Am 07.01.2025 postete Meta CEO Mark Zuckerberg auf Instagram ein Video, in welchem er die neuen Meta Richtlinien und Veränderungen vorstellt. Betroffen sind die Plattformen Facebook, Instagram und Threads. Er erklärt, dass es – zunächst nur in den USA – keine Fact Checkers mehr gibt, welche den Content analysieren und „aussortieren“. Community Notes ersetzen jetzt die Fact Checkers, sodass Nutzer selbst darüber abstimmen können, ob Aussagen wahr oder falsch sind. Zuckerberg betont, dass es zu viel „Zensur“ gibt und dass dadurch „harmloser“ oder nicht schlimmer Content von den Plattformen genommen wird. Laut seiner Aussagen möchte er nur noch gegen gravierend schlimmen Content, wie Kindesmissbrauch oder Terrorismus vorgehen. Er fordert mehr Meinungsfreiheit und kritisiert die von ihm sogenannte „internationale Zensur“. Das bedeutet auch, dass zahlreiche Hassrede-Richtlinien gekippt wurden.
Synchron geschaltete Änderung
In seinem Video erwähnt er jedoch nicht, dass die Plattform zur gleichen Zeit auch bestimmte Themen entfernt hat. Diese Themen ermöglichen es Benutzern, Farbschemen und Designs ihrer Chats zu ändern. Meta entfernt nur die „Trans“- und „Nichtbinär“-Themen, die in den vergangenen Jahren zur Unterstützung der LGBTQ+-Gemeinschaft eingeführt wurden. Im unten angeführten Bild sind besagte Themen zu sehen. Betrachtet man die Änderungen der Hassrede-Richtlinien in diesem Zusammenhang, bekommt das Ganze einen fürchterlichen Beigeschmack.
Nun ist es möglich, LGBTQ+ Personen in verletzender Weise zu bezeichnen. Theintercept, sowie Platformer liegen interne Materialien von Meta vor, in welchen das Beispiel „Schwule sind Freaks.“ für erlaubte Inhalte definiert wurde. Laut internen Richtlinien, die sowohl The Intercept als auch Platformer vorliegen, informiert Meta die Inhaltsmoderatoren darüber, dass Aussagen wie „Eine Transperson ist kein er oder sie, sondern ein es“ und „Transpersonen gibt es nicht. Sie sind psychisch krank“ jetzt nicht mehr gegen die Regeln verstoßen.
Eine Studie zur Darstellung der Betroffenen
In dieser Hinsicht sollte man das Ergebnis einer Studie des Gallup Instituts (USA) beachten. In dieser Studie befragt das Institut 2023 knapp 12.000 über 18-jährige Amerikaner*innen, ob sie sich als heterosexuell, lesbisch, schwul, bisexuell, transgender oder etwas anderes identifizieren. Aus dieser Studie ergab sich, dass 85,6 Prozent sich als „straight“ oder heterosexuell identifizieren. 7,6 Prozent gaben an, dass sie sich mit einer oder mehreren der LGBTQ+ Gruppen identifizieren. 6,8 Prozent gaben keine Antwort. Das zeigt klar auf, dass diese Regeländerung viele betrifft. 7,6 Prozent von 12.000 Personen sind immerhin 912 Personen, das ist auf keinen Fall eine kleine Anzahl. Wenn man einen weiteren Teil dieser Studie betrachtet, sieht man, dass sich 22,3 Prozent der befragten Personen der Generation Z (1997–2012) der LGBTQ+ Community zuordnen. Und schon ist es eine noch größere Anzahl an Menschen, die von diesen beleidigenden und angreifenden Regelungen betroffen sind. Doch auch abgesehen von diesen Studien fühlen sich noch weitaus mehr Personen von diesen Änderungen betroffen.
Interne und Externe Äußerungen zu den Richtlinien und Änderungen
Aus Berichten von Meta-Mitarbeitern geht hervor, dass seit diesen Veränderungen Entsetzen unter den Mitarbeitern herrscht. Intern scheint totales Chaos ausgebrochen zu sein, laut einem Interview zwischen 404 Media und Mitarbeitern von Meta empfinden viele diese Entscheidung als feindlich und bösartig. Viele ziehen auch den Austritt aus dem Unternehmen in Betracht. Da Meta keine Erklärung für diese Änderungen liefert, betrachten interne Stimmen diese Entscheidung als noch kritischer. Ein Mitarbeiter hat auf der internen Meta-Plattform „Workplace“ einen Post verfasst, in welchem er ironisch schreibt „Ich bin LGBT und mental krank […] nur um euch wissen zu lassen, dass ich eine Auszeit nehmen werde, um meinen Geisteszustand zu kurieren.“ Das beschreibt die Situation recht gut, in die viele Mitarbeiter durch diese Änderungen geraten sind.
Ihr Vorstand verteidigt sich damit, dass die bisherigen Regeln zu „einschränkend“ gewesen wären. Die neuen Richtlinien eröffnen laut einem Mitglied des Policy Teams „neue Möglichkeiten für Gespräche über diese Themen“ und „Gegenrede“, um den Nutzern mehr Freiheit zu lassen. Diese Argumentation trifft logischerweise auf Ablehnung unter den Mitarbeitern, die diese Veränderungen als feindlich und problematisch empfinden.