In Sachen Windows Phone ist Nokia der Hersteller mit den meisten Bestrebungen, sich im Rennen um die Gunst der Nutzer zu behaupten. Verständlich, setzt Nokia doch auf kein anderes Betriebssystem im Smartphone-Markt. Daher hängt vieles auch vom Erfolg von Windows Phone 8 ab. Das Lumia 920 ist das erste Handy, welches mit der neuen Version des mobilen Betriebssystems von Microsoft auf den Markt kommt und ist gleichzeitig das Flaggschiff der Finnen. In Sachen Design bleibt sich Nokia treu und so kann das 920 problemlos der Lumia-Familie zugeordnet werden. Welche Änderung Windows Phone 8 mit sich bringt und ob sich das Lumia 920 in der Smartphone-Oberklasse behaupten kann, verrät der Testbericht auf inside-digital.de.
Das Lumia 920 wird in einer blauen rechteckigen Verpackung geliefert, auf der ein Fotoaufdruck des Smartphones zu sehen ist und aus der das Handy samt Zubehör herausgeschoben wird. Der Lieferumfang umfasst das Handy, ein Daten- und Ladekabel, ein Steckdosenadapter, ein Headset mit Klinkenanschluss und eine Bedienungsanleitung. Des Weiteren wurde auch ein kleines SIM-Karten-Werkzeug in die Verpackung integriert. Eine Speicherkarte findet sich aufgrund fehlenden Kartenslots nicht im Lieferumfang.
Das Handy besteht aus einem Unibody der nicht geöffnet werden kann. Der Akku ist fest im Gerät verbaut. Um die SIM-Karte einzusetzen, wird hierfür mit dem kleinen Werkzeug die SIM-Kartenhalterung aus der Stirnseite heraus gedrückt – zum Einsatz kommt eine Micro-SIM. Nachdem die Karte in die Halterung eingelegt wurde, wird diese wieder an der Stirnseite eingeschoben und ist fest arretiert. Einen Micro-SD-Slot zum Einsetzen einer Speicherkarte besitzt das Lumia 920 nicht.
Das Windows-Phone-8-Flaggschiff besteht komplett aus hochwertigem Kunststoff. Hierfür setzt Nokia auf knallige Farben. Im Test kommt die gelbe Variante zum Einsatz. Daneben sind noch Rot, Weiß und Schwarz erhältlich. Der gelbe Klavierlack in Hochglanzoptik wirkt verspielt und schick zu gleich. Trotz Kunststoff ist die Haptik sehr gut. Das Gerät ist sehr solide verarbeitet. Auch bei festem Zudrücken knarzt und knackt nichts. Durch das Unibody-Gehäuse ist zudem die Verwindungssteifigkeit sehr hoch. Das ganze Gerät wirkt wie aus einem Guss und gibt keinerlei Grund zur Beanstandung. Die Rückseite ist jedoch ziemlich glatt. Zwar liegt das Lumia 920 sehr gut in der Hand, jedoch werden Nutzer mit kleineren Händen so ihre Probleme haben, das Gerät sicher in der Hand zu halten. Die glatte Rückseite haben alle Farben gemein, bis auf die schwarze Version: Hier setzt Nokia nicht auf die Hochglanzoptik, sondern auf ein mattes Finish, welches leicht angeraut ist, so dass die Griffigkeit erhöht wird und das Handy besser in der Hand liegt. Allerdings gefallen die knackigen Farben mehr, als das Schwarz.
Mit seinen Maßen von 130.3 x 70.7 x 10.7 Millimetern spielt es in der gleichen Liga wie das HTC One X und das Samsung Galaxy S3. Während beide Geräte sogar noch einen Tick größer sind, haben sie aber einen Vorteil: Sie sind deutlich leichter. So bringt das Lumia 920 stolze 185 Gramm auf die Waage und das merkt man vor allem beim längeren Gebrauch. Zwar ist das Gewicht ausgewogen verteilt, jedoch auch kontraproduktiv zum Handling. Auf der anderen Seite passt das Gewicht zum sehr wertigen Eindruck. Dennoch ist weniger manchmal mehr. Beim Design bleibt sich Nokia treu und tut gut daran. So ist die Aufmachung eine gelungene Abwechslung im Smartphone-Markt. Die kantige Grundform wird durch das eher runde Design des Displayglases unterbrochen. Betrachtet man das Gerät von der Seite, wird die Dicke des Handys sichtbar und im Gegensatz zu den Mitbewerbern wirkt das Handy so ziemlich beleibt. Die Flanken sind nach hinten hin stark abgerundet. Das Displayglas steht knapp einen Millimeter über den Unibody heraus, wodurch eine unschöne Kante entsteht.
Die Front wird durch das schwarze Displayglas dominiert. Unter dem Display befinden sich die für Windows Phone obligatorischen drei Sensortasten. Über dem Display liegen eine Frontkamera und die Lautsprecheröffnung. Auf der rechten Geräteseite befinden sich die Lautstärkewippe, die Taste für Displaysperre und eine Taste für den Kamerastart, welche auch als Auslöser fungiert. Die untere Stirnseite beherbergt den Lautsprecher und den Anschluss für das Daten- und Ladekabel. Dem gegenüber wurde die SIM-Kartenhalterung verbaut und mittig platziert liegt der Kopfhöreranschluss.
Die Sprachqualität des Lumia 920 wurde im O2-Netz getestet und bewegt sich auf sehr gutem Niveau. Egal ob im Fest- oder Mobilfunknetz, die Ausgabe der Stimme des Gesprächspartners ist klar und deutlich, ohne Verzerrungen oder Störgeräusche zu vernehmen. Auch man selbst wird vom Gegenüber sehr gut verstanden. Das Telefonieren über die integrierte Freisprecheinrichtung hinterlässt ebenso einen sehr guten Eindruck. Die Ausgabe ist laut genug, um Telefonate in belebter Umgebung zu führen ohne zu verzerren oder zu übersteuern. Telefonate mit dem Headset stehen dem in nichts nach. Am Empfang gibt es nicht zu kritisieren. Der 2.000-mAh-Akku liefert laut Hersteller eine Standby-Zeit von bis zu 460 Stunden im GSM-Netz und über 3G. Telefonate sollen im GSM-Netz knapp 18 Stunden und im UMTS-Netz bis zu 11 Stunden möglich sein. In der Tat ist die Akku-Laufzeit gut. Bei ständig aktiviertem W-LAN und Push-Mail, zwei Stunden Telefonie, zwei Stunden Surfen, Durchsuchen, Herunterladen und dem Ausprobieren diverser Applikationen, musste das Smartphone nach knapp 28 Stunden wieder mit Strom versorgt werden. Damit ist das Lumia wahrlich kein Dauerläufer, befindet sich damit aber in prominenter Gesellschaft mit vielen aktuellen Smartphones und reicht für die Bewältigung der Tagesaufgaben aus.
Neben der Möglichkeit, das Handy wie gewohnt über das Datenkabel laden zu können, stattet Nokia das Lumia mit einer induktiven Lademöglichkeit aus. Hierbei wird das Handy lediglich auf eine entsprechende Ladeschale gelegt – welches mit knapp 50 Euro jedoch recht teuer ist – und der Ladevorgang beginnt, ohne dass das Handy mit einem Kabel verbunden ist. Laut Nokia geht der komplette Ladezyklus hierbei 25 Prozent langsamer von Statten, als über das mitgelieferte Ladekabel. Dank intelligenter Steuerungssoftware, soll hierbei auch der Akku geschont werden. Die Lebensdauer eines Akkus ist auf eine bestimmte Anzahl an Ladezyklen reduziert. Wird diese überschritten, erreichen die Zellen nicht mehr ihre volle Kapazität. Bei induktiven Laden wäre so die Gefahr groß, diese Ladezyklen schneller zu erreichen, als über das Ladekabel, da man in Versuchung kommt, dass Handy bei jeder Gelegenheit einfach auf die Vorrichtung zu legen um stets den optimalen Akkustand zu haben. Genau dies soll die Software verhindern. Wie genau das funktioniert – und ob das überhaupt funktioniert – wird man jedoch erst nach einem Jahr Benutzung feststellen können. Bis dahin verlassen wir uns auf die Angaben des Herstellers.
Für den SAR-Wert am Kopf gibt Nokia 0.70 W/kg an, was mit Blick auf die Konkurrenz einen hohen Wert darstellt, aber dennoch weit unter der gesetzlichen Grenze von 2 W/kg liegt.
Beim Display hat das Lumia 920 gegenüber dem Lumia 900 an Größe gewonnen. So wächst der Bildschirm von 4,3 auf 4,5 Zoll an und folgt damit dem Trend des Jahres, größere Displays zu verbauen. Auch die Auflösung wurde erhöht und stellt nun 768 x 1.280 Pixel dar. Das alles ist durch kratzfestes Gorilla-Glas geschützt. Als Displaytechnik verwendet Nokia ein IPS-LC-Display. Die Anzeige ist extrem scharf, was bei 332 ppi auch kein Wunder ist. Die Helligkeit lässt sich in drei Stufen manuell oder komplett automatisch regeln. Erhöht man die Einstellung manuell auf „hoch“ erstrahlt das Display derart hell, dass es schon fast in den Augen weh tut – zumindest in geschlossenen Räumen oder bei Dunkelheit. Jedoch bringt dies den Vorteil beim Ablesen im Freien mit sich. Bei Sonnenschein lassen sich die Inhalte sehr gut erkennen. Auch mit direkter Sonneneinstrahlung kommt die Anzeige gut zurecht. Zwar wird das Ablesen erwartungsgemäß erschwert, dennoch kann das Wichtigste erkannt werden – vorausgesetzt man hat die Einstellung auf das Maximum an Helligkeit gestellt. Ein spezieller Polarisationsfilter im Displayglas unterdrückt die unschönen Spiegelungen bei Sonneneinstrahlung. Die Farben sind zwar lebendig, jedoch nicht so knackig wie bei einer AMOLED-Technik. Beim direkten Vergleich mit dem Galaxy S3 wirken die Farben sogar etwas blass. Für sich allein genommen ist die Anzeige in Ordnung. Gleiches trifft auf den Kontrast und den Schwarzwert zu. Diese sind gut; aber es geht besser.
Das Lumia 920 verfügt über eine 8-Megapixel-Kamera mit Autofokus und LED-Licht. Zwar gibt Nokia der Kamera das PureView-Label, dies hat allerdings nichts mit dem Pixeloversampling des Nokias 808 PureView zu tun. Vielmehr steht PureView hier für einen größeren Sensor, eine recht große Blendenöffnung von 2.0 und einen echten optischen Bildstabilisator, der auch grobe Bewegung ausgleichen kann, wie man es von Spiegelreflexkameras kennt. Die Optik wird von Carl Zeiss bereit gestellt. Gestartet wird die Kamera über die seitliche Taste. Die Kamera braucht jedoch ein wenig, um startklar zu sein. So vergehen gut drei Sekunden, bevor ein Bild gemacht werden kann. Über die gesonderte Kamerataste wird diese auch ausgelöst. Wie bei einer normalen Fotokamera, verfügt der Auslöser über zwei Druckpunkte. Betätigt man den Auslöser leicht, wird das Motiv scharf gestellt. Drückt man ihn durch, wird das Bild aufgenommen. Bei der Aufnahme über den Auslöser wird jeweils das in der Mitte befindliche Motiv scharfgestellt. Liegt das zu fokusierende Motiv außerhalb der Mitte, kann der Bereich über den Touchscreen bestimmt werden. Hierbei entfällt das Auslösen über die Hardware-Taste, denn das Bild wird direkt nach Berührung des Bildschirms aufgenommen. Für das Speichern des Bildes braucht die Kamera lediglich eine Sekunde. Dem Nutzer stehen umfangreiche Einstellungen zur Verfügung:
- Szene (Auto, Hintergrundbeleuchtung, Makro, Nacht, Nachtportrait, Sport)
- Weißabgleich
- Belichtungskorrektur
- ISO
- Bildverhältnis
- Fotolicht
Weitere Möglichkeiten lassen sich über gesonderte Nokia-Applikationen hinzufügen, wie einem Panoramamodus. Mit „Intelligente Bilder“ werden fünf Bilder nacheinander aufgenommen und der Nutzer kann sich das beste Bild heraus suchen. Eine sehr nützliche Funktion für Portraitaufnahmen. Die Software erkennt auch die Gesichter und so lässt sich bei einem Gruppenbild für jede Person das beste Motiv aus den gemachten Bildern bestimmen und zu einem Bild zusammen fügen. Eine äußerst intelligente Software, welche Nokia dem Nutzer hier an die Hand gibt. Eine weitere Applikation nennt sich Cinemagramm: Hiermit lassen sich GIF-Bilder erstellen, also Bilder mit bewegten Elementen. So lässt sich ein Bild aufnehmen, bei dem das Motiv einem zu winkt oder sich andere Bildteile bewegen, obwohl der Rest still steht. Im Videomodus sind die Einstellungsmöglichkeiten nicht so umfangreich, aber ausreichend:
- Weißabgleich
- Fortlaufender Autofokus
- Videoqualität
- Videolicht
Nokia und Carl Zeiss stellen eindrucksvoll unter Beweis, wie gut heutzutage eine Handykamera sein kann. Dank dem optischen Bildstabilisator, können die Motive mit einer längeren Belichtungszeit aufgenommen werden, als es mit herkömmlichen Handys möglich ist. In Verbindung mit der großen Blendenöffnung punktet das Lumia 920 dort, wo die Konkurrenz um iPhone 5, Galaxy S3 oder HTC One X ihre Schwächen offenbaren: nämlich bei der Aufnahme mit sehr wenig Umgebungslicht. Die Bilder werden zwar so nicht besser, aber die Ausschussrate verringert sich, da smehr Bilder zu gebrauchen sind. Ist ausreichend Licht vorhanden, zeigen sich sehr scharfe und farbenfrohe Bilder. Zu Bild- oder Farbrauschen kommt es – zumindest bei guten Lichtverhältnissen – nicht. Beim Vergleich mit dem S3 zeigt sich, dass trotz Makromodus, die Bilder des Lumia nicht so detailiert sind, wie es beim S3 der Fall ist. Bei einem Landschaftsmotiv fällt kein Unterschied auf. Die Kamera des Lumia 920 gehört eindeutig zu den Besten am Markt und punktet sogar noch bei schlechten Lichtverhältnissen, wo die Konkurrenz schon längst die Segel streichen muss. Die Full-HD-Videos geben keinen Grund zur Beanstandung. Mit schnellen Schwenks kommt sie sehr gut zurecht. Auch zwischen hellen und dunklen Bereichen vermag die Kamera schnell und zielsicher zu unterscheiden. Mirkoruckler konnten nicht ausgemacht werden. Sehr gut ist auch die Tonaufnahme, welche viele Störgeräusche herausfiltert und nur bei sehr lauter Musik zum Verzerren bzw. Übersteuern neigen kann.
Das Lumia 920 ist das erste Windows-Phone-8-Gerät – parallel wird noch das Lumia 820 auf dem Markt erscheinen. Microsoft führt mit der neuen Version viele Erweiterungen mit ein. Zukünftig unterstützt WP8 auch mehrkernige Prozessoren. Des Weiteren erlaubt das Betriebssystem den Herstellern, Displays mit einer HD-Auflösung zu verbauen. Mit Windows Phone lassen sich zukünftig auch NFC-Chips nutzen. Ebenfalls interessant ist die Tatsache, dass Nokia sein Kartenmaterial nicht mehr nur auf eigenen Geräten anbietet, sondern Microsoft allen Herstellern von Windows-Phones erlaubt, Nokias Karten zu nutzen. Wenn vom Hersteller gewünscht, lässt sich das Windows-Phone nun auch mit Speicherkarten aufrüsten, wie es beispielsweise beim Lumia 820 der Fall ist. Ein sehr interessantes Feature ist die Kinderecke. Hier haben Eltern die Möglichkeit, bestimmte Inhalte bzw. Applikationen freizugeben, über die das Kind verfügen kann. Um aus dem Kinderbereich wieder herauszukommen, bedarf es einem Passwort. So schützt man nicht nur die Kleinen vor nicht kindgerechten Spielen, sondern so bleiben auch der Kalender, die Einstellungen oder die Kontakte von einem versehentlichen Löschen verschont.
Auch an die Optik seines Betriebssystems hat Microsoft Hand angelegt. So wurde der Startbildschirm dahingehend verändert, dass dieser nun die volle Breite des Display nutzen kann und rechts kein schwarzer Rahmen bleibt. In Sachen Personalisierung des Startbildschirms hat sich ebenfalls was getan: Der Nutzer ist nicht mehr auf das Design bzw. auf die Größenzuordnung der Kacheln vom Entwickler beschränkt. Zukünftig lassen sich alle Kacheln in drei verschiedenen Größen darstellen. Auf Wunsch gibt es eine kleine Kachel, eine kompakte Ansicht und eine große breite Ansicht. Auch dürfen nun mehr Farben ausgewählt werden. Der Internet Explorer in der Version 10 hält Einzug und verspricht eine bessere Darstellung und schnelleres Laden von Inhalten. Zudem wurde die Sicherheit verbessert.
Mit Windows Phone 8 setzt Microsoft auf eine stärkere Bindung zu Windows 8. So sind die Symbole der Kacheln auf beiden Plattformen identisch, wodurch man sich auf beiden Systemen gleich zurechtfindet. Auch soll es den Entwicklern erleichtert werden, ihre Applikationen für beide Plattformen zu entwickeln. Auf die viel gescholtene Software Zune, welche für die Synchronisation von Daten und Inhalten und zur Firmwareaktualisierung diente, wird verzichtet. Der Abgleich lässt sich, je nach Hersteller, über den Massenspeichermodus realisieren. Damit reagiert Microsoft auf ein viel diskutierten Punkt. Die Synchronisation mit Windows 8 kann zudem mit der Companion-App erfolgen, welche Zune ersetzt.
Zwar ändert sich eine Menge mit der neuen Version, was jedoch bleibt ist die perfekte Bedienung von Windows Phone. Die Performance ist überragend – vor allem wenn man sich vor Augen führt, dass Nokia keinen hoch getakteten 4-Kern-Prozessor oder enormen Arbeitsspeicher verwenden muss. Man merkt nahezu an jeder Stelle, dass die Software auf die Hardware angepasst wurde. Ein großer Pluspunkt der restriktiven Vorgaben, welche Microsoft an die Hersteller setzt. In Sachen Nutzerfreundlichkeit und Geschwindigkeit gibt es nichts zu meckern. Alles läuft äußerst flüssig, gerade in langen Kontaktlisten, ist das scrollen butterweich. Bedenkzeiten nimmt sich das OS so gut wie nie. Alles wirkt aufgeräumt und die Benutzung verläuft recht intuitiv.
Dennoch, einige Punkte sind unlogisch oder nicht wirklich zu Ende gedacht. Wie zum Beispiel die Benachrichtigung, bei Microsoft „Toast“ genannt. Liegt das Handy auf dem Tisch und es erreicht einen eine SMS oder eine sonstige Mitteilung, so erscheint für einen kurzen Moment ein entsprechender Banner am oberen Displayrand. Schaut man sich die Mitteilung aber nicht gleich an und aktiviert den Bildschirm nach ein paar Minuten um die SMS zu lesen, ist der Banner jedoch verschwunden. So muss man erst wieder das Icon der SMS-Applikation suchen und diese starten, statt direkt über den Banner darauf zugreifen zu können. Das ist dann recht nervig, wenn man längere Zeit nicht auf sein Handy schaute. So werden verpassten Aktionen nicht gesammelt dargestellt, sondern lediglich auf den Live-Kacheln als neue Mitteilung angezeigt. Man muss dann erst den Startbildschirm durchscrollen und schauen, was man alles verpasst hat.
Fast alles wird in sogenannten Hubs dargestellt. Anders als auf dem Startbildschirm, kann deren Inhalt nicht nur vertikal, sondern auch horizontal verschoben werden. Äußert ärgerlich ist dabei die Tatsache, dass der eigentliche Rahmen des Hub jedoch starr ist und der Bereich, welcher den zu verschiebbaren Inhalt darstellt, somit recht klein ist. Gerade bei Facebook fällt dies auf. Scrollt man im Newsfeed nach unten, verschiebt sich nicht der Rahmen nach oben – wie man es erwartet - sondern bleibt stehen und dieser nimmt knapp 1/3 des Bildschirms ein. Hinzu kommt eine nicht ausblendbare Navigationsleiste am unteren Displayrand. Somit stehen für den eigentlichen Inhalt nur noch circa drei Zoll vom Display übrig und der Vorteil des großen Display geht recht schnell verloren.
Zudem fehlt es an einer geordneten, schnell erreichbaren Einstellungsleiste. Will man W-LAN aktivieren, muss man in die Einstellungen, an einer anderen Stelle dann wieder zur Bluetooth-Einstellung navigieren. Um die Helligkeit anzupassen, sind ebenfalls mindestens drei Klicks nötig. Dies ist zwar kein K.O.-Kriterium, da die Wege recht kurz sind. Aber dies hätte man durchaus eleganter lösen können.
Das Schreiben auf dem großen Display geht sehr gut von Statten. Die Eingaben können auch für Schnellschreiber treffsicher erfolgen. Leider befindet sich Sonderzeichen nicht als Kontextmenü auf den Buchstabentasten (ein längerer Druck würde das jeweilige Sonderzeichen auswählen) sondern müssen erst mit einer Aktion auf der Symbol-Taste aufgerufen werden. Über die Einstellungen lassen sich diverse E-Mail-Postfächer definieren.
Alles in allem machte Windows Phone 8 aber einen weiteren Schritt nach vorne. Gut war es schon immer, doch jetzt darf sich der Nutzer an vielen Erweiterungen erfreuen, welche zum einen die Produktivität ihrer Geräte und zum anderen die Personalisierbarkeit erhöhen.
Die Liste mit der Ausstattung des Lumia 920 liest sich wie ein Buch. Nichts wurde vergessen – im Gegenteil. Nicht zuletzt durch das induktive Laden, geht Nokia sogar zukunftsweisend voran. Dank Quad-Band GSM, Penta-Band UMTS und einem LTE-Modem, was ganze neun Bänder unterstützt, ist der Empfang und das mobile Internet nahezu auf der ganzen Welt möglich. Unterwegs kann der Nutzer (theoretisch) mit bis zu 42.2 Mbit/s im Download und 5,7 Mbit/s im Upload rechnen. Wer es schnell braucht – und eine entsprechende Option bei seinem Netzbetreiber gebucht hat – der greift auf LTE zurück. Hier stehen dann 50 Mbit/s bereit. Für den Internetzugang daheim oder an Hotspots kann auf WLAN in den Standards a/b/g/n zurückgriffen werden. Wer ein entsprechenden Router und eine schnelle Internetverbindung hat, der kann auf WiFi-Channel Bonding setzen. Hierbei werden die beiden Sendefrequenzen des WLAN, 2,4 und 5 GHz, zusammengelegt um die doppelte Bandbreite zu erzielen. Bluetooth 3.0 und NFC sorgen für den Datenaustausch auf kurzer Entfernung.
Über NFC lassen sich mit entsprechendem Zubehör auch Inhalte auf Musikanlagen oder Fernseher übertragen. Gleichzeitig dienen diese Stationen auch zum induktiven Laden. Allerdings ist das Zubehör nicht gerade billig. So kostet die Kombination aus Laden und NFC um die 100 Euro. Der Speicher umfasst insgesamt 32 Gigabyte, der nicht erweitert werden kann. Zudem kann der Nutzer auf sieben Gigabyte Cloudspeicher über SkyDrive setzen.
Bei der Hardware setzt Nokia auf eine Verdoppelung – zumindest mit Blick auf die Prozessorkerne. So werkelt im Lumia 920 ein Qualcomm Snapdragon S4 mit zwei Kernen. Jeder Kern taktet mit bis zu 1,5 Gigahertz. Auch beim Arbeitsspeicher legte Nokia nach, statt 512 Megabyte wie beim Lumia 900, kann das Gerät nun auf 1 Gigabyte zurückgreifen. Wie schon erwähnt, reicht die Hardware aus, um in Verbindung mit der Software äußerst potent zu sein. Es bedarf also nicht immer 4-Kern-Prozessoren, wie es beim Ressourcen-lastigen Android der Fall ist. Da Betriebssystem-übergreifende Benchmarktests nicht aussagekräftig sind, verzichten wir an dieser Stelle die Werte mit den Android-Boliden zu vergleichen. Grafisch sehr aufwendige Spiele, brachten das Lumia 920 zu keiner Zeit aus der Ruhe. Auch gab es keine großen Wartezeiten beim Laden von Applikationen. Somit steht genug Leistung für alle Lebensbereiche zur Verfügung. Hier hat Microsoft mit seinem Betriebssystem sehr gute Arbeit geleistet.
Der neue Internet Explorer 10 verrichtet sehr gute Dienste. Neben diversen Sicherheitsupdates, kommt er mit einem spürbaren Geschwindigkeitsschub daher. Die Startseite von inside-digital.de wird über WLAN in knapp 10 Sekunden geladen. Über HSDPA benötigt der Browser ein paar Sekunden länger. Ein wenig ungewohnt ist die Tatsache, dass die Adressleiste sich nicht wie sonst oben sondern unten befindet. Das Vergrößern und Verkleinern der Internetseite mittels „pinch-to-zoom“ geht, ebenso wie das Scrollen, butterweich vonstatten. Streicht man schneller auf dem Display, verschiebt sich der Inhalt ohne jegliches Ruckeln. Tippt man einen Ausschnitt doppelt an, wird der Inhalt automatisch an die Bildschirmgröße angepasst. Das Rendering der Seiten ist perfekt und steht der Ansicht auf einem PC in nichts nach. Interessante Seiten lassen sich als Favoriten abspeichern oder als Kachel auf dem Startbildschirm legen. Insgesamt lassen sich sechs verschiedene Seiten parallel öffnen, zwischen denen hin und her gewechselt werden kann. Der Inhalt lässt sich nach bestimmten Wörtern durchsuchen. In den Einstellungen kann festgelegt werden, dass alle Seiten nur in der Desktopversion angezeigt werden. Eine ständige Abfrage, ob man die Seite in der mobilen Ansicht betrachten will, fällt damit weg.
Als Navigationssoftware ist Nokia Karten installiert, welches kostenlos zur Verfügung steht. Das gewünschte Kartenmaterial für Deutschland, Europa, Amerika oder die restliche Welt wird beim ersten Start heruntergeladen. Für die sprachgeführte Navigation bedarf es einem weiteren Programm: Nokia Drive. Dieses lässt keine Wünsche offen. Die Sprachansagen sind klar, deutlich und vor allem punktgenau. Neben der Auto-Navigation steht auch eine Fuß-Navigation für einen Städtetrip bereit.
Musik wird über den speziellen Multimedia-Hub eingebunden. Dieser stellt jeweils das letzte Video oder die zuletzt verwendete Musikdatei dar. Ein Wisch nach rechts zeigt die Musikbibliothek. Die Musikbibliothek, welche nur mit über den Rechner bestückt werden kann, stellt die Lieder unterteilt nach Künstler, Alben, einzelnen Liedern und Genre bereit. Öffnet man die Alben einer Band, lädt der Musik-Hub ein Hintergrundbild herunter und stellt alle Inhalte vor diesem Bild der Band dar, was sehr nett ausschaut.
Die Ausgabe über den stirnseitig verbauten Lautsprecher ist klar und laut. Zu einem Übersteuern kommt es selbst auf maximaler Lautstärker nicht. Die Mitten und Höhen dominieren, Tiefen oder satte Bässe sind kaum zu vernehmen. Einen Equalizer gibt es nur bei der Verbindung eines Headsets. Hierbei stehen dem Nutzer bis zu 18 Klangprofile zur Verfügung. Die Dynamik ist sehr ausgewogen und über das komplette Spektrum ist der Klang ausgezeichnet. Selbst auf maximaler Lautstärke sind keine Verzerrungen oder ein Übersteuern zu vernehmen. Druckvolle Bässe gibt es nur bei der entsprechenden Einstellung über den Equalizer. Schließt man das Lumia an eine Anlage an, kann der Klang ebenfalls vollkommen überzeugen. Neben der Möglichkeit, sein eigene Musikbibliothek abzuspielen, steht einem auch mit Nokia Mix ein Streaming-Dienst zur Verfügung. Hierbei gibt man einfach sein gewünschtes Genre an und eine entsprechende Playlist wird automatisch erstellt, welche Musik für mehrere Stunden enthält. Der Clou dabei: Die Mixe lassen sich auch kostenlos herunter laden und abspeichern, um sie offline zu genießen, aber nur vier Stück. Für die Musik zur nächsten Party ist somit stets gesorgt. Einzige Einschränkung hierbei, man kann in der Stunde nur sechs mal zum nächsten Titel springen. Zur Inbetriebnahme eines FM Radios ist das Headset BH-221 vonnöten, da dieses ein eingebautes FM-Radio besitzt.
Eine sehr gute Integration verschiedener Internet-basierter Dienste, stellt die Kontaktdatenbank auf dem Windows-Phone-8-Gerät dar. Über verschiedenste Wege können Kontaktdaten mit dem Handy abgeglichen werden. Der direkte Abgleich mit Outlook ist nicht ohne weiteres möglich. So benötigt man dafür entweder einen Exchange-Account oder man wählt die kostenfreie Variante und exportiert seine Kontakte in eine CSV-Datei. Diese Datei importiert man dann in seinem Google-Konto oder in den Windows Live-Account. Sind die Daten einmal importiert, können diese mit dem Handy ganz leicht abgerufen und integriert werden. Im Kontakte-Hub wählt man das gewünschte Konto und das Smartphone gleicht die Kontakte ab. Wählt man zudem noch das Facebook-Konto als Quelle, werden auch hier alle Kontakte übernommen. Insofern die Namen übereinstimmen, werden die Kontaktinformationen aus dem E-Mail-Konto mit denen von Facebook zusammengeführt und in einer Ansicht dargestellt. Sind die Namen verschieden, können Kontaktinformationen manuell verknüpft werden. Die Datenbank ist dynamisch aufgebaut, es können so viele Kontakte angelegt werden, wie das Gerät Speicherplatz bietet. Neben den obligatorischen Informationen wie diversen Telefonnummern, E-Mail- und private Adressen, Webseiten, Geburtstagen und Notizen, können noch eine Vielzahl von weiteren Fakten zu einem Kontakt hinzugefügt werden.
Auch der Kalender kann mit einem vorhandenen Google- oder Windows Live-Account abgeglichen werden, insofern die Daten dort verfügbar sind. Der Kalender stellt beim Start die Tagesansicht dar und unterteilt für diese für jede Stunde. Ein kompletter Geschäftstag lässt sich so sauber planen. Einzig die Darstellung des Monatskalenders ist nicht glücklich gewählt. So sind die Termine, genauer gesagt ist der Text, viel zu klein dargestellt. Übersichtlichkeit schaut anders aus. Zur besseren Übersicht bedarf es dann der Tages- oder Aufgabenagenda. Einen Termin können neben den Zeiten und den Erinnerungen auch noch der Ort, der Status während des Termins und die Teilnehmer definiert werden.
Sehr umfangreich präsentiert sich auch die Office-Anwendung.Mit ihr lassen sich Excel, Word und Powerpoint-Dokumente öffnen und komfortabel bearbeiten. Für Betrachtung der PDF-Dateien muss indes noch der Acrobat Reader heruntergeladen werden, welcher kostenlos im Marketplace zu finden ist. Dokumente können lokal auf dem Handy, online über SkyDrive oder lokal gespeichert werden.
Zusätzlich befinden sich noch ein Rechner, ein Wecker und eine Brieftaschen-Applikation auf dem Handy. Mit der Brieftasche können Gutscheine, Kredit- oder Bankkartendaten, sowie Mitgliedskarten angelegt werden und bei Bedarf aufgerufen werden. Ähnlich wie bei Apples Passport, können darüber Zahlungen veranlasst werden. Mit der Nokia-Applikation City Lens, bekommt der Nutzer eine AR-Anwendung (Agumented Reality). Dabei zeigt das Handy auf dem Display Lokale, Geschäfte, Kulturorte oder Sehenswürdigkeiten an. Dreht man sich, ändern sich auch die angezeigten Orte, welche jeweils in der Blickrichtung liegen. So findet man sich in fremden Städten einfach zurecht. Auf Wunsch werden zusätzliche Informationen zu den Orten angezeigt. Es lässt sich eine Route planen oder direkt ein Anruf starten. Der Marketplace beherbergt eine Vielzahl an Programmen und Spielen, welche teils kostenlos, aber auch kostenpflichtig sind. Die meisten kostenpflichtigen Apps liegen knapp an der Euro-Grenze. Viele kostenpflichtige Programme können zuvor auch als Testversion heruntergeladen werden. Somit entfallen in der Regel die vielen kostenlosen „Lite“-Versionen, was auf Dauer den Markt übersichtlicher halten wird. Zudem gibt es einen eigenen Nokia-Store, welche weitere Programme anbietet, die teilweise direkt von Nokia kommen. Dies ist allerdings lediglich als Ergänzung zum Marketplace zu verstehen, nicht als Ersatz.
Beim Leser-Testing des Lumia 920 in Berlin (inside-digital.de war vor Ort) warb Nokia mit einem großen Plakat, was zugleich der Slogan für die Vermarktung der neuen Lumia-Smartphones ist: „Jeder liebt ein Comeback“. Nun lässt sich sicherlich darüber diskutieren, ob Nokia das Comeback nicht schon mit den zuvor erschienen Geräten der Lumia-Reihe feierte. Sicher ist aber, dass Nokia mit dem Lumia 920 ganz klar in der Oberklasse mitspielen kann. Vielleicht beziehen sich die Finnen hierauf. Nokia ist ein erstklassiges Handy gelungen. Dass die Finnen Hardware-mäßig einiges drauf haben, sollte unbestritten sein. Aber neben dem Handy selbst, ist auch Windows Phone 8 erwachsen geworden und räumt mit einer Menge Vorurteilen auf, mit denen die Redmonder zu kämpfen hatten. So bringt die neue Version viele nützliche Änderungen mit sich, welche eingefleischte WP-Nutzer weiter begeistern, aber auch etwaige Umsteiger zum Nachdenken bringen sollten.
Am Handy selbst gibt es beinahe nichts auszusetzen. Die Verarbeitung ist perfekt, das Design erfrischend anders. Nokia verbaute derart viel Technik, dass das Lumia 920 sich nicht verstecken braucht. Die Hardware ist potent und dank perfekt abgestimmter Software ermöglicht sie eine butterweiche Bedienung, welche man bei vielen Android-Geräten vergebens sucht. Zudem kommt Nokia mit zukunftsweisender Technik daher, wie dem induktiven Laden. Zwar ist das Thema grundsätzlich nicht neu, aber bis auf Palm, welche dies schon im Pre verbauten, haben andere Hersteller nur davon geredet, statt es umzusetzen. Der einzige Wermutstropfen ist jedoch das teure Zubehör hierfür. Die Kamera gehört mit zu den Besten am Markt, das Display kann beinahe in allen Lebenslagen punkten und die Akkulaufzeit reicht für einen langen Arbeitstag aus.
Wenn man am Lumia 920 was bemängeln möchte, dann ist dies eher subjektiver Natur. So ist das Gerät aufgrund der Dicke und des Gewichtes ein ganz schöner Brocken. Auf der anderen Seite spricht gerade das Gewicht auch für eine gewisse Hochwertigkeit. Business-Kunden werden den ein oder anderen Komfort im Kalender vermissen. Auch eine direkte Verbindung mit Outlook sucht man weiterhin vergebens. Bleibt noch der Preis: Mit über 600 Euro durchbrechen die Finnen die Schallmauer, wo man sich dreimal überlegt, ob man soviel Geld auf den Ladentisch legt. Ob man bei diesem Preis wechselwillige Kunden im Android- oder iOS-Lager findet, wird sich noch zeigen müssen. Keine Frage, das Handy ist es Wert. Doch wie bei allen ist es eine Glaubensfrage des Betriebssystems. Und genau hier muss Nokia ansetzen, um etwaige Kunden zu überzeugen. Das Zeug dazu hat Windows Phone (mittlerweile) alle Mal.
Pro
- perfekte Verarbeitung
- erstklassige Performance
- sinnvolle Software
- sehr gute Kameraperformance
- große Ausstattungsliste
Contra
- hohes Gewicht
- Preis