WhatsApp-Betrug aufgeflogen – war keine Mafia, sondern 19-Jähriger

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Bedarf es eines gut organisierten Verbrechersyndikats, um eine Hochstapelei mit potenziell hunderttausenden Opfern auf die Beine zu stellen? Wie ein aktueller Fall beweist, ist dem keineswegs so. Die angewandte Betrugsmasche gehört dabei zu den am weitesten verbreiteten in Deutschland.
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WhatsApp-Betrug aufgeflogenBildquelle: Amin Moshrefi / Unsplash

Bei WhatsApp handelt es sich um den hierzulande mit Abstand populärsten Messenger. Es gibt kaum eine Person, die diesen nicht auf ihrem Smartphone installiert hat. Kein Wunder also, dass sich Kriminelle neben SMS und Anrufen ausgerechnet diesen Kommunikationskanal ausgesucht haben, um Bürger um ihr Erspartes zu bringen. Entsprechende Fälle bleiben in der Regel unaufgeklärt. Doch dieses Mal scheinen die Ermittlungen des Polizeipräsidiums Oberhausen und der Polizeidirektion Hannover von Erfolg gekrönt gewesen zu sein. Nur führten diese nicht zu einem aus Film und Fernsehen bekannten Verbrechersyndikat. Sondern zu einem 19-Jährigen aus Oberhausen.

Weit verbreiteter WhatsApp-Betrug

Dem 19-jährigen Hauptverdächtigen wird vorgeworfen, den sogenannten „Enkeltrick“ angewandt zu haben. Zu seinen vermeintlichen Opfern gehört auch ein 61-jähriger Mann aus Hannover, der per SMS und WhatsApp von einer Person kontaktiert wurde, die sich für seinen Sohn ausgab. Da der Nachwuchs sich angeblich in einer Notlage befand, überwies der 61-Jährige Geld an den Absender. Als er bemerkte, dass er einem Betrug zum Opfer gefallen ist, erstattete er Anzeige. Die anschließenden Ermittlungen sollen die Beamten laut einer gemeinsamen Pressemeldung der Staatsanwaltschaft Hannover und der Polizei Hannover auf die Spur einer Bande geführt haben. Diese habe sich zur Begehung derartiger Straftaten im sogenannten Phänomenbereich „Messenger-Betrug“ zusammengeschlossen und hätte nachweislich auch andere Geschädigte im gesamten Bundesgebiet um ihr Geld gebracht.

Als Hauptverdächtiger gilt jedoch der bereits erwähnte 19-Jährige. Den Ermittlern gelang es, diesen anhand einer Mobilfunknummer aufzuspüren, von der innerhalb von lediglich zwei Wochen mehr als 100.000 betrügerischer SMS verschickt worden sein sollen. Am 13. Juni vollstreckten die Beamten einen Durchsuchungsbeschluss und sicherten unter anderem das zur Tatausübung benutzte Mobiltelefon sowie rund 2.000 Euro Bargeld. Der 19-Jährige wurde festgenommen und befindet sich nun in Untersuchungshaft.

Enkeltrick – leicht zu durchschauen

Der Enkeltrick richtet sich in erster Linie an ältere Bürger, lässt sich jedoch leicht durchschauen. Kern der Masche ist, dass sich Betrüger für Enkel oder Kinder ausgeben, die von einer neuen Telefonnummer aus schreiben. Diese soll das Opfer zunächst abspeichern. Anschließend folgt die Bitte um Geldtransfer – wobei die dazugehörigen Gründe stark voneinander variieren können.

Wir empfehlen, die Eltern und Großeltern provisorisch über den Enkeltrick aufzuklären und ihnen zu raten, niemals einer neuen und unangekündigten Telefonnummer zu vertrauen. Stadtessen sollen sie versuchen, den Nachwuchs über die alte Rufnummer zu kontaktieren. Insbesondere, wenn das Thema „Geldüberweisungen“ aufkommt.

Selbiges gilt auch für den sogenannten Schock-Anruf – eine abgewandelte Form des Enkeltricks. Dabei werden Eltern und Großeltern im Rahmen eines Anrufs über beispielsweise einen schweren Autounfall mit Todesfolgen informiert, denn der Nachwuchs verursacht haben soll. Es drohe eine Untersuchungshaft, sollte der Angerufene keine Kaution stellen. Besonders gefährlich ist der Schock-Anruf in Kombination mit KI. Denn damit lässt sich auch die Stimme der Sprösslinge bis zu einem gewissen Grad glaubhaft imitieren. Auch hier gilt: keine Überweisungen ohne einen vorherigen Versuch der Kontaktaufnahme zu den Kindern.

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