Nach Sonys Angriff auf die Oberklasse mit dem Xperia T, spielt das Xperia J nicht nur im Alphabet einige Stufen niedriger. Mit einem zum Start durchschnittlichen Straßenpreis von unter 250 Euro liegt es im Bereich der unteren Mittelklasse, bietet allerdings eher die Ausstattung eines Einsteigermodells. Was man für diesen Betrag erwarten kann und wie gut die technisch schon leicht angestaubte Hardware mit der vergleichsweise aktuellen Software harmoniert, verrät der Test auf inside-digital.de.
Der Geräteklasse entsprechend kommt das Sony Xperia J in einem eher unauffälligen weißen Karton. Dazu ist der Inhalt mehr als übersichtlich. Außer dem USB-Kabel samt Ladeadapter für die Steckdose und dem Akku findet sich dort nur noch eine gedruckte Kurzanleitung. Eine separate Speicherkarte wäre angesichts des nicht gerade üppigen internen Speichers eine nette Zugabe gewesen, überraschend ist dann aber das Fehlen eines Headsets. Dieses dürfte angesichts des verlangten Preises durchaus zur Standard-Ausrüstung zählen, auch wenn viele User in der Praxis eh eigene und hochwertigere Kopfhörer benutzen.
Beim Design spielt Sony die eigenen Stärken auch beim Xperia J voll aus. Durch die schon von anderen Modellen bekannte geschwungene Form liegt das Smartphone sehr angenehm in der Hand. Untermauert wird der subjektive Eindruck durch die restlichen Daten. Ein Gewicht von 124 Gramm ist bei Abmessungen von 124.3 x 61.2 x 9.2 mm ein sehr ordentlicher Wert. Die Rückseite des aus Kunststoff gefertigten Gehäuses hat eine angeraute Oberfläche. Obwohl diese fest und optimal bündig mit dem Rest des Geräts abschließt, lässt sie sich sehr leicht lösen. Dies funktioniert allerdings am besten nicht über den dafür vorgesehenen kleinen Schlitz an der rechten Seite, sondern über eine links unten angebrachte Kerbe. Dort soll eigentlich ein Trageriemen befestigt werden. Unter der Abdeckung liegen die Slots für die SD-Karte (bis 32 GB) und eine SIM in Standardgröße. Zum Einbau oder Wechsel muss der Akku entfernt werden.
Die vorhandenen Anschlüsse des Xperia J sind schnell aufgezählt. An der oberen linken Seite ist der offen liegende Micro-USB-Anschluss untergebracht. Die 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse liegt für den Einsatz als Audioplayer günstig in der Mitte der Kopfseite. Rechts befindet sich die sehr schmale Lautstärkewippe, die sich dank ihrer leicht gebogenen Form aber bequem bedienen lässt. Dies gilt leider nicht uneingeschränkt für den Ein/Aus-Schalter. Dieser ist über der Wippe platziert, ebenso schmal, aber gerade mal einen halben Zentimeter lang. Dazu schließt er fast bündig mit dem in Chrom-Optik gehalten Rahmen des Gehäuses ab. In der Summe ist diese Anordnung sehr gewöhnungsbedürftig, zumal das Xperia J nur mit dieser Taste aus dem Stand-by geholt werden kann. Im Gegensatz zu vielen anderen Modellen von Sony fehlt dem Xperia J zudem eine separate Taste als Auslöser für die Kamera. Die unter dem durch Gorilla-Glas geschützten Display verbauten drei Folientasten sind mit den Funktionen „Zurück“, „Home“ und „Einstellungen“ belegt.
Getestet wurde die Sprachqualität im Netz von O2. Bei maximaler Einstellung der Lautstärke ist ein minimales Hintergrundrauschen zu hören, was aber nur auffällt, wenn gerade keiner der Gesprächsteilnehmer spricht. Einen echten Patzer leistet sich das Xperia J hier aber nicht, die Sprachübertragung ist sehr gut ausbalanciert. Vor allem stellt Sony dem Anwender einen für diese Leistungsklasse mit 1.750 mAh üppig dimensionierten Akku zur Seite. Sony gibt als maximale Gesprächszeit (3G) mehr als sieben Stunden an und für den Betrieb im Stand-by einen Wert von 618 Stunden. Beides sind zusammen mit den bis zu 8,5 Stunden beim Einsatz als Videoplayer sehr gute Werte. Unser zweistündiges Testprogramm mit aktiviertem WLAN, YouTube-Videos, Browser-Check und diversen Benchmarks senkte die Restkapazität des Akkus um weniger als zehn Prozent. Bei moderater Nutzung dürften bis zu zwei Tage vergehen, bis das Xperia J wieder an die Steckdose muss.
Lediglich knapp gut ist der durch Sony ermittelte SAR-Wert des Xperia J. Die angegebenen 0,73 W/kg liegen ziemlich genau im letzten Drittel für eine positive Bewertung. Ab 0,80 W/kg hätte es nur noch für eine durchschnittliche Wertung gereicht.
Eine häufige Schwachstelle bei Smartphones im unteren Preisbereich stellt die Auflösung des Displays dar. Hier setzt Sony beim Xperia J zum Glück auf einen brauchbaren Wert von 854 x 480 Pixeln (FWVGA) bei einer Displaygröße von vier Zoll. Dies entspricht einem Seitenverhältnis von 16:9 und macht das Smartphone zu einem guten Begleiter als Videoplayer. Hier punktet das Xperia J zusätzlich mit seinem hohen Kontrast und der ausreichenden Helligkeit. Für Letzteres sollte man den Regler in den Optionen allerdings schon auf das Maximum ziehen, da das Display ansonsten unter freiem Himmel nur schwer ablesbar ist. Auf eine automatische Korrektur der Helligkeit hat Sony verzichtet.
Unterm Strich kommt das Display damit gut weg. Lediglich die hohe Farbsättigung scheint im Verbund mit dem Kontrast bei manchen Filmen etwas überzogen. Gras wirkt dann beispielsweise schon fast unnatürlich grün. Dafür überzeugt der Bildschirm des Xperia J mit einer unverfälschten Farbwiedergabe auch aus weiten Blickwinkeln. Bei Texten sind erst in den höchsten Zoomstufen minimale Pixelstrukturen bei einzelnen Buchstaben erkennbar.
Die Kamera schießt Bilder mit einer Auflösung von fünf Megapixeln. Zuvor dauert es aber erstmal ein paar Sekunden, bis die schwache Hardware die Kamera-App geladen hat. Ist diese Hürde einmal genommen, ist die Verzögerung beim Auslösen nicht höher als bei anderen Smartphone-Kameras. Der Autofokus arbeitet in der Regel zügig, fokussierte im Test aber nicht in allen Situationen optimal auf das Motiv. Manche Bilder geraten über die Automatik in bestimmten Situationen zudem ein wenig zu dunkel. Mit den passenden manuellen Einstellungen lassen sich die kleinen Unzulänglichkeiten aber zumindest teilweise ausgleichen:
- Dokument
- Landschaft
- Nachtaufnahme
- Sport
- Strand und Schnee
Eine kleine Enttäuschung ist die Auflösung der über die Kamera möglichen Videos. Mit VGA als maximaler Qualitätsstufe hinkt das Xperia J den Branchenstandards 2012 schon ein gutes Stück hinterher. Da hilft es auch wenig, dass die Videos trotz der niedrigen Auflösung recht flüssig und ansehnlich ausfallen. Doch auch bei den Videos bestätigt sich der Trend von teilweise unscharfen Bildern durch die nicht immer optimale Fokussierung. Besonders bei schlechter werdenden Lichtverhältnissen stößt die Kamera in beiden Modi hier an ihre Grenzen. Daran ändert auch das verbaute LED-Lichtwenig. Pluspunkte sammelt die Kamera dagegen bei der Detailgenauigkeit von Aufnahmen aus kurzer Distanz. Die vorhandene VGA-Frontkamera für Videotelefonie ist bei vergleichbar ausgestatteten Modellen nicht immer Standard.
Sony setzt beim Xperia J auf das schon zum Start nicht mehr aktuelle Android 4.0.4 (Ice Cream Sandwich). Ein Upgrade auf Android 4.1 (Jelly Bean) wurde von Sony zwar über einem Post in einem offiziellen Blog des Unternehmens angekündigt, vorher sind allerdings im Portfolio wichtigere Modelle wie das Xperia T dran. Zudem bleibt abzuwarten, ob das Update im Verbund mit der schwachen Hardware überhaupt nennenswerte Vorteile bringt.
Gut zu bedienen ist das Xperia J in jedem Fall auch mit der Version 4.0.4 zusammen mit den dezenten Eingriffen und Widgets von Sony. Letztere verteilt man über ein hübsches 3D-Karussell auf die bis zu fünf Homescreens. Dieser flüssige Ersteindruck hält sich im Alltag leider nicht lange. Das Duo aus wenig Arbeitsspeicher und schwacher CPU sorgt bei vielen Apps beim Start zu einer wahrnehmbaren Verzögerung. Auch bei der Navigation durch die einzelnen Menüs ruckelt es häufiger. Teilweise hakt in den ersten Sekunden dazu die Eingabe über die ansonsten gute Tastatur, die sich auch via Wischgesten im SWYPE-Stil bedienen lässt. Auch wer zwischendurch gerne ein Spielchen am Smartphone wagt, dürfte vom Xperia J enttäuscht sein. Vor den vergleichsweise aufwendigen 3D-Grafiken eines „Dead Trigger“ kapituliert das Gerät in Form heftiger Bildfehler und Ruckler komplett.
Dabei schlägt sich das Sony Xperia J in den Benchmarks gar nicht so schlecht. Knapp 3.480 Punkte unter AnTuTu und 2.052 unter Quadrant sind für ein Modell mit Single-Core-CPU recht ordentliche Werte. Dennoch bleibt es in der Praxis beim schwachen Gesamteindruck, zumal davon auszugehen ist, dass neu erscheinende Apps im Schnitt höhere Anforderungen an die Hardware stellen werden. Als aktuelles Gerät hat das Xperia J offenbar nur noch sehr geringe Leistungsreserven für die Zukunft.
Bei der Anzahl der Schnittstellen arbeitet Sony das Pflichtheft beim Xperia J souverän ab. Mobil zieht das Smartphone Daten via HSPA mit bis zu 7,2 Mbit pro Sekunde aus dem Mobilfunknetz, lokal stehen schnelles WLAN nach dem Standard IEEE 802.11n, Bluetooth 2.1 und USB zur Verfügung. Via DLNA lassen sich Medien auf dem Xperia J in ein passend ausgestattetes Heimnetzwerk übertragen. Viel Platz gibt es aber nicht, um Bilder, Videos oder Musik ohne den Einsatz einer separaten Speicherkarte (Micro-SD) zu transportieren. Lediglich zwei Gigabyte stehen im internen Speicher zur freien Verfügung. Weitere magere 766 Megabyte sind für Apps aus dem Play Store reserviert. Der Rest ist fest an das System gebunden.
Für ein Gerät aus dem Herbst 2012 sehr ungewöhnlich ist die verbaute CPU vom Typ Qualcomm MSM7227A. Diese muss mit lediglich einem Gigahertz Takt und nur einem Kern auskommen. Dieser Flaschenhals macht sich dann zusammen mit den 512 MB RAM in der Praxis schnell negativ bemerkbar.
Eine durchschnittliche Performance zeigt der Browser auf dem Xperia J. Über das Mobilfunknetz dauert es bei optimalen Bedingungen knapp 23 Sekunden, bis die Startseite von inside-digital.de geladen ist. Die Verbindung via WLAN gelingt mit 18 Sekunden etwas schneller. Beim Zoom dauert es in der Regel etwas, bis der jeweilige Bildausschnitt neu aufgebaut wird. Von einem flüssigen Surfen zu sprechen, wäre ein gutes Stück übertrieben. Dazu passt, dass die Tastatur bei der Eingabe einer neuen URL in den ersten Sekunden einfriert. In der Zwischenzeit erfolgte Eingaben werden dann natürlich nicht berücksichtigt.
Ebenfalls schon besser umgesetzt gesehen hat man die Navigation via Google Maps. Zwar bietet das Xperia J auf dem Papier A-GPS, die Umsetzung der Signale der Satelliten dauert allerdings selbst bei optimalen Bedingungen ungewöhnlich lange. Hat sich das GPS aber einmal eingependelt, funktioniert die Navigation auch dank der ausreichend lauten Ansagen über die Lautsprecher zufriedenstellend. Im Gegensatz zu einigen höherwertigen Modellen fehlt beim Xperia J eine zusätzliche Navi-Lösung wie Wisepilot.
Eine Stärke von Sony ist in jedem Fall der Audioplayer Walkman. Die Oberfläche ist übersichtlich, bietet aber dennoch schnellen Zugriff auf die komplette Musiksammlung. Der Player selbst ist über die ausreichend dimensionierten Buttons gut zu bedienen, der schnelle Wechsel zwischen den verschiedenen Songs gelingt ohne störende Ruckler über die Coverflow-Anzeige. Auf Wunsch werden Cover automatisch aus dem Netz geladen. Dazu gibt es eine Zufallswiedergabe, einen Wiederholen-Modus, eine brauchbare Soundoptimierung und die Möglichkeit zur Bearbeitung der Musik-Infos. Ebenso wenig fehlt ein Equalizer mit passenden Voreinstellungen für bestimmte Musikrichtungen. Der Player lässt sich auch bei gesperrtem Display bedienen. Über einen zusätzlichen Button schickt man die App zudem auf die Suche nach Informationen zum Künstler in der Wikipedia, dem Songtext oder Videos auf YouTube. Für Freunde von Radiosendungen ist auch ein passendes FM-Radio mit RDS an Bord, um das passende Headset muss man sich allerdings selbst kümmern.
Im Bereich Office bietet das Xperia T den OfficeSuite 6 Viewer, mit dem sich Office-Dokumente auch auf dem Smartphone öffnen lassen. Zur Bearbeitung ist allerdings ein kostenpflichtiges Update auf die Pro-Variante nötig. Freunde von Social Media haben auch beim Xperia J Zugriff auf den Dienst Timescape, der Infos und Nachrichten aus verschiedenen Netzwerken unter einer Oberfläche vereint. Über Energie sparen lassen sich, angepasst an die vorhandene Restkapazität des Akkus oder bestimmte Uhrzeiten, verschiedene Sparprofile anlegen. Der LiveWare Manager verknüpft Aktionen miteinander, etwa den Start der Walkman-App, sobald ein Kopfhörer eingesteckt wurde. Dazu gibt es die gewohnten Standards wie Kalender, Rechner, Wecker und einen SMS-/Daten-Zähler zur besseren Kostenkontrolle.
Das Sony Xperia J ist ein echter Hingucker. Geht es allein um Verarbeitung und Design, würde es spielend als Modell der gehobenen Mittelklasse durchgehen. Auch die Kombination von Android 4.0.4 mit Sonys teilweise sehr gut gelungenen eigenen Funktionen weiß zu gefallen. Display und Kamera sind nicht überragend, aber im Hinblick auf die angepeilte Zielgruppe mehr als ausreichend. Am Ende sind es zwei Punkte, die den bis hierhin sehr guten Gesamteindruck deutlich trüben: Die verbaute Hardware ist schon jetzt eigentlich zu schwach, um aktuelle Apps ohne Ruckler und ständige Wartezeiten auf den Bildschirm zu bringen. Dazu tragen viele etwas ältere Modelle der Konkurrenz trotz besserer Hardware-Ausstattung mittlerweile das gleiche Preisschild.
Pro
- Akkulaufzeit
- Design
- Sony-Apps
Contra
- Geringe Video-Auflösung
- Performance
- Preis