LTE für die Mittelklasse, so lässt sich Samsungs neues LTE-Smartphone Galaxy Express in vier Wörtern zusammenfassen. Zwar liegt die unverbindliche Preisempfehlung bei knapp 490 Euro, diese ist jedoch wie von Samsung gewohnt sehr hoch angesezt. Im Onlinehandel ist das Smartphone bereits zu Preisen um 350 Euro erhältlich. Auch die restlichen Daten des Gerätes – Dual-Core-Prozessor, relativ geringe Pixeldichte und 5-Megapixel-Kamera – sind eher in der Mittelklasse angesiedelt als im oberen Smartphone-Spektrum, auf das der UVP schließen lassen könnte.
Für Samsung ungewöhnlich präsentiert sich die Verpackung des Galaxy Express. Der rechteckige Karton strahlt nicht weiß, sondern ist in einem papptypischen Beigeton gehalten. Ein Aufdruck macht darauf aufmerksam, dass es sich um recyceltes Papier handelt. Auf der Oberseite ist mit Soja-basierter Tinte das Galaxy Express aufgedruckt, welches auf diesem Hintergrund jedoch etwas blass wirkt. Auch die Kurzanleitung ist im Recycling-Look gehalten. Die Aufmachung verwundert etwas, handelt es sich beim Galaxy Express doch nicht um ein Gerät, das einen höheren ökologischen Anspruch hätte als andere.
Das Zubehör entspricht dem Standard: Netzteil, USB-Kabel, In-Ear-Headset inklusive austauschbaren Ohrpolstern und die Kurzanleitung in Deutsch und Englisch liegen bei. Immerhin machen die Kopfhörer einen ordentlichen Eindruck. Hier handelt es sich um die gleichen Ohrstecker, die auch dem Galaxy S3 beigelegt werden.
Auch beim Galaxy Express bleibt Samsung seiner aktuellen Designlinie, die vor einem Jahr mit dem Galaxy S3 gestartet wurde treu. Das Gerät mutet wie der mittlere Bruder von Galaxy S3 und Galaxy S3 Mini an. Allerdings steht für das Express, anders als für die anderen beiden Modelle, aktuell nur die Farbe Weiß zur Auswahl. Ein weiterer Unterschied ist, das der chromfarbene Rahmen an den Seiten minimal über das Display herausragt.
Der Akkudeckel präsentiert sich in glänzendem Weiß, das förmlich nach Fingerabdrücken schreit. In der Hand fühlt er sich schon nach kurzer Zeit etwas schmierig an. Die Angst, dass das Gerät aus der Hand flutscht scheint nicht unbegründet. Der Deckel besteht aus Kunststoff und fühlt sich etwas steifer an, als der sehr weiche Akkudeckel, den Samsung beim Galaxy S3 einsetzt. Geöffnet wird der Deckel indem er an der oberen Seite herausgehebelt wird. Dies geschieht ohne größere Kraftanstrengung. Ist die Abdeckung montiert, sitzt sie fest und macht einen sicheren Eindruck.
Die Verarbeitung kann als durchweg gut bezeichnet werden, sie holt das beste aus dem Materialmix heraus. Spaltmaße sind kaum erkennbar, dem Gehäuse lässt sich kein Knarzen entlocken. Zudem sind die Hardwaretasten gut erfühlbar, ohne dabei unangenehm weit aus dem Gehäuse herauszuragen. Der Druckpunkt ist bei Ein/Aus-Schalter, Home-Button und Lautstärkewippe angenehm gewählt. Mit Maßen von 132 x 69 x 9,3 Millimeter und eine Gewicht von 138 Gramm liegt das Gerät angenehm in der Hand.
Unter der Abdeckung sitzt der 2.000-mAH-Akku, außerdem befinden sich hier die Steckplätze für Micro-SD- und Micro-SIM-Karte, wobei für den Wechsel der letzteren der Akku herausgenommen werden muss.
Der Empfang wurde im O2 Netz getestet. Die Sprachqualität war auf beiden Seiten sehr gut, zu Verbindungsabbrüchen kam es nicht. Die Lautstärke der Freisprechfunktion bietet eine ausreichende Lautstärke, um auch bei windigem Wetter im Freien genutzt werden zu können. Bei lauterer Umgebung stößt sie jedoch an ihre Grenzen.
Der von Samsung angegebene Strahlungswert von 0,329 W/kg liegt im sehr guten Bereich.
Samsung verbaut im Galaxy Express ein 4,5 Zoll großes Super-AMOLED-Plus-Display. Die Auflösung fällt mit 480 x 800 Pixeln allerdings recht gering aus. Die Pixeldichte kommt so auf magere 207 ppi. Damit liegt das Galaxy Xpress hinter seinem kleineren Kollegen S3 Mini, das die gleiche Anzahl von Pixeln auf einem 4-Zoll-Display vereint und damit auf eine Pixeldichte von 230 Pixeln kommt. Angesichts dieser Werte wirkt das Display des Express noch erstaunlich scharf. Lediglich bei höherer Zoom-Stufe ist bei Buchstaben eine Treppchenbildung zu erkennen.
Die automatische Einstellung der Display-Helligkeit erscheint etwas zu niedrig. Hier gibt Samsung allerdings die praktische Funktion an die Hand, dass auch die automatische Regulierung nach oben und unten korrigiert werden kann. Für ein AMOLED-Display geht die maximale Helligkeit in Ordnung, das Samsung Galaxy S3 erscheint beispielsweise dunkler. Bei direkter Sonneneinstrahlung wird das Ablesen jedoch nahezu unmöglich.
Das Super-AMOLED-Plus-Display liefert kräftige Farben und Kontraste. Schwächen zeigt es in der Darstellung von Weiß. Schaut man im rechten Winkel auf das Display, wirkt das Weiß leicht beige, ändert sich der Blickwinkel nur leicht, bekommt es einen starken Blaustich. Abgesehen von diesem Blau-Einschlag erweist sich das Display als ziemlich blickwinkelstabil.
Die 5-Megapixel-Kamera ist nach etwas über einer Sekunde einsatzbereit. Zum Fokussieren und Auslösen benötigt sie ungefähr die gleiche Zeit, hier und da kann es jedoch auch etwas länger dauern. Schnappschussqualitäten sehen anders aus. Insgesamt kann die Qualität der Bilder als Mittelmaß betrachtet werden.
Die Kamera bietet die Aufnahmemodi und Optionen:
- Einzelbild
- Panorama
- Aufnahme senden
- Foto mit Freunden teilen
- Smile (Lächelerkennung)
- Cartoon
Zudem stehen die Effekte Schwarz/Weiß, Sepia und Negativ zur Verfügung.
Die Liste der weiteren Einstellungsmöglichkeiten ist umfangreich, allerdings auch unübersichtlich. Denn hier tauchen auch die bereits in der Fotomenü-Ansicht verfügbaren Optionen ein zweites Mal auf (in der folgenden Liste nicht nochmal aufgeführt):
- GPS-Tag
- Fotolicht
- Szenen-Modus
- Belichtungswert
- Fokus-Modus
- Selbstauslöser
- ISO
- Messung
- Hilfslinien
- Kontextabhängige Dateinamen
- Fotografieren mit Sprachbefehlen
- Bildqualität
Trotz ihrer relativ geringen Auflösung von 5 Megapixeln, schießt die Kamera des Galaxy Express recht scharfe und detailreiche Bilder. Farben erscheinen allerdings etwas blass. Bei Innenaufnahmen ist zudem ein deutliches Rauschen wahrzunehmen.
Videos können maximal mit 720 x 1.280 Pixeln aufgenommen werden, was HD entspricht, nicht aber an Full-HD heranreicht. Aufnahmen gelingen flüssig ohne Ruckler bei schnelleren Schwenks. Der Ton wird laut und klar aufgenommen. In leiser Umgebung regelt die Rauschunterdrückung diesen jedoch so weit herunter, dass einzelne Geräusche abgehackt wiedergegeben werden.
Samsung liefert das Express mit Android 4.1.2 aus. Wie von Samsung gewohnt wird die TouchWiz-Nutzeroberläche über die ursprüngliche Android-Bedienung gestülpt. Diese liefert dem Nutzer sieben Homescreens, die mit Apps, Ordnern und Widgets bestückt werden können.
Die Bedienung verläuft weitgehend ruckelfrei und flüssig, Apps starten zügig. Der von einem GB RAM unterstützte Dual-Core-Prozessor kommt mit seinen 1,2 GHz auch bei aufwendigeren Spielen wie Dead Trigger oder Six Guns nicht sonderlich ins Schwitzen. Die Benchmarkergebnisse unterstützen diesen Eindruck: Im AnTuTU-Benchmark erzielt das Express 11.447 Punkte, womit es in etwa auf einem Niveau mit dem LG Optimus G und dem Sony Xperia V liegt. Quadrant errechnet für das Express 4.765 Punkte; einen ähnlichen Wert erreichten auch das Asus PadFone und das Sony Xperia T.
Das Galaxy Express verfügt über Quad-Band-GSM und UMTS mit HSPA+. Außerdem kann das Smarpthone im LTE-Netz funken, hier werden die Frequenz-Bänder 800,1800 und 2100 MHz unterstützt. Über LTE ist eine maximale Download-Geschwindigkeit von 100 Mbit/s möglich. Nutzer, die keine LTE-Option bei ihrem Anbieter gebucht haben greifen auf HSPA+ zurück, hier ist eine Download-Geschwindigkeit von 42 Mbit/s möglich – vorausgesetzt der Mobilfunkanbieter stellt eine solche Bandbreite zur Verfügung.
Um sich per WLAN mit dem Internet zu verbinden, unterstützt das Smartphone nicht nur das geläufige 2,4 GHz-Spektrum (b/g/n-Standard), sondern auch den 5-GHz-Bereich (a-Standard).
Eine mittelmäßige Leistung legte der 2.000 mAh starke Akku hin. Nach etwa 25 Stunden Nutzung mit dauerhaft aktiviertem WLAN und Bluetooth hatte er noch eine Restkapazität von 38 Prozent. Innerhalb dieses Zeitraums wurde er mit 30-minütiger Video-Widergabe per Youtube-Stream, 1,5 Stunden Internetradio, 30 Minuten Spielen, 30 Minuten Surfen sowie gelegentliche Telefonaten beansprucht.
Der Prozessor verfügt über zwei Kerne, die mit 1,2 GHz getaktet sind. Unterstützt wird er von einem GB Arbeitsspeicher. Wie schon erwähnt leistet diese Kombination gute Arbeit. Positiv ist auch anzumerken, dass weder von Prozessor, Akku noch Display ausgehend innerhalb des Tests eine auffällige Wärmeentwicklung zu verzeichnen war.
An Anschlussmöglichkeiten bietet das Galaxy Express eine Micro-USB-Schnittstelle, die auch als MHL-Port fungiert. Damit können mit Hilfe eines entsprechenden Kabels Inhalte über den HDMI-Eingang eines Fernseher wiedergegeben werden. Zudem unterstützt das Smartphone DLNA und bietet mit der AllShare-App die Möglichkeit, Medieninhalte via Internet zwischen verschiedenen Geräten zu teilen. Außerdem ist auch ein NFC-Chip mit an Bord.
Als Standard-Browser auf dem Homescreen kommt noch der Android-Browser zum Einsatz, die mobile Version von Googles Chrome ist jedoch ebenfalls vorinstalliert. Beide verrichten ihre Arbeit zufriedenstellend schnell. Mit dem Android-Browser lädt inside-digital.de in klassischer Ansicht in 14 Sekunden über WLAN, mit HSPA dauert es eine Sekunde länger. Über beide Verbindungen funktioniert das Scrollen durch und das Zoomen in Seiten flüssig und fast ohne wahrnehmbares Nachladen.
Als Navigationslösung kommt beim Galaxy Express das auf Android-Geräten standardmäßig vorinstallierte Google Maps samt Navigation zum Einsatz.
Neben Play Music ist auf dem Express auch ein MP3-Player von Samsung installiert. Dieser bietet verschiedene Sortierungen um Lieder anzuzeigen und neben vorgegebenen Klangeinstellungen auch einen Equalizer, über den Bässe, Mitten und Höhen reguliert werden können. Interessant ist die Funktion Music Square, mit der Musikstücke nach Stimmung ausgewählt werden können. Dies geschieht über eine Matrix welche die Stimmungen "Aufregend", "Fröhlich", "Ruhig" und "Leidenschaftlich" umfasst.
Ein UKW-Radio hat das Galaxy Express ebenfalls mit an Bord. Um etwas zu empfangen ist das Radio auf ein Headset oder Kopfhörer als Antenne angewiesen. Es ist jedoch trotzdem möglich die Musik über den integrierten Lautsprecher wiederzugeben.
Dieser klingt leider sehr blechern und lässt jegliche Tiefen und Bässe vermissen. Die Lautstärke ist ok, allerdings nicht übermäßig laut. Eine viel bessere Figur macht da das mitgelieferte Headset, das mit einem ausgewogenen klaren Klang glänzt.
Als Kalender stellt Samsung den hauseigenen S Planner zur Verfügung, der sich gegebenenfalls mit einem Googlemail-Konto synchronisieren lässt. Mit S Memo gibt Samsung dem Nutzer zudem eine Notiz-App an die Hand.
Kontakte können nach Gruppen und Favoriten sortiert oder als Liste angezeigt werden. Den einzelnen Kontakten können verschiedene Nummern, Klingeltöne, Nachrichtentöne und auch Vibrationsmuster zugeordnet werden. Zudem gibt es eine Liste zahlreicher weiterer Informationen, die für einzelne Kontakte hinzugefügt werden können.
Das Samsung Galaxy Express ist ein solides Mittelklasse-Modell mit guter Verarbeitung, das den schnellen Mobilfunkstandard LTE unterstützt. Die Auflösung des Displays erscheint jedoch nicht mehr ganz zeitgemäß. Insgesamt präsentiert sich das Express als ein durchschnittliches Smartphone, ohne große Schwächen oder Highlights, von der LTE-Konnektivität einmal abgesehen.
Negativ fällt der Akkudeckel auf, der mit seiner Klavierlack-ähnlichen Oberfläche unangenehm rutschig in der Hand liegt. Die Verarbeitung an sich gibt jedoch keinen Grund für Beanstandungen.
Pro:
- Schneller Prozessor
- Gute Verarbeitung
Contra:
- Mittelmäßige Display-Auflösung
- Rutschige Rückseite