Ruinöser Wettbewerb: E-Scooter-Anbieter kapituliert vor der Konkurrenz

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Es gibt in Deutschland einige Anbieter, die E-Scooter zum Ausleihen anbieten. Einer dieser Anbieter, Spin, hat jetzt den Rückzug aus Deutschland verkündet. Und die Gründe lassen aufhorchen. Der Wettbewerb in Deutschland ist offenbar enorm.
E-Scooter von Spin stehen auf der Straße.
Spin hat keine Lust mehr auf Deutschland.Bildquelle: Ford

Was haben die Städte Bonn, Dortmund, Essen und Gelsenkirchen gemeinsam? Namhafte Fußballvereine, richtig – auch wenn der Bonner SC gemeinsam mit Rot-Weiß Essen nur in der vierten Liga kickt. Doch es gibt noch eine weitere Gemeinsamkeit. Unter anderem ist in diesen Städten der E-Scooter-Anbieter Spin aktiv. Zumindest noch. Denn die zum Ford-Konzern gehörenden elektrischen Tretroller werden nicht mehr lange auf deutschen Straßen zu finden sein. Spin-Chef Ben Bear hat in einem offenen Brief das Aus des Angebots in Deutschland verkündet. Und Deutschland ist nicht allein.

Kapitulation vor dem Wettbewerb

Denn auch in einigen Städten in den USA sollen die E-Scooter von Spin ab Februar nicht mehr zur Verfügung stehen. Gleiches gilt für alle Städte in Portugal und voraussichtlich auch Spanien, in denen Spin bisher noch aktiv ist. Der Grund für den Rückzug ist laut Spin-Boss Bear die fehlende Profitabilität. Es sei nicht gelungen, ein tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Mit anderen Worten: Das E-Scooter-Angebot auf Leihbasis fährt in vielen Städten Verluste ein. Und diesen Trend will Bear nun stoppen.

Als Ursache für die fehlende Rentabilität nennt der Manager unter anderem den ruinösen Wettbewerb mit anderen E-Scooter-Verleihern. Es gäbe in vielen Städten häufige Änderungen der Wettbewerbslandschaft, keine Begrenzungen der Flottengrößen und einen harten Preiskampf. So sorgt zum Beispiel in Deutschland der estnische Anbieter Bolt mit Dumping-Preisen für Aufsehen.

Das mache es für Spin schwierig, einen zuverlässigen und qualitativ hochwertigen Service anzubieten. Man wolle sich in Zukunft auf Regionen konzentrieren, in denen Limits hinsichtlich der Flottengröße und der E-Scooter-Anbieter selbst festgelegt sind. „Wir erzielen in Märkten mit begrenzten Anbietern im Vergleich zu offenen Zulassungsmärkten den doppelten Umsatz pro Fahrzeug“, so Bear.

Spin E-Scooter bleiben zunächst nur auf drei Märkten erhalten

Konsequenzen hat der Rückzug von Spin auch für viele Angestellten. Rund ein Viertel aller Spin-Mitarbeiter sei von der gefällten Restrukturierungsentscheidung betroffen und müsse mit einer Kündigung rechnen. Man biete unter anderem Abfindungspakete an. Künftig will Spin seine E-Scooter zunächst nur noch auf limitierten Märkten in den USA, in Kanada und in Großbritannien anbieten.

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4 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Frei

    Erinnert Ihr Euch noch Halden aus Miet-Fahrräder?
    Bei E-Scooter ist es nicht anders zu erwarten…
    Und die kommenden Pedelecs und Motorola könnten ähnlich folgen…

    Interessante Strategie fährt die Firma BOLD, die E-Scooter extrem günstig vermietet, ab fünf Cent / Minute. Bei Aktionen werden auch die fünf Cent unterboten. Zeitweise gab es die für einen Cent / Minute.

    Damit bekommen die möglichst viele potenzielle Kunden dazu, die BOLD-App zu installieren. Und über diese App sollen auch BOLD-Autos angemietet werden: https://bolt.eu/de/drive/
    Richtig Geld wird verdient erst, wenn selbstfahrende Taxis verfügbar werden. Wer die BOLD-App schon installiert hat, der dürfte auch sehr wahrscheinlich selbstfahrende Taxis buchen. Ist ein superschlauer Marketingansatz.
    Andere Mitbewerber (Uber und c/o) verbringen für Marktanteile Milliarden an Risiko-Kapital!

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    • Nutzerbild Frei

      Andere Mitbewerber (Uber und c/o) VERBRENNEN für Marktanteile Milliarden an Risiko-Kapital!
      Im letzten Satz sollte VERBRENNEN statt verbringen stehen

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  2. Nutzerbild Frei

    Die BOLD-App, kann auch für Essensbestellungen mitverwendet werden, ähnlich wie bei Lieferando.
    Weitere Bereiche könnten folgen.
    Eines Tages vielleicht auch, Call-Girl Bestellungen?
    Noch mal: ein superschlauer Marketingansatz!
    BOLD gibt es bisher, in über 300 City.
    https://bolt.eu/en/cities/

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  3. Nutzerbild Frei

    NEU von heute:
    Bolt hat 628 Millionen Euro von Investoren eingesammelt. An der Runde waren Sequoia Capital und Fidelity Management beteiligt. Der estnische Uber-Rivale wird damit mit 7,4 Milliarden Euro bewertet. Der Fahrdienstleister hat zuletzt im August eine Finanzierung über 600 Millionen Euro erhalten und wurde damals mit über vier Milliarden Euro bewertet.
    In das Konzept glauben immer mehr Investoren.
    https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/europ%c3%a4ischer-uber-rivale-bolt-sammelt-erneut-%c3%bcber-600-millionen-euro-ein/ar-AASGrYj?li=BBqfUd5

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