Nicht umsonst steckt „Razr“ im Namen
des neuen Motorola Razr 5G. Sieht man es an, fühlt man sich in die Anfänge der 2000er zurückversetzt: Ein schmales Klapphandy, das zusammengeklappt in jede Hosentasche passt, eine dickliche Ausbuchtung am unteren Gehäuserand, sodass Ober- und Unterhälfte wie ein Puzzle-Stück perfekt zueinanderpassen. Doch öffnest du das
Motorola Razr
5G, erwartet dich nicht die klassische T9-Tastatur wie beispielsweise beim
Razr V3, sondern ein lang gezogener, sehr schmaler Bildschirm.
Motorola verpasst allerdings nicht nur seiner altbekannten Razr-Serie ein modernes Update, sondern auch dem „normalen“ Modell ohne 5G. Die Frage: Was steckt achtzehn Jahre nach Start der Reihe im Klapphandy? Und unterscheiden sich das 4G- und 5G-Modell?
Motorola Razr 5G: Diese Technik steckt drin
Im Vergleich zwischen dem Motorola Razr und
Motorola Razr 5G liegt der grundlegende Unterschied offen auf der Hand: Das 2020er-Modell ist fähig, im
5G-Netz zu funken – zumindest, wenn es in deiner Heimat möglich ist. Weitere signifikante Unterschiede zwischen den zwei Varianten liegen vor allem verborgen im Inneren: Das
Razr 5G bietet eine bessere
LTE-Anbindung (Cat.18), sowie mit 8 GB RAM und 256 GB interner Kapazität auch mehr Speicher. Allerdings musst du dir vor dem Kauf darüber im Klaren sein, dass der interne Speicherplatz nicht per
Micro-SD-Karte erweiterbar ist.
Zur weiteren Ausstattung gehören auch
Android 10 als Betriebssystem, NFC,
WLAN (2,4 & 5 GHz bis WiFi 802.11ac) und
Bluetooth 5.1 bereit. Einen separaten Kopfhörer-Anschluss sowie eine
IP-Zertifizierung gibt es nicht. Die
Dual-SIM-Funktion wird durch eine physische
SIM-Karte sowie eine
eSIM realisiert. Auf der Rückseite befindet sich außerdem ein Fingerabdrucksensor. Der Akku fasst 2.800 mAh.
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Auch der Prozessor ist ein anderer: Im Razr 5G kommt der
Qualcomm Snapdragon 765G anstelle des
Snapdragon 710 zum Einsatz. Verwunderlich ist an dieser Stelle, dass Motorola auf ein Highend-Chipsatz aus der 8er-Reihe von Qualcomm verzichtet. Dennoch kommt das Klapphandy auch gut mit dem Mittelklasse-Modell aus – doch dazu später mehr. In puncto Display greift Motorola auf Altbewährtes zurück: Das große, klappbare Display misst 6,2 Zoll in der Diagonale, löst mit 876 x 2.142 Pixeln auf und ist im sehr schmalen 21:9-Format. Im zusammengeklappten Zustand findet sich auf der Außenseite ein externes Display, das 2,7 Zoll groß ist und Inhalte mit 600 x 800 Pixeln darstellt.
- Maße:
- Zusammengeklappt: 92 x 73 x 16 Millimeter
- Aufgeklappt: 169 x 73 x 8 Millimeter
- Gewicht: 192 Gramm
Bei der Kamera setzt Motorola auf eine 48-Megapixel-Variante mit f/1.7-
Blende auf der Rückseite. Für Selfies und Videochats ist eine Frontkamera mit 20-Megapixel-
Auflösung und f/2.2-Blende verbaut. Aber: Ist das Razr 5G zugeklappt, kannst du die Hauptkamera ebenfalls für Selfies verwenden.
Hardware-Bewertung auf einen Blick:
- Gehäuse: 3,5 von 5 Sternen
- Display: 3,5 von 5 Sternen
- Ausstattung: 3,5 von 5 Sternen
- Kamera: 3 von 5 Sternen
- Software: 4,5 von 5 Sternen
- Akku: 2 von 5 Sternen
→
Gesamtbewertung: 3 von 5 Sternen
Stärken und Schwächen des Motorola Razr 5G
Gehäuse und Design: Die 2000er klopfen an
Wie bereits eingangs erwähnt, vertraut Motorola auf das altbewährte Design, mit dem die Razr-Reihe 2003 auf dem Markt startete. Zumindest, was die Grundlagen betrifft. Das Razr 5G ist selbstredend breiter und in puncto Form deutlich gerade als seine Vorfahren. Wer sich einmal an die
Edge- und randlosen Displays gewöhnt hat, muss sich bei Motorolas Klapphandy wieder mit recht breiten Gehäuserändern anfreunden. Nicht nur zu beiden Seiten, sondern vor allem ober- und unterhalb des Panels sind bleiben breite Ränder bestehen. Besonders ungewohnt ist dabei die untere Wulst des Gehäuses, die im Vergleich recht schwer in der Hand liegt.
Auffällig sind darüber hinaus die Scharniere, die sich nicht nur vom Rest des Gehäuses abheben. Sie fallen zudem wahrlich dick aus, wodurch das Motorola Razr 5G ein wenig klobig wirkt. Die Rückseite ist indes wie bei den meisten anderen Smartphones auch aus Glas – Schmutzfinger und Rutschigkeit inklusive.
Doch trotz der des Klappmechanismus ist das Razr 5G keineswegs klapprig. Motorola gelingt die Verarbeitung gut und auch die Scharniere sowie Button sitzen fest, ohne das Lücken zu fühlen wären. Einziges Manko: Der Klappmechanismus hat – abgesehen davon, dass das Smartphone dadurch kleiner wird – keinen Vorteil. Im Vergleich: Das
Samsung Galaxy Z Flip lässt sich im rechten Winkel auf eine gerade Fläche stellen, um beispielsweise Selfies zu machen. Das Scharnier des Motorola Razr 5G ist jedoch so stramm, dass das nicht funktioniert.
Display: Das doppelte Lottchen
Rein technisch gesehen verbaut Motorola ein modernes
OLED-Display, das aufgrund des Formats mit ungewöhnlichen 876 x 2.142 Pixeln auflöst. Wer mit Glas überzogene Bildschirme gewöhnt ist, reibt sich zu Beginn an der weichen sowie matten Display-Folie. Die ist nötig, damit das Panel klappbar ist. Deutlich bemerkbar machen sich nach kürzester Zeit auch Knicke in der Display-Folie, wodurch sich vor allem die Partie rund um die Scharniere sehr wellig anfühlt. Sichtbar sind sie je nach Blickwinkel ebenfalls. Ob das stört, hängt letztlich vom jeweiligen Nutzer ab. Fakt ist jedoch: Nach und nach fängt die Folie immer mehr an zu knistern, sobald man drauf tippt.
Das Display ist recht schmal, vor allem aber lang gezogen. Das Format beträgt zwar 21:9 – für Serien und Co. ist das aber trotzdem nicht ideal. Zur rechten wie linken Seite bleiben schwarze Ränder bestehen. Abgesehen davon leistet das Razr 5G solide Arbeit und stellt Farben sowie Schwarzwerte kontrastreich dar. Im Hinblick auf die Konkurrenz steckt das Klapphandy aber ebenfalls zurück, denn die Bildwiederholungsrate bleibt bei 60 Hz und kann nicht individuell eingestellt werden.
Klappst du das Razr 5G zu, erwartet dich ein weiteres
Mini-Display. Auf 2,7 Zoll Diagonale lässt sich nicht nur die Uhrzeit ablesen. Du kannst auch durch Apps scrollen, Nachrichten einsehen oder ein Selfie aufnehmen. Auch Videotelefonate im Kleinstformat sind drin.
Das zweite, externe Display misst nur 2,7 Zoll in der Diagonale.
Auch nach 18 Jahren hat Motorola das charakteristische Design der Razr-Reihe eingesetzt.
Die Knickfalte sieht und fühlt man auf dem flexiblen Display deutlich.
Das Razr 5G lässt sich nicht im 90-Grad-Winkel aufstellen.
Ist das Motorola Razr 5G aufgeklappt, ist es groß und vor allem sehr schmal.
Die Frontkamera des Klapphandys ist in einer recht dicken Aussparung untergebracht.
Die 48-MP-Hauptkamera lässt sich auch einsetzen, wenn das Razr 5G zugeklappt ist.
Die zwei Einzelteile sind mit Glas überzogen und treffen mittig dank Scharnier perfekt zusammen.
Solide Leistung, Technik von gestern
Für Gamer ist das Motorola Razr 5G also in Bezug auf den Bildschirm, aber auch auf die Leistung eher ungeeignet. Unter der Haube steckt der Mittelklasse-Prozessor Snapdragon 765G aus dem Jahr 2019, der dem Smartphone 5G-Fähigkeit beschert. Der Chip taktet mit bis zu 2,4 GHz und beschert dem Razr 5G trotz dessen eine flüssige Performance. Ruckler sind nicht zu erkennen, ebenso wenig Verzögerungen beim Öffnen von Apps oder beim Scrollen durch das Internet. An die rasante Leistung der (faltbaren) Konkurrenz kommt das Motorola-Handy trotzdem nicht heran.
Der Fingerabdrucksensor arbeitet indes nicht immer zuverlässig, sondern erkennt den Nutzer des Öfteren nicht. Anstatt sich das Smartphone entsperrt, spürt man nur ein kurzes Vibrieren, das die Fehlermeldung haptisch weitergibt. Aufgrund des Klappmechanismus sitzt der Sensor recht tief an der Gehäuserückseite, wodurch vor allem Menschen mit großen Händen einige Verrenkungen in Kauf nehmen müssen, um ihn zu bedienen.
Akku ohne Puste
Beide Punkte, sprich der vergleichsweise schwächere Prozessor sowie die hohe Bildwiederholungsrate, kommen letztlich dem Akku zugute. Denn dieser ist mit 2.800 mAh mehr als knapp bemessen. Stichwort: schlankes Gehäuse anstatt ausdauernder Akku. Das macht sich auch deutlich im alltäglichen Gebrauch merkbar.
Nach acht Stunden intensiver Nutzung vermeldet das Motorola Razr 5G nur noch 66 Prozent Akkuleistung. Nach einer weiteren Nacht im Standby-Modus verbleiben für den zweiten Tag noch 55 Prozent Ladung – ein drastischer Abfall. Ergo kommt man mit dem Klapphandy zwar einen Tag lang gut über die Runden, aber für den nächsten Tag muss das Razr 5G schon an die Steckdose. Eine Schnellladetechnik mit 18 Watt ist zwar mit an Bord, das Smartphone benötigt aber fast zwei Stunden, um sich vollständig aufzuladen. Aufgeladen wird über einen
USB-3.1-Anschluss. Auf
Qi muss man jedoch verzichten.
Fast vergessen: die Kamera mit nur einem Objektiv
Schaut man sich Highend- und Mittelklasse-Smartphones von heute an, haben sie vor allem eines: viele Kameraobjektive. Darauf verzichtet Motorola und verbaut stattdessen ein einzelnes Hauptobjektiv mit 48 Megapixeln, einer f/1.7-Blende, optischer Bidstabilisation und
Pixel-Binning. Letzteres heißt: Tatsächlich fotografierst du mit 12 Megapixeln, die Software rechnet jedoch vier Pixel zu einem zusammen. Damit einher geht auch, dass viele Zusatzfunktionen, die die Konkurrenz bietet, wegfallen. Zu nennen wären hier beispielsweise Makro-, Ultraweitwinkel- oder auch das Teleobjektiv. Somit bleibt nur das, was bereits in der Kamera-App vorinstalliert ist.
Landschaftsaufnahmen nimmt das Motorola Razr 5G scharf auf.
Fotos bei Nacht sind recht schlecht ausgeleuchtet und im Detail unscharf.
Das Motorola Razr 5G kann trotz fehlendem Makroobjektiv in puncto Nahaufnahmen überzeugen.
Den achtfachen, softwareseitig installierten Zoom kann man für Fotos nicht gebrauchen.
Nichtsdestoweniger sind die Fotos vor allem bei Tageslicht gut. Sie können mit Detailreichtum und satten Farben überzeugen – sowohl bei Landschafts- als auch Makroaufnahmen. Bei Dämmerlicht und nachts bei künstlicher Beleuchtung nimmt die Qualität der Fotos hingegen stark ab. Sie sind nur oberflächlich scharf; in der Tiefe gehen Details in einem Pixel-Wirrwarr verloren. Unbrauchbar ist darüber hinaus der digitale Zoom, der Motive achtfach heranholt. Erkennbar sind sie danach aber nicht mehr.
Die Selfiekamera löst mit 20 Megapixeln und einer f/2.2-Blende auf. Für Videotelefonate reicht sie aus. Selfiefans sollten hingegen auf die Hauptkamera zurückgreifen, denn die Farben fallen vergleichsweise blass aus. Videos nimmt das Razr 5G in 4K-Qualität auf.
Fazit zum Motorola Razr 5G
Das Motorola Razr 5G muss unter zwei Prämissen betrachtet werden: der des Klapp-Konzepts und der des Preises. Das Konzept und das Aufgreifen der altbekannten Razr-Serie sind gekonnt. Man lässt die alte Linie neu aufleben und koppelt sie an moderne Entwicklungen. Das Smartphone ist ein treuer Alltagsbegleiter und bietet alles, was ein Smartphone bieten muss.
Doch Motorola schafft es nicht, das Konzept erfolgreich umzusetzen. Man setzt auf Technik, die nicht mehr taufrisch ist – wie beispielsweise der Prozessor, der
USB-Anschluss oder auch die fehlende Speichererweiterung. Vermutlich, um den ohnehin schon teuren Preis von rund 1.500 Euro nicht noch mehr in die Höhe zu treiben.
Die Kosten-Nutzen-Rechnung geht hier vor allem zulasten der Käufer, die viele Abstriche machen müssen. Der Kauf müsste dann fast ausschließlich aufgrund des Klappmechanismus erfolgen, da dies der fast einzige Mehrwert ist, den das Motorola Razr 5G gegenüber anderen Highend-Smartphones bietet. Im Vergleich zur Klapp-Konkurrenz kann sich Motorola letztlich ebenfalls nicht abheben, sondern bietet maximal die Gleichen Kompromisse.
Pros des Motorola Razr 5G
- Starke Scharniere und gute Verarbeitung
- Solide Leistung
- Innovatives, faltbares Gehäuse
- Mini-Display mit praktischen Funktionen
Cons des Motorola Razr 5G
- Hoher Preis
- Schlechter Akku
- Teils veraltete Technik
- Durchschnittliche Kamera
- Keine Speichererweiterung und IP-Zertifizierung