Motorola One Vision im Test: Das faire Franchise-Phone

8 Minuten
Solide Mittelklasse oder verlorener Einsteiger für 300 Euro? Was das Motorola One Vision ausmacht, welche Stärken und Schwächen es hat und wer es sich kaufen soll, verrät der Testbericht.
Motorola One Vision mit Verpackung
Mit Vision und Weitblick startet Motorola in das zweite Abenteuer seines Motorola One. Starke Worte, die aber vor allem auf Form und Bezeichnung zurückzuführen sind. Der zweite Spross der 2018 eingeführten Reihe hört auf den Namen Motorola One Vision und zeichnet sich insbesondere durch ein langgezogenes 21:9-Display aus. Außerdem ist das Gerät gewissermaßen ein Samsung-Phone im Moto-Gewand. So kommt unter anderem der Prozessor – kein Qualcomm, sondern ein Exynos 9609 – von Samsung zum Einsatz. Auch beim Design und insbesondere bei der In-Display-Frontkamera werden Erinnerungen an die Galaxy-S10-Serie wach. Bei der Software hat Motorola ebenso die Füße ziemlich still gehalten: Hier vertraut man ganz und gar auf Google. Mit Android One soll es langfristige Sicherheits-Updates und stetige Aktualisierungen geben – ohne viel eigenes Zutun. Das Ganze bietet Motorola für 299 Euro an. Wie gut ist das Smartphone aber wirklich? Das Fazit zuerst
„Das Motorola One Vision ist ein günstiges Smartphone mit starker Kamera - aber ohne klare Vision“ Kurzfazit zum Motorola One Vision

So gut ist das Motorola One Vision – auf dem Papier

Für rund 300 Euro kann man keine große Flaggschiff-Kunst erwarten. Ein Blick auf das Datenblatt lässt immerhin einige Hoffnungen aufkeimen, dass zumindest der eine oder andere Ausflug in die bessere Mittelklasse gelingt. [iim_short_datasheet manufacturer_post_id="5764" product_post_id="436058" template="general" affiliate="all"] Auf dem Papier fährt das Motorola One Vision folgende Wertungen ein:
  • Design/Lieferumfang: 4 von 5 Sternen
  • Display: 3 von 5 Sternen
  • Ausstattung/Leistung: 3 von 5 Sternen
  • Kamera: 3,5 von 5 Sternen
  • Software: 4,5 von 5 Sternen
  • Akku: 3 von 5 Sternen
Gesamtbewertung: 3,5 von 5  Sternen

Benchmark- und Akkutest

Teil der harten Bewertung des Motorola One Vision sind Benchmark- und Akkutests. So lässt sich das Smartphone einordnen:
ModellBenchmark-Wert
AnTuTu
Benchmark-Wert
Geekbench
Akkutest GFX-Bench
(Displaytime-Minuten, hochgerechnet)
Motorola One Vision145.185Multi-Core: 5.374
Single-Core: 1.607
256,6
Samsung Galaxy S10322.666Multi-Core: 10.437
Single-Core: 4.524
285,3
Google Pixel 3a158.175Multi-Core: 5.182
Single-Core: 1.639
348,3
Referenz-Modelle
OnePlus 7 Pro373.849Multi-Core: 10.929
Single-Core: 3.428
258,5
Motorla Moto G7 Power258.397Multi-Core: 4.460
Single-Core: 1.242
423,5

So gut ist die Kamera des Motorola One Vision

Motorola schickt das One Vision mit einer Dual-Kamera ins Rennen. Garniert mit dem Hinweis, dass 48 Megapixel drinstecken, findet sich auf der Verpackung aber auch die Erklärung, dass immer vier Pixel zusammengezogen werden. Sprich: Auch wenn der Sensor technisch 48 Megapixel bietet, das Foto ist maximal 12 Megapixel groß – und das ist dennoch ausreichend.
  • Hauptkamera
    • 1. Objektiv: 48 Megapixel, f/1.7-Blende, 1,6 µm Quad-Pixel, OIS
    • 2. Objektiv: 5 Megapixel
  • Frontkamera: 25 Megapixel, f/2.0-Blende, 0,9µm Quad-Pixel

Überzeugender Nachtsicht-Modus

Fotoprofis wissen ohnehin, dass Bildgrößen in Megapixel erst in zweiter oder dritter Instanz wichtig für das endgültige Foto sind. Tatsächlich ist die zweite Kamera auch eher Beiwerk, mit dem keine eigenen Fotos gemacht werden. Der 5-Megapixel-Sensor ist aber ein unerlässlicher Helfer für Spielereien und Features, mit denen die Software im Hintergrund optimale Bilder schießt. Und Beispiele gibt es hierfür genug: Der Nachtsichtmodus ist ein Feature, bei dem die Software aus den Ergebnissen der Haupt- und Sekundärkamera mit längerer Belichtungszeit trotzdem ein scharfes Bild erstellt. Die Ergebnisse haben schon fast Flaggschiffniveau und sind ohne Zweifel ein Pluspunkt für das Motorola One Vision.
Nachtsichtmodus des Motorola OneVision
Der Nachtsicht-Modus holt noch einmal einiges aus den Fotos raus.
Außerdem gibt es eine Freistell-Option. Hier kommt eine Aufnahmefunktion zum Einsatz, die ein Gesicht als Porträt scannt und über längere Zeit den Hintergrund ausradiert. Im Editor wird das fotografierte Gesicht dann vor einen beliebigen neuen Hintergrund gepackt. Nette Spielerei, die etwa für Einladungskarten oder Urlaub-Fakes unter Freunden genutzt werden kann – aber natürlich nicht auf dem Niveau professioneller Bildbearbeitung liegt. Mal wird zu viel und mal zu wenig Entscheidendes aus dem Bild herausgelöscht. Schade dabei: Den Modus "Freistellung" gibt es nicht für die Frontkamera.

Beim Zoom auf der Strecke

Bleiben noch normale Fotos: Grundsätzlich ist es beim heutigen Stand der Technik kein Problem mehr, wunderbare Fotos bei gutem Licht zu schießen. Die große Offenblende von f/1.7 und der Sensor machen das auch beim Motorola One Vision möglich. Ob Makro- oder Objektfotografie, hier gibt es wenig zu meckern. Schwierig wird’s beim Zoom oder in der Totalen: Da die Dual-Kamera-Funktion weder optische Vergrößerung noch Weitwinkel-Spezialisierung hat, zeigen sich hier merkliche Schwächen. Insbesondere der digitale Zoom ist nur bedingt brauchbar. → Ist das die Zukunft der Fotografie?

Software: Hier kann das Motorola One Vision punkten

Das Smartphone kann insbesondere durch die Software überzeugen. Aufgespielt ist mit Android 9.0 Pie die aktuellste Version in ihrer (fast) reinsten Form. Android One ist das Zauberwort. Den Moto-Anstrich bekommt die Benutzeroberfläche zum Beispiel von der Moto-App, die ein paar Gestensteuerungs-Elemente (Drei-Finger-Screenshot) bereithält, sonst aber wenig Eindrucksvolles zu bieten hat. Grundsätzlich ist aber das Versprechen, das die Software mit sich bringt, Kaufargument genug. Außerhalb von Android-One-Geräten findet man selten Mittelklasse-Smartphones, die lange und beständig mit Updates versorgt werden. Wer von einer älteren Android-Version auf das Motorola One Vision umsteigt, der wird zunächst einige Anpassungsschwierigkeiten haben. Die Navigationsbuttons funktionieren jetzt zum Beispiel durch Wischen. Mit ein wenig Geduld erlernt man die neue Android-Steuerung oder man passt sie durch die vielfältigen Einstellungsebenen an. Auch hier zu finden: Digital Wellbeing. Der digitale Wachhund zeichnet auf, wie lange du dein Handy benutzt. Ein nützliches Feature, um die Selbstkontrolle zu bewahren oder die Kids nicht zu lange am Handy daddeln zu lassen. Seit Android 9 ist die Option Standard bei Android. Hersteller wie Samsung greifen aber zum Beispiel nicht in jedem Android-Pie-Modell darauf zurück.

Design, Display und Co. – das Franchise-Phone

Anders und doch irgendwie bekannt. Beim One Vision bedient sich der Hersteller zahlreicher Features der Konkurrenz. Der Samsung-Prozessor wurde bereits thematisiert. Allerdings springt Motorola auch auf den Trend der In-Display-Frontcam auf und bildet alle Inhalte auf einem 21:9-Panel ab. Es scheint fast, als sei irgendwo in der Entwicklung das Geld ausgegangen, denn wirklich konsequent und stimmig ist außer dem Prozessor wenig. Die Frontcam ist deutlich größer eingelassen als beim Infinity-O-Display von Samsung. Die Folge: Die Balken, die die Frontkamera bei der App-Nutzung nach oben drängen, sind deutlich zu dick. Das lange Display hat dadurch nicht den Entfaltungs-Platz, den es zum Beispiel beim Sony Xperia 1 hat. Der Mehrwert ist überschaubar.
Galaxy S10e und Motorola One Vision Frontkamera
Das Galaxy S10e (l.) hat ein wesentlich kleineres Kamera-Loch als das One Vision.
Als Kaufargument taugt die Darstellung also nicht und ein Balken- oder Notch-geprägtes Display im 18:9-Format hätte es ebenso getan. Insgesamt ist das Motorola One Vision wie ein Hybrid aus Galaxy S10e und Sony Xperia 10 – ohne an die Alleinstellungsmerkmale beider Konkurrenten heranzukommen. Chance verpasst, Motorola.

Fazit zum Motorola OneVision

In der beliebten Klasse um die 300 Euro muss man hervorstechen und offensiv um die Gunst möglicher Kunden werben. Das Motorola One Vision schafft das in Teilen. Die Kamera überzeugt, bei der Software bleibt ebenso nichts liegen. Beim Thema Extravaganz bleibt ein Fragezeichen. Gut ist das Gegenteil von Gut gemeint, möchte man sagen, wenn man das One Vision herunterbricht. Legt man die Verweise auf das Google Pixel 3 (Kamera und Software), das Galaxy S10e (Design und Samsung-Prozessor) und die Sony Xperias 1 und 10 (21:9-Display) zusammen, trifft das geflügelte Wort "von allem nur das Beste" leider nicht ins Schwarze. Angesichts des Preises von angemessenen 300 Euro rückt sich das Motorola One Vision aber wieder selbst ins rechte Licht. Es ist das ideale Smartphone für Einsteiger, die mit ihrem Smartphone tolle Fotos machen wollen - oder auch ein guter Kandidat für das “erste richtige Smartphone” für Teenager. Motorola One Vision TestsiegelGesamtbewertung: 3,5 von 5 Sternen (~70 Prozent) Abzüge bei Design und Funktionalität, satte Pluspunkte für die Kamera – das hebt sich auf und somit bleibt das Ergebnis aus der harten Bewertung stehen. Pro Motorola One Vision
  • Beste Low-Light-Kamera in der Mittelklasse (bis 7/2019)
  • Android One
  • Fairer Preis
Contra Motorola One Vision
  • Nicht wasserdicht
  • Franchise ohne Vision

Preise und Alternativen

Das Motorola One Vision ordnet sich in der 300-Euro-Klasse ein und ist dort gut aufgehoben. Mit 299 Euro Einführungspreis ergibt es wenig Sinn, das Handy mit Vertrag zu kaufen – außer es gibt Top-Angebote mit monatlicher Grundgebühr von 10 bis 15 Euro. Hier muss der Tarif den Ausschlag geben. Alternativen zum One Vision gibt es aber fast wie Sand am Meer und von verschiedenen Herstellern. Die prominentesten Beispiele sind wohl das Samsung Galaxy A50 oder das Huawei P30 Lite. → Motorola One Vision, Galaxy A50 und Huawei P30 Lite im Vergleich Vor allem die Preisentwicklung wird zeigen, wann welches Handy das bessere ist. Ein weiterer Kandidat ist das Google Pixel 3a, das gerade bei Software und Kamera sehr verwandt mit dem Motorola One Vision - aber auch etwas teurer ist.

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