kilometer weit zu fahren. Von Münster bis vor die Tore von Mainz waren wir dabei abseits von Baustellen immer im Bereich der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h unterwegs. Auf dem Rückweg, wo wir uns für eine teilweise Strecke durch den Taunus über Landstraßen entschieden haben, konnten wir die Reichweite sogar auf knapp 400 Kilometer verlängern. Für uns erfüllt der Kona Elektro damit alle Voraussetzungen, um als „langstreckentauglich“ durchzugehen.
Hyundai selbst gibt übrigens eine maximale elektrische Reichweite von 484 Kilometern nach WLTP-Norm an. Innerorts sind unter Zuhilfenahme der Rekuperation laut Herstellerangaben sogar bis zu 660 Kilometer Reichweite drin. Der Kompakt-SUV von Hyundai ist also auch als Pendler-Auto gut nutzbar. In vielen Fällen auch länger als nur wenige Tage.
Die Ladeleistung: An der Ladesäule geht es gemächlich zu
Wenn es um die Wiederaufladung geht, können sich Käufer des Hyundai Kona Elektro über einen an der Front integrierten On-Board-Charger mit einer Ladeleistung von 11 kW freuen. Mit dieser Geschwindigkeit lässt sich der Akku zum Beispiel an den meisten öffentlichen AC-Ladesäulen mit neuer Energie versorgen. Mit dem im Trend-Paket im Lieferumfang inkludierten Typ-2-Ladekabel lässt sich der Energiespeicher so nach Herstellerangaben von 10 auf 100 Prozent in 5,5 Stunden aufladen.
Eher gemächlich lässt es der elektrifizierte Hyundai Kona an Schnellladesäulen zugehen. Zwar verspricht der Hersteller bis zu 100 kW Ladeleistung per Gleichstrom an DC– und HPC-Ladesäulen, wir haben in der Spitze bei frühlingshaften Temperaturen um 20 Grad Außentemperatur aber maximal 59 kW messen können – auch nach längeren Autobahnfahrten.
Beispiel: An einer 300-kW-Ladesäule von Aral Pulse startete der Ladevorgang bei noch zu 19 Prozent geladenem Akku mit knapp 40 kW. Ab 21 Prozent geladenem Akku kletterte die Ladeleistung auf 53 kW und steigerte sich bis 73 Prozent in kleinen Schritten auf bis zu 59 kW. Ab 74 Prozent geladenem Akku reduzierte sich die Ladeleistung schließlich zur Schonung des Energiespeichers auf zunächst 35 kW und ab 79 Prozent weiter auf knapp 25 kW zu sinken.
In Summe dauerte das Laden von 19 auf 80 Prozent (44 kWh Gesamtladung) in diesem Fall 53 Minuten. Hätten wir den Akku auf 100 Prozent laden wollen, hätten noch einmal rund 45 Minuten zusätzlich vergehen müssen. Allerdings sollte man ein vollständiges Aufladen im Sinne einer langen Lebensdauer des Akkus ohnehin nach Möglichkeit vermeiden.
Gemütliches Cruisen dank ASCC
Im Alltag überzeugt beim Kona Elektro nicht nur die erhöhte Sitzposition, die ein bequemes Ein- und Aussteigen ermöglicht, sondern auch die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Abstandsregelung und Stopp-Funktion (ASCC). So lässt sich zum Beispiel am Lenkrad während der Fahrt auf der Landstraße eine Reisegeschwindigkeit von 100 km/h einstellen, die vom Auto durchgehend eingehalten wird. Nähert man sich einem vorausfahrenden Fahrzeug, reduziert der Hyundai Kona Elektro seine Geschwindigkeit, um einen Sicherheitsabstand zu wahren. Ebenso beschleunigt er von allein wieder auf die im Tempomat eingestellte Geschwindigkeit, sofern die in der Front integrierten Sensoren eine freie Fahrbahn erkennen.
Auch auf der Autobahn hilft dieses wertvolle Extra, das auch schon im etwas preiswerteren Select-Paket inklusive ist, um entspannt von A nach B zu fahren. Im Extremfall hilft ein autonomer Notbremsassistent (FCA) inklusive Frontkollisionswarner mit Fußgänger- und Fahrraderkennung, das Auto auf seinen 17 Zoll großen Leichtmetallfelgen in einer Gefahrensituation zum Stehen zu bringen. Akustisch warnt der FCA bereits deutlich, wenn man sich zum Beispiel an einer Ampel mit einer (zu) hohen Geschwindigkeit einem dort bereits stehenden Fahrzeug nähert.
Praktisch ist auch das senkrecht aufstehende Infotainment-Display. In der Basisausführung ist es 8 Zoll groß. Wer sich für das Navigations-Paket entscheidet, kann den Farb-Touchscreen in einer 10,25 Zoll großen Ausführung nutzen. Dann werden direkt im Display während der Fahrt auf Wunsch auch die nächsten verfügbaren Ladestationen angezeigt. Ungemein praktisch, wenn man in fremden Umgebungen den direkten Weg zur nächsten Ladesäule nicht kennt.
Navigationssystem nur in teuerster Ausführung ohne Aufpreis inklusive
Allerdings: Mit Trend-Paket kostet das On-Board-Navi 1.400 Euro extra, in der teuersten Ausstattungsvariante (Prime-Paket / +13.650 Euro im Vergleich mit dem Basismodell) ist es ohne Aufpreis enthalten. In der Basisvariante und mit Select-Paket ist das größere Display hingegen nicht verfügbar. Auch ein Head-up-Display gibt es im Hyundai Kona Elektro mit Trend-Paket nur gegen Aufpreis (+800 Euro). Im Prime-Paket ist es inklusive. Elektrisch einstellbare Sitze sind gar komplett dem Prime-Paket vorbehalten. Ein Glas-Schiebedach ist sowohl im Trend- als auch im Prime-Paket mit einem Aufpreis in Höhe von 600 Euro verbunden.
Gewöhnungsbedürftig: Es war uns im Test des Hyundai Kona Elektro trotz aller Bemühungen nicht möglich, die Favoriten der Lieblings-Radiostationen nach den eigenen Vorstellungen zu sortieren. Entweder hat Hyundai diese Funktion (ähnlich wie Schwestermarke Kia im e-Soul [Test]) gut versteckt, oder diese Funktion ist einfach nicht vorhanden. Standardmäßig erfolgt die Sortierung der favorisierten Radiosender in alphabetischer Reihenfolge.
Android Auto und Apple CarPlay werden selbstredend unterstützt. Mit Navigations-Paket aber nur in der kabelgebundenen Variante. Insgesamt stehen Fahrer und Beifahrer im vorderen Bereich des Fahrzeugs zwei USB-Anschlüsse zur Verfügung. Im Trend- und Prime-Paket ist eine Smartphone-Ablage mit kabelloser Ladefunktion inklusive. Musikalische Unterhaltung ist normalerweise über sechs Lautsprecher den Innenraum möglich. Mit Navigations-Paket sind acht Lautsprecher inklusive Subwoofer und Verstärker nutzbar.
Fazit zum Hyundai Kona Elektro: Dieser Kompakt-SUV macht einfach Laune
Reichweite gut, Fahrkomfort gut, Multimediaerlebnis gut. Wer im Hyundai Kona Elektro Platz nimmt, wird sich schnell wohlfühlen. Das Elektroauto macht nicht nur im Stadtverkehr, sondern auch auf längeren Strecken viel Spaß.
Auch die Ladeleistung ist absolut alltagstauglich, allerdings sollte man ein bisschen Zeit mitbringen, wenn man das Auto von 10 oder 20 Prozent auf bis zu 80 oder gar 100 Prozent aufladen möchte. Wer nicht zu Hause an der heimischen Steckdose oder per Wallbox laden kann, kombiniert am besten den Einkauf im Supermarkt, Baumarkt oder Gartencenter einfach mit Ladevorgang an der örtlichen Ladesäule.
Abgesehen von den technischen Elementen muss aber natürlich auch das Design bei der Zielgruppe ankommen. Und hier werden die einen sagen, dass der Hyundai Kona Elektro mit seinen extrem schmalen Scheinwerfern ziemlich futuristisch aussieht. Anderen wird genau das – ähnlich wie die sehr tief sitzenden Blinker am Heck – weniger überzeugen. Das Exterieur polarisiert stark, daran gibt es wohl kaum einen Zweifel.
Und noch etwas hat im Test einen etwas faden Beigeschmack hinterlassen. So sehr der Hyundai Kona Elektro während des Fahrens zu gefallen weiß, so überraschend war es für uns auch, dass die Türen beim Schließen recht blechern klingen. Da würde man bei einem Fahrzeug, das rund 40.000 Euro und mehr kostet, mehr erwarten. Dass es hochwertiger geht, beweist unter anderem auch die Konzern-Tochter Kia bei Modellen wie dem Kia e-Soul oder dem Kia e-Niro; beim Premium-Modell Kia EV6 (Test) sowieso. Wir sind gespannt, ob der Hyundai IONIQ 5, den wir in wenigen Wochen ebenfalls testen werden, hier mehr überzeugen kann.
Vorteile
- ordentliche Reichweite für den Alltag
- gute, schlichte Verarbeitung
- übersichtliches Infotainment-Display
- vier Fahrmodi
- drei Rekuperationsstufen
Nachteile
- Ladeleistung im Test weit unter den versprochenen 100 kW
- Klimaautomatik an Bord, aber nicht für zwei Zonen einstellbar
- Türen klingen beim Schließen recht blechern
- Wärmepumpe erst ab Trend-Paket inklusive
- elektrisch einstellbare Sitze nur in der höchsten Ausstattungsvariante
Es schaudert mich immer, wenn im Zusammenhang mit SUV irreführende, beschönigende Begriffe wie „fetzig“, „sportlich“ oder „dynamisch“ verwendet werden. Dass Leute SUV schön finden, kann ich akzeptieren. Aber wenn man sich für so einen Klotz (egal in welcher Klasse, es sind Klötze) entscheidet, warum will man dann trotzdem hören, dass das Ding etwas sei, was es nicht sein kann? Welche verdrehte Psychologie greift hat? Ich stelle mir ja auch kein Tablet ins Arbeitszimmer und nenne das Zimmer dann „Rechenzentrum“.
Korrektur: es muss heißen: „Welche verdrehte Psychologie greift da?“
Fahre den Hyundai Electric jetzt 47.000km und bin begeistert. Nur 204 PS schreien nach Allrad.
Verbrauch um 16 kWh. Also unter 5 Euro auf 100km. Das beste Auto was ich je hatte.
welche Autos hattest du bisher?
Kona electric MJ 2021. 5500 km Fahrleistung. Es konnte keine Fahrstufe mehr eingelegt werden. Nach ersten Diagnosen liegt ein Fehler der Hauptbatterie vor. Vor der Werkstatt hatte der Abschlepper Probleme, das Auto runterrollen zu lassen. Schlüssel wurde nicht mehr erkannt, deshalb ging die Feststellbremse nicht mehr auf. Erst mit Fremdstrom konnte die Bremse gelöst werden. Die Reparatur kann sehr lange dauern. Ersatzteile kommen mit großer Verzögerung.