Mit dem One wagt ein neues Flaggschiff von HTC den Angriff auf die Krone unter den Android-Smartphones. Die technischen Rahmendaten lesen sich beeindruckend, auch beim Design setzt sich der jüngste Entwurf der Taiwaner deutlich vom Plastik-Look vieler Konkurrenten ab. Ob allerdings auch das Gesamtpaket des knapp 600 Euro teuren Smartphones überzeugen kann und wie nützlich der neue Homescreen BlinkFeed in der Praxis wirklich ist, zeigt der Test auf inside-digital.de.
Der weiße Karton des HTC One mit seinen abgerundeten Ecken und dem ungewohnten Format ist die erste zumindest kleine Überraschung im Test. Was die großformatige Hülle verspricht, wird durch den tatsächlichen Inhalt allerdings nicht wirklich eingelöst. In Inneren finden sich die üblichen Standards, wie sie bei einem Top-Modell auch nicht anders zu erwarten waren. Neben einer gedruckten Kurzanleitung, dem USB-Kabel samt Adapter für die Steckdose und einem Miniwerkzeug zum Öffnen des SIM-Schachts, ist im Lieferumfang noch ein Headset enthalten. Letzteres verfügt über In-Ear-Kopfhörer, wobei insbesondere die Ohrstecker nicht besonders hochwertig wirken. Im Alltagsgebrauch sitzen diese allerdings recht angenehm und auch der Klang kann durchaus überzeugen. Dazu legt HTC noch einige Ersatzohrstecker bei und durch die flachen Kabel und den geraden Klinkenstecker scheint das Headset gut für einen Einsatz als mobiler Audioplayer gerüstet.
Keine Frage: Das Design des HTC One wirkt ausgesprochen wertig. Ein Unibody aus Aluminium mit der damit einhergehenden flachen Bauform, die leicht gebogene Rückseite und die beiden Lautsprecher ober- und unterhalb des Displays ergeben zusammen einen unverkennbaren Look. Auch die Abmessungen von 137,4 x 68,2 x 9,3 mm bei einem Gewicht von 143 Gramm sind noch im handlichen Bereich angesiedelt.
Bedingt durch die Bauform gibt es keine erkennbaren Spaltmaße. Dafür lässt sich die Rückseite aber auch nicht ohne weiteres abnehmen, der Akku ist fest verbaut. Gleichzeitig findet sich an der linken oberen Gehäuseseite nur ein Schacht für eine Micro-SIM, eine Erweiterung des vorhandenen Speicherplatzes mittels Speicherkarten ist beim HTC One nicht vorgesehen. Darüber hinaus zieren die Seiten des Smartphones noch exakt zwei nicht abgedeckte Anschlüsse. Oben ist die 3,5 mm Klinkenbuchse für das Headset angebracht, an der Unterseite der Micro-USB-Port. Etwas umständlich zu bedienen sind die Lautstärkewippe an der rechten Seite und der im Kopfbereich angebrachte Ein/Aus-Schalter. Beide schließen als Zugeständnis an das Design bündig mit dem Gehäuse ab und sind dadurch blind nur sehr umständlich zu erreichen.
Ungewöhnlich ist die Belegung der Sensortasten unterhalb des Displays. Links liegt die Zurück-Taste, rechts geht es zurück zum Homescreen. Mittig gibt es nur das Logo von HTC zu sehen, was mit keiner Funktion versehen ist. Das One verfügt außerdem über eine Status-LED, die rückseitige Kamera ist zudem in das Gehäuse eingelassen, um Kratzer an der Linse zu vermeiden.
Getestet wurde die Sprachqualität des HTC One im Netz von O2. Stimmen werden hier sehr natürlich wiedergegeben, der kräftige Lautsprecher setzt sich dazu auch in lauten Umgebungen durch. Im Gegenzug sorgt die gute Geräuschunterdrückung für eine klare Übertragung der eigenen Stimme. Insgesamt gibt es hier wenige Ansätze für Kritik. Schade ist lediglich, dass HTC keine offiziellen Angaben zum SAR-Wert des One macht.
Bekannt ist dagegen die Kapazität des fest verbauten Akkus. Diesem stehen 2.300 mAh zur Versorgung des HTC One zur Verfügung. Wie lange das Smartphone damit am Stück durchhält, hängt im Wesentlichen vom eigenen Nutzungsverhalten ab. In einem ersten Test haben wir daher bewusst alle Schnittstellen aktiviert, den Energiesparmodus deaktiviert und die Helligkeit des Displays bis zum Anschlag aufgedreht. Im Folgenden zweistündigen Intensivtest haben wir einige Apps über den Play Store eingespielt und das Smartphone zu gleichen Teilen zum Browsen im Web sowie als Audio- und Videoplayer verwendet. Ebenso musste sich das One mehreren Durchgängen verschiedener Benchmark-Tests stellen. Besonders wenn bei letzterem die potente Hardware des Smartphones voll ausgenutzt wird, sinkt die Kapazität des Akkus recht schnell. Bei unserem Test stand die Anzeige nach zwei Stunden bei 60 Prozent.
Im zweiten Durchlauf wurde das HTC One im Alltagstest mit einer durchschnittlichen Nutzung von Messaging, Web und natürlich auch als Telefon genutzt. Zusätzlich waren jetzt der Energiesparmodus und die automatische Justierung der Displayhelligkeit aktiviert, Bluetooth dagegen ausgeschaltet. In diesem Szenario stand die Akkuanzeige nach genau einem Tag bei sehr guten 65 Prozent, nach einer weiteren Nacht im Stand-by waren immer noch 56 Prozent Leistung verfügbar. Auch intensive Nutzer sozialer Netzwerke sollten mit dem HTC One daher gut über zwei Tage ohne Ladevorgang kommen. Der Einsatz als Videoplayer verbraucht pro Stunde circa 10 Prozent Energie.
Bildschirme mit einer Full-HD-Auflösung sind eine der auffälligsten Neuerungen der aktuellen Smartphone-Generation. Hierzu zählt natürlich auch das Display des HTC One mit einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixeln. Im Gegensatz zu einigen Konkurrenzmodellen (5 Zoll) verteilen sich diese allerdings auf einer Diagonale von 4,7 Zoll. Damit bleibt das gesamte Smartphone nicht nur ein Stück handlicher, auch die Pixeldichte steigt auf einen beeindruckenden Wert von 468 PPI. Für das menschliche Auge sind in diesem Bereich schon lange keine einzelnen Pixel mehr auszumachen. Darüber hinaus überzeugt auch die blickwinkelstabile Darstellung in praktisch allen Punkten, lediglich die automatische Regelung der Helligkeit gerät insbesondere im Freien ein Tick zu dunkel.
Eine deutliche Überraschung, allein vom Datenblatt her, ist die im HTC One verbaute Kamera. Diese kommt trotz der Bezeichnung UltraPixel auf eine Auflösung von lediglich knapp vier Megapixeln. HTC will durch den Verzicht auf Pixel und der verwendeten F2.0-Blende mit 28-mm-Objektiv vereinfacht gesagt die mögliche Lichtausbeute für jeden der übrigen verbessern. Die Lichtausbeute ist bei Smartphone-Kameras bisher eines der größten Probleme, von dem auch Topmodelle nicht verschont bleiben.
Im eigenen Versuch löst HTC das Versprechen von UltraPixel dann tatsächlich ein. Die Lichtausbeute ist besonders bei Innenaufnahmen sehr gut, der LED-Blitz kommt dadurch deutlich später zum Einsatz als bei der Konkurrenz. Die Kamera App von HTC startet dazu sehr zügig und auch auf den Autozoom ist zusammen mit weiteren technischen Kniffen (Smart Flash, BSI-Sensor, ImageChip) in der Regel Verlass. Zusätzlich punktet die App mit einer zuschaltbaren Gesichtserkennung, automatischer Lächelaufnahme, Selbstauslöser und Geotagging. Neben der reichlichen Bestückung mit Automatik-Funktionen bietet die Kamera des HTC One diverse Einstellungen zum manuellen Feintuning des Motivs:
Szenen
- Nacht
- HDR
- Panoramaschwenk
- Porträt
- Landschaft
- Gegenlicht
- Text
- Makro
Weißabgleich
- Glühbirne
- Neonlicht
- Tageslicht
- Bewölkt
ISO
- 100
- 200
- 400
- 800
- 1.600
Dazu gibt es noch eine Reihe von Bildfiltern, die das Motiv verfremden oder ihm beispielsweise einen Sepia-Look verpassen. Auch HDR-Aufnahmen sind möglich, wirken in der Praxis aber - wenig überraschend - nicht ganz so gut wie professionelle Aufnahmen mit der Technik wirken. Videos nimmt das HTC One in Full-HD auf. Wie bei Bildern, ist besonders die Lichtausbeute gut und Schwenks sorgen für keine nennenswerten Ruckler. Szenen lassen sich dazu als Zeitlupenvideo oder in Fast HD (60 fps) aufnehmen.
Die zusätzlich verbaute Frontkameraist mit einem Weitwinkelobjektiv ausgestattet und verfügt über eine Auflösung von 2,1 Megapixeln. In jedem Fall ist der Schritt mutig, den HTC mit UltraPixel geht. Die Qualität der Bilder überzeugt auch auf dem Full-HD-Display durchaus, am Ende bleibt es aber bei einer Auflösung von lediglich vier Megapixeln. Die Fotos belegen zwar wenig Platz im internen Speicher, für den späteren Ausdruck im Posterformat eignen sie sich aber weniger. Davon abgesehen zählt die Kamera zu den besseren unter Android.
Wer bislang vor allem das Standard-Layout von Android gewohnt ist, muss sich beim HTC One erst einmal umgewöhnen. Der Hersteller setzt voll auf ein eigenes Bedienkonzept unter dem Namen HTC Sense 5.0; vom ursprünglichen Android 4.1.2 bleibt da, außer den Apps, nicht viel übrig. Eine Neuerung ist dazu, der auf den Namen BlinkFeed getaufte Homescreen. Im oberen Bereich findet sich hier weiterhin eine Uhr in Kombination mit der aktuellen Wettervorhersage, darunter platziert HTC aber keine Apps, sondern eine Auswahl an aktuellen News aus verschiedenen Quellen.
Aus welchen Bereichen sich der persönliche Newsstream via BlinkFeed zusammensetzt, kann über die Einstellungen relativ genau bestimmt werden. Lediglich die Auswahl an Quellen könnte etwas größer sein. Aktuell gibt es Nachrichten von der Deutschen Presse-Agentur, Euronews und dem Stern. Abgerundet wird das Angebot durch einige Themenkanäle wie die Gala für Promi-News oder 11 Freunde für Fußballfans und vordefinierte Kategorien wie „Technik & Wissenschaft“. Als Standard fügt BlinkFeed auch Nachrichten aus Facebook und Twitter dem Feed hinzu, was sich allerdings abstellen lässt. Wer ganz auf BlinkFeed verzichten will, der richtet sich einfach einen der beiden weiteren verfügbaren Homescreens mit den gewohnten Verknüpfungen und Widgets ein und legt diesen in den Optionen als Startseite fest.
Doch auch abseits von BinkFeed bietet HTC Sense einige gute Features. So werden schon auf dem Sperrscreen die Verknüpfungen in der Schnellstart-Leiste angezeigt. Werden die jeweiligen Symbole nach oben gezogen, wechselt das HTC One aus dem Sperrbildschirm direkt zu den Kontakten, in den Messenger, den Browser oder zur Kamera. Apps können alphabetisch, nach dem Datum der Installation oder komplett frei angeordnet werden. Diverse Apps sind dazu in Gruppen wie „Medien“ zusammengefasst. Ein Tipper darauf öffnet jeweils das Menü mit den zugeordneten Apps wie Musik und YouTube.
Neben diesen kleinen Hilfen bedient sich auch der Rest von HTC Sense angenehm und vor allem schnell. Mit Android selbst hat die potente Hardware überhaupt keine Probleme, alles startet ohne Verzögerung, Eingaben gehen über die gute Tastatur leicht von der Hand. Die gefühlt flüssige Bedienungen bestätigt sich dann auch in den Benchmarks. AnTuTu zeigte hier bei schwankenden Ergebnissen einen Spitzenwert von 24.597 Punkten. Über die gesamte Messtrecke ergibt sich ein immer noch überragender Durchschnittswert von 22.127 Punkten, unter Quadrant stehen im Schnitt 12.030 Punkte auf der Anzeige. Vom Einschalten des HTC One bis zur Eingabe des PINs vergehen gerade einmal zehn Sekunden.
Bei der Bestückung mit Schnittstellen bewegt sich das HTC One auf der Höhe der Zeit. HSUPA/HSPA+ sind ebenso selbstverständlich an Bord wie LTE, NFC, Bluetooth 4.0, WLAN nach 802.11 a/ac/b/g/n, MHL und DLNA. In den Ein/Aus-Schalter ist außerdem ein Infrarot-Sender integriert, mit dem sich unter anderem Fernseher steuern lassen. HTC bezeichnet dies im Verbund mit der passenden App als Sense TV.
Unter der Haube verrichtet beim HTC One eine Quad-Core-CPU ihre Arbeit, wobei jeder einzelne der vier Kerne mit 1,7 GHz getaktet ist (Qualcomm APQ8064T). In grafisch aufwendigen Programmen und Spielen wird sie von einer Adreno 320 GPU unterstützt. Zusammen mit den verfügbaren zwei Gigabyte RAM wirkt das HTC One für aktuelle Anwendungen schon fast überdimensioniert und bringt alle Inhalte problemlos und schnell auf den Bildschirm. Im Alltagsbetrieb wurde das One beim aufwendig gestalteten Zombie-Shooter Dead Trigger nur leicht warm, unangenehm wurde es erst, als der AnTuTu Benchmark die Hardware bis an ihre Leistungsgrenze gebracht hat.
Abgerundet wird die Hardware des HTC One schließlich durch 32 Gigabyte internen Speicher, wovon allerdings lediglich 25 für Apps und eigene Dateien zur freien Verfügung stehen. Obwohl technisch durchaus machbar, hat HTC beim Smartphone auf einen separaten Schacht für eine optionale Speicherkarte verzichtet. Komplette Staffeln der Lieblingsserie wird man also eher nicht auf dem Gerät transportieren. Dafür gelingt der Austausch von Songs und Videos unter Windows bequem direkt über den Datei-Browser, da sich das One beim Betriebssystem als Wechseldatenträger meldet.
HTC liefert das One mit einer ganzen Reihe nützlicher Apps aus. Der erste Blick fällt dabei auf den Browser. Dieser bringt bei guter Netzanbindung die Startseite von inside-digital.de innerhalb von 13 Sekunden auf das Display, via WLAN sind es sogar nur acht Sekunden. Im SunSpider Benchmark liefert er im Schnitt Ergebnisse von knapp über 1.000 ms, ebenfalls kein schlechter Wert.
Mit seinen zwei nach vorne gerichteten Lautsprechern und der Klangverbesserung Beats Audio bietet sich HTC One natürlich ganz klar als mobiler Mediaplayer an. Im Test überzeugte sowohl der Stereo-Klang als auch die Leistung des integrierten Verstärkers (HTC BoomSound). Allerdings müssen sich Musikfreunde auf die automatischen Verbesserungen des eher basslastigen Beats Audio verlassen, einen Equalizer oder Soundprofile gibt es nicht. Dafür holt sich die Software Albencover und sogar Songtexte aus einer Webdatenbank; auch an ein Radio hat HTC gedacht.
Eine Eigenentwicklung von HTC ist zudem Zoe. Hierbei wird bei einem Foto etwa drei Sekunden um den Schnappschuss herum zusätzlich ein Video aufgenommen. Diese lassen sich in einem Editor später zu kleinen Filmen kombinieren, was deutlich dynamischer wirkt als ein simpler Einzelbild-Vortrag am TV. Die Miniclips lassen sich auch in der Bildbearbeitung einsetzen. So erkennt die Software des One automatisch die Gesichter eines Gruppenfotos. Aus dem drei Sekunden langen Clip kann dann jeweils der Moment mit vorteilhaftesten Gesichtsausdrucks für jede einzelne Person ausgewählt werden, die dann zu einem neuen Bild zusammengesetzt werden.
Letztendlich hat das HTC wohl für die meisten Anwenderwünsche die passende App schon mit an Bord. Es gibt einen Sprachrekorder, eine Kindersicherung, Kalender und Notizbücher, ein Backup-Tool und Polaris Office. Zum Speichern der eigenen Dateien bietet HTC in Kooperation mit Dropbox 25 Gigabyte Online-Festplattenplatz. Erwähnenswert ist außerdem die Car-App. Hierbei handelt es sich um ein eigenständiges UI mit besonders großen Bedienelementen für wichtige Apps wie der Navigation mit Google. Im Verbund mit den guten Lautsprechern und der ausreichenden Laufzeit wird auf dem HTC One ein ganz brauchbares Navi.
Spiel, Satz und Sieg - das HTC One ist eine deutliche Kampfansage an die Konkurrenz und der Benchmark, an dem sich die kommenden Smartphones der Konkurrenz messen lassen müssen. Design, Software und Technik bilden gemeinsam ein starkes Gesamtpaket ohne große Schwächen. Auch der Akku hielt in unserem Test vergleichsweise lange durch. Leichte Punktabzüge gibt es lediglich für die geringe Auflösung der UltraPixel-Kamera, den nicht erweiterbaren Speicher und die Wärmeentwicklung bei leistungsintensiven Anwendungen. Wer darüber hinwegsehen und sich mit HTC Sense 5.0 anfreunden kann, erhält für sein Geld ein sehr schnelles und hochwertig verarbeitetes Smartphone.
Pro
- Design
- Leistung
- Lichtausbeute der Kamera
Contra
- Fest verbauter Akku
- Speicher nicht erweiterbar
- Geringe Auflösung der Kamera