Huawei wagt mit einer hochwertigen Smartwatch den Angriff auf Samsung und Apple. Im Produktsegment der Wearables soll ab sofort die Huawei Watch 3 Pro für Begeisterung sorgen. Und schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass Huawei bei der Verarbeitung nicht bereit war, Kompromisse einzugehen. Viel hochwertiger kann man eine digitale Armbanduhr in der Gegenwart wohl nicht designen. Doch es gibt auch kleinere Schwächen, wie wir im Test der Classic-Version der Huawei Watch 3 Pro mit Lederarmband feststellen mussten.
Huawei Watch 3 Pro: Smartwatch mit HarmonyOS
Bedient wird die Uhr zu weiten Teilen über das 1,43 Zoll große AMOLED-Farbdisplay. Es bietet eine für heutige Verhältnisse sehr ordentliche Auflösung von 466 x 466 Pixeln. Ergänzend dazu stehen an der rechten Seite eine dreh- und drückbare Krone zum Aufrufen des Hauptmenüs (Doppelklick: Aufruf der zuletzt geöffneten Apps und Widgets) und eine zusätzliche Taste zur Verfügung. Mit ihr lässt sich eine Lieblings-Funktion der Uhr mit nur einem Tastendruck öffnen – etwa der Trainingsmodus, Atemübungen zur Entspannung oder der verknüpfte Kalender.
Das Gehäuse der Uhr besteht aus hochwertigem Titan, was der Uhr zusammen mit dem Lederarmband ein sehr werthaltiges Äußeres verleiht. Allerdings ist der Uhrenkörper ziemlich dick. Der Bildschirm wird von kratzfestem Saphirglas vor etwaigen Beschädigungen geschützt und von einer schwarzen Lünette umrundet. Softwareseitig ist nicht etwa WearOS von Google, sondern das neue Huawei-Betriebssystem HarmonyOS installiert.
Teil des Ganzen ist auch der neue App-Store von Huawei, die Huawei AppGallery. Und hier ist dann auch gleich eine kleinere Schwäche auszumachen. Denn noch ist die Huawei AppGallery für Smartwatches ziemlich überschaubar bestückt. In den kommenden Wochen und Monaten dürfte der App Store aber mehr und mehr an Umfang zulegen.
Smartwatch mit 16 GB Speicherplatz
Insgesamt stehen für Apps und andere persönliche Daten wie Sprach-Memos (die sich leider noch nicht weiterleiten / teilen lassen) ordentliche 16 GB Speicherplatz zur Verfügung. Musik musst du nicht zwingend per MP3-Datei auf das Smartphone laden, denn du kannst sie auch aus dem Internet streamen. Und dafür muss die Huawei Watch 3 Pro nicht einmal mit einem Smartphone gekoppelt sein. Denn du kannst auf ihr eine eSIM aktivieren und dann auch über ein LTE-Netz autark von einem Handy deinen Lieblingssongs lauschen.
Zumindest theoretisch. Denn an den passenden Apps für Prime Music, Spotify oder Deezer fehlt es leider noch. Umso zuverlässiger funktionieren das Annehmen und auch der Aufbau von Telefonaten. Die Sprachqualität ist natürlich alles andere als berauschend, aber vor allem in geschlossenen Räumen absolut praktikabel.
Verbessern lässt sich für unser Empfinden noch die Synchronisation von auf dem Smartphone eingehenden Benachrichtigungen. Zwar können Nutzerinnen und Nutzer in den Geräteeinstellungen der Huaweil Health App für jede auf dem Handy installierte App individuell einstellen, ob eine Spiegelung eingehender Push-Benachrichtigungen an die Huawei Watch 3 Pro erfolgen soll. Doch weder erfolgt eine Löschung bereits auf dem Handy gelesener Nachrichten in der Benachrichtigungszentrale der Uhr, noch funktioniert das Zusammenspiel der Synchronisation in die andere Richtung. Das löst beispielsweise Garmin bei vielen seiner Uhren weitaus besser.
Bereit für viele sportliche Workouts
Ab Werk lassen sich bereits 18 klassische Sportmodi über das Favoritenmenü des Widgets „Training“ abrufen. Vorinstalliert sind aber noch zahlreiche mehr. So lassen sich auch exotischere Workouts wie Krafttraining, HIIT, verschiedene Tanz-Profile oder auch Laser-Tag, Tauziehen und Eishockey hinzufügen. Während des Workouts überzeugt die Huawei Watch 3 Pro mit einem nicht nur grafisch ansprechenden Design, sondern auch präzisen Werten.
Die GPS-Genauigkeit ist sehr gut, der Pulsmesser liefert ebenfalls ordentliche Werte. Er tendiert aber dazu, während des Lauftrainings etwas zu niedrige Werte anzuzeigen. Und das nicht nur in hohen, sondern auch in mittleren Pulsbereichen. Auf Wunsch werden bestimmte Workouts (Laufen, Gehen, Crosstrainer & Rudern) auch automatisch erkannt. Für den einen oder anderen Nutzer gegebenenfalls etwas störend: Ein Sprach-Coach steht zwar zur Verfügung, meldet sich aber nur in englischer Sprache zu Wort.
Alle sportlichen Wettkämpfe werden nicht nur auf der Uhr gespeichert, sondern auch mit der zugehörigen Huawei Health App synchronisiert. In der App selbst ist es anschließend auch möglich, verschiedene Analysen im Detail einzusehen. Nicht nur von den geleisteten Workouts, sondern zum Beispiel auch vom in die Uhr integrierten Schlaftracker. Gut: Nach Workouts zeigt die Uhr ihrem Nutzer auch eine empfohlene Erholungszeit an. Allerdings (noch) nicht immer überall korrekt. Ganz oben in der Trainings-App waren es beispielsweise im Rahmen unseres Tests immer 0 Stunden. Auch dann, wenn an anderer Stelle beispielsweise 8 Stunden Ruhe empfohlen werden.
Akkulaufzeit alltagstauglich, Performance ebenso
Natürlich haben wir uns bei der Huawei Watch 3 Pro auch die Akkulaufzeit genauer angesehen. Und auch wenn sie nicht grundsätzlich vom Hocker haut, erweist sie sich über den verbauten Akku (790 mAh) doch tauglich für den Alltag. Denn mit dauerhaft eingeschaltetem Pulsmesser und intelligenter Blutsauerstoffmessung (SpO2) ist eine Akkulaufzeit von rund vier Tagen möglich. Nicht viel schlechter sieht es mit eingeschaltetem Always-on-Display aus. Dann sind bis zu zwei Tage möglich. Auf Wunsch lässt sich die Akkulaufzeit deutlich verlängern, indem man den Stromsparmodus aktiviert. Dann stehen verschiedene energiehungrige Smartwatch-Funktionen aber nicht mehr zur Verfügung. Zeit braucht es aber, um die Uhr mit neuer Energie zu versorgen: Von 10 auf 100 Prozent Akkukapazität vergehen etwa zwei Stunden.
Kaum Abstriche muss man hinsichtlich der Leistung machen. Der Prozessor (HiSilicon Hi6262) verrichtet seine ihm zugedachten Aufgaben in Kombination mit 2 GB Arbeitsspeicher ordentlich. Zwar ergeben sich hier und da etwas längere Ladezeiten beim Öffnen von Apps, und auch die Installation von Apps oder neuen Watch-Faces nimmt mehr Zeit in Anspruch als man vielleicht vermuten möchte. Im Großen und Ganzen sind die Einschränkungen aber nicht weiter störend. Die Navigation durch das Menü von HarmonyOS war im Rahmen unseres Tests jederzeit flüssig und ohne Ruckler möglich. Was weniger Spaß macht: Eingaben auf der kleinen Tastatur, die zum Beispiel in der Suche der Huawei AppGallery zum Vorschein kommt. Hier die richtigen Zahlen oder Buchstaben zu treffen, ist nicht immer einfach.
Fazit: Eine der besten Smartwatches am Markt
Nicht nur technisch, sondern auch optisch ist die Huawei Watch 3 Pro eine echte Wucht. Die hochwertige Verarbeitung in Zusammenspiel mit Leder- oder Titanarmband lässt die Herzen von Uhren-Enthusiasten höher schlagen. Und das nicht nur im Zusammenspiel mit Android-Smartphones, sondern auch mit iPhones. Bei einer Kopplung mit einem Apple-Smartphone ist es aber wichtig, das aktuellste Firmware-Update (mindestens HarmonyOS 2.0.0.155) zu installieren. Ohne diesen Software-Patch hakt es im Zusammenspiel mit iOS nämlich an ziemlich vielen Stellen.
Verbessern kann Huawei sicherlich auch noch die Synchronisation zwischen Uhr und Smartphone hinsichtlich bereits gelesener Benachrichtigungen. Gleiches gilt für den leider (noch) nicht ganz präzisen Herzfrequenzsensor. Über allen Zweifeln erhaben ist hingegen das hochwertige AMOLED-Display, das mit einem Helligkeitssensor ausgestattet ist. Bei Bedarf ist auch eine manuelle, stufenlose Einstellung der Displayhelligkeit möglich.
Vorteile
- Uhr fühlt sich enorm werthaltig an
- hochwertiges Leder- oder Titanarmband
- eigenständiger GPS-Empfänger
- NFC für mobiles Bezahlen (über Stocard App)
- WLAN an Bord (nur 2,4 GHz)
- eSIM integriert
- wasserdicht (5 ATM / 50 Meter)
- viele verfügbare kostenlose Watchfaces
Nachteile
- für kleinere Handgelenke zu groß und dick
- Always-On-Display nachts sehr hell
- bisher nur recht wenige Apps verfügbar
- anfällig für Wasserflecken am Gehäuse
- keine Synchronisation von gelesenen Nachrichten zwischen Uhr und Handy
- noch recht teuer
Was kostet die Huawei Watch 3 Pro?
Weil die Huawei Watch 3 Pro ein nagelneues Gerät ist, kam es bisher zu noch keinem Preisfall. Es gilt nach wie vor der UVP. Heißt in Zahlen ausgedrückt: Die von uns getestete Classic-Variante mit hochwertigem Leder-Armband gibt es im Online-Fachhandel für 499 Euro. Das Elite-Modell mit Titan-Armband ist 100 Euro teurer. Im Laufe der kommenden Wochen dürfte der Preis für die Huawei Watch 3 Pro etwas fallen. Spätestens dann, wenn die ersten Sonderaktionen bei Media Markt und Co. ins Leben gerufen werden.
Hinweis: Dieser Testbericht der Huawei Watch 3 Pro basiert auf Firmware-Version HarmonyOS 2.0.0.155. Mit nachfolgenden Updates des installierten Betriebssystems können sich Änderungen beim Funktionsumfang und hinsichtlich der von uns festgestellten Probleme ergeben. // Im August 2021 stellte Huawei mit einem Update auf Firmware-Version 2.0.0.179 unter anderem einen Energiesparmodus und noch mehr Funktionen für verschiedene Sportmodi bereit. Auch Video-Ziffernblätter sind auf der Uhr nun nutzbar.
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Bezahlfunktion mit NFC und Stocard klingt verlockend. Ist nur mit der Stocard App auf der Uhr nicht möglich. Bestätigt auch der Stocard Support. Weder Huawei noch Stocard können sagen, wann sich das ändert. Und als Sportwatch, z.B. beim Laufen ist die Pro Version einfach zu schwer.
Leider e-Sim mit iOS funktioniert nicht. Vom Huawei bestätigt. Wann die Lösung kommt? Unklar