Age of Empires Mobile im Test: Tritt ins Gesicht für die Fans

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Selten habe ich so auf ein neues Spiel für Smartphone und Tablet hingefiebert wie bei Age of Empires Mobile. Endlich kommt der Spiele-Klassiker auf mobile Endgeräte. Kann die Neuauflage mit dem Original mithalten? Ich habe es ausprobiert.
Eine pure Enttäuschung: Age of Empires Mobile im Test
Eine pure Enttäuschung: Age of Empires Mobile im TestBildquelle: Screenshot Timo Brauer / inside digital

Age of Empires ist ein echter Spiele-Klassiker. Der erste Teil erschien vor ziemlich genau 27 Jahren und dank mehrerer Remakes und neuen Versionen erfreut sich die Spielreihe weiterhin großer Beliebtheit. Mit Age of Empires Mobile wagt man nun erstmals den Sprung vom PC aufs Smartphone.

Age of Empires Mobile im Test

Ein Echtzeit-Strategiespiel, wie Age of Empires für die Touch-Steuerung auf dem Smartphone umzusetzen, ist keine einfache Aufgabe. Entwickelt wurde das Spiel von Level Infinite, die mit Titeln wie Assassin’s Creed Jade und PubG Mobile bereits viel Erfahrung im Mobile-Bereich haben.

Mit rund sechs Gigabyte ist der Download von Age of Empires für ein Mobile-Game ziemlich groß. Direkt zu Beginn erklärt mir das Spiel die Steuerung, die erstaunlich gut umgesetzt ist. Ansonsten erinnert viel an den Klassiker vom PC. Die Grafiken sind vertraut und auch die Musik erinnert mich positiv an viele Stunden, die ich mit der PC-Variante verbracht habe. Nach wenigen Minuten aber wird mir klar, irgendwas stimmt hier nicht.

Klassisches Age of Empires Feeling in der Mobile-Version
Das Design von Age of Empires Mobile überzeugt

Was habt ihr mit Age of Empires gemacht?

Als ich das erste Mal in meinem Dorfzentrum in das nächste Zeitalter voranschreiten will, muss ich warten. Und nicht etwa 30 Sekunden wie am PC, sondern ganze 30 Minuten! Alternativ bietet mir das Spiel an, eine „30m Baubeschleunigung“ zu verwenden. Von diesen habe ich ein paar im Inventar. Für weitere kann ich den Store aufsuchen. Hier gibt es nicht nur Beschleuniger, sondern auch Münzen, Fähigkeitspunkte und sogar die klassischen Ressourcen Holz, Nahrung, Steine und Gold zu kaufen. Gegen Echtgeld!

Age of Empires Mobile im Test
Zwei Stunden warten, um das Dorfzentrum zu leveln – oder Echtgeld investieren

Und auch sonst wurde das komplette Spiel von einem Echtzeit-Strategiespiel zu einem MMO-Game, vergleichbar mit Clash of Clans, umgewandelt. Das eigene Dorf befindet sich auf einer Karte mit unzähligen anderen Spielern, mit denen man Allianzen gründen und gegeneinander kämpfen kann. Das Upgraden von Gebäuden, Erforschen von Technologien oder Ausbilden von Truppen dauert jedes Mal viele Minuten bis Stunden. Und zusammen mit den täglichen Login-Boni versucht das Spiel, den Spieler möglichst regelmäßig und mehrfach am Tag zum Spielen und am besten zum Geld ausgeben zu bringen.

Ein Screenshot aus Age of Empires Mobile im Test
Clash of Clans statt Age of Empires

Wer also, wie ich es mir eigentlich erhofft hatte, einfach das Tablet in die Hand nehmen und einen Abend lang eine klassische Partie Age of Empires mit ein paar Freunden oder gegen KI-Gegnern spielen möchte, ist hier falsch. Statt einzelner Runden begibt man sich in einen ewig andauernden Echtzeit-MMO-Kampf à la Clash of Clans.

Vielleicht bin ich nicht die Zielgruppe?

Doch das muss ja nicht unbedingt schlecht sein. Wer gerne MMOs auf dem Smartphone oder Tablet spielt, kann mit dem neuen Age of Empires Mobile seinen Spaß haben. Die Grafik ist ansprechend und das Spiel bietet ausreichend strategische Tiefe. Zum Start kann man zwischen verschiedenen Zivilisationen wählen, die individuelle Stärken und Schwächen aufweisen. Neu für Age of Empires Spieler sind die über 30 Helden, von denen man bis zu drei ins Team aufnehmen kann.

Ein Screenshot aus Age of Empires Mobile im Test
Die Kämpfe funktionieren anders als am PC und finden in einer separaten „Arena“ statt

Ein weiterer Vorteil ist, dass das Spiel gerade erst gestartet ist. So sind alle Spieler noch am Anfang und noch niemand bereits seit Jahren dabei. Viele Allianzen suchen nach neuen Spielern und im In-Game-Chat wird einander geholfen. Inwiefern sich die vielen In-App-Käufe auf das Spielgeschehen auswirken, kann ich nach ein paar Stunden nicht beurteilen.

Erwartungen nicht erfüllt

Monatelang haben die Macher des Spiels auf Instagram und Co damit geworben, das klassische Age of Empires Feeling auf das Smartphone zu bringen. Das ist ihnen nicht gelungen. Und so häufen sich im App-Store zurecht die negativen Bewertungen enttäuschter Fans des Franchise. Und auch für mich ist Age of Empires Mobile die Spiele-Enttäuschung des Jahres.

Dabei ist das Spiel selbst nicht schlecht. Bist du auf der Suche nach einem MMO-Game in hübscher Age of Empires Verpackung, wirst du mit dem Titel sicher deinen Spaß haben. Wenn du hingegen, so wie ich, das klassische Age of Empires auf dem Smartphone erwartet hattest, wirst du maßlos enttäuscht. Und so werde ich die nächste Partie Age of Empires wohl wieder am PC starten.

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