Vorneweg: Dieser Text wurde zum Teil auf dem Samsung Galaxy Book verfasst und auch einige andere Alltagsaufgaben im Testbetrieb wurden auf das Tablet übertragen. Dabei zeigte das Convertible zum großen Teil die gleichen Vor- und Nachteile wie seine Artverwandten rund um den Platzhirsch, dem Microsoft Surface.
Die technischen Daten des auf dem MWC 2017 in Barcelona vorgestellten Galaxy Book können mit den Konkurrenten wie dem neuen Huawei Mate E oder zum Teil auch mit den Apple iPads der Pro-Reihe mithalten beziehungsweise übertreffen diese sogar. Die wichtigsten technischen Daten des Testgeräts, das auch die Topausstattung in der Galaxy-Book-Familie bietet, in der Übersicht:
- Display: 12 Zoll mit 2.160 x 1.440 Pixeln
- Prozessor: Intel Core i5, 7. Generation
- Speicher: 8 / 256 GB (erweiterbar um 256 GB)
- Betriebssystem: Windows 10 Pro
- Kameras: 13 / 5 Megapixel
- Konnektivität: LTE GPS und Glonass, 2 x USB 3.1 Typ-C, Klinke, Dual-Band-WLAN, Bluetooth
- Akku: 5.070 mAh
- Maße und Gewicht: 291 x 200 x 7,4 mm mit 754 Gramm
Mit der Top-Ausstattung in der Galaxy-Book-Familie kostet das 12-Zoll-Tablet insgesamt 1.629 Euro und liegt damit im Mittelfeld mit Tendenz nach oben im Markt. Die drei weiteren Modelle, zum einen mit einem kleineren Display und / oder ohne Mobilfunkanbindung kosten ab 729 Euro, sind dafür aber nicht nur in einem Bereich, sondern direkt an mehreren Stellen abgespeckt.
Unboxing des Galaxy Book
An der Verpackung und den Zubehörteilen ändert sich bei den unterschiedlichen Modellversionen wenig. Der recht edle Karton kommt mit einzelnen Hüllen zum Schutz des Tablets und der beigefügten Tastatur daher. Dazu verbirgt sich im doppelten Boden noch der S-Pen von Samsung, ein selbstklebender Halter für den Elektronikstift, ein Set zum Austausch der Minen und ein Datenkabel, das mittels beigelegtem Netzadapter auch zum Ladekabel mutiert.
Ein Kopfhörerpaar wird nicht mitgeliefert, was bei dem sonstigen Angebot an Beigaben jedoch gut verschmerzbar ist. Dazu will das Galaxy Book ein Notebook-Ersatz sein und denen liegt ebenfalls in der Regel kein Paar Kopfhörer bei. Das Zubehör fühlt sich rundherum hochwertig an und auch der Netzadapter zeigt sich im Vergleich zu Notebook-Netzteilen kompakt. Damit macht das Set einen guten ersten Eindruck und kann zum Start überzeugen.
Design und Verarbeitung
Das Galaxy Book von Samsung gehört mit seinen 754 Gramm zum Mittelgewicht der Convertibles, jedoch bringt es mit der beigelegten Tastatur satte 1.176 Gramm auf die Waage. Damit lässt sich nicht mehr so behände hantieren wie mit den meist kleineren, jedoch auch oft dünneren und leichteren Android-Tablets. Doch das Galaxy Book will auch kein Spaß- und Spiel-Gerät sein, sondern ein Notebook-Ersatz und damit ein Arbeitstier. Trotzdem behält es sich eine gewisse Eleganz in der Optik und der Haptik bei. Die abgerundeten Rahmen sind ein gutes Beispiel dafür. Sie bieten aber auch Grund für Kritik: Durch das runde Design lässt die Griffigkeit ab und an zu wünschen übrig. So muss beim Halten des Tablets viel Kraft aufgewandt werden, damit es nicht aus der Hand rutscht. Der Effekt wird durch die Größe verstärkt, die dem Ausdruck „handlich“ gegenläufig ist.
Eine weitere kleine Kritik am Design des Galaxy Book offenbart sich beim Blick auf die Front. Die Ränder um das Display herum sind breit und gerade an den kurzen Seiten wirken die 17-Millimeter-Balken altbacken. Hier zeigt sich die Konkurrenz deutlich sparsamer und weist, wie beim Huawei MateBook E, deutlich dünnere Ränder auf.
Samsung Galaxy Book im Hands-On
Die Verarbeitungsqualität liegt, wie bei Samsung gewohnt auf einem sehr guten Niveau. Spaltmaße, scharfe Kanten, verzogene Bohrungen oder Fräsungen sind nicht zu finden. Einzig die Rückseitenkamera zeigt sich etwas widerborstig. Sie lugt aus dem Gehäuse hervor und der Rahmen, der das Abdeckglas des Objektivs schützen soll, wirkt grob bearbeitet und hinterlässt bei unvorsichtiger Handhabung Kratzer auf dem Tisch.
Das Design und die Verarbeitung sind gelungen. Das Gewicht könnte, speziell mit angeflanschter Tastatur, etwas niedriger sein. Die Kamera-Ausführung hingegen ist dem Rest nicht würdig. Die Einrahmung sollte also mit Vorsicht genossen werden.
Zwischenwertung: 4,5 von 5 Sternen
Display
Der Bildschirm des Samsung Galaxy Book in der Testausführung zeigt sich scharf und mit starken Farben. Die Kontraste sowie die Balance wirken ausgereift und bieten keine Angriffsfläche. Bei der Blickwinkelstabilität zeigt sich jedoch eine Schwäche: Bei schiefer Draufsicht verändern sich die Farben etwas, was die Nutzung in der Gruppe erschwert. Auch wenn auf dem Schoss getippt wird, zeigen sich leichte Farbveränderungen, die zwar nie wirklich störend sind, jedoch einen kleinen Qualitätsmangel offenbaren.
Die Einstellung des Displays ist Windows-10-typisch umfangreich. Doch auch Samsung legt noch etwas drauf: Nicht nur die Auflösung, sondern auch die Farben und der Kontrast lassen sich ein- und verstellen. Dazu kann definiert werden, was das Display tun soll, sobald es beispielsweise durch das Tastaturen-Cover bedeckt ist oder der Power-Button gedrückt wird. Die Helligkeit wird ebenfalls automatisch verstellt, falls gewünscht. Dann jedoch sieht man des Öfteren eine recht ruckelige und langsame Herangehensweise der Software. Das Ergebnis kann meist überzeugen und die Helligkeit wird korrekt eingestellt, der Weg dahin wirkt allerdings wenig souverän. Eine weitere Helligkeitsfunktion hat Samsung mit einem Stückchen Code ins Galaxy Book gebracht: Das Tablet kann so eingestellt werden, dass es sich nur dann abdimmt, wenn das Gesicht des Nutzers von der Frontkamera nicht mehr erkannt wird. Das “Smart dimming” funktioniert im Testbetrieb einwandfrei.
Das Display kann auf den ersten Blick voll, auf den zweiten Blick jedoch nur teilweise überzeugen. Gerade die automatische Helligkeitsregelung und der Farbverlauf bei schiefer Draufsicht verhageln das Ergebnis etwas.
Zwischenwertung: 4 von 5 Sternen
Ausstattung und Leistung
Das Samsung Galaxy Book wird in der Testversion von einem Intel Core i5 der 7. Generation angetrieben. Er erfährt von einem Arbeitsspeicher mit einer Kapazität von 8 GB und einer Intel HD Graphics 620 Unterstützung. Damit sind die alltäglichen Tablet-Anwendungen spielend möglich und auch anspruchsvolle Anwendungen werden flüssig durchgearbeitet. Spielen macht auf dem 12-Zoll-Tablet Spaß bis zum Abwinken. Das geschieht dann, wenn die Arme nach einer halben Stunde „Asphalt 8: Airborne“ das Tablet kaum noch halten können. Trotz des Muskelkaters freut man sich auf die nächste Runde flüssigen Spielens mit toller Grafik und sehr gutem Sound. An die Leistungsgrenze bringt man das Galaxy Book nur selten. Videoschnitt und Co. werden jedoch tendenziell nicht auf dem Tablet betrieben, was also nicht zu schwer wiegt.
Bei der Ausstattung fehlt es dem Samsung Galaxy Book an physischen Anschlussmöglichkeiten wie einem normalen USB- oder HDMI-Anschluss. Peripheriegeräte müssen also über Bluetooth und über Adapter über die beiden USB-Typ-C-Schnittstellen angeschlossen werden. In Anbetracht der Kompaktheit des Tablets und dem Schwerpunkt auf mobiles Arbeiten, können die nur rudimentär vorhandenen Anschlüsse jedoch verziehen werden.
Bei den kabellosen Anschlüssen zeigt sich Samsung generös. Mit LTE-Anbindung, Dual-Band-WLAN und Bluetooth 4.1 sowie GPS und GLONASS verfügt man über einige Möglichkeiten. Was fehlt: NFC, MHL und der neue Bluetooth-Standard 5.0.
S-Pen und Tastatur
Die Ausstattung des Galaxy Book wird vom S-Pen abgerundet. Mit ihm kann man schnell und präzise Arbeiten. Das liegt vor allem an der tollen Einbindung der Stift-Bedienung von Windows 10. Doch auch in der klassischen Windows-10-Ansicht zeigt er sich als treuer Begleiter. Der kleine Taster am Stift und die Möglichkeit, berührungslos zu bedienen, machen Freude und erhöhen ohne Tastatur die Produktivität um einiges. Ganz so toll schlägt sich die mitgelieferte Tastatur nicht: Sie ist zwar sauber verarbeitet, hält mit Magneten und der Kontaktreihe am unteren Rahmen des Galaxy Book sehr gut und kann beim ersten Eindruck auch mit einer guten Haptik überzeugen. Doch so fein sich die Oberflächenmaterialien anfühlen, so schlecht ist die Haptik beim Tippen: Die Tastatur wippt in der Mitte der Tastenfläche unschön und verliert damit viel an haptischem Feedback. Dazu lässt sich die Tastatur nicht im Winkel verändern, was der Ergonomie zuträglich gewesen wäre. Kleinere Texte, E-Mails und Messaging sind jedoch mit der Tastatur gut zu erledigen. Ein ausführlicher Test-Text wie dieser sollte jedoch nicht mit der Tastatur in Angriff genommen werden.
Die Ausstattung des Galaxy Book ist umfangreich, wenn auch nicht perfekt. Die Leistung dagegen kann voll überzeugen, auch wenn eine noch leistungsfähigere Variante für echte Power-User sinnvoll wäre.
Zwischenwertung: 4 von 5 Sternen
Software und Multimedia
Samsung baut auch bei der Software eher auf Arbeitsanwendungen als auf eine einfache Touch-Bedienung, obwohl das installierte Windows 10 von Microsoft beides beherrscht. Die Software läuft flüssig und ohne Ruckler. Ab und an ärgert es den Nutzer, dass die virtuelle Tastatur nicht immer automatisch ausklappt, wenn ein Textfeld angeklickt wird und Touch-Befehle nicht zu 100 Prozent erkannt werden. In der Regel werden jedoch alle Befehle schnell, präzise und flott umgesetzt.
Samsung vertraut jedoch nicht nur auf das Betriebssystem aus dem Hause Microsoft. Die Koreaner installieren auch einige eigene Anwendungen auf dem Galaxy Book. So können neben den bekannten Einstellungen auch spezielle “Book Einstellungen” aufgerufen werden. Dazu sind Samsungs Flow und Notes auf dem Tablet installiert.
Samsung Galaxy Book – Einstellungen
Bei der Multimedia-Leistung des Galaxy Book lässt sich Samsung nicht lumpen. Bei der Software kann aus dem Microsoft-Store ausgewählt oder auch das ganze Internet durchforstet werden, die Auswahl ist hier schier unendlich groß. Unendlich groß ist der Sound jedoch nicht. Trotzdem zeigen die kleinen Lautsprecher im Galaxy Book ihre Zähne und bespielen eine kleine Gruppe Menschen mit Videountermalung oder den Zocker mit tollem Sound beim Spielen. Der Klinkenausgang wird ebenfalls ordentlich bedient und es gibt kaum Kritik.
Microsofts Windows 10 und auch Samsungs Software-Beigaben lassen kaum Wünsche offen. Dazu wird in der Multimedia-Sektion ordentlich abgeliefert. Hier ist also alles Top.
Zwischenwerttung: 5 von 5 Sternen
Kamera
Die Kameras eines Tablets sind gerade bei einem 12-Zoll-Gerät keine entscheidende Größe beim Kauf des einen oder anderen flachen Computers. Trotzdem sollten die Kameras, die verbaut werden, halbwegs ordentliche Bilder produzieren, auch wenn die meisten Smartphones bei weitem mehr Kamera fürs Geld bieten als es Tablets je nötig hätten.
Trotzdem verbaut Samsung eine mit 13 und eine mit 5 Megapixeln auflösenden Kamera, die beide ordentliche Ergebnisse abliefern. Zwar wird man sich nicht nur wegen der anderen Konzertbesucher, sondern auch wegen der etwas schwachen Low-Light-Leistung mit dem Galaxy Book von Konzertfotografie fernhalten, jedoch sind Alltagssituationen bei normalem bis gutem Licht locker in vernünftige Bilder zu bannen.
Die Selfie-Kamera ist bei einem Tablet mit einem gewissen Anspruch an professionelle Video-Telefonie weit wichtiger als die Heckkamera, die meist nur für Schnappschüsse genutzt wird. Hier kann Samsung wie bei der hinteren Kamera kaum Kritik anberaumt werden. Die Frontkamera zeigt sich scharf, mit guten Farben, aber auch mit einer geringen Dynamik. So verschwinden helle Hintergründe schnell im Dunklen oder Hellen. Darauf kommt es allerdings auch nicht an und so kann hier ein Daumen nach oben gezeigt werden.
Obwohl bei Tablets die Kameras häufig und zu Recht stiefmütterlich behandelt werden, sind die beiden Bildwandler im Galaxy Book gut geraten und weit überdurchschnittlich am Tablet-Markt.
Zwischenwertung: 4 von 5 Sternen
Akku
Der Akku behält sich nach einem achtstündigen Intensivtest mit Video- und Audio-Streams sowie einer Textverarbeitungsrunde, gewöhnlichem Surfen und Spielen eines 3D-Rennspiels noch 39 Prozent der Kapazität übrig. Das ist kein berauschender Wert und wird auch vom Standby-Verbrauch, an dessen Ende noch 33 Prozent Restenergie stehen, nicht gestützt. Diese Restenergie bleibt somit nach 24 Stunden Test stehen. Vor allem das Video-Streamen verschlang mit 11 Prozent eine Menge Energie, wobei nicht einmal das Spielen des Spiels „Asphalt 8: Airborne“ mithalten kann. Mit ihm wurde die Energieanzeige um 9 Prozent verringert. Beide Belastungen wurden dabei 30 Minuten lang ausgeführt.
Die Laufzeit des gut 5.000 mAh großen Akkus variiert sehr stark durch die Nutzung und die mannigfaltigen Einstellungen, die Windows 10 und auch Samsung bietet. Mit einem schonenden Umgang sind dann auch locker zwei Tage Akkulaufzeit drin.
Zwischenwertung: 3 von 5 Sternen
Fazit
Das Samsung Galaxy Book ist kein Spaß-Tablet und erst recht kein kompaktes Gerät für die Couch und das gemütliche Spielchen zwischendurch. Die Maße, das Gewicht und nicht zuletzt der Preis sprechen eine deutliche Sprache in Richtung Notebook-Ersatz. Die Leistung, das Display und auch die Software hauen in die gleiche Kerbe. Die Anbautastatur jedoch nicht. Sie ist der große Mangel am Galaxy Book. Trotzdem zeigt sich im Test von inside-digital.de, dass ein starkes Arbeitstier auch elegant sein kann. Die Ausdauer darf es jedoch noch ein bisschen üben.
Gesamtwertung: 4,5 von 5 Sternen
Pros des Galaxy Book
- solides Display
- starke Leistung
- super Software
Cons des Galaxy Book
- miese Tastatur
- wenige Anschlüsse
- kleiner Akku
Preis-Leistung und Alternativen
1.629 Euro sind kein Pappenstiel. Was bekommt man dafür? Ein Arbeitsgerät mit Tablet und Notebook-Eigenschaften, aber auch einigen Schwächen aus beiden Welten. Vergleichbare Tablets kommen von Microsoft oder auch Huawei. Dabei legt das Galaxy Book gegenüber dem Huawei MateBook E im Test vor. Im Hands-On des MateBook E von inside-digital.de konnte es in vielen Punkten gefallen. Das kleine Arbeitstier aus China muss sich jedoch erst im Test beweisen. Bei beiden wird das Augenmerk auf die gleiche Zielgruppe gelegt. Im reinen Preisvergleich kann hier das MateBook E zumindest einen ersten Vorsprung herausarbeiten. Es wird in Deutschland mit ähnlichen technischen Daten für 1.199 Euro auf den Markt kommen.
Im Video zeigt die Redaktion von inside-digital.de das MateBook E bei der Präsentation des Tablets in Berlin.
Verglichen mit dem Konkurrenten Microsoft muss sich Samsung ein wenig auf den Markt verlassen. Das Surface Pro 4 hat wegen der Marktmechanismen schon ordentlich an Wert verloren und es gibt das Surface in allen Ausstattungsvarianten bereits weit günstiger als zum Marktstart und zum Teil auch günstiger als das Galaxy Book. Die Ausstattungsvariante mit Intel Core i5 und 256 GB Speicher kostet zur Zeit unter 1.000 Euro. Trotzdem sollte man das Samsung Galaxy Book nicht abschreiben. Der Markt wird zeigen, inwieweit sich der Preis drücken lässt und gegebenenfalls muss dann neu verglichen werden.
Der dritte Hauptkonkurrent heißt Apple und wirft sein iPad Pro in den Ring. Das 10,5 Zoll große Tablet kann wie das Galaxy Book mit LTE geordert werden und hat technisch ebenfalls viel zu bieten. Der große Unterschied ist hier das Betriebssystem, bei dem Apple auf seine eigene Software baut und damit nicht ins Microsoft Universum rund um Windows 10 eintritt. Die Preise sind im Vergleich moderat: Das Apple iPad Pro 10.5 LTE kostet maximal gut 1.200 Euro und ist somit sogar günstiger als das Galaxy Book.