Wiko schlägt sich selbst

10 Minuten

Wiko Pulp
Bildquelle: inside-digital.de

Design und Verarbeitung

Wiko ist bekannt für außergewöhnliche Gehäuse und, wie bei den anderen Mittelklasse-Smartphones Fever 4G oder Ridge 4G, für manchmal kleine, aber auch ab und an große Aha-Effekte. Beim Wiko Pulp ist das nicht so. Das Gehäuse kommt, bis auf den strukturierten Rückdeckel, der ganz ähnlich dem des Fever 4G ist, ohne Besonderheiten daher - kein Leuchtrahmen, keine samtige Oberfläche, kein Metall. So kommt das Gefühl auf, das Wiko Pulp entspringt direkt dem OEM-Baukasten. Dazu kommen große Flächen um das Display herum, die dank Onscreen-Tasten zumindest unterhalb des 5-Zoll-Displays ungenutzt bleiben.

Die Verarbeitung wirkt grundsolide und die Materialien sind praktisch, wenig schick, dafür aber leicht und robust. Die Torsions- und Biegebelastbarkeit macht zwar keine Sorgen, jedoch verwindet sich das Pulp doch merklich.

Wiko Pulp

Beim Lieferumfang geht Wiko-typisch die Sonne auf: Neben den herkömmlichen Beigaben wie Netzadapter – hier in einer recht organischen Formgebung –, dem Lade- beziehungsweise Datenkabel und den Kopfhörern, legen die Franzosen noch diverse SIM-Karten-Adapter mit in das Paket, die für die Bestückung der beiden SIM-Karten-Schächte äußerst praktisch sind. Nicht so praktisch, aber kein Beinbruch: Der zweite SIM-Karten-Slot wurde so integriert, dass der Akku entnommen werden muss, um ihn zu bestücken.

Das Wiko Pulp ist äußerlich wenig aufregend und bedient sich der herkömmlichen Standards. Der Displayrahmen ist groß und die Verarbeitung Durchschnitt. Die Wertung wird allerdings vom Lieferumfang gestützt, der praktisch und oberhalb des gängigen Niveaus liegt.

Wertung: 3,5 / 5

Display

Das 5 Zoll große Display löst mit 720 x 1.280 Pixeln, also in HD-Qualität auf. Damit ergibt sich eine Pixeldichte von bescheidenen, aber im Alltag ausreichenden 294 ppi. Das Ganze wird durch Gorilla-Glas 3 und einen überstehenden Rahmen geschützt. Das Panel ist in IPS-Bauweise ausgeführt, was eigentlich für etwas schwächere Schwarz-Werte und eine gute Blickwinkelstabilität spricht. Beim Pulp ist es genau anders herum: Schwarze Bereiche des Displays sind recht satt und relativ farbtreu. Die Blickwinkelstabilität dagegen schwankt stark je nach Betrachtungsseite. Wird zur Diagonalen des Panels auf den Bildschirm gesehen erscheint die Darstellung extrem hell und gelblich; wird dagegen in der Längsachse darauf gesehen, geht die Darstellung ins Blaue und wird schnell dunkel.

Wiko Pulp

Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Display-Technologien hat inside-digital.de in zwei Artikeln näher beleuchtet:

Wiko installiert beim Pulp nicht wie beim Fever 4G oder anderen Mittelklasse-Smartphones den hauseigenen Bildschirmanpasser MiraVision. Somit fehlt eine eigene Einstellmöglichkeit und der Nutzer hat lediglich Zugriff auf die Android-eigenen Optionen, die beim Pulp aus einer Farbanpassung für Rot-Grün-Schwäche und weiteren kleineren Optimierungen bestehen, die jedoch keine manuellen Einstellungen zulassen. Eine weitere Schwäche des Displays ist die Helligkeitsautomatik. Sie regelt in einem winzigen Helligkeitsbereich und hat kaum Auswirkungen auf die Darstellung.

Das Display des Wiko Pulp ist sparsam ausgestattet und besitzt einige Schwächen. Display-Gourmets sollten beim Wiko Pulp also eher nicht zugreifen.

Wertung: 3 / 5

Ausstattung und Leistung

Wiko Pulp

Wiko stattet sein Mittelklassegerät Pulp mit einem MediaTek-Achtkernprozessor mit maximal 1,4 GHz Taktfrequenz und 2 GB Arbeitsspeicher aus. Damit lässt sich flüssig durch die Menüs wischen und einfache bis normale Anwendungen gehen recht ordentlich von der Hand. Bei leistungsintensiven Anwendungen oder Parallelbetrieb kommt der Prozessor jedoch ein wenig ins Straucheln. Auch beim Spiel „Asphalt 8: Airborne“ wird nicht die volle Grafik-Leistung und bei weitem nicht alle Details angezeigt. Dafür ruckelt das Spiel auch weniger als zu erwarten ist.

Die Ausstattung lässt einigem Features vermissen, die sich mittlerweile auch ihren Weg in die Einsteigerklasse gebahnt haben. So gibt es keine biometrischen Sensoren oder kein LTE. Gerade das schnelle Mobilfunknetz wird ab und an schmerzlich vermisst. Die ambitioniertesten Verbindungsmöglichkeiten sind die Dual-SIM-Funktion, USB-OTG und DNLA. Darüber hinaus fehlen aber die Standard-Verbindungen und Features.

Die Telefonfunktion lässt dagegen, wenn man das Pulp am Ohr behält, wenig zu Wünschen übrig. Im Freisprechmodus stören jedoch der schwache Lautsprecher und das wenig leistungsfähige Mikrofon. Weiter als 40 cm sollte man sich nicht vom Smartphone entfernen, um noch ein verständliches Gespräch zu führen.

Die Leistung des Pulp reicht für den Alltag und einfach Anwendungen. Auch normales Telefonieren funktioniert prima. Doch damit war es das auch. Der Wegfall von LTE und der schwache Auftritt bei leistungsintensiveren Anwendungen bedingt einige Abzüge.

Wertung: 2,5 / 5

Kamera

Die 13-Megapixel-Kamera samt App wird von Wiko in vielen Mittelklassegeräten angeboten und bietet ordentliche aber wenig ambitionierte Bildergebnisse. Dabei kann die App mit manueller Bedienung und einer recht übersichtlichen Gestaltung sowie einigen Filterfunktionen und Automatiken gefallen.

Wiko Pulp

Wiko holt aus dem Kameramodul weniger heraus als viele Konkurrenten: Einige der Fotos, die bei recht gutem Licht im Freien geschossen wurden, sind rotstichig. Die Schärfe der Bilder lässt ebenfalls ab und an zu wünschen übrig. Dabei kann die Kamera mit hohem Dynamikumfang punkten. Im Innenbereich neigt sie zum leichten Überbelichten bei matten Farben. Die Makro-Leistung wird dagegen durch eine lange Naheinstellgrenze beschnitten.

Wiko Pulp

Eine starke App und eine durchschnittlich bis unterdurchschnittliche Bildqualität reichen heutzutage nicht mehr für eine gute Bewertung. Trotzdem kann das Wiko Pulp für Schnappschüsse herhalten, wird aber die Kompaktkamera nicht ersetzen.

Wertung: 3,5 / 5

Software und Multimedia

Wiko setzt beim Pulp fast ausschließlich auf Lösungen von Google. Das Betriebssystem Android in seiner Version 5.1 wird nur optisch angepasst und an kleineren Stellschrauben verändert. Auch das installierte Softwarepaket umfasst nicht die großen Überraschungen. Das hat den Vorteil, dass die ganze Software recht übersichtlich bleibt und keine Bloatware um Aufmerksamkeit bettelt. Mit dem Wegfall des App-Drawers wird zwar auf ein wenig der gewohnten Android-Ordnung verzichtet, jedoch sind die Ordner, die sich in den Homescreens erstellen lassen, schick und sorgen wieder für etwas mehr Übersicht.

Wiko Pulp

In der Multimedia-Abteilung wird bei Wiko allerdings, zumindest was die Software angeht, nicht gespart. Der Musikplayer ist zwar nicht schick, aber besitzt vom Equalizer bis zu voreingestellten Klangeffekten alles, was das Herz begehrt. Die Hardware hingegen lässt zu wünschen übrig. Vor allem der Lautsprecher nervt schon nach wenigen Sekunden des Testlieds mit schrillen Höhen und unvorhandenem Bass. Der Equalizer rettet hier nicht mehr viel und so muss man auf die Kopfhörer umsteigen, die dann einen ordentlichen Job machen.

Wiko Pulp

Die Software- und die Multimedia-Sektion siedelt sich um Durchschnitt des Marktes an. Der Lautsprecher und die wenig performante Nutzeroberfläche, sowie das sparsame Funktionspaket kosten das Wiko Pulp Punkte.

Wertung: 3,5 / 5

Akku

Eine Akkukapazität von 2.400 mAh ist bei einem 5 Zoll großen Display heutzutage kein Benchmark mehr und siedelt sich, trotz der relativ hohen Dicke des Pulp, unterhalb des Marktdurchschnitts an. Dafür gestaltet Wiko den Akku wechselbar und garantiert damit eine lange Laufzeit auch ohne Stromquelle. Der Durchschnittsnutzer wird allerdings wohl kaum mehr als einen Tag fernab der nächsten Steckdose unterwegs sein. So lange hält der Akku des Wiko Pulp locker durch. Er verlor innerhalb des standardisierten Akkutests von inside-digital.de 39 Prozent. Er beinhaltet neben jeweils einer halben Stunde des Spielens, Telefonierens, Videostreamens und Radiohörens auch Surfen im Internet und dem Down- und Upload von Bildern und Dokumenten.

Wiko Pulp

Wenig überraschend waren dabei die Spielesession und das Streamen eines Testvideos die größten Verbraucher. Mit satten 11 Prozent geht alleine das Spielen in die Wertung ein. Das liegt vor allem an der vollen Auslastung des Prozessors, der trotz verringerter Grafikleistung hier Schwerstarbeit vollführt.

Wertung: 3 / 5

Fazit

Das Wiko Pulp wird von Wiko in die hauseigene Mittelklasse gesteckt. Wird der Gesamtmarkt betrachtet, gehört es dort nicht hin. Es kann viel mehr als gutes Einsteigergerät gesehen werden, das den Wenignutzer zufriedenstellen wird. Menschen, die öfter auch mobil im Internet unterwegs sein wollen oder aufwendigere Spiele und Anwendungen zu ihren Interessen zählen, sollten sich dagegen woanders umsehen.

Die Stärken des Wiko-Einsteigers sind in den wenigen Software-Zusätzen, wie dem Musik-Player und der Kamera-App zu suchen. Hier kann sich der Nutzer austoben und Möglichkeiten entdecken, die so manches Spitzenmodell auch bietet. Die Leistung, die Ausstattung, das Gehäuse und das Display können da freilich nicht mithalten, jedoch taugt das Wiko Pulp für den Einstieg in die Smartphone-Welt, ohne den Nutzer direkt mit unendlich großen Einstell-, Anpassungs- und Funktions-Orgien zu erschlagen.

Wiko Pulp

Pros des Wiko Pulp

  • übersichtliches Betriebssystem
  • vollständige Kamera- und Musik-App
  • Wechselakku, Dual-SIM und Speichererweiterung

Contras des Wiko Pulp

  • lahmer Prozessor
  • wenig Ausstattung
  • schwache Blickwinkelstabilität

Preis-Leistung

Das Wiko Pulp wurde von den Franzosen für knapp 170 Euro auf den Markt geworfen. Der Preis hat seither etwas nachgegeben, ist aber für das Wiko Pulp trotzdem noch etwas zu hoch. Das Hauptproblem des Wiko Pulp ist das Wiko Pulp; besser gesagt, das Wiko Pulp 4G: Die LTE-Version des Pulp kostet derzeit weniger als die 3G-Variante. Dabei ist das Pulp 4G vergleichbar ausgestattet und kann mit den gleichen Trümpfen stechen, wie sie Bruder ohne Datenturbo. Somit kann es im Bereich Preis-Leistung aufgrund der hohen Dichte an Alternativen, auch aus dem eigenen Haus, keine Empfehlung geben.

Alternativen

Das Wiko Pulp 4G ist wohl die logischste Alternative zum Wiko Pulp, jedoch gibt es auf dem Smartphone-Markt auch andere Mütter mit schönen Töchtern.

Motorola Moto G (3.Gen)

Allen voran geht der Klassiker unter den ambitionierten Einsteiger-Smartphones, das Motorola Moto G in seiner mittlerweile dritten Generation. Im Test des Moto G (3. Gen.) von inside-digital.de holte es für seinen jetzigen Preis eine hervorragende Punktzahl. Dazu zeigt der Preisverlauf des Motorola-Smartphones, dass es schon für knapp 150 Euro zu haben ist – ein Schnäppchen.

Samsung Galaxy J5

Eine zweite Alternative kommt aus Fernost und hört auf den Namen Galaxy J5. Das Samsung-Smartphone besitzt eine ähnliche Ausstattung wie das Wiko Pulp und kostet ähnlich viel. Dabei muss man auf die Dual-SIM-Fähigkeit verzichten, bekommt dafür allerdings NFC und einen Snapdragon-Prozessor. Im Vergleich des Galaxy J5 mit dem Pulp zeigen sich die Unterschiede im Detail.

Microsoft Lumia 640

Die dritte Alternative kommt von Microsoft und konnte im Test von inside-digital.de eher mit inneren Werten, als mit dem Gehäuse Punkten: Das Lumia 640 Dual-SIM erhielt im Test 4 / 5 Sterne und bekommt von Microsoft, ebenso wie das LTE-Modell, ein Update auf Windows 10 Mobile. Beide Varianten kosten zur Zeit nur wenig mehr als 100 Euro und sind somit die wahren Schnäppchen-Könige in diesem Umfeld.

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