Honor 10 im Test: Heißer Preis-Leistungs-Tipp

19 Minuten

Honor 10 im Test
Bildquelle: Michael Stupp / inside handy
Kirin-Prozessor und EMUI-Software: Auch wenn die Unternehmen Huawei und Honor darauf achten, verschieden zu sein, kann eine gewisse Verwandtschaft zwischen den Firmen und den Smartphone-Modellen nicht von der Hand gewiesen werden. Im Test gibt es dadurch aber keine Vorteile: Auch das Honor 10 muss sich alleine beweisen: Hat die Kamera dieselbe KI-Power wie die P20-Serie? Kann der Akku mit seinen 3.400 mAh das halten, was er verspricht? Ist das Handling edel, wie die Flaggschiff-Innereien vermuten lassen oder hat Honor hier gespart und setzt auf eine, dem Preis angemessene und mittelklassige Verarbeitung? Diese und mehr Fragen beantwortet der folgende Testbericht.
Honor 10
Honor 10
Display 5,8 Zoll, 1080 x 2280 Pixel, 19:9
Betriebssystem-Version Android 8.1 (Oreo), EMUI 8.1
Prozessor Kirin 970 Octa-Core / 8 x 2,36 GHz
RAM 4 GB
interner Speicher 64 / 128 GB
MicroSD nein
Kamera vorne/hinten 24 MP / 24 MP
Fingerabdruckscanner ja
Akku 3.400 mAh
induktives Laden nein
USB-Port USB 2.0 Typ-C
IP-Zertifizierung Kein besonderer Schutz
Abmessungen (mm) 150 × 71 × 7,7
Farben Schwarz, Silber, Blau, Grün
Einführungspreis 399 EUR (64 GB) / 449 Euro (128 GB)
Marktstart  15. Mai 2018

Design und Verarbeitung

Notch, Glas und ein wenig Metall. Das Honor 10 weist alle Merkmale auf, die ein Smartphone-Flaggschiff 2018 in der Regel bietet. Honor legt sogar noch einen drauf: Der Fingerabdruck-Sensor liegt unter dem Display-Glas – nicht aber unter dem Display. Hier bleibt also ein kleiner aber feiner Unterschied zu dem Feature, das auch bei Samsung und Apple erwartet wird und das der chinesische Hersteller Vivo bereits zeigte. Außerdem mit dabei beim Honor 10: Ein Klinkenstecker. Zusammen mit den beschriebenen Flaggschiff-Features, die von außen sichtbar sind, bietet das Honor 10 also ein komplettes Rundum-Sorglos-Paket. Die Unterschiede zu 900-Euro-Smartphones muss man schon suchen. Und man findet sie: Das Honor 10 ist nicht IP-zertifiziert. Besonderer Staub- und Wasserschutz ist von Haus aus also nicht gewährleistet.

Hands-On des Honor 10

Das Honor 10 besticht geradezu durch eine perfekte Verarbeitung. Die Rückseite schmiegt sich dank leicht abgerundeten Kanten schön in die Hand. Die Fläche an sich fühlt sich nach längerer Zeit aber nicht mehr nach dem Glas an, das es sein soll – vielmehr erhält der Betrachter den Eindruck eines Plastikgehäuses. Unter Volllast macht sich teilweise ein extremer Temperaturanstieg an Teilen des Hecks bemerkbar. Unterbrochen wird die sehr glatte und Fingerabdruck-freudige Platte vom Kamera-Modul, das in der Ecke scharfkantig heraustritt und die Doppel-Kamera beherbergt. Die Honor-Kamera greift nicht auf die Leica-Expertise zurück, zumindest nicht offiziell. Statt des Label-Schriftzugs des deutschen Kamera-Herstellers prangt lediglich die Information "AI Camera" neben den Foto-Objektiven. In der unteren Hälfte der Rückseite hat sich zudem noch Honor selbst per Schriftzug verewigen lassen. Der Weg zur Vorderseite des Handys führt über den Metallrahmen, der bei den Übergängen zur Rückseiten-Glasplatte sowie zum Display kleine, aber gleichmäßige Falze aufweist. Dieser Rahmen beherbergt die üblichen Bestandteile: SIM-Schublade, Lautstärke-Wippe, Power-Button, Lautsprechergitter, USB-C-Anschluss und Klinkenstecker. Der Vollständigkeit halber gehören auch die Mikrofon-Öffnung und der Infrarot-Sensor auf dem oberen Rahmen dazu. Durch diesen und den Klinkenstecker, ist die Rahmengestaltung zwar weniger symmetrisch als beim Huawei P20, dafür aber als umso vollständiger zu beschreiben.
Auf der Display-Seite gibt es trotz 80 Prozent "Screen-to-Body-Ratio", also dem Verhältnis von Display- zu Gesamtfläche, noch einiges zu entdecken. Hier wäre einmal die "Notch", der Display-Steg, der beim Honor 10 tatsächlich "Notch" und nicht wie bei Huawei "Einschnitt" genannt wird. Dieser beherbergt den Näherungssensor, die Frontkamera und die Ohrmuschel zum Telefonieren. Der Steg ist etwas rundlicher als zum Beispiel bei Notch-Konkurrenten und mündet in einem 2 Millimeter dünnen Rahmen, der sich auf der Vorderseite rund um die Anzeigefläche schlängelt. Randlos oder nahezu randlos ist das Honor 10 also nicht. Unterhalb des Displays ist der Rand allerdings nicht ungenutzt. Hier steckt der Fingerabdrucksensor, der allerdings nicht haptisch fühlbar ist. In der zugehörigen Marketinglektüre wirbt der Hersteller damit, dass das Honor 10 den ersten Fingerabdruck-Sensor unter Glas verbaut, dessen Handy weniger als 1.500 Euro kostet. In Sachen europäischer Markt dürfte dies sogar stimmen. Der Sensor selbst ist durch eine feine Punktlinie kenntlich gemacht worden und wirkt insgesamt ähnlich gequetscht, wie die Fingerabdrucksensoren des Huawei P20 und P20 Pro. Die Haptik des Honor 10 ist insgesamt sehr gut. Das Handy ist an sich nicht klein, aber da gibt es deutlich größere Vertreter auf dem Markt. Für ein Handy mit Aktualitätsanspruch ist es gut zu Bedienen und schick in der Hand zu halten – Hitzewallungen einmal ausgeklammert.

Unboxing: Das steckt im Lieferumfang des Honor 10

Das Test-Exemplar, das der Redaktion von inside handy von Honor zur Verfügung gestellt wurde, kam zwar in einer verkaufsfertigen Box, hier drin fehlt allerdings das In-Ear-Headset, das Kunden, die das Handy regulär laufen, erhalten. Zusammen mit dem Netzstecker und einem USB-C-Kabel darf der Lieferumfang also als vollständig beschrieben werden. Einen Zusatz gibt es aber doch noch: In der Packungsbeilage der weißen Papp-Box befindet sich außerdem nämlich noch eine transparente Silikon-Schutzhülle. Diese schließt fast bündig mit der Kamera auf der Rückseite ab und nimmt dem Kritikpunkt der Scharfkantigkeit ein wenig den Wind aus den Segeln. Hierfür ist die permanente Anbringung der Schutzhülle Pflicht. Unter der Schutzhülle leidet aber auch der sonst angenehme Druckpunkt der haptischen Tasten auf dem Rahmen. Insbesondere Screenshots, erstellt durch gleichzeitiges Drücken der Leiser-Taste und des Power-Buttons, lassen sich mit Silikon-Hülle deutlich schwieriger aufnehmen./p> Der Eindruck der Marke für "digital natives" wird zusätzlich dadurch geschärft, dass dem Honor 10 keinerlei Papier-Anleitungen beiliegen. Die Funktion soll intuitiv erfolgen. Weiß man gar nicht mehr weiter, wird auf die Online-Services verwiesen. Erhältlich ist das Honor 10 grundlegend in den Farbvarianten Schwarz und Silber. Dazu gesellen sich noch die durch Farbverläufe auffallenden Farben "Phantom Blau" und "Phantom Grün". Letzteres ist, wenn man so will, eine Entsprechung der P20-Pro-Farbe "Twilight". Das Honor 10 besticht durch eine tolle Verarbeitung, bei näherem Hinsehen wirkt das Design aber ein wenig uninspiriert, eine Mischung aus Honor 9 und Huawei P20. Klarer Sieger und zukunftsweisend hingegen: Der Fingerabdrucksensor unter Glas. Verlierer: Die fehlende IP-Zertifizierung. Einzelwertung: 4 von 5 Sternen

Display

Das Notch-Display, wie der Hersteller es nennt, misst in der Diagonalen 5,84 Zoll. Wie üblich im Huawei-Honor-Imperium, gibt es keine Auflösung jenseits von Full HD. So kommt auch beim Honor 9 eine FHD—Auflösung mit 1.080 Pixeln Breite, die in der Länge gemäß 19:9-Format auf 2.280 Pixel langgezogen wird. Hersteller sprechen hier unbestimmt von Full HD+. Technologisch basiert das Display das Honor 10 nicht auf teurem OLED, sondern auf LCD. Preislich sicherlich begünstigend, ist die Technologie aber auch sonst nicht per se schlecht. Im Alltag ist die Anzeige gefällig. Erst im Direktvergleich und mit geschultem Auge werden Unterschiede zu höher auflösenden oder hochtechnisierten OLED-Panels ersichtlich. Dies erkennt man beispielsweise, wenn der Display-Steg verborgen werden soll. Die schwarzen Display-Balken links und rechts der Notch sind beim Honor 10 zum Beispiel noch etwas heller, der Einschnitt ist nach wie vor erkennbar.

Steuerung, Feinheiten, Anpassung

Die Einstellungsmöglichkeiten hinter dem Display des Honor 10 sind vielseitig und lassen kaum Wünsche offen. Wie erwähnt kann die Notch mittels Einstellung verborgen werden. Die Displayauflösung kann manuell verändert werden – hier steht neben dem Standard FHD+ auch noch HD+ zur Wahl.
Honor 10 Display-Notch
Bildquelle: inside handy
Darstellerisch kann am Farbmodus geschraubt werden. Dabei stehen vorgefertigte Modi genauso zur Auswahl, wie eine Farbpalette, auf der man nach Lust und Laune die optimale Farbdarstellung erreicht. Die automatische Helligkeitseinstellung arbeitet zügig und passt sich schnell den äußerlichen Begebenheiten an. Im Maximalbereich leuchtet die Anzeige zudem ausreichend hell, sodass – von direkter Sonneneinstrahlung auf das Display abgesehen – kaum Probleme mit der Lesbarkeit entstehen. Das Display des Honor 10 ist gut, ohne dabei herausragend zu sein: Der Inbegriff von "solide". Einzelwertung: 4 von 5 Sternen

Ausstattung und Leistung

Was kann man erwarten, wenn das Handy in der niedrigsten Ausstattung keine 400 Euro kostet? Die Antwort: Einiges. Im Honor 10 steckt nämlich Flaggschiff-Ware. Sie ist zwar nicht ganz so ausgereift, wie im über 800 Euro schweren Premium-Segment à la Huawei P20 Pro oder Galaxy S9 Plus. Das Honor 10 ist aber locker auf einer Stufe mit dem P20 oder dem Basismodell Galaxy S9. Auf dem Papier stehen ein Kirin-970-Prozessor und 4 GB Arbeitsspeicher. Alles schon gesehen in Smartphone-Flaggschiffen und daher erprobt. Im Benchmark-Test fällt das Paket jedoch ein wenig hinter den Brüdern im Geiste ab.

Honor 10 im Test: Benchmark-Test-Ergebnisse

Die 200.000-Punkte-Marke wird knapp gerissen. Am Ende stehen 199.911 Zähler auf dem AnTuTu-Konto. P20, P20 Pro, Mate 10 Pro erreichen einen Wert deutlich über den 200.000 Punkten. Dass diesen Werten nicht allzu viel Bedeutung beigemessen werden sollte, zeigt sich bei der alltäglichen Nutzung des Handys: Menüoberflächen wechseln ihre Ansicht rasch, Apps starten schnell und Befehle werden fix angenommen – solange stets für Ordnung gesorgt ist. Wenn viele Programme, darunter auch anspruchsvolle, gleichzeitig geöffnet werden, fängt das Handy schon im Test merklich an zu schleichen. Ein Blick in den Task-Manager bestätigt die Annahme durch Fakten: Selten stehen dem Nutzer auch nur 2 der 4 GB Arbeitsspeicher zur Verfügung. Das hauseigene System von Huawei zeigt sich in dieser Disziplin außerordentlich hungrig.

Benchmark-Tests im Vergleich

Umfeld Modell Benchmark-Wert
Testgerät Honor 10  199.911
 direkte Konkurrenten Huawei P20 208.061
Nokia 7 Plus 138.440
Razer Phone 208.107
ehemalige Spitzenmodelle Samsung Galaxy S8* 174.550
Huawei P10 164.163
Honor 9* 149.006
 aktuelle Referenz (Android) Sony Xperia XZ2 Compact 264.971
Samsung Galaxy S9+ 249.185
Samsung Galaxy S9 244.895
* mit älterer AnTuTu-Version v6.x getestet. Beim Datenspeicher setzt sich der Hunger des EMUI-Systems fort – wirkt sich aber nicht ganz so drastisch aus. Getestet wurde die 128-GB-Version des Honor 10. Von diesem nicht erweiterbaren Speicherplatz sind beim ersten Einschalten noch 115 GB verfügbar. Klingt viel, ist auch viel, entlarvt im Umkehrschluss aber knapp 13 GB, die bereits verbraucht sind. Das ist mehr, also so manches Einsteiger-Handy überhaupt an Bord hat.

Konnektivität, Biometrie und Telefonie

Über den Menüpunkt "Geräteverbindung" kann das Honor 10 den Platz im Zentrum eines multimedialen Umfeldes einnehmen. Vielfältige Möglichkeiten zur Datenübertragung – etwa über Bluetooth, NFC oder "Huawei Share" – stehen zur Auswahl. Dank Share- und Mirror-Diensten kann auch der Bildschirminhalt geteilt werden. Die Verbindungstabelle dokumentiert, was das Honor 10 alles leisten kann, wenn es richtig eingesetzt wird. Insbesondere den Punkt "Infrarot-Fernbedienung" füllt längst nicht mehr jedes Handy aus. Die Funktion wird über die System-App "Smart Controller" angesteuert, die sich im Ordner "Werkzeuge" befindet.
Feature Vorhanden Funktion
HSPA Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s
HSPA+ Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s
LTE Mobilfunkstandard, Down-max 150 Mbit/s, Up-max: 50 MBit/s
USB-OTG Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen
DLNA Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher (nicht ab Werk vorhanden)
NFC Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren
Kabellose Display-Übertragung Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast)
MHL Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port
Infrarot-Fernbedienung Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung
Bluetooth-Version 4.2
WLAN-Standards IEEE 802.11 b/g/n/a/ac
Qi Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones
Dazu gesellen sich die mittlerweile üblichen biometrischen Entsperrmethoden Face-Unlock und Fingerabdrucksensor. Die Gesichtserkennung funktioniert mittels Frontkamera und klappt besser beziehungsweise sicherer als jene des Huawei P20 Pro – zumindest konnte die Bildschirmsperre nicht mittels Selfie ausgetrickst werden. Ähnlich sicher und stilsicher unter dem Displayglas versteckt, entpuppt sich der Fingerabdrucksensor. Dieser funktioniert sogar kurz nach dem Händewaschen, wenn der Finger noch etwas feucht oder gar nass ist. Telefonieren kann man mit dem Honor 10 tatsächlich auch noch. Und das ziemlich gut. Bei einem Testtelefonat zwischen Telekom- und O2-Netz blieb die Gesprächsqualität durch und durch gut, die Verbindung stabil. Leicht Abzüge gibt es bei der Unterhaltung mit offenem Mikro und Lautsprecher. Hier schafft es die KI allerdings auch, die allermeisten Störgeräusche aus der Umgebung herauszufiltern. Das gute Gesamtpaket wird ein wenig durch den Speicher-Hunger des Betriebssystems geschmälert. Insgesamt ist das Honor 10 aber auf hohem Niveau bestückt. Der Flaggschiff-Prozessor legt eine gesunde Basis, an einer Portion Extravaganz fehlt es dem Honor 10 auch nicht. Einzelwertung: 4 von 5 Sternen

Kamera

Der schnöde Hinweis AI Camera prangt neben dem Haupt-Fotostudio des Honor 10. Gemeint ist die KI-Einheit auf dem Kirin-970-Prozessor, die Fotos in Windeseile nachbearbeitet. Manchmal – das zeigt zum Beispiel der Blindtest des Huawei P20 Pro gegen das Galaxy S9 Plus von Samsung – übertreibt es die künstliche Intelligenz dabei etwas. Vorteil Honor: Die AI-Unterstützung der Farbgebung kann im Kamera-Menü einfach abgeschaltet werden. Allerdings ist die KI-Verarbeitung der Bilder oftmals nicht zu verachten und trägt ihren Teil zum Gelingen guter Bilder bei. Auch der spezielle Nachtmodus, der schon die P20-Flaggschiffe zu besonderen Kamera-Smartphones machte, ist beim Honor-Handy mit von der Partie. Zumindest im Menü. Die Ergebnisse, die der Modus produziert, sind nicht mit denen des P20 Pro zu vergleichen. Aus der Hand sind die Bilder zumeist unbrauchbar, auch wenn die Langzeitbelichtung an sich sehr gut arbeitet – die Stabilisierung durch die künstliche Intelligenz lässt teilweise arg zu wünschen übrig. Ansonsten neigt die Dual-Kamera des 10er leicht zu poppigen Farben, auch die HDR-Automatik schwingt sich oft extrem in den Vordergrund. Die Wertung der Kamera wird in der folgenden Galerie anhand von Testbildern mit dem Honor 10 weiter erläutert:
Neben dem angesprochenen Prozessor zum Verarbeiten der Bilder sorgt ein buntes Potpourri an technischen Bauteilen für das Gelingen der Bilder. Da wären zum einen das Gespann aus RGB- und Monochrom-Sensor. Ersterer bietet eine Auflösung von 16 Megapixeln, der Monochrom-Sensor kann Fotos mit 24 Megapixeln aufnehmen. Kombiniert sind die 24 Megapixel allerdings nur im Pro-Modus erreichbar. Im normalen Foto-Modus, bei dem die Meta-Einstellungen von der Automatik übernommen werden, stehen "nur" 16 Megapixel zur Verfügung. Die Sensoren blicken durch eine Blendenöffnung von je f/1.8. Die Frontkamera schießt Fotos mit einer Auflösung von 24 Megapixeln und soll ebenfalls für dunkle Selfies gerüstet sein. Hierfür sollen eine spezielle 126-Punkt-Gesichtserkennung und 1,8µm große Pixel sorgen. Im Test drängt sich aber vor allen Dingen ein starker Beauty-Filter in den Vordergrund. Geschmackssache.

Die Kamera-Software

Es wirkt, als haben die Honor-Macher die Huawei-App genommen und wollten möglichst viel verändern, ohne dabei den Kern zu verfälschen. Herausgekommen ist eine App im Design der Huawei-App mit weniger Funktions-Ebenen, die per Wisch-Geste angesteuert werden können. Die fehlenden Ebenen, zum Beispiel der Pro- und der Nachtmodus, finden sich unter dem Punkt "Mehr" wieder, wo der Nutzer auch auf hintergründige Einstellungen wie 3D-Panorama, Wasserzeichen oder den Barcode-Scanner trifft. Diese Verschiebung wirkt gezwungen und willkürlich. Die Software wird somit eher unübersichtlicher, als intuitiver. Allerdings ist es nicht so, dass die Software komplett verhunzt wurde. Mit wenig Übung fällt die Bedienung der Kamera nicht schwer.
Honor 10 Kamera-App
Bildquelle: inside handy
Aber Honor hat auch einige Sachen an der Software verbessert. Die einfache Abschaltung der AI-Funktion dürfte insbesondere jene freuen, die auf realistische und weniger künstlich eingefärbte und nachgezeichnete Bilder stehen. Bei Zunahme der AI-Funktion sollen die Bilder besser stabilisiert sein und durch bessere Farbgebung überzeugen. Zumindest Ersteres konnte nur zum Teil beobachtet werden.

Videos

Die Schwierigkeiten bei der Stabilisierung setzen sich auch im Video-Bereich fort. Obwohl 4K-Qualität möglich ist, wollen die Bewegtbilder nicht sonderlich begeistert. Ohne Stativ sind Wackler fast nicht zu vermeiden. Die Tonaufnahme ist jedoch im vernünftigen Bereich. Schade außerdem, dass Honor die Spielerei mit den 960-fps-Zeitlupen-Videos verwehrt bleibt. Potenzial verschenkt. Die Möglichkeiten, die der Prozessor bietet, konnte, wollte oder durfte Honor nicht voll ausnutzen. Das ist schade, denn die eigentlich guten Voraussetzungen werden so nicht entfaltet. Einzelwertung: 3,5 von 5 Sternen

Software und Multimedia

Aktualität ist Trumpf: Honor staffiert das Honor 10 mit EMUI 8.1 aus. Darin steckt Android Oreo in der aktualisierten Version 8.1. Der Android-Sicherheits-Patch ist bei Gerätestart auf dem Level des 1. April 2018 und somit auch realistisch gesehen der zu diesem Zeitpunkt aktuellste. EMUI muss man mögen. Falls nicht, wird man mit dem Honor 10 genau wie mit den P20-Modellen von Huawei keinen Spaß haben. Die Benutzeroberfläche ist aber zuletzt deutlich besser geworden, sodass auch Pur-Android-Fetischisten dem Ganzen eine Chance geben können. Teilweise bietet EMUI sogar weitreichendere Möglichkeiten in Sachen Personalisierung und Anpassung. Das große Manko nennt Honor einen Service, in der Redaktion von inside handy sorgt es jedoch für konsequente Abwertung in der Testnote. Die Rede ist von Bloatware, also eindeutig werblicher Software, die weder vom Hersteller noch von Google kommt und nicht vollständig deinstallierbar ist. Falls letzteres der Fall ist, fällt die Abwertung nicht ganz so schlimm aus. Honor setzt voraus, dass der Nutzer sich beim ersten Einrichten des Handys für mindestens eine App entscheidet, die dann installiert wird. So befinden sich auf dem Testgerät der Redaktion die Apps von Booking.com, eBay und Netflix, die in die abzustrafende Kategorie fallen. Diese Apps sind allesamt nicht ohne Aufwand von dem Gerät zu entfernen. Ferner gesellen sich einige Spiele-Apps dazu, die allerdings gelöscht werden können. Dennoch ist es nicht endgültig ersichtlich, weshalb diese Bevormundung stattfindet und warum der Nutzer nicht selbst entscheiden darf, welche Apps er nutzen will und welche nicht.

Honor 10 im Test: Screenshots

Die auftretenden App-Dopplungen, zum Beispiel bei Fotos, Musik, E-Mail und Kalender, sind zwar überflüssig, aber notwendig. Der Grund dafür liegt in den Strategien von Honor beziehungsweise Huawei und Google, die hier aufeinanderprallen. Sämtliche Apps werden beim Versuch sie zu löschen als "systemrelevant" ausgewiesen. Der Nutzer muss hiermit leben. Ein Umstand, der bei allen Android-Herstellern mit eigener Benutzeroberfläche – zum Beispiel auch Samsung oder Sony – auftritt.

Musik und Audio

Zwei Musikplayer sind mit an Bord des Honor 10. Der hauseigene Musikplayer des Honor 10 und Google Play Musik stehen zur Auswahl. Beide Player sind intuitiv und nicht schwer zu bedienen. Hintergründig können Soundmodi ausgewählt werden – allerdings nur im Honor-Musik-Player. Hier finden sich auch Equalizer-Einstellungen und Kopfhörer-Anpassungen. Der Sound, den das Handy ohne Kopfhörer ausspuckt, ist gut und auch ausreichend laut – wenn man denn auf Handy-Musik steht. Letzten Endes ersetzt die Box im Honor 10 keinen ausgewiesenen Lautsprecher mit ordentlichem Klangvolumen. Zum Anspielen eines Songs oder Videos langt es aber allemal. Aktuelle Software paart sich mit einem ordentlichen, aber nicht überragenden Software-Paket. Dieses wird zudem durch an Bloatware geschmälert. Die Audioleistung weiß aber zu gefallen und rundet das Paket ab. Einzelwertung: 4 von 5 Sternen

Akku

Der Akku des Honor 10 ist verbesserungswürdig. Dies krankt wohl weniger an der Nennladung von 3.400 mAh als am Energiemanagement, das zumindest nachträglich noch durch Software-Updates verbessert werden kann. So kommt man mit dem Honor 10 aber vermutlich nicht viel weiter als einen Tag. Der Akku-Test in der Chronik:
Uhrzeit Aktivität Akku vorher Akku nachher
08:03 Beginn des Akkutests 100%
08:40 Einrichtung abschließen, einige Fotos 100% 97%
09:32 30 Minuten Video (YouTube) 96% 88%
10:14 30 Minuten Audiostream 87% 85%
12:17 intensive Nutzung, Apps, Kamera 84% 78%
14:02 30 Minuten Spielen (Asphalt 8: Airborne) 75% 65%
14:48 30 Minuten Telefonieren 65% 61%
15:09 AnTuTu Benchmark-Test 61% 55%
16:02 Ende Intensiv-Phase 52%
+1, 08:03 Ende Standby-Phase 52% 36%
10:12 30 Minuten Aufladen 30% 77%
Es wird deutlich, insbesondere die Spiele-Session und andere Display-intensive Anwendungen reißen die Akkuladung mit herunter. Aber auch der Verbrauch im Standby ist nicht meisterlich. Im Schnitt 1 Prozent pro Stunde ist ohne Finessen wie Always-On-Display kaum zu entschuldigen. Ein Trostpflaster offenbart sich dann im Aufladeverhalten mit dem zugehörigen Netzteil. In 30 Minuten lädt der Akku ordentlich auf – auch hierbei lässt sich jedoch ein nicht unerheblicher und nicht gesund wirkender Temperaturanstieg des Gehäuses feststellen. Eine ganze Nacht am Netzteil sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Die Nutzung als alternative Standheizung ist weniger empfehlenswert, aber wohl nicht unmöglich. Das Energiemanagement ist mies, auch wenn sich der Akku im Testlauf ein wenig berappelt und die ganz große Akku-Katastrophe ausbleibt. Hier bleibt zu hoffen, dass Honor es schafft mit Nachjustierungen an der Software, die eine oder andere Schwachstelle auszumerzen. Einzelwertung: 3,5 von 5 Sternen

Akku-Tests im Vergleich

 Modell  Kapazität (mAh) Akkustand Verbrauch
Arbeitstag (8h) Nacht im Standby (16h) Intensivtest (8h) Standby (16 h)
Testgerät
Honor 10 3400 52 36 48 16
direkte Konkurrenz
Huawei P20 3400 56 43 44 13
Samsung Galaxy S9 3000 61 49 39 12
Honor View 10 3750 60 44 40 16
ehemalige Spitzenmodelle
Samsung Galaxy S8 3000 58 51 42 7
Huawei P10 Plus 3750 47 44 53 3
Honor 9 3200 55 40 45 15
aktuelle Referenzen
iPhone X 2716 64 57 36 7
Samsung Galaxy S9+ 3500 66 56 34 10
Nokia 8 3090 71 65 29 6
OnePlus 5T 3300 72 59 28 13

Fazit

Zugegeben, es schwimmt schon ein wenig Kritik in diesem Testbericht mit. Das Honor 10 geht mit Flaggschiff-Ambitionen an den Start und ist am Ende doch nur obere Mittelklasse? So einfach ist es nun auch wieder nicht. Das Smartphone füllt die von beiden Unternehmen nicht gern gesehene Lücke zwischen Huawei P20 und P20 Lite - was Schade ist: Denn mit ein wenig mehr Mut und ein paar weitergedachten Features hätte Honor den Absprung von den immer wiederkehrenden Huawei-Vergleichen schaffen können. Auf der anderen Seite steht der Preis. Und dieser ist mächtig. Ab 399 Euro gibt es das Honor 10 zu kaufen – dann mit 64 GB Speicherplatz. Bei diesem Kostenaufwand gibt es derzeit kein aktuelles Handy, das über ein ähnliches Leistungsvermögen verfügt, wie das Honor 10.
Honor 10 im Test: 4 von 5 Sternen
Gesamtwertung: 4 von 5 Sternen (~77 Prozent)

Tops des Honor 10

  • Simples, aber gutes Display
  • Fingerabdrucksensor unter Glas
  • Klinkenstecker und Infrarot-Sensor

Flops des Honor 10

  • Verschenktes Kamera-Potenzial
  • Mieses Energiemanagement
  • Hitzeentwicklung am Gehäuse
  • Bloatware

Preis-Leistung

Honor 10 im Test: Preis-Tipp
Das Honor 10 gibt es ab 399 Euro (UVP) für die 64-GB-Version und ab 449 Euro für die 128-GB-Version. Beide Preise sind absolute Spitzenklasse für ein Handy mit derartigen Fähigkeiten. Insbesondere der Sprung unter die 400-Euro-Marke sucht auf dem Markt mit dieser Ausstattung seinesgleichen.

Alternativen

Die Liste der Alternativen zum Honor 10 kann lang sein. Hier fallen zuerst die Brüder im technischen Geiste ein, allen voran das Huawei P20, das bei der Ausstattung deutliche Schnittpunkte zum Honor 10 aufweist. Eine weitere, mögliche Alternative steckt im Nokia 7 Plus. Das ist technisch zwar etwas schmaler bestückt, kann aber beim Preis mithalten und ist dank Android One die erste Anlaufstelle für solche, die eine sauberere Benutzeroberfläche bevorzugen. Ansonsten sei an dieser Stelle auf die von der Redaktion gepflegten Artikel der verschiedenen Preisstufen verwiesen.

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