Motorola Edge im Test: Bringt dieses Smartphone den Erfolg zurück?

8 Minuten
Es glänzt, liegt schwer in der Hand, hat eine Triple-Kamera und abgerundete Display-Kanten. Nein, dabei handelt es sich nicht um ein Samsung-Flaggschiff, sondern um ein Motorola-Smartphone. Der Hersteller ist mit dem Motorola Edge zurück im Spiel. Doch Aussehen allein reicht nicht. Was steckt im neuen Flaggschiff?
Motorola Edge im Test
Bei Motorola stehen die Zeichen auf Angriff: Der Hersteller hievt sich mit den neuen Flaggschiff-Modellen Edge und Edge Plus zurück auf den Bildschirm der Konkurrenz. Schickes Design, ein Display das an den Rändern gebogen ist, 5G-Fähigkeit und eine Triple-Kamera – und das zu einem vergleichsweise günstigen Preis von knapp 600 Euro. Stichwort Preis: Er ist der Knackpunkt, durch den auch Verbraucher wieder auf Motorola aufmerksam werden. Doch was bekommt man für 600 Euro? Ein verkapptes Mittelklasse-Smartphone in der Oberklasse oder feines Spitzenmodell in günstigen Gefilden? Der Test deckt auf, wodurch sich das Motorola Edge auszeichnet.

Motorola Edge: Diese Technik steckt drin

Ja, es gibt nicht nur das Motorola Edge, sondern auch eine Plus-Version. Wie der Name schon verlautbart, ist dieses Modell besser ausgestattet und in der Oberklasse einzuordnen. Bislang hat das Motorola Edge Plus den deutschen Markt noch nicht erreicht – das könnte sich möglicherweise künftig noch ändern. Doch trotz der abgespeckten Technik, die das Motorola Edge im Vergleich zu seinem Schwestermodell besitzt, muss es sich nicht verstecken. Bemerkbar macht sich die Mittelklasse im Vergleich zum Motorola Edge Plus vor allem durch den eingebauten Prozessor: Anstelle des Highend-Chips Snapdragon 865 kommt der Snapdragon 765 von Qualcomm zum Einsatz. Ein Ende 2019 vorgestellter Octa-Core-Prozessor, der nicht nur auf eine Taktrate von maximal 2,3 GHz kommt, sondern auch 5G und bessere Kamerabilder ermöglicht. Die Fähigkeiten des Snapdragon 756 haben wir in diesem Artikel zusammengetragen. [iim_short_datasheet manufacturer_post_id="5764" product_post_id="505767" template="general" affiliate="all"] Hinzu kommt ein 6,7 Zoll großes OLED-Display mit 1.080 x 2.340 Pixeln Auflösung. Der Arbeitsspeicher ist mit 6 GB Kapazität großzügig bemessen; das interne Datendepot mit 128 GB nicht weniger. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der interne Speicher mittels Micro-SD-Karte um bis zu 1 TB erweitert werden kann. Heraus sticht auch, dass Motorola entgegen dem Trend einen Klinkenanschluss für kabelgebundene Kopfhörer verbaut – ein rares Feature in der gehobenen Klasse. Hinzu kommen Stereo-Lautsprecher, zwei Mikrofone, Hybrid-Dual-SIM sowie die GPS-Alternativen GLONASS und Galileo. USB-Typ-C und Bluetooth 5.1 sind ebenfalls mit an Bord.

Knackpunkt Akku

Der Knackpunkt bildet allerdings der 4.500 mAh große Akku: Gibt Motorola für das Edge eine Akkulaufzeit von bis zu 2 Tagen an, ist der theoretische Wert eher mickrig. Der Benchmark GFX Bench ermittelt eine Laufzeit von knapp 400 Minuten. Damit ist das Motorola Edge etwa auf Augenhöhe des OnePlus 8 Pro – das allerdings in der Smartphone-Liste mit der besten Akkulaufzeit am Ende eben jener steht. Auf kabelloses Laden muss ebenfalls verzichtet werden; stattdessen legt Motorola aber eine 18-Watt-Schnellladefunktion bei. Praktisch schlägt sich das Motorola Edge jedoch durchschnittlich gut: Nach zwei Tagen, in denen das Gerät für gelegentliches Surfen, Fotos schießen und andere Apps genutzt wurde, sowie nach vielen Stunden im Standby-Modus bietet es immer noch 65 Prozent Akku.

Die reine Hardware-Bewertung im Einzelnen:

  • Gehäuse: 3,5 von 5 Sternen
  • Display: 4 von 5 Sternen
  • Ausstattung: 3,5 von 5 Sternen
  • Kamera: 4 von 5 Sternen
  • Software: 5 von 5 Sternen
  • Akku: 4 von 5 Sternen
Gesamtwertung: 4 von 5 Sternen

Motorola Edge im Test: Das sind die Stärken des Flaggschiffs

Gutes Auge für Design und Display

Motorola hat meistens Smartphones im Gepäck, die einem für den Hersteller typischen Design folgen. Das Moto G8 Plus näherte sich optisch bereits an die Konkurrenz an, das Motorola Edge tritt in seine Fußstapfen. Das Smartphone nennt ein rundum gläsernes Gehäuse sein Eigen, das von einem minimalen Metallrahmen zusammengehalten wird. Durch das Glas ist das Motorola Edge allerdings sehr rutschig – sowohl in der Hand als auch auf Möbelstücken. Edel mutet zudem das Logo auf der Rückseite an, das unter dem Glas eingraviert ist. Das gebogene Display erinnert indes an das Galaxy S7 Edge von Samsung – auch aufgrund seines vergleichsweise breiten Gehäuses.
Man bekommt somit ein schickes Smartphone mit abgerundetem OLED-Edge-Display zur Hand, das von einer Gorilla-Glass-Schicht geschützt wird. Die Display-Diagonale von 6,7 Zoll ist ohnehin schon groß, durch das Edge-Format erscheinen Inhalte aber nochmal eine Spur größer. Die Auflösung liegt bei Full-HD+-Qualität und einer Pixeldichte von rund 400 ppi – trotz der Bildschirmgröße. Das wird auch beim Anschauen von Videos und Fotos deutlich, die Inhalte sind farbintensiv und scharf. Die Einstellungen für das Display belaufen sich auf die klassischen Android-Optionen: Ein Blaulichtfilter, der Dark Mode, individuelle Farbgebung und ein Vorschau-Display sind mit an Bord. Extra für das Edge-Display kannst du außerdem einstellen, dass auch andere Apps den gesamten Bildschirm ausnutzen und nicht innerhalb der Standardmaße bleiben. Eingehende Nachrichten werden durch visuelle Effekte am gebogenen Rand angezeigt. Du hast außerdem die Chance, dich zwischen verschiedenen Bildwiederholfrequenzen zu entscheiden: Motorola stellt 60 und 90 Hz zur Verfügung.

Software und Multimedia

Wenn Motorola sich mit einer Sache von der Konkurrenz abheben kann, ist es in puncto Software. Der Hersteller installiert auf jedem seiner Smartphones die „Moto Actions“-App vor, in der es allerlei zu entdecken gibt. Und das hauseigene Angebot ergänzen Android 10 wirklich sinnvoll. Um den Bogen zum Display zu schlagen: Hier kannst du smarte Ergänzungen zu dem Panel einstellen, die vor allem das Edge-Feature betonen. Lädst du das Smartphone auf, bekommst eine Nachricht oder einen Anruf, leuchten die gebogenen Display-Kanten auf. Selbst wenn das Handy auf dem Bildschirm liegt, siehst du dann direkt die Benachrichtigung. Darüber hinaus kannst du mit Moto Actions vor allem smarte Gesten vornehmen, die dir die Handhabung des Motorola Edge erleichtern. Dazu zählt beispielsweise, dass das Gerät aktiviert wird, sobald du es ansiehst. Auch Randberührungen als Schnellzugriff auf Apps, die “schnelle Taschenlampe” oder Moto Gametime gehören dazu. Ist letzteres aktiviert, kannst du dich beim Spielen ganz auf das Spiel an sich konzentrieren. Das Smartphone zeigt dir dann nur noch ein ausgewähltes Toolkit für wenige Apps und Ähnliches an. Übrigens: Bloatware findet sich auf dem Motorola Edge gar keine. Motorola Edge Moto Actions

Guter Sound für vielerlei Musik-Genres

Lobenswert sind an dieser Stelle auch die Stereo-Lautsprecher: Sie machen einiges her – natürlich immer vor dem Hintergrund, das es sich um Smartphone-Lautsprecher handelt. Im Vergleich zur Konkurrenz – auch zu Highend-Produkten wie dem Samsung Galaxy S20 – bietet das Motorola Edge einen guten Klang. Und das bei sehr basslastiger Musik oder ausgedehnten Gitarrenriffs. Nur wenn man die Lautstärke auf das Maximum aufdreht, wird es ein wenig blechern. Um die Musikwiedergabe an deinen individuellen Geschmack oder an verschiedene Situationen anzupassen, finden sich passende Optionen in den Moto Actions. Du kannst das Motorola Edge entweder automatisch entscheiden lassen oder Film, Musik oder Spiel auswählen. Gibt das Smartphone bei „Musik“ den Ton satt und definiert wieder, erzeugt die Option „Film“ eine Balance zwischen Musik und Dialogen. Im Gaming-Modus wird der Stereo-Sound breiter; auch Dialoge werden bedacht.

Triple-Kamera mit besserer Nachtsicht

Heutzutage muss ein Smartphone eine gute Kamera bieten – egal, in welcher Klasse man sucht. Auch in diesem Punkt merkt man dem Motorola Edge im Vergleich zum Plus-Modell die Mittelklasse an. Konkret verbaut der Hersteller folgendes Kamera-Setup:
  • Hauptsensor: 64 Megapixel, ƒ/1.8, 0,8 µm
  • Makro- und Videoweitwinkel: 16 Megapixel, ƒ/2.2, 1.0 µm
  • Teleobjektiv: 8 Megapixel, ƒ/2.4, 1.12 µm
Hinzu kommt ein Laser-Autofokus-System und ein ToF-Sensor, was in der Mittelklasse meistens nicht geboten wird. Darüber hinaus findet sich ein Dual-LED-Blitz auf der Rückseite, der die Dreifach-Kamera unterstützen soll. Die Frontkamera ist indes in das Display eingebettet und bietet 25 Megapixel sowie eine Blende von f/2.0. Die Pixelgröße beträgt 0.9 µm.

Kamera in der Praxis

Trotz des theoretischen Unterschieds zwischen Plus- und Standard-Modell ist die Kamera des Motorola Edge praktisch sehr solide. Ihre Stärken zeigt sie vor allem bei guten Lichtverhältnissen: Sowohl bei Landschafts- als auch Makroaufnahmen sind die Farben sehr intensiv und vor allem natürlich. Details fängt sie gut und scharf ein. Die Schwäche offenbart sich hingegen im Zoom – und das in direkt zweierlei Hinsicht. Einerseits verpixelt das Motiv, wenn man es mit dem nur zweifachen Zoom heranholt. Andererseits verliert das geschossene Foto ebenso schnell an Detailtiefe, wenn man in das Bild hineinzoomt. Hinzu kommt der launenhafte Autofokus, der vor allem beim Nachtmodus macht, was er will. Stellt man ihn auf einen spezifischen Punkt scharf, verrutscht der Fokus, sobald das Foto geschossen wird. Ähnlich verhält es sich mit der Frontkamera, die am Tag passable Selfies schießt. Nett ist auch, dass Motorola den Nachtmodus ebenfalls für die vorderseitige Kamera zur Verfügung stellt. So ist das Foto in spärlich beleuchteten Räumen letztlich deutlich heller und detailreicher, als bei inaktiver Nachtsicht. Nachteilig ist hier jedoch, dass das Bild recht grobkörnig ausfällt. Motorola Edge Testfotos Nachtmodus Frontkamera

Fazit zum Motorola Edge

Mit dem Motorola Edge gelingt Motorola der „Neueinstieg“ ins Smartphone-Oberklassen-Geschäft. Mit dem Gerät gelangt der Hersteller wieder auf den Radar von Konkurrenz und Kunden. Das Mittelklasse-Flaggschiff vereint einen verhältnismäßig günstigen Preis mit moderner Technik sowie einem gut verarbeiteten Äußeren. Dabei sticht vor allem das erste Edge-Display des Hauses samt guter Auflösung hervor sowie die Software- und Multimedialeistung des Smartphones. Nicht nur das abgerundete Display, sondern auch die von Google vorgegebenen Android-Funktionen werden mit den Moto Actions sinnvoll ergänzt. Zudem ist die Software auf dem neuesten Stand - das ist nicht immer bei Motorola gegeben. Die Triple-Kamera spricht in Teilen zwar die Sprache der Mittelklasse, kann aber dennoch zufriedenstellende Bilder aufnehmen. Kritischer fällt die tendenziell durchschnittliche Akku-Leistung des 4.500 mAh großen Akkus auf, der unter einer ausgiebigen Nutzung ächzt. Schade ist auch, dass Motorola nur eine Hybrid-Dual-SIM-Variante verbaut.Motorola Edge Testsiegel

Pros des Motorola Edge

  • Software-Ergänzung und Multimedia-Ausstattung
  • Tolles Edge-Display
  • Gute Stereo-Lautsprecher

Kontras des Motorola Edge

  • Durchschnittliche Akkuleistung
  • Hybrid-Dual-SIM
  • Keine Kamera, die sich von der Konkurrenz abheben kann

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Schülke

    Motorola.. die unendliche Leidensgeschichte geht wohl weiter.
    Ein Handy für über 1000€ mit folgenden Top-Features:
    Fotos mittelmäßig bis gut, immerhin Spritzwassergeschützt, kein Dual-Sim,
    Das sind ja schon mal Alleinstellungsmerkmale, mit denen man den Top-Marken richtig Angst machen kann. Mit Einstellung der sehr guten Moto-X bzw. Z-Reihe mit dem innovativen Moto Mods hat Motorola bzw. Lenovo gezeigt, das sie nichts in der Spitzenklasse zu suchen haben. Bleibt bitte in der Mittelklasse mit guten Handys wie dem G8 usw. Verzweifelte Versuche wieder oben mit zu spielen – mit dem Razr oder jetzt Edge – bringen nichts, wenn man es nicht richtig macht.

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