Für Mercedes-Chef Ola Källenius zählt nur eins: maximaler Profit im Luxus-Segment. Galt es früher auch in der Mittelschicht als en vogue, mit einem Stern auf der Motorhaube über die Straßen zu kreuzen, sind die Automobile aus Stuttgart heutzutage eher etwas für Spitzenverdiener. Und das ist so gewollt. Doch jetzt kommt heraus: Källenius hat sich verkalkuliert, die Luxus-Strategie zahlt sich nicht aus, wie erhofft. Laut Handelsblatt wird jetzt als Konsequenz daraus die Entwicklung einer neuen großen Plattform für E-Autos („MB.EA-Large“) gestoppt.
Mercedes stoppt neue E-Auto-Plattform
Obwohl es sich laut Handelsblatt um eines der wichtigsten Zukunftsprojekte des Dax-Konzerns handele, sei die Entwicklung der neuen Elektroplattform vom Mercedes-Vorstand auf Eis gelegt worden. Ziel war es eigentlich, auf der Plattform ab 2028 die nächste Generation der größten Mercedes-Limousinen und -SUVs anzubieten. Neben der S-Klasse hätten auch die E-Klasse sowie GLS- und GLE-Modelle das entsprechende Upgrade bekommen sollen. Jetzt zieht Mercedes aber die Notbremse, weil die Nachfrage nach luxuriösen E-Autos viel geringer ausfällt als erwartet. Entsprechend fehlen wichtige Skaleneffekte. Laut Wirtschaftszeitung sei intern von überbordenden Kosten die Rede.
Deswegen will Mercedes seine Strategie bei der Entwicklung neuer Luxus-Stromer dahin gehend anpassen, dass besonders teure Elemente wie Produktionsanlagen im Fahrzeugrohbau von der bereits bestehenden Elektro-Architektur EVA2 übernommen werden. So würde man sich die teure Neuentwicklung von Teilen und Maschinen sparen. Mercedes selbst wollte sich auf Anfrage nicht zu den Vorstandsplänen äußern. Eine finale Entscheidung stehe noch aus.
E-Autos verkaufen sich schlecht
Wie schlecht es für Mercedes gegenwärtig beim Vertrieb von Elektroautos läuft, legen aber auch aktuelle Verkaufszahlen nahe. Zwischen Januar und März dieses Jahres sind die Verkäufe vollelektrischer Neuwagen im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres um acht Prozent auf 47.500 Fahrzeuge zurückgegangen. Neun von zehn Mercedes-Neuwagen sind weiter Pkw mit Verbrennungsmotor. Das zeigt: Die Transformation zur E-Mobilität ist zwar nicht gescheitert, aber sie wird länger dauern als gedacht.
An den Plänen, ab 2025 neue elektrisch Kompaktwagen anzubieten und kurz danach auch Bestseller wie den GLC und die C-Klasse auf die neue MB.EA-Medium-Plattform zu stellen, ändert sich derweil nichts.